Als Boycott und Widerstand gegen die Besatzer das Ruhrgebiet einte Von Petra Grünendahl
Hände weg vom Ruhrgebiet: Die Ruhrbesetzung 1923-25 – Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Am 11. Januar 1923 marschierten belgische und französische Besatzungstruppen im Ruhrgebiet ein. Nach Düsseldorf, Duisburg und dem Ruhrorter Hafen 2021 bekamen diese nun das ganze Ruhrgebiet unter ihre Kontrolle, nachdem Deutschland seine Reparationspflichten aus dem Versailler Vertrag nicht erfüllte. Da sich die Ruhrindustrie geweigert hatte, die im Versailler Vertrag vereinbarte Kohle zu lieferern, wollten die Besatzer Druck ausüben: Ein Krieg um Ressourcen. Natürlich stießen sie auch auf Widerstand in der Bevölkerung. Die Eisenbahn boykottierte den Abtransport der konfiszierten Kohle, Anschläge auf die Verkehrswege behinderten und verzögerten die Transporte weiter. Der Alltag der Menschen war geprägt von Verarmung, Hunger und Inflation und Arbeitslosigkeit, aber auch von sozialen und politischen Unruhen. Die Abschottung zum Deutschen Reich, Zollschranken und Lieferengpässe verursachten eine Wirtschaftskrise der Ruhrwirtschaft, die Arbeitslosenzahlen stiegen an. Man verweigerte die Zusammenarbeit mit den Besatzern und führte einen Propagandakrieg. Neben Befehlsverweigerung und passivem Widerstand kam es aber auch immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen. Erst nachdem die Reparationsforderungen auf eine für Deutschland tragbare Grundlage gestellt worden waren, verließen die Besatzungstruppen im Sommer 1925 das Ruhrgebiet.
Hände weg vom Ruhrgebiet: Die Ruhrbesetzung 1923-25 – Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Mit dem Buch „Hände weg vom Ruhrgebiet“ legt der Klartext Verlag ein Katalogbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Ruhr Museum auf. Thema von Ausstelung und Buch ist – so der Untertitel – die Ruhrbesetzung 1923 – 1925. In elf Aufsätzen haben ebenso viele Autoren einzelne Aspekte der Ruhrbesetzung wissenschaftlich, aber dennoch gut lesbar näher beleuchtet und in wichtige historische Zusammenhänge eingeordnet. Über die Ausstellung hinaus vermittelt das Buch umfassend historische Begebenheiten und Hintergründe, die der Leser in interessanten, gut aufbereiteten Texten mit vielen zeitgenössischen Bilddokumenten an die Hand bekommt. Das Buch macht deutlich, wie die Ruhrbesetzung als Teil der Entwicklung und des Scheiterns der Weimarer Republik zu verstehen ist, da sie Revanchismus und Revisionsimus förderte und insbesondere von der rechten Propaganda im Vorfeld der Machtergreifung missbraucht wurde. Der erst 1920 gegründete Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (heute: Regionalverband Ruhr) jedoch erfuhr durch die Besetzung ein stärkeres Zusammenrücken und Identifikation der Menschen mit der Region. Außerdem rückte sie das Ruhrgebiet, wie das rheinisch-westfälische Industrierevier nun genannt wurde, auch national stärker in den Fokus.
Von Besatzern, Widerstand und auch Versöhnung
Hände weg vom Ruhrgebiet: Die Ruhrbesetzung 1923-25 – Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Das Buch „Hände weg vom Ruhrgebiet“ ist das Katalogbuch zur sehenswerten gleichnamigen Ausstellung im Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein (bis 27. August 2023). Herausgeber sind mit Heinrich Theodor Grütter, Ingo Wuttke und Andreas Zolper drei der Autoren. Inhaltlich vertieft es die Ausstellungspräsentation und vermittelt sehr lesenswert fundiertes Hintergrundwissen. Das reich bebilderte 208-seitige Werk (im Format 22 x 29 cm) ist für 24,95 Euro im Museumsshop ebenso wie im lokalen Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-8375-2555-7).
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl
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Der Verlag
Hände weg vom Ruhrgebiet: Die Ruhrbesetzung 1923-25 – Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.
Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern. www.klartext-verlag.de
Positive Standortfaktoren locken Unternehmen und Investoren Von Petra Grünendahl
Stellten heute die neue Studie vor (v.l.): Wulf-Christian Ehrich, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, Dr. Georg Hüthwohl, Geschäftsführer der Albonair GmbH aus Dortmund, und IHK-Referatsleiter Dominik Stute. Foto: Oliver Schaper / IHK zu Dortmund.
„Das Ruhrgebiet als Europas viertgrößte Metropolregion ist im Herzen des Kontinents beheimatet und kann mit einer Einwohnerzahl von gut fünf Millionen Menschen und der hohen Wirtschaftskraft von 172 Milliarden Euro aufwarten. Dazu bietet das Ruhrgebiet zahlreiche Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und hervorragende Verkehrsanbindungen. Diese Faktoren sind starke Pluspunkte im internationalen Wettbewerb“, erklärte Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund und fachpolitischer Sprecher Außenwirtschaft von IHK NRW. Die Zahl der ausländischen Unternehmen im Handelregister stieg im Vergleich zur letzten Publikation 2016 um rund 20 Prozent auf 3.630 – mit über 200.000 Beschäftigten. Spitzenreiter sind die Niederlande mit fast 15 Prozent. Das Vereinigte Königreich rückte mit einer steigenden Zahl von Unternehmensansiedlungen mit 8,6 Prozent im Ruhrgebiet auf Platz 2 vor. An dritter Stelle liegen die USA mit 8 Prozent. Auch in Duisburg sind die Niederländer Spitzenreiter, gefolgt von China (plus 12 Plätze) und den USA. Das Vereinigte Königreich liegt hier (minus 1 Platz) auf Rang 5. Darüber hinaus stieg die Zahl der ausländischen Kleingewerbetreibenden (mit Gewerbeschein) um gute 23 Prozent: Hinter türkischen und polnischen Gewerbetreibenden haben seit der Fluchtwelle von 2015 mit einem stark gestiegenen Anteil Syrer als Selbstständige eine Existenz im Ruhrgebiet gegründet.
Stellvertretend für alle Ruhr-IHKs stellte die IHK zu Dortmund die aktuelle Studie „Ruhrwirtschaft International“ im Pressegespräch vor. Diese nach 2008 und 2016 dritte Untersuchung dieser Art ist im Wesentlichen im Rahmen des Ruhrlageberichts im vergangenen Jahr entstanden, als die IHK Dortmund federführend war. Gesprächspartner waren neben Wulf-Christian Ehrich Dr. Georg Hüthwohl, Geschäftsführer der Albonair GmbH aus Dortmund, und IHK-Referatsleiter Dominik Stute. Trotz Corona-Pandemie, gestörter Lieferketten und trotz (oder vielleicht gerade wegen) Brexit hat sich die Wirtschaft im Ruhrgebiet weiter internationalisiert. Im Ruhrgebiet sind nun mehr als 31.000 ausländische Firmen, Gewerbetreibende und Investoren aus 154 Ländern beheimatet: Gegenüber 2016 ist das ein deutliches Plus von 23 Prozent. Das macht deutlich, dass das Ruhrgebiet im internationalen Wettbewerb mit attraktiven Standortfaktoren punkten kann, aus denen sich Chancen für die Zukunft ergeben. Die insgesamt im Ruhrgebiet doch recht hohen Gewerbesteuersätze jedenfalls waren für kein Abschreckungsgrund. Die Entwicklung spricht eher dafür, dass hier andere Faktoren viel entscheidender waren.
Absatzmarkt, qualifizierte Fachkräfte und gute Erreichbarkeit sprechen für den Standort
Verteilung ausländischer Unternehmen auf die Kammerbezirke. Infografik: IHK zu Dortmund.
„Als die Inder Abgasnormen für Lkw nach europäischem Beispiel einführten, sahen sie sich nach dem nötigen Know-how um. Wir hatten hier im Ruhrgebiet die Ingenieure und das Wissen, Systeme zur Abgasreinigung von Dieselmotoren zu bauen, aber nicht das Kapital zur Unternehmensgründung“, erzählte Dr. Georg Hüthwohl. 2007 gründete er die Albonair GmbH, die seitdem zur indischen Hinduja-Gruppe gehört. Seinen Sitz hat das Unternehmen im Technologiepark Phoenix-West in Dortmund-Hörde. Neben dem Hauptsitz in Dortmund (mit der Produktion für Europa) gibt es weitere Standorte in China und Indien, die für die Märkte vor Ort produzieren. „Das Ruhrgebiet bietet nicht nur durch die vielen Universitäten und Fachhochschulen sehr gute Fachkräfte“, erzählte Hüthwohl, und: „Die Lebenshaltungskosten sind in Dortmund niedriger als in Automotive-Metropolen wie Stuttgart oder München.“
Neben etablierten Firmen und Schwergewichten aus Industrie, Handel und Logistik haben sich auch zahlreiche Unternehmen mit internationalen Beteiligungen hier etabliert: Vom Ruhrgebiet aus lenken sie ihr Europa- und Deutschlandgeschäft. Zu den Standortfaktoren zählen nach Ansicht der Wirtschaftsvertreter die verkehrsgünstige Lage der Metropolregion mit ihrem Absatzmarkt (Industrie wie Endverbraucher) und guter Erreichbarkeit, qualifizierte Arbeitskräfte, die Hochschulen und Forschungsinstitute sowie die weltweite Vernetzung. Vom Brexit hat neben den Niederlanden, Belgien und Frankreich mit ihrer direkten Verbindung auf die Insel auch das Ruhrgebiet profitiert, wenn britische Unternehmen Standorte ins EU-Gebiet verlagert haben.
Das Ruhrgebiet, das seit Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts von einer starken Zuwanderung profitierte, hat sich im Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte stark verändert und zahlreiche innovative Unternehmen angelockt. Neu entwickelt haben sich zukunftsträchtige Cluster und Leitmärkte in den Bereichen GreenTech, Ressourceneffizienz, Cybersecurity sowie Logistik und Gesundheitswesen. Im engen Austausch mit Wissenschaft und Wirtschaft ist überdies ein großes Startup-Ökosystem gewachsen.
Internationale Unternehmen in den IHKs im Ruhrgebiet
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet. Grafik: Ruhr-IHKs.
Auf knapp 30 Seiten bietet die Publikation „Ruhrwirtschaft International – Ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet 2022/23“ der Ruhr-IHKs eine detaillierte Übersicht über die Zahl der ausländischen Firmen und Gewerbetreibenden im ganzen Ruhrgebiet. Spezifische Informationen zu den Besonderheiten der einzelnen IHK-Regionen sowie Interviews mit Unternehmern runden die Gesamtdarstellung ab. Die Publikation „Ruhrwirtschaft International – Ausländische Unternehmen im Ruhrgebiet 2022/23“ mit vielen weitergehenden Informationen findet man hier.
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet haben hier nach 2008 und 2016 zum dritten Mal Ergebnisse für im Handelsregister (HR) eingetragenen Unternehmen und Kleingewerbetreibenden (KGT) publiziert. Als Basis für die HR-eingetragenen ausländischen Firmen dienten Datensätze der Firmen mit direkter Beteiligung und Firmen mit indirekter Beteiligung in der Markus-Datenbank der Creditreform, Neuss, sowie IHK-interne Datenbanken. Folgende Definition für ein ausländisches HR-Unternehmen wurde angewandt: Ein Unternehmen ist ausländisch, wenn die Muttergesellschaft / Konzernmutter nicht in Deutschland ansässig bzw. der (Haupt-)Gesellschafter kein deutscher Staatsangehöriger ist und dieser 50 Prozent oder mehr der Anteile am Unternehmen hält. Das maßgebliche Kriterium bei den Kleingewerbetreibenden war eine eingetragene nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Auch die Unternehmen im hiesigen IHK-Bezirk (Duisburg und Kreis Wesel, der Kreis Kleve gehört nicht zum Ruhrgebiet) sind in der Studie „Ruhrwirtschaft International“ enthalten. Zu den Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet zählen neben der Niederrheinischen IHK Duisburg, Wesel, Kleve zu Duisburg die IHK Mittleres Ruhrgebiet Bochum, die IHK zu Dortmund, die IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen, die Südwestfälische IHK zu Hagen und die IHK Nord Westfalen (mit dem Standort Gelsenkirchen für die Emscher-Lippe-Region).
Forderungskatalog zum A59-Ausbau bekräftigt: Neubau der Berliner Brücke vorziehen Von Petra Grünendahl
Ratssitzung in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
„Dass wir jetzt die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer senken können, ist das Ergebnis unseres bisherigen Sanierungskurses“, sagte Oberbürgermeister Sören Link. Die Erhöhung 2011 sei nötig gewesen, um zusammen mit Kürzungen von Ausgaben die Vorgaben des Stärkungspaketes Stadtfinanzen zu erfüllen. Dank auch der aus dieser Maßnahme geflossenen Finanzhilfen des Landes stünde Duisburg heute wieder gut da, so dass man mit der Steuersenkung etwas an die Duisburger zurück geben könne. Zwar ist die Senkung der Gewerbesteuer um 10 Prozentpunkte auf 845 Prozent und der Grundsteuer von 520 auf 515 Prozent ein kleiner Schritt, aber: „es ist ein erster Schritt.“ Wichtig sei ihm, so Link, dass der städtische Haushalt mit einer schwarzen Null abschließe. Der Steuersenkung stimmte der Rat ebenso einstimmig zu wie dem Forderungskatalog zum Ausbau der A59, das Planfeststellungsverfahren in zwei Teile aufzuteilen, um die Berliner Brücke schnellstmöglich und damit rechtzeitig erneuern zu können. Eine Sperrung der Brücke mit Ablauf der Nutzungsdauer sei eine Katastrophe für Duisburg und seine Bewohner und müsse unbedingt vermieden werden, sagte der Oberbürgermeister. Deswegen sei dieser Abschnitt vorzuziehen, um den fälligen Brückenneubau schnellstmöglich umzusetzen.
Mit 74 Tagesordnungspunkten im öffentlichen Teil war die Sitzung des Rates der Stadt Duisburg übersichtlich. Es folgte – wie üblich – ein nichtöffentlicher Teil. Zügig konnten die Ratsleute die Tagesordnung abarbeiten: Wenig bot Raum für Diskussionen, fast alle Entscheidungen wurden einstimmig gefällt. Themen wie Ausschussbesetzungen, Wirtschaftspläne der städtischen Tochterunternehmen, Zuschüsse für Träger von Kindertageseinrichtungen, Bebauungspläne und deren Aufhebung, Maßnahmen für Schulraumerweiterung sowie das Vorkaufsrecht für zum Verkauf stehende Gebäude standen ebensfalls auf der Tagesordnung. Nach der Zustimmung der vorberatenden Gremien wie Bezirksvertretungen und Fachausschüssen wurden sie ganz überwiegend auch im Stadtrat einstimmig abgesegnet. Einstimmig beschlossen wurde auch die Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Kryvyi Rih, einer 600.000-Einwohner-Metropole in der Eisenerzabbau- und Industrieregion Kryvbas im Südosten der Ukraine.
Konzern Stadt soll klimaneutral werden
Der Rat der Stadt tagt in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Neben der Gründung einer weiteren Gebag-Tochter für Projektentwicklung und dem Beitritt zur regionalen Bildungsinitiative RuhrFutur beschloss der Rat unter anderem auch Gelder für das Teilprojekt Grüner Ring Mitte (im Rahmen der IGA2027), den Neubau der Cölvebrücke und Ausbau der Straße An der Cölve, die Sanierung der Gaterwegbrücke sowie die Sanierung der Regattabahn. Diskussionsbedarf gab es beim Klimaschutzkonzept, das hier nach 2. Lesung auf den Weg gebracht wurde, und beim Klimawandel-Anpassungskonzept (KLIAS). Duisburg wird bis zum Jahr 2035 klimaneutral, allerdings soll die Verwaltung erst einmal darlegen, wie viel Geld und Stellen für die Umsetzung benötigt werden. Das wird die Aufgabe des neuen Beigeordneten sein, der die Anfang März frei werdende Stelle des Beigeordneten Matthias Börger im Dezernat für Umwelt und Klimaschutz, Gesundheit, Verbraucherschutz und Kultur übernimmt. Die Ausschreibung wurde hier auf den Weg gebracht, allerdings wird es Monate dauern, bis die Stelle neu besetzt ist.
Ausgezeichnete Zeichner der aktuellen deutschen Comic-Szene Von Petra Grünendahl
Max-und-Moritz-Preisträger im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Von schlichten Tusche-Zeichnungen in Schwarz-Weiß bis hin zu ausgearbeiteten Farbbildern, von klassischen Comics bis hin zu neuen Bildformen reicht die Bandbreite der gezeigten Comics. Sie zeigen eine Vielfalt an Stilrichtungen ebenso wie an Themen: Manches ist gesellschaftskritisch und ernst, anderes heiter, lustig und mitunter auch ironisch. Zu sehen sind die Zeichnungen nicht nur wie üblich an den Wänden und in Vitrinen, sondern zum Durchblättern auch in zwei Kisten auf dem Boden. Allesamt ausgezeichnet wurden die hier gezeigten Zeichner für ihre Arbeiten mit dem renomierten „Max und Moritz“-Preis 2022: Birgit Weyhe (bester Comic-Künstler), Aisha Franz (bester Comic), Josephine Mark (bester Comic für Kinder), Lina Ehrentraut, Daniela Heller und Jeff Chi (alle drei für bestes Comic-Debüt) sowie Daniela Schreiter (Publikumspreis) und Alexander Braun (Spezialpreis der Jury).
Max-und-Moritz-Preisträger im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Ergänzend zum „Max und Moritz“-Preis der Stadt Erlangen gibt es seit 2014 eine alle zwei Jahre neu kuratierte Wanderausstellung, die nun im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen unter dem Titel „AUSGEZEICHNET!“ zu sehen ist. Die Ausstellung präsentiert die aktuellen deutschsprachigen „Max und Moritz“-Preisträger. Artefakte aus den Ateliers der Comic-Künstler und Fotos der Arbeitsplätze geben einen Einblick in die individuellen Arbeitsweisen und Inspirationswelten; Originalzeichnungen und Skizzen dokumentieren die große Bandbreite der deutschsprachigen Comic-Szene und die Vielfalt der Themen. Geradlinige Schwarz-Weiß-Zeichnungen treffen auf knallbunte Malereien und klassische Comic-Panels begegnen neuen Bildformen. Einmal mehr präsentiert sich die deutsche Comic-Kunst scharfsinnig, am Puls der Zeit und äußerst unterhaltsam.
„Max und Moritz“-Preis
Max-und-Moritz-Preisträger im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Erlangen den „Max und Moritz“-Preis. Diese bedeutendste Auszeichnung für Comic-Künstler im deutschsprachigen Raum im Rahmen des 20. Internationalen Comic-Salon Erlangen vergeben worden. Eine fachkundige Jury, zu der auch die Direktorin der Ludwiggalerie, Dr. Christine Vogt, gehört, hat Preise in insgesamt elf Kategorien ausgelobt – von „Bester Internationaler Comic“ bis zum „Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk“. Ein besonderes Augenmerk gilt bei der Preisverleihung der Kategorie „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“. Die Comic-Autorin und Illustratorin Birgit Weyhe trägt seit der Gala 2022 offiziell diesen Titel. Der „Spezialpreis der Jury“ ging in diesem Jahr an den Kurator des Dortmunder schauraum: comic + cartoon, Alexander Braun, für seine Ausstellungen und herausragenden Publikationen zur 9. Kunst. Kooperationspartner der Wanderausstellung sind das Kulturamt der Stadt Erlangen, die Dr.-Erika-Fuchs-Stiftung und die Schmitz-Lippert-Stiftung im Cöln Comic Haus. Kurator ist Darjush Davar. Die Ausstellung wird gefördert vom Freundeskreis der Ludwiggalerie. Kulturpartner ist WDR 3.
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl
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Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen
Max-und-Moritz-Preisträger im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sonderausstellung „AUSGEZEICHNET!“ im Kleinen Schloss läuft bis zum 11. Juni. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag und am 1. Mai ist jedoch geöffnet. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar. Im Kleinen Schloss ist der Eintritt kostenlos. Der Eintritt im Großen Schloss kostet 8,00 Euro (ermäßigt 4,00 Euro, Familien mit zwei Erwachsenen plus Kindern 12,00 Euro). Außerdem gibt es ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 15,00 Euro.
Max-und-Moritz-Preisträger im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Noch bis zum 7. Mai ist im Großen Schloss der Ludwiggalerie die Ausstellung „BARBARA KLEMM – Schwarz-Weiß ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019“ zu sehen. Öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt. Alle Führungen sind im Museumseintritt inklusive. Details zum Rahmenprogramm zu den Ausstellungen sowie zum museumspädagogischen Angebot gibt es hier. Zusätzlich zu zwei Kuratorenführungen mit Darjush Davar am 5. Februar und 12. März gibt es am 7. Mai eine Direktorinnenführung mit Dr. Christine Vogt (alle jeweils um 16 Uhr).
Adriana Lecouvreur (Liana Aleksanyan) ist eine gefeierte Schauspielerin. Maurizio (Vincenzo Costanzo) überschüttet sie mit Liebesschwüren und auch sie verliebt sich in ihn, ohne zu ahnen, dass sie in der Fürstin von Bouillon (Ramona Zaharia) eine Rivalin hat, der Maurizio ebenfalls leidenschaftlich den Hof gemacht hat. Der Regisseur Michonnet (Anooshah Golesorkhi) ist schon lange in Adriana verliebt, schafft es aber nie, ihr seine Liebe zu gestehen.
Der Fürst von Bouillon (Beniamin Pop) glaubt sich von seiner Geliebten, der Schauspielerin Duclos, betrogen, obwohl er selber schon nach der nächsten Liebschaft sucht. Er will der Duclos mit Hilfe des Abbé von Chazeuil / Maggiordomo (Tae-Hwan Yun) eine Falle stellen, in die aber prompt Maurizio mit der Fürstin tritt. Um Maurizios Willen verhilft Adriana der Fürstin unerkannt zur Flucht, obwohl die Frauen einander als Rivalinnen um Maurizios Liebe ausmachen. Francesco Cileas berühmteste Oper ist geprägt vom Belcanto (schöner Gesang), den Zuschauer hier von allen Akteuren fantastisch dargeboten genießen dürfen: Bis zum bitteren Ende der Titelheldin, die schließlich von ihrer Rivalin vergiftet in den Armen ihres Geliebten stirbt.
Begeistert aufgenommen hat das Publikum die Oper „Adriana Lecouvreur“: Von wiederholtem Szenenapplaus bis zum lang anhaltenden Schlussapplaus belohnten die Zuschauer eine fantastische und rundum gelungene Aufführung im Theater Duisburg. Komponiert hat Italiener Francesco Cilea (1866–1950) seine 1902 in Mailand uraufgeführte Oper zu einem Libretto von Arturo Colautti.
Der Operntext basiert auf dem Schauspiel „Adrienne Lecouvreur“ von Eugène Scribe und Ernest Legouvé. Adrienne Lecouvreur (1692–1730) ist eine historische Person, die zu ihrer Zeit eine der gefeiertsten Schauspielerinnen Frankreichs war. Die Deutsche Oper am Rhein spielt die Produktion des Staatstheaters Mainz in einer Inszenierung von Gianluca Falaschi. Falaschi hat die Oper in die Goldenen Zwanziger nach Hollywood verlegt, was der Regisseur selber stimmig in Bühnenbild und Kostüme umgesetzt hat. Auch musikalisch passt dieser Transfer ungemein, sind doch die klassischen amerikanischen Filmmusiken der Goldenen Ära Hollywoods deutlich an Cileas Stil angelehnt. Gesungen wird in italienischer Sprache, deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung. Die Oper in vier Akten dauert ca. 2 ¾ Stunden (inklusive eine Pause) und ist empfohlen ab 12 Jahren.
Die harmonische bis beschwingtere Komposition greift die Leichtigkeit und Leichtlebigkeit der Stücks auf, in dem nahezu jeder mehr als ein Verhältnis pflegt oder schon die nächste Liebschaft sucht. In Nebenrollen glänzen Romana Noack und Katarzyna Kuncio sowie Shengwu Ou und Matteo Guerzé, unterstützt vom Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Patrick Francis Chestnut. Glänzend aufgelegt präsentieren die Duisburger Philharmoniker die elegante Komposition mit einem Hauch französischer Leichtigkeit unter der musikalischen Leitung von Péter Halász.
Ein kleiner Vorgeschmack:
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Mi | 8. Februar 2023 | 19:30 Uhr,
Di | 7. März 2023 | 19:30 Uhr und
Mi | 29. März 2023 | 19:30 Uhr.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein. www.operamrhein.de
Tickets kosten zwischen 19,00 und 78,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.
Unternehmen im Ruhrgebiet blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft Von Petra Grünendahl
Stellten den Ruhrlagebericht vor (v. l.): Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet, Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, und Matthias Wulfert, stellv. Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. Foto: IHK Mittleres Ruhrgebiet.
„Im Vergleich zum Herbst haben sich die Erwartungen der Unternehmen im Ruhrgebiet deutlich verbessert“, sagte Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Das gelte selbst für den Handel, der schlechtere Zahlen erwartet als Beispielsweise der Dienstleistungssektor oder die Industrie.
Über alle Branchen verteilt haben sich die pessimistischen Erwartungen von 52 Prozent auf 28 Prozent fast halbiert. Der historische Tiefstand scheine damit überwunden, meinte der IHK-Präsdent. Laut der Umfrage bewerten 85 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage branchenübergreifend mit gut bzw. befriedigend. In der letzten Umfrage zum Herbst 2022 waren es noch ca. 82 Prozent und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 84 Prozent der Unternehmen. Die Unternehmen im Ruhrgebiet haben weiterhin mit den teils dramatischen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu kämpfen: Gestörte Lieferketten, gestiegene Energiekosten, hohe Verbraucherpreise. Trotzdem zeige sich die Ruhrwirtschaft zu Jahresbeginn vorsichtig optimistisch, sagte Böhme. Die Phase größter Unsicherheit scheint vorerst überwunden, darauf deutet das Ergebnis des 110. Ruhrlageberichtes hin.
Den Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet für den Jahresbeginn stellte die in diesem Jahr federführende IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum vor, die rund 30.000 Unternehmen in Bochum, Herne, Witten und Hattingen vertritt. Im Pressegespräch standen neben Philipp Böhme Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, und Matthias Wulfert, stellv. Hauptgeschäftsführer der im kommenden Jahr federführenden Niederrheinischen IHK, Rede und Antwort. Vor allem die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich im Vergleich zur letzten Befragung verbessert.
Selbst das Schlusslicht der Herbstbefragung, der Handel, erwartet deutlich bessere Geschäfte. 41 Prozent der Handelsunternehmen rechnen in Zukunft mit schlechteren Zahlen. Im Herbst 2022 waren es noch 61 Prozent der Unternehmen. Als Grund für den Optimismus nannte Böhme: „Staatliche Maßnahmen und volle Gasspeicher.“ Die Wirtschaft habe volle Auftragsbücher und sei bis Jahresende aussgelastet. Viele Unternehmen seien mit einem blauen Auge davon gekommen. „Es ist aber noch nicht klar, wie sich steigende Energiepreise in der künftigen Entwicklung niederschlagen.“
Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen und Fachkräfte sichern
Steigende Energiepreise belasten die Wirtschaft. Infografik: IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Die Entwicklung der Energiepreise bereite weiterhin Sorgen, sagte auch Matthias Wulfert, und: „Die Unternehmen überlegen, wie nachhaltiger werden und Energie sparen können.“ Neben einer höheren Energie-Effizienz steht auch der Umstieg auf andere Energieträger – zum Beispiel Wasserstoff in besonders energie-intensiven Branchen – im Vordergrund. „Wenn es einen positiven Effekt der Krise gibt, dann der, dass immer mehr Unternehmen darüber nachdenken, wie sie nachhaltiger wirtschaften und Energie einsparen können“, sagte Michael Bergmann.
Reaktionen auf hohe Energiepreise. Infografik: IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Eine sichere Energieversorgung sei allerdings nicht die einzige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands – und damit auch des Ruhrgebiets. Die Politik in Bund und Land sei jetzt gefordert, die richtigen Weichen zu stellen, damit der Bürokratieabbau Fahrt aufnehmen könne, um beispielsweise Genehmigungsverfahren zu erleichtern, so Michael Bergmann. Auch müsse mehr getan werden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Dazu zählen vor allem vereinfachte Verfahren bei der Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland und die Anerkennung von Berufsqualifikationen“, sagte Bergmann. „Ansonsten bekommen unsere Unternehmen die volle Härte des demografischen Wandels zu spüren.“ Der IHK-Hauptgeschäftsführer mahnte darüber hinaus einen Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bei der Digitalisierung an: „Unternehmen müssen einfacher und digitaler mit Behörden in Kontakt treten können – und gleichzeitig muss der Austausch von Daten zwischen den Behörden deutlich vereinfacht werden.“
Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet fragen zwei Mal im Jahr (zum Jahresanfang und im Herbst) bei ihren Mitgliedsunternehmen unter anderem danach, wie sie ihre gegenwärtige wirtschaftliche Lage beurteilen, ob sie von Insolvenz bedroht sind und mit welcher Geschäftsentwicklung sie in den kommenden Monaten rechnen. Bei der Umfrage zum Jahresbeginn hatten sich rund 877 Unternehmen mit fast 124.000 Beschäftigten beteiligt. Auch die Unternehmen im hiesigen IHK-Bezirk haben zum Ruhrlagebericht beigetragen. Zu den Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet zählen neben der Niederrheinischen IHK Duisburg, Wesel, Kleve zu Duisburg die IHK Mittleres Ruhrgebiet Bochum, die IHK zu Dortmund, die IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen, die Südwestfälische IHK zu Hagen und die IHK Nord Westfalen (mit dem Standort Gelsenkirchen für die Emscher-Lippe-Region).
Mehr zum 109. Konjunkturbericht der IHKs im Ruhrgebiet findet man hier: www.ihks-im-ruhrgebiet.de. Und hier ist die pdf zum Download.
Fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod widmet das Lehmbruck Museum der britischen Künstlerin Barbara Hepworth (1903–1975) eine große Ausstellung. Ihr Werk steht beispielhaft für die Befreiung der Form durch die Abstraktion. Mit Erfindungsgeist und handwerklicher Meisterschaft arbeitet sie die „freie“ Form aus dem Stein oder Holz heraus. Als Vorkämpferin der modernen Bildhauerei veränderte Hepworth mit den „Löchern“, den „piercings“, in ihren Skulpturen die abstrakte Kunst fundamental und wurde zu einer der führenden britischen Künstlerinnen ihrer Generation und zur ersten Bildhauerin, die internationale Anerkennung fand. Für ein Publikum startet die Ausstellung am 2. April mit dem Familientag im Lehmbruck Museum.
Mona Hatoum Valencia Institute of Modern Art 16 April – 19 September 2021. Foto: Juan García Rosell / IVAM.
Im Lehmbruck Museum stellten Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla und Kulturdezernent Matthias Börger das Jahresprogramm vor. Neben verschiedenen Projekten und Veranstaltungen des Museums und seiner Kunstvermittlung standen natürlich vor allem die großen Ausstellungen im Fokus. Ab dem 26. Mai wird die Glashalle zum Kantpark wieder von Sculpture 21st bespielt: Tausende von Glasmurmeln verwandeln den Boden der nördlichen Glashalle des Lehmbruck Museums in ein ebenso schillerndes wie fragiles Relief. Wie zufällig nehmen die Kugeln eine vertraute Konstellation ein: die einer Weltkarte. Das raumgreifende Werk „Map (clear)” von Mona Hatoum (*1952) spiegelt die extreme Verletzlichkeit unseres Lebensraumes wider. Die ambivalente Symbolik der Murmeln, die sowohl als Spielzeug wie auch als minderwertiges Tauschobjekt gesehen werden können, unterstreicht den politischen Charakter der Installation. Die Tochter palästinensischer Eltern wurde im Libanon geboren und lebt seit Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs 1975 in Europa.
Die Bildhauerin Alicja Kwade auf dem Balkon ihres Berliner Studios. Foto: Catherine Peters.
Ab dem 17. Juni präsentiert sich der Duisburger Künstlerbund anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums unter dem Titel „Ein Blick zurück“. Von rund der Hälfte aller ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Duisburger Künstlerbundes besitzt das Lehmbruck Museum mindestens ein Werk. In der Studioausstellung sind ausgewählte Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Fotos von 1930 bis in die Gegenwart zu sehen. Und ab dem 24. September schließlich zeigt das Lehmbruck Museum die Bildhauerin Alicja Kwade (*1979 in Kattowitz, Polen), die derzeit wie kaum ein anderer die Entwicklung der zeitgenössischen Skulptur prägt. Kwades Werkkonstellationen stellen existenzielle Fragen und führen uns spielerisch zum Nachdenken über unser Sein in der Welt. Kann die Welt auch anders sein? Können wir neue Erklärungen, Modelle und Konstrukte für unsere Welt finden? Unser Verständnis von Realität stellt Kwade immer wieder gekonnt auf die Probe und überschreitet die Grenzen unserer Vorstellung von Wirklichkeit. Kohle wird zu Gold, Kiesel zu Edelsteinen und das Vergehen der Zeit wird körperlich spürbar.
Das Lehmbruck Museum
Das Lehmbruck Museum im Kantpark. Foto: Petra Grünendahl.
Das mitten in Duisburg im Kantpark gelegene Lehmbruck Museum ist ein Museum für Skulptur. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Hans Arp und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.
Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Reflection II (2008):Antony Gromley im Lehmbruck Museum. Foto: Petra Grünendahl.
Aktuell ist noch bis zum 26. Februar die Ausstellung „Gormley / Lehmbruck – Calling on the Body“ zu sehen: Auf über 3.000 Quadratmetern im ganzen Haus verteilt. Geöffnet ist das Lehmbruck Museum dienstags bis freitags ab 12 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 17 Uhr, donnerstags an Terminen der plastikBAR (erster Donnerstag im Monat ab 17.30 Uhr) bis 20 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 9 Euro (ermäßigt* 5 Euro), eine Jahreskarte 35 Euro (ermäßigt* 20 Euro). Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Blinden- und Demenzbegleitung haben kostenlos Eintritt. Schulklassen und Kindergärten zahlen pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte (2 Erwachsene plus Kinder bis 14 Jahre) gibt es für 15 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat gilt: „Pay what you want“. Ausgenommen davon sind angemeldete Gruppen.
Ein Lieblingsmotiv von Wilhelm Lehmbruck: Mutter und Kind. Foto: Petra Grünendahl.
Zu seinen Sonderausstellungen bietet das Lehmbruck Museum verschiedene Veranstaltungen als Rahmenprogramm an. Öffentliche Führungen durch das Museum gibt es jeden Sonntag um 11.30 Uhr. Für Informationen steht die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung (Zu Preisen und Buchungen für Führungen geht es hier). Tickets für Führungen und Veranstaltungen können vorab im Ticket-Shop des Museums gebucht werden.
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70 Prozent), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug.
Neues Konzept mit mehr Kunstvermittlung Von Petra Grünendahl
Dauerausstellung im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Die Ausstellungen im Museum DKM erschließen sich dem Besucher nicht von alleine: Schilder an den Kunstwerken, die Auskunft geben über Titel und Künstler oder Material und Entstehen findet man hier nicht. Die Kunst solle für sich wirken, war die Intention der Museumsstifter. Allerdings besteht beim Besucher das Bedürfnis, nicht nur die Kunst zu betrachten und auf sich wirken zu lassen, sondern auch Informationen zu Bildern und Skulpturen zu bekommen. Natürlich gibt es zu Werken und Künstlern weit mehr zu erzählen – und das soll künftig im Rahmen von geführten Rundgängen geschehen. Auf etwa anderthalbstündigen geführten Rundgängen vermitteln die Mitarbeiter des Museums DKM oder die Stifter selber Inhalte zu dem ausgestellten Arbeiten, der Geschichte der Sammlung und der Ausstellungsarchitektur. Ein Durchstreifen der Räume auf eigene Faust wird damit – wie übrigens in vielen anderen privaten Museen auch – nicht mehr möglich sein.
Dauerausstellung im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Seine bislang festen Öffnungszeiten gibt das Museum DKM im Duisburger Dellviertel mit dem Beginn des kommenden Monats auf. Stattdessen setzen die Museumsstifter Dirk Krämer und Klaus Maas auf ein neues Konzept mit kleinen, exklusiv geführten Gruppen (oder auch Einzelpersonen), die nach Veranmeldung jeden Mittwoch im Zeitraum zwischen 10 und 18 Uhr angeboten werden. Die etwa anderthalbstündigen Rundgänge leiten entweder kunsthistorisch ausgebildete Mitarbeiter des Museums oder die Stifter selber. Weiterhin besteht natürlich die Möglichkeit – wie auch bislang – zu individuellen Sonderöffnungszeiten mit einer Führung für angemeldete Gruppen (zu einem Sonderöffnungspreis). Voranmeldungen und Terminanfragen richten Interessierte an das Museum DKM unter Telefon 0203 / 93555470 oder mail(at)museum-dkm.de.
Vorschau: Japanische Kunst als Schenkung und als Sonderausstellung
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Eine Schenkung von Ruth Hetkamp mit Kunstwerken des japanischen Künstlers Sadao Watanabe sollen ab Frühjahr im Museum DKM präsentiert werden. Ab Mai gibt zudem eine neue Sonderausstellung mit Werken des japanischen Künstlers Katsuhito Nishikawa im Wechselausstellungsbereich im Erdgeschoss. Die anlässlich seines 100.Geburtstages am 30. November 2022 umgestalteten Dauerausstellungsräume mit Werken von Norbert Kricke sind in dieser Form noch bis zum 7. Mai zu sehen (ebenso die Sonderausstellung im Lehmbruck Museum sowie bis zum 31. März im MKM Museum Küppersmühle). Über den monatlichen Newsletter (Anmeldung für den Newsletter per eMail an mail(at)museum-dkm.de) erfahren Interessierte regelmäßig von den aktuellen Wechselausstellungen und neu gestalteten Ausstellungsräumen.
Museum DKM
Das Museum DKM in der Nähe des Hauptbahnhofs. Foto: Petra Grünendahl.
Das private Museum DKM hat 1999 etwas kleiner als Galerie im Duisburger Innenhafen begonnen. Mit ihrer wachsenden Kunstsammlung zogen die Museumsstifter im Januar 2009 ins Zentrum der Innenstadt zwischen Hauptbahnhof und Kantpark mit dem Lehmbruck Museum. Die Architektur des Museums, die umgebaute ehemalige Gewerbeimmobilie eines Elektrogroßhändlers, dient in ihrer Zurückhaltung der Ausstellung der Kunst. Hier zeigen die Museumsstifter Klaus Maas und Dirk Krämer unter dem Motto „Linien stiller Schönheit“ aus ihrer eigenen Sammlung Kunst und Kultur aus 5.000 Jahren sowie wechselnde Sonderausstellungen auch mit Leihgaben. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf zeitgenössischer Kunst, Kunst aus Südostasien, Alt-Ägypten und zeitgenössischer Fotografie. Die drei Baukörper des Museums erstrecken sich über fünf Ebenen und umfassen 2.700 Quadratmeter in 51 Räumen. Das Museum DKM gehört zu den 21 RuhrKunstMuseen.
Das private Museum DKM der Stifter Klaus Maas und Dirk Krämer an der Güntherstraße 13-15 im Dellviertel ermöglicht mittwochs zwischen 10 und 18 Uhr für exklusive Führungen (nach Voranmeldung). Ansonsten wird an anderen Tagen der Woche nur nach Vereinbarung für Gruppen geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro, Kinder, Jugendliche und Studenten bis 28 Jahre haben freien Eintritt. Für Gruppenführungen jenseits der normalen Öffnungszeiten gibt es einen Sonderöffnungspreis, für Schulen und Universitäten sind diese kostenlos. Führungen können auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch gebucht werden. Außerdem gibt es spezielle Vermittlungskonzepte für Schulen. Eine Jahreskarte kostet 100 Euro. Die RuhrKultur.Card ermöglicht einen einmalig freien Eintritt. Weitere Infos gibt es hier.
Projektgruppe des Abtei-Gymnasiums vermittelt Facetten deutscher Vergangenheit Von Petra Grünendahl
Die Schülergruppe vom Abtei-Gymnasium mit ihrer Lehrerin Christina van Laack (3. v. r.). Foto: Petra Grünendahl.
Die Schülergruppe vom Abtei-Gymnasium in Hamborn, Jugendliche der Jahrgangsstufen 8 bis 12, hatte in verschieden Projekten zur nationalsozialistischen Herrschaft und dem Holocaust nicht nur Gedenkstätten besucht, sondern auch Biografien und Lebenswebe der Opfer recherchiert: „Dadurch sind die Opfer für uns lebendig geworden“, sagte einer der Schüler. Sie seien auch von dem Nachfahren eines Holocaust-Opfers aus Israel kontaktiert worden und hätten dessen Lebensweg für die Stolperstein-Verlegung recherchiert, erzählte ein anderer. „Mit der zeitlichen Entfernung ändert sich der Zugang zur Geschichte“, erklärte Bürgermeister Volker Mosblech in seinem Grußwort. Zeitzeugen sterben langsam aus. „Wir sind in der Verantwortung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen“, so Mosblech. Die Aufarbeitung des Holocaust in der Schule sei unverzichtbar. Das Schülerprojekt, das die Lehrerinnen Christina van Laack und Katharina Middendorf betreuen, macht dagegen den Terror und die Unmenschlichkeit des Nazi-Regimes für die Jugendlichen greifbar. Und das nicht nur an ihrer Schule: Die Schüler arbeiten gemeinsam an einer Graphic Novel, einem Comic-Roman, der diesen Teil der deutschen Geschichte Grundschülern näher bringen soll.
Laudatorin Astrid Neese (l.) und Angelika Wagner vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Die Arbeit und das Engagement der Hamborner Schülergruppe im Projekt „Das Abtei vergisst nicht“ würdigte das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage mit seiner Preisverleihung im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde. „Erinnerungstage alleine können die Ereignisse nicht deutlich machen. Wir müssen das Geschehene mit Inhalten füllen und Lehren daraus ziehen“, unterstrich Laudatorin Astrid Neese, Dezernentin für Bildung, Arbeit und Soziales, den Wert des Schulprojekts.
Die Schülergruppe vom Abtei-Gymnasium mit Bündnis-Sprecher Rainer Bischoff (2. v. r.) und Bürgermeister Volker Mosblech (r.). Foto: Petra Grünendahl.
Geschichte sei nicht nur Vergangenheit, sondern auch auf die Zukunft bezogen. „Im Leben mitmischen fängt nicht erst nach der Schule an“, sagte Christina van Laack. Ihre Schüler hätten Bereitschaft zur Aufarbeitung der Vergangenheit und dazu, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Ein Schweigen sei Beihilfe: „Habt den Mut, eure Stimme zu erheben.“ Zu den Opfern der Nazi-Diktatur zählen neben Juden auch Sinti, Roma, Behinderte und Homosexuelle sowie politisch anders Denkende. Die Erinnerung helfe vorbeugen, mahnte auch Angelika Wagner vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage. Es geht nicht um Schuld, sondern um die Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert! „Never again“ beginnt mit „Never forget“.
Dmitrij Yegudin, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Foto: Petra Grünendahl.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Dmitrij Yegudin, erzählte in seinem Grußwort, dass er aus Charkiv im Nordosten der Ukraine stamme und dort immer noch Freunde und Bekannte habe, die vom russischen Angriffskrieg betroffen seien. Über 75 Prozent seiner Gemeindemitglieder stammten aus der ehemaligen Sowjetunion und sie hätten mit Beginn der Flüchtlingsströme aus der Ukraine die Stadt Duisburg als Dolmetscher und mit weiteren Hilfsangeboten unterstützt, so Yegudin weiter. Er habe damals der Stadt prophezeit, dass sie mit 5.000 Flüchtlingen rechnen könnte: Es sind längst mehr und es kommen weitere. Und: „Die Kämpfer an der Front wissen, dass ihre Familien hier in Duisburg in Sicherheit und guten Händen sind.“
Preis für Toleranz und Zivilcourage
Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage verleiht seinen Preis an Menschen, die im alltäglichen Bereich das Zusammenleben, die Zusammenarbeit und die interkulturelle Nachbarschaft pflegen oder die durch Aktionen zur Aufklärung über Unrecht und Intoleranz ein besonderes Zeichen gesetzt haben. Dieses herausragende Engagement soll mit der Preisverleihung gewürdigt werden. Über die Verleihung des Preises aus den alljährlich eingereichten Vorschlägen entscheidet eine Jury aus Vertretern verschiedener Bereiche des öffentlichen Lebens in Duisburg. „Wir haben hier immer eine sehr große Auswahl an Menschen und Gruppen, die den Preis verdient hätten“, erzählte Angelika Wagner vom Duisburger Bündnis. Gastgeber der Preisverleihung ist traditionell die Jüdische Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen in ihrem Gemeindezentrum am Duisburger Innenhafen.
Die Gelsenkirchener Swingfoniker. Foto: Petra Grünnedahl.
Musikalisch begleitet haben die Veranstaltung die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller: Auch das ist bereits seit vielen Jahren Tradition. Im Anschluss an die Preisverleihung gab es für die geladenen Gäste aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft noch Gelegenheit zu Gesprächen bei einem kleinen Imbiss.
Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage
Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Das Bündnis für Toleranz & Zivilcourage ist ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen und Einrichtungen aus Duisburg. Es setzt sich ein für eine lebendige Kultur der Erinnerung und engagiert sich für ein gutes, von Toleranz und Respekt geprägtes Zusammenleben in unserer multikulturellen und multireligiösen Stadtgesellschaft.
Das Bündnis wurde im Jahr 2000 nach dem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge gegründet. Getragen von dem Gefühl „Wir müssen etwas tun“, rief man damals für den 27. Januar* — dem Auschwitz-Gedenktag — zu einer Menschenkette rund um die Duisburger Synagoge auf, an der sich spontan viele Duisburger Bürger beteiligten. Mit diesem symbolischen „menschlichen Schutzwall“ wurde ein eindrucksvolles Zeichen dafür gesetzt, dass in Duisburg für Antisemitismus kein Platz ist.
Seither verleiht das Bündnis jährlich zum Holocaust-Gedenktag (am Tag davor, wenn der 27. Januar auf den Schabbat fällt, der mit Sonnenuntergang am Freitag beginnt) seinen „Preis für Toleranz und Zivilcourage“ an Duisburger Gruppen und Einzelpersonen für deren engagiertes Eintreten gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und religiösen Fanatismus. Außerdem hat sich das Bündnis auch immer wieder an Aktionen gegen rechte Kräfte beteiligt, die in unserer Stadt Fuß fassen wollen. www.toleranz-zivilcourage-duisburg.de
*) Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (im heutigen Polen) durch die Rote Armee am 27. Januar 1945
Schwarz-Weiß ist Farbe genug: Ikonische Fotografien aus fünf Jahrzehnten Von Petra Grünendahl
Stellten die Ausstellung vor (v. l.): Christine Vogt, Barbara Klemm und Apostolos Tsalastras. Foto: Petra Grünendahl.
„Manchmal hat es Stunden gedauert, bis ich auf einer Veranstaltung das richtige Bild machen konnte“, erzählte Barbara Klemm. Erst wenn ein Foto genau ihren Vorstellungen entsprach, war es für sie gut genug, um es in der Redaktion für einen Artikel einzureichen. „Die FAZ hat immer hohe Ansprüche an ihre Fotografen gestellt“, erzählte sie. Barbara Klemms ikonischen Fotografien zeigen die große Geschichte, aber auch viele kleine Geschichten: Im Mittelpunkt ihrer Bilder stehen die Menschen. Der legendäre sozialistische Bruderkuss beim Treffen von Leonid Breschnew und Erich Honecker in Ost-Berlin 1979, das Treffen von Breschnew und Brandt 1973 oder auch das Foto des prominent im Vordergrund sitzenden Heinrich Böll, flankiert von Petra Kelly und Oskar Lafontaine, die 1983 in Mutlangen anlässlich der Stationierung von Mittelstreckenraketen demonstrieren. Mit den Studentenrevolten in den späten 1960er Jahren begann Klemms journalistische Karriere. Sie hielt das Leben in der DDR, die politische Annäherung zwischen Ost und West, den Mauerfall und die Wiedervereinigung in eindringlichen Bildern fest. Ihre Fotografien sind bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert.
Stellten die Ausstellung vor (v. l.): Apostolos Tsalastras, Barbara Klemm und Christine Vogt. Foto: Petra Grünendahl.
Mit der neuen Ausstellung „BARBARA KLEMM – Schwarz-Weiß ist Farbe genug. Fotografien 1967 bis 2019“ eröffnet die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ihr Jubiläumsjahr zum 25-Jährigen. Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt stellte die Sonderschau zusammen mit der Fotografin Barbara Klemm und dem Kulturdezernenten der Stadt Oberhausen, Apostolos Tsalastras, im Pressegespräch vor. Jahrzehntelang bereiste Barbara Klemm von 1970 bis 2005 als Redaktionsfotografin für die FAZ Deutschland und die Welt: Sie fing mit ihrer Kamera die Größen der Welt und historische Momente ein. Und das aus einer Nähe, die faszinierende Einblicke erlaubt und heute wohl so nicht mehr möglich wäre. Barbara Klemm lichtete aber auch mit großer Empathie den Alltag unbekannter „kleiner Leute“ ab und ihre Porträtfotografien von Künstlern, Musikern und Autoren bieten weit mehr als nur Momentaufnahmen. Mit einem Gespür für die jeweilige Situation verraten die Fotografien eine eigene „Handschrift“. Die Ausstellung wird gefördert vom Freundeskreis der Ludwiggalerie ist ab Sonntag, 22. Januar 2023, für das Publikum geöffnet.
Die Fotografin Barbara Klemm
Barbara Klemm mit ihren Fotos vom Mauerfall. Foto: Petra Grünendahl.
Barbara Klemm wurde 1939 in Münster geboren, ist in Karlsruhe aufgewachsen und früh nach Frankfurt gezogen. Ihre Ausbildung hat sie in einem fotografischen Portraitstudio in Karlsruhe gemacht, bevor sie als Klischografin im Fotolabor bei der FAZ begann. Schnell übernahm sie kleine Reportageaufträge, verkaufte bei freien Berichterstattungen auch an den Spiegel und an Die Zeit. Den Verantwortlichen bei der FAZ fiel ihre eigene Bildsprache auf: Man stellt sie als Redaktionsfotografin fest ein, wo sie schwerpunktmäßig für die Ressorts Politik und Feuilleton fotografierte. Ihren Arbeiten merkt man das Heranwachsen in einem Künstlerhaushalt an: Ihr Vater war der Maler Fritz Klemm. Der Blick für Komposition und Struktur, für Details und Eigenheiten macht das Besondere ihrer Fotografien aus. Eine gute Kenntnis der Kunstgeschichte wird bei vielen Aufnahmen erkennbar. Vielleicht kommt durch diese frühe Prägung auch ihr intensives Interesse an Porträts von künstlerisch und kreativ arbeitenden Menschen. In ihren zahlreichen Bildnissen, so eines Andy Warhol vor Tischbeins Gemälde „Goethe in der römischen Campagna“ im Frankfurter Städel, arbeitet sie stets eine typische Facette heraus. Ihre Fotografien waren bereits in zahlreichen Museumsausstellungen zu sehen, wurden in etlichen Bildbänden veröffentlicht – und mit wichtigen Preisen gewürdigt.
Heinrich Böll: Barbara Klemm erklärt die Entstehung des Fotos. Foto: Petra Grünendahl.
Ihre Fotos sind – der Titel der Ausstellung deutet es an – ausschließlich Schwarz-Weiß. Mit Farbe könne sie nichts anfangen, sagte Klemm. Die Schwarz-Weiß-Fotografie ermöglichte ihr ausdrucksstarke Bilder, die ihre persönliche Bildsprache zur Geltung bringt: „Ich hatte immer eine Vorstellung von der Komposition des Bildes, das ich machen wollte. Das kostete häufig viel Zeit.“ Eine Zeit, die die FAZ ihr immer gegeben hatte, weil man dort Wert auf sehr gute Fotos legte. Ein Blitzlicht habe sie nie benutzt, erzählte sie. Nur manchmal habe man in der Dunkelkammer die Tonwerte ein wenig korrigieren müssen, damit ein Foto den perfekten Eindruck machte, verriet sie. Die „Dunkelkammer“ verrät: Barbara Klemm fotografiert analog: „Bis zu meinem Ruhestand 2005 kommte ich bei der FAZ analog fotografieren.“ Das tut sie auch heute noch mit Begeisterung – und immer noch in Schwarz-Weiß. Die knapp 150 ausgestellten Arbeiten geben einen Überblick über ihr Schaffen und die beeindruckende Ausdrucksstärke von Fotografien aus über fünf Jahrzehnten. Zur Ausstellung erscheint ein Booklet (16 Seiten) mit einem Text von Christine Vogt, das für 5 Euro erhältlich ist (ISBN 978-3-932236-48-8).
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl
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Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen
Andy Warhol in einem Barbara Klemm: Ihre Fotos in Bildbänden. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sonderausstellung im Großen Schloss läuft bis zum 7. Mai. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar. Der Eintritt kostet 8,00 Euro (ermäßigt 4,00 Euro, Familien mit zwei Erwachsenen plus Kindern 12,00 Euro). Außerdem gibt es ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 15,00 Euro.
Öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt. Zudem gibt es zur Ausstellung Kuratorinnenführungen (mit Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt) am:
Sonntag, 5. Februar 2023, 15 Uhr,
Sonntag, 26. Februar 2023, 14 Uhr,
Sonntag, 16. April 2023, 15 Uhr, und
Sonntag, 7. Mai 2023, 15 Uhr.
Alle Führungen sind im Museumseintritt inklusive. Details zum Rahmenprogramm zu den Ausstellungen sowie zum museumspädagogischen Angebot gibt es hier. Tagesaktuelle Informationen zu den Corona-Regeln auf gibt es auf der Website.
Vom 5. Februar bis zum 11. Juni ist im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie die Ausstellung „AUSGEZEICHNET!“ zu sehen mit den deutschsprachigen „Max und Moritz“-Preisträgern 2022.
Mit viel Swing und stehenden Ovationen Von Petra Grünendahl
Hermann Kewitz, Vorsitzender von proDuisburg. Foto: Petra Grünendahl.
„Dank des Engagements der knapp 70 Ehrenamtlichen erleben mehr als 30.000 Menschen an 60 bis 70 Abenden pro Jahr im Steinhof ein kulturelles Feuerwerk“, hob Hermann Kewitz den Stellenwert des neuen Preisträgers hervor. „Duisburg braucht bürgerschaftliches Engagement. Unsere Stadt braucht Menschen, die anpacken“, so der proDuisburg-Vorsitzende weiter. Kewitz verwies auch auf das vielfältige soziale Engagement:
proDuisburg verleiht den Kaisermünzenpreis 2022 (v. l.): Frank Albrecht (Co-Vorsitzender proDuisburg), Arno Eich, Hermann Kewitz (Vorsitzender proDuisburg) und Oberbürgermeister Sören Link. Foto: Petra Grünendahl.
Beispielhaft stünden dafür Benefizkonzerte im Steinhof für die Geflüchteten aus der Ukraine und aus Syrien sowie für die von der Pandemie „brotlos“ gemachten Künstler. Duisburgs „erster Fanclub“, so Hermann Kewitz, habe den Steinhof eigentlich schon früher ehren wollen, aber: „nicht mit Corona-Maske.“ Nun sei dies wieder in gewohntem Rahmen möglich. „Wir stehen Pate für alle, die sich ehrenamtlich engagieren“, sagte Arno Eich, der Vorsitzende des Steinhof-Trägervereins, in seiner Dankesrede. Diese Ehrung gehe an das gesamte Team, vom dem Eich sowohl den Vorstand als auch die Geschäftsführerin der Steinhof Event Location, Stefanie Link, mit auf die „Bühne“ gebracht hatte. Auch unter den 140 geladenen Gästen waren viele Ehrenamtliche des Steinhofs. „Ehrenamt“, sagte Schriftführerin Dagmar Kessel, „ ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird, sondern die unbezahlbar ist!“
Oberbürgermeister Sören Link. Foto: Petra Grünendahl.
Im Rahmen eines Festakts im Ratssaal des Duisburger Rathauses verlieh die bürgerschaftliche Vereinigung proDuisburg e. V. den Duisburger Kaisermünzenpreis 2022 an den Steinhof in Huckingen. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link nannte in seinem Grußwort das Kultur- und Bürgerzentrum unverzichtbar für den Stadtteil und die Stadt.
The Voice: „Frank Sinatra“ Tom Russell Fox. Foto: Petra Grünendahl.
Sören Link dankte proDuisburg dafür, dass der Verein „Duisburgs Beste“ mit seiner Preisverleihung die notwendige Wertschätzung erweise. Musikalisch überzeugte eine Frank-Sinatra-Tribute-Band mit den Musikern Sebastian Raether (Bass), Michael Schüren (Piano), Kenny Stewart (Schlagzeug) und Tom Russell Fox (Gesang), die der Veranstaltung eine ungewohnt beschwingte Note gab. Das begeisterte Publikum wollte die Combo nicht ohne Zugabe und – verdiente! – stehende Ovationen ziehen lassen.
Kultur- und Bürgerzentrum Steinhof
proDuisburg verleiht den Kaisermünzenpreis 2022 (v. l.): Arno Eich mit den beiden Vorsitzenden von proDuisburg, Hermann Kewitz und Frank Albrecht. Foto: Petra Grünendahl.
Der Steinhof mit seinem Steinturm ist das älteste erhaltene Bauwerk Duisburgs und befindet sich im Stadtteil Huckingen. Der mittelalterliche Hof, ursprünglich ein freies Rittergut, wurde urkundlich erstmals im Jahr 1454 erwähnt. Der untere Teil des markanten nahezu quadratischen Wohnturms stammt aus dem späten 12. Jahrhundert.
proDuisburg verleiht den Kaisermünzenpreis 2022 an den Steinhof (v. l.): Andreas Koose (2. Vorsitzender), Kassiererin Alexandra Jockel, Schriftführerin Dagmar Kessel, Stefanie Link (Geschäftsführerin der der Steinhof Event Location) und Arno Eich (1. Vorsitzender). Foto: Petra Grünendahl.
Nach Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebes 1971 sollte der Hof abgerissen werden, was Huckinger Bürger seinerzeit verhindern konnten. Ein erster Trägerverein begann 2001 mit dem Umbau des Hofs. Der heutige Trägerverein Kultur- und Bürgerzentrum Duisburg Süd Steinhof Huckingen e. V. wurde 2006 gegründet und betreibt das Kultur- und Bürgerzentrum Steinhof seitdem als Pächter. Seit seiner Eröffnung 2007 hat sich der Steinhof über Duisburg hinaus einen Namen für Veranstaltungen unterschiedlichster Art gemacht: Neben kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten oder Kabarett bietet der Steinhof auch Räumlichkeiten für Sitzungen, Hochzeiten oder Firmenevents. Der Trägerverein kann auf rund 70 ehrenamtliche Helfer zurückgreifen, die Veranstaltungen am Laufen halten. Dem Trägerverein gehören unter anderem die örtlichen Vereine an, die im Steinhof auch ihre Veranstaltungen durchführen. https://steinhof-duisburg.de/
Über den Duisburger Kaisermünzenpreis
proDuisburg verleiht den Kaisermünzenpreis 2022. Foto: Petra Grünendahl.
proDuisburg ehrt mit dieser bürgerschaftlichen Auszeichnung seit 1981 Menschen, Unternehmen oder Institutionen, die sich in besonderer Weise Verdienste um die Stadt Duisburg erworben haben. Preisträger in den vergangenen Jahren waren unter anderem das Unternehmen Krankikom, die Krohne Messtechnik GmbH, das filmforum Duisburg und die Universität Duisburg-Essen. Zuletzt erhielt Dr. Doris König diese Ehrung im Januar 2020.
Der Name der Auszeichnung erinnert an das Münzrecht, das die Stadt Duisburg im Mittelalter hatte. Der Preis selbst zeigt drei in Silber geschlagene Faksimiles dieser Denare-Münzen. Er wird – nach Vorgaben des Duisburger Goldschmieds Claus Pohl – im Auftrag von proDuisburg eigens gefertigt.
Über proDuisburg e. V.
proDuisburg verleiht den Kaisermünzenpreis 2022 (v. l.): Alexandra Jockel, Stefanie Link, Andreas Koose, Arno Eich, Hermann Kewitz, Dagmar Kessel und Frank Albrecht. Foto: Petra Grünendahl.
proDuisburg e. V. wurde 1910 als Verkehrsverein für die Stadt Duisburg von Oberbürgermeister Karl Lehr zusammen mit Duisburger Unternehmern gegründet. Die bürgerschaftliche Vereinigung hat derzeit mehr als 360 Mitglieder, darunter große Unternehmen wie die König-Brauerei, als einem der Gründungsmitglieder, die Sparkasse, die Volksbank oder Haniel sowie Einzelpersonen, die mit ihrem Engagement die Stadt unterstützen. proDuisburg e. V. gibt unter anderem in Zusammenarbeit mit dem DuisburgKontor den Kalender „Duisburg 2023“ heraus. produisburg.de
Hoffnung bewahren: In unsicheren Zeiten mit Zuversicht ins neue Jahr Von Petra Grünendahl
Werner Schaurte-Kpppers beim IHK-Neujahrsempfang. Foto: Petra Grünendahl.
„Keiner kann sagen, wie es weitergeht, aber wir sollten mutig Veränderungen ins Auge sehen”, erklärte Werner Schaurte-Küppers bei seinem ersten Neujahrsempfang an der Spitze der Niederrheinischen IHK. Als geschäftsführender Gesellschafter der Hülskens Holding mit rund 1.000 Mitarbeitern in Duisburg und Wesel weiß er, was die Wirtschaft am Niederrhein ausmacht und was sie braucht. Die Folgen des Ukraine-Krieges mit gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen belasteten auch die Unternehmen der Region, aber: „Wir müssen standhaft bleiben und den Ukrainern helfen: Sie kämpfen auch für unsere Werte!“ Gegen die schleichende Deindustrialisierung in Deutschland und am Niederrhein müsse man gegensteuern: „An der Wirtschaft hängen unsere Zukunft und unser Wohlstand.“ Die hohen Energiekosten böten Antrieb und Chance, die Energiewende umzusetzen. Neben der Transformation nannte er Investitionen in Infrastruktur, Fachkräfte und Bildung, die Förderung von Frauenerwerbstätigkeit und Zuwanderung als wichtige Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung. Mit der Niederrheinsichen IHK wolle er als Motor der Wirtschaft beim Wettbewerb der Regionen vorne mit dabei sein.
IHK-Neujahrsempfang in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Zum traditionellen Neujahrsempfang der Niederrheinschen IHK begrüßte erstmals Werner Schaurte-Küppers als neuer IHK-Präsident in Duisburgs guter Stube über 750 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und von geseschaftlichen Organisationen. Als Festredner hatte die IHK Hendrik Wüst gewinnen können, der seit Oktober 2021 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen ist. Zuvor hatte Wüst als NRW-Verkehrsminister seit 2017 die Sanierung der Infrastruktur voran gebracht: Auch in regelmäßigen Gesprächen mit der hiesigen IHK.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst beim IHK-Neujahrsempfang. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir sind immer noch eine der stärksten Industrieregionen der Welt – und nur mit einer starken Industrie haben wir eine Zukunft“, sagte Wüst. Die Entlastungen bei den massiv gestiegenen Energiepreisen, von denen auch das Land NRW einen großen finanziellen Anteil trage, gebe Unternehmen wie Haushalten Planungssicherheit, so der Ministerpräsident. Die staatliche Förderung von erneuerbaren Energien in der Industrieproduktion (z. B. Wasserstoff in der Stahlherstellung) nannte er eine „Investition der Gesellschaft in den Wandel“. Diese sei nötig, um Industrie nachhaltig und zukunftsfest zu machen: „Klimaschutz ist wichtig, damit wir Industrieland bleiben.“ Darüber hinaus kündigte er weitere Investitionen in die Infrastruktur und die Bildung sowie Maßnahmen zur Fachkräftesicherung: „Für Innovationen brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte, die wir über betriebliche Ausbildung, aber auch gezielte Zuwanderung gewinnen“, so Wüst, und: „Auch der Fachkräftemangel ist ein Risiko für unsere wirtschaftliche Entwicklung.“
Verabschiedung von Burhkard Landers:
Dank an den scheidenden IHK-Präsidenten
Werner Schaurte-Küppers (l.) mit Burkhard Landers und dessen Ehefrau Elke beim IHK-Neujahrsempfang. Foto: Petra Grünendahl.
Im vergangenen Dezember hatte Werner Schaurte-Küppers das Zepter von Burkhard Landers übernommen. Im Rahmen des Neujahrsempfangs würdigte er den neuen Ehrenpräsidenten, der seit 2009 als Präsident die Niederrheinische IHK erfolgreich durch schwierige Zeiten gesteuert habe: „Damals hatten wir die Finanz- und Eurokrise noch in den Knochen. 2011 folgten Fukushima und der deutsche Ausstieg aus der Kernkraft. 2015 hatten wir die Aufgabe vor der Brust, die vielen Flüchtlinge zu integrieren. Dann kam Corona, und nun erleben wir seit Februar den russischen Angriffskrieg mit den Folgen auch für uns hier.“ Er lobte ihn als Stimme der Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung, die Betrieben geholfen habe, über die Runden zu kommen und wettbewerbsfähig zu bleiben: „Lieber Burkhard, herzlichen Dank für 13 Jahre Einsatz für Duisburg und den Niederrhein!“
Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang. Foto: Petra Grünendahl.
Zu Landers Verabschiedung sprachen auch Oberbürgermeister Sören Link als Vertreter der größten Kommune des Kammerbezirks, der neben Duisburg die Kreise Wesel und Kleve umfasst, sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger für die hauptamtlichen Mitarbeiter der IHK Burkhard Landers ihren Dank für sein langjähriges Engagement für die Wirtschaft am Niederrhein aus. Insbesondere hoben sie sein Engagement für den Masterplan Wirtschaft (in Duisburg und in Moers) sowie für die Berufsausbildung junger Menschen und das Duisburger Schulmodell hervor. Die Industrie- und Handelskammern, so Dietzfelbinger, könnten ihre Arbeit und ihre Funktion als Berater nur mit Hilfe des ehrenamtlichen Engagements von Unternehmern wie Burkhard Landers leisten, die aus ihrer unternehmerischen Erfahrung Stellung beziehen, was die Wirtschaft braucht. „Ich konnte mich immer verlassen auf meine Unternehmer und auf die hauptamtlichen Mitarbeiter der IHK“, erklärte Landers sichtlich gerührt zu seiner Verabschiedung. Nach dem offiziellen Teil hatten die Gäste bei einem Imbiss reichlich Gelegenheit zum netzwerken.
Niederrheinische IHK
Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg vertritt das Gesamtinteresse von rund 70.000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve. Sie versteht sich als zukunftsorientierter Dienstleister und engagiert sich als Wirtschaftsförderer und Motor im Strukturwandel. www.niederrheinische-ihk.de
Wennze sprichs weiß jedda von woße wechkomms Von Petra Grünendahl
Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
„Komma“ ist woanders ein Satzzeichen, bei uns ist das ein ganzer Satz. Anne Bude oder vonne Ruhr zeigt in aller Kürze, was Sache ist. Kurz und knapp, aber immer direkt ist die Sprache des Ruhrgebiets: Zwischen Ruhr und Lippe sagt man, was Sache ist! Mal knallhart, mal liebenswert: Mitten „ausm Lehm“ halt. Die Sprache des Ruhrgebiets ist Umgangssprache und Dialekt zugleich. Wobei sich manche Begriffe mittlerweile auch über die Region hinaus in der Umgangssprache etabliert haben. Entgegen dem, was mancher erwartet, haben wenige Begriffe aus dem Polnischen ihren Niederschlag in der Sprache des Ruhrgebiets gefunden (vier Begriffe, darunter natürlich der „Mottek“), dazu kommen zwei aus dem Russischen und sieben aus dem Jiddischen. Eine eigene Grammatik zeigt, dass die Sprache des „Ruhrpott“ weder ein „verkommenes“ Deutsch ist noch eine Sprache der Ungebildeten. Die Sprache des Ruhrgebiets ist „bequem“, wie es sich für eine Umgangssprache gehört. Dass sie sich beschreiben lässt, macht sie zum Dialekt. Die Einsparung von unbetonten oder kaum betonten Silben oder gar Wörtern, die im ganzen deutschen Sprachraum zu beobachten ist, sei im Ruhrgebiet, so der Autor, längst zur Vollendung entwickelt: Wieso dattän? Hömma isso!
Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
Gerade in seiner 19. Auflage erschienen ist „Hömma!“, das Buch zur Sprache im Ruhrgebiet von Claus Sprick, das seitdem viele Nachahmer bekommen hat, die aber alle an die Gründlichkeit des Originals nicht herankommen. Seit der ersten Auflage 1984 hat sich das Werk weiter entwickelt wie die Sprache, die das Buch beschreibt. Die Sprache des Ruhrgebiets gilt als Deutschlands jüngster und lebendigster Dialekt, der nie „rein“ erhalten oder „gepflegt“ wurde. Schließlich entwickelt er sich auch heute noch unter neuen Einflüssen kontinuierlich weiter. Mit rund 1600 Stichworten enthält das Buch einen lexikalischen Teil, der jene Begriffe erklärt, die Menschen außerhalb des Ruhrgebiets kaum oder ganz anders verstehen. Im Vorwort (zur ersten Ausgabe) erklären die Autoren Claus Sprick und Klaus Birkenhauer (1934-2001), die sich hier als Übersetzer der Ruhrgebietssprache sehen, auch die Verwendung der „Begrifflichen Wörterliste“, die weitere sinnverwandte Wörter ergänzt. Ein grammatischer Anhang – Ruhrgebietsdeutsch in 30 Regeln – stammt von Klaus Birkenhauer. Gerne verweisen die Autoren auf den Beitrag des Bergbaus zum Deutsch unserer Region, der trotz „Schicht im Schacht“ (noch) nicht in Vergessenheit gerät. Und dafür, dass dies so bleibt, sorgen Bücher wie „Hömma!“. Der erste Streich aus Max und Moritz, wie ihn Wilhelm Busch im Ruhrgebiet gedichtet hätte, rundet ein lesenswertes Buch ab, das man immer mal wieder zum Stöbern gerne in die Hand nimmt.
Der Autor und das Buch
Blick ins Buch: Hömma! Die Sprache des Ruhrgebiets. Foto: Petra Grünendahl.
Claus Sprick (Jahrgang 1946) stammt aus Essen und schaut gern über den Brillenrand und anderen aufs Maul. In einem früheren Leben war er Jurist und schließlich Richter am Bundesgerichtshof (1994 bis 2009) und hat zusammen mit Reinhard Stratenwerth zwei Asterix-Bände ins Ruhrdeutsche übersetzt (1999). Er ist Mitbegründer des Europäischen Übersetzerkollegiums in Straelen, dessen Präsident er von 1990 bis 2021 war. Jetzt lebt er in Bochum und übersetzt alles Mögliche und Unmögliche aus dem Englischen und Französischen, wenn nicht gerade der VfL spielt.
Claus Spricks Buch „Hömma! Sprache im Ruhrgebiet“ ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das 204-seitige Taschenbuch ist für 14,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2557-1).
Der Verlag
Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern. www.klartext-verlag.de
Neben Freitagsführungen sind auch private Sonderführungen für Gruppen möglich Von Petra Grünendahl
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Mit einer Freitagsführung durch die aktuelle Sammlungspräsentationen startet das Museum DKM im Dellviertel am 6. Januar um 15 Uhr ins neue Jahr (geöffnet ist von 12 bis 16 Uhr). Im Fokus der Führung steht die aktuelle Sammlungspräsentation (Norbert Kricke, Blinky Palermo, Ernst Hermanns und Klaus Kinold). Vorgestellt werden zudem die Besonderheiten der Sammlung DKM anhand raumgreifender Installationen im In- und Außenraum. Letztmalig kostet die Freitagsführung (jeden ersten Freitag im Monat) im Januar noch 6 Euro extra, ab Februar ist sie im Museumseintritt (12 Euro bzw. ermäßigt 6 Euro) enthalten. Eine Anmeldung – per e-Mail an mail@museum-dkm.de oder telefonisch unter 0203 / 93555470 – ist für die Teilnahme an der Führung erforderlich.
Impressionen aus der Ausstellung „Eros in Erwartung der Ewigkeit“ im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Aktuell zeigt das Museum DKM neben der Sammlung der Museumsstifter Dirk Krämer und Klaus Maas mehrere Sonderausstellungen: Verlängert bis zum 18. Januar wurden „Schönheit und Urkräfte der Natur. Claudia Terstappen“ sowie „EROS in Erwartung der Ewigkeit“. Außerdem ist Norbert Kricke anlässlich seines 100.Geburtstages am 30. November 2022 hier bis zum 7. Mai zu sehen (ebenso wie im Lehmbruck Museum und bis zum 31. März im MKM Museum Küppermühle). Auf Neuerungen können sich Besucher ab Februar freuen: Grundsätzlich ändern sich die Öffnungszeiten. Außerdem wollen die Museumssstifter Besuchern in kleinen, exklusiv geführten Gruppen die Sammlung unter dem Motto „Linien stiller Schönheit“ mit Kunst und Kultur aus 5.000 Jahren nahebringen. Kunsthistorisch ausgebildeten Mitarbeiter bzw. die Stifter selber werden in etwa 1,5-stündigen geführten Rundgängen Inhalte zu den in 51 Räumen ausgestellten Arbeiten, der Geschichte der Sammlung und der Ausstellungsarchitektur persönlich vermitteln. Alternativ können Interessierte weiterhin private Sonderführungen für Gruppen buchen, die auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten angeboten werden. Über den monatlichen Newsletter (Anmeldung für den Newsletter per eMail an mail@museum-dkm.de) erfahren Interessierte regelmäßig von den aktuellen Wechselausstellungen und neu gestalteten Ausstellungsräumen.
Museum DKM
Das Museum DKM in der Nähe des Hauptbahnhofs. Foto: Petra Grünendahl.
Das private Museum DKM hat 1999 etwas kleiner als Galerie im Duisburger Innenhafen begonnen. Mit wachsender Sammlung zogen die Museumsstifter im Januar 2009 ins Zentrum der Innenstadt zwischen Kantpark mit dem Lehmbruck Museum und Hauptbahnhof. Die Architektur des Museums, eine umgebaute ehemalige Gewerbeimmobilie, dient in ihrer Zurückhaltung der Ausstellung der Kunst. Hier zeigen die Museumsstifter Klaus Maas und Dirk Krämer unter dem Motto „Linien stiller Schönheit“ ihre eigene Kunstsammlung sowie wechselnde Sonderausstellungen auch mit Leihgaben. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf zeitgenössischer Kunst, Kunst aus Südostasien, Alt-Ägypten und zeitgenössischer Fotografie. Die drei Baukörper des Museums erstrecken sich über fünf Ebenen und umfassen 2.700 Quadratmeter oder 51 Räume. Das Museum DKM gehört zu den 21 RuhrKunstMuseen.
Linien stiller Schönheit: Sammlungskatalog des Museums der Stiftung DKM.
Regulär geöffnet hat das private Museum DKM der Stifter Klaus Maas und Dirk Krämer an der Güntherstraße 13-15 im Dellviertel samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 12 und 16 Uhr sowie jeden ersten Freitag im Monat ebenfalls zwischen 12 und 16 Uhr. Montags bis freitags wird ansonsten nur nach Vereinbarung für Gruppen geöffnet. Der Eintritt kostet 12 Euro (ermäßigt 6 Euro, für Schüler und Studenten bis 28 Jahre), Kinder bis 7 Jahre haben freien Eintritt. Für Gruppen (zw. 10 und 15 Personen) gibt es einen Gruppentarif (10 Euro pro Person) zzgl. einer (kostenpflichtigen) Führung. Eine Jahreskarte kostet 100 Euro. Die RuhrKultur.Card ermöglicht einen einmalig freien Eintritt. Die Teilnahme an der Freitagsführung kostet 6 Euro zusätzlich zum Eintritt. Weitere Infos gibt es hier.
Von Bausünden, eigenwilliger Gestaltung und dem Geschmack des Betrachters Von Petra Grünendahl
Bausünden 2023: der Abrisskalender. Foto: Petra Grünendahl.
Stilistischer Misch-Masch in der Architektur gefällt Turit Fröbe ebenso wenig wie in der Gestaltung der angrenzenden Grün- oder Gartenflächen mit ihrer Einzäunung. Gefressen hat sie ganz offentlich auch die ungeheure Vielfalt an scheußlichen Steingärten, deren Gestaltung nur selten Platz gelassen hat für Pflanzen. Wenig Begeisterung bringt sie allzu eingewilligen Individualisierungen in Einfamilienhaus-Siedlungen, „falschen“ Einfriedungen und Zäunen, Gartenzwergen, übertrieben Kitschigem oder Fassadenmalereien entgegen. Auch wenn die Architektur fremde Einflüsse aufweist, die nicht so recht in eine deutsche Stadt passen wollen, empfindet sie es als Bausünde. Auch Brüche in der Gestaltung durch unterschiedliche Stilelemente, An- und Umbauten, hat sie hier eingebracht.
Bausünden 2023: der Abrisskalender. Foto: Petra Grünendahl.
In ihrem „Abrisskalender 2023“ zeigt „Autorin“ Turit Fröbe 365 Bausünden zum Abreisen, so der Untertitel. Mit elf Bildern hat es auch Duisburg in die Auswahl der Autorin geschafft, überwiegend allerdings mit Steingärten vor schmucken Einfamilienhäusern. Ob es sich bei den 365 gezeigten Motiven wirklich um „Bausünden“ bzw. unpassende Gestaltung handelt, muss jeder Betrachter für sich entscheiden, weist Fröbe doch ausdrücklich darauf hin, dass ihre Auswahl rein subjektiv ist. Und Meinungen und Geschmäcker sind ja bekanntlich sehr verschieden. Viele ihrer Ansichten sind auf jeden Fall einen zweiten Blick und ein Nachdenken wert. Spannend sind die vielen Kalenderblätter allemal. Und manches ist fast zu schade zum Abreißen!
Die „Autorin“ und ihre Bausünden
Architekturhistorikerin Dr. Turit Fröbe. Foto: Philip Birau.
Dr. Turit Fröbe ist Architekturhistorikerin und Urbanistin. Sie hat Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Philipps-Universität Marburg studiert (1990/96), war Stipendiatin am Graduiertenkolleg des kunsthistorischen Seminars der Universität Hamburg „Politische Ikonographie – Stadt, Land, Raum“ (1997–2000), hat dann ein Masterstudium Europäische Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar absolviert (2003–2006) und im November 2015 an der Universität Hamburg bei Wolfgang Kemp promoviert. Von Oktober 2005 bis September 2017 war sie an der Universität der Künste Berlin zunächst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Architekturgeschichte und Architekturtheorie im Studiengang Architektur tätig und später als Gastprofessorin (Oktober 2015 bis März 2017), dann als Wissenschaftliche Mitarbeiterin (November 2018 bis September 2019) im Bereich Ästhetische Bildung an der Grundschule der Künste.
Bausünden 2023: der Abrisskalender. Foto: Petra Grünendahl.
2014 hat Fröbe das Büro „Die Stadtdenkerei“ gegründet, mit dem sie unkonventionelle Strategien zur Baukulturvermittlung anbietet und Forschungsprojekte durchführt [siehe Wikipedia]. Zuletzt erschien von Turit Fröbe bei DuMont „Eigenwillige Eigenheime. Die Bausünden der anderen“ (2021) und „Alles nur Fassade?“ (2020). Gesammelte Bausünden hat sie hier (und in diesem Jahr) nicht zum ersten Mal ineinem Kalender„zum Abriss“ freigegeben. www.dumont-buchverlag.de/autor/turit-froebe/
„Der Abrisskalender 2023“ mit 368 Seiten und 365 Farbfotografien (im Format 13 x 18,5 cm zum Aufstellen) ist im DuMont Buchverlag erschienen und zu haben für 18 Euro im lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-8321-6903-9).
Bausünden 2023: Impressionen. Fotos: Petra Grünendahl
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DuMont Buchverlag
Bausünden 2023: der Abrisskalender. Foto: Petra Grünendahl.
Der DuMont Buchverlag ist ein in Köln beheimateter deutscher Publikumsverlag und gehört zur Mediengruppe M. DuMont Schauberg. Der 1956 gegründete DuMont Buchverlag war in den Anfangsjahren ausschließlich Kunstbuchverlag und wegweisend mit wichtigen Standardwerken zur klassischen Moderne. In den 1970er Jahren entwickelte sich der Bereich Reiseführer zum wichtigsten Programmsegment. Seit 1998 werden auch literarische Titel verlegt. Im Jahr 2001 wurde der Verlag entsprechend seiner Programmsäulen in die Labels DuMont Literatur- und Kunstverlag, DuMont Reiseverlag und DuMont monte (Kalender) aufgeteilt. Ende 2004 übernahm der Mair Verlag den DuMont Reiseverlag, der fortan als MairDumont firmierte; DuMont monte wurde als eigenständiger Schwesterverlag unter dem Namen DuMont Kalenderverlag ausgegliedert. Die Firmierung des verbleibenden Publikumsverlags wurde Mitte 2008 wieder in DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG geändert.
Bausünden 2023: der Abrisskalender. Foto: Petra Grünendahl.
Heute verbindet der DuMont Buchverlag die Programmbereiche Literatur, Sachbuch und illustriertes Sachbuch. Das Literaturprogramm schließt deutschsprachige und internationale Gegenwartsliteratur sowie gehobene Spannungs- und Unterhaltungsliteratur ein. Im Sachbuch finden sich Biografien, Kulturgeschichte und Populärwissenschaftliches sowie zahlreiche Text- und Bildbände aus dem Bereich Kunst, Design und Lebensart. Seit 2010 gibt es ein eigenes DuMont Taschenbuchprogramm. Ein Großteil der Bücher erscheint parallel auch in digitaler Form. www.dumont-buchverlag.de
Sprache ist eine Brücke, die manchmal rutschig sein kann Von Petra Grünendahl
Das Haus am Ende der Sackgasse mit einem großen Garten, einem Luftschutzbunker und einem Urwald am Wall zum Bahndamm in Duisburg-Meiderich: Dort ist Iris aufgewachsen. Vordergründig drehen sich ihre Geschichten um das Heranwachsen und ihr Leben, aber es geht immer auch um Sprache. Ist es in ihrer Kindheit die deutsche Sprache, deren Tücken für Verständnis und Missverständnis sorgen, kommt später mit ihrem Auszug in die Welt auch die englische Sprache hinzu, ist sie doch mit einem Waliser verheiratet. Witzig und gut lesbar aufbereitet ist das Ganze. Und immer wieder dort besonders spannend, wo sie viele kleine „Dönekes“ aus ihrer Jugend ins politische und gesellschaftliche Jetzt überträgt, um unter anderem Fake News und „Querdenker“ zu erklären, deren Wirklichkeit eine ganz andere ist. Vom Urwald vor ihrer Haustür über den Sprachwald ihres Lebens hin zum Wildwuchs von Sprache: Die Sprache als Brücke, die, wie die Autorin immer wieder aufzeigt, auch schon mal ganz schön rutschig sein kann. Verständnis und Missverständnis liegen da schon mal ganz nah beieinander.
Iris Tonks: Mein Sprach-Urwald -Out of Meiderich-. Foto: Petra Grünendahl.
Das Buch „Mein Sprach-Urwald“ von Iris Tonks trägt den Unterteil –Out of Meiderich–, wo die Autorin ihre Wurzeln hat, von denen sie ausgeht, raus geht – raus in die weite Welt. Biografisch ist denn auch die „Storyline“, die immer wieder ihre eigene Geschichte thematisiert. Darin eingewoben hat sie ihre Gedanken und Reflektionen, die ihre Vergangenheit aus ihrer heutigen Sicht einordnet. Ihre Schlussfolgerungen gehen weit über ihre Biographie hinaus in die Sprache und mitunter auch in die Gesellschaft. „Mein Sprach-Urwald“ ist eine kurzweilige Lektüre für Menschen, die „Sprache“ lieben. Allerdings sollte man vielleicht auch ein bisschen Englisch können, um jedes sprachliche Detail und auch die beabsichtigten phonetischen und andere sprachliche Missverständnisse (auf Deutsch wie auf Englisch) genießen zu können. Die Kenntnis manch deutscher Mundart ist im übrigen auch nicht verkehrt.
Eingeflochten in die Episoden aus ihrem Leben ist in 17 Exkursen die Geschichte des „rary“ auf Reisen in Wales, der Heimat ihres Mannes Robert, und von „Dorothy“, die eigentlich Dörte heißt und nach dem „rary“ sucht. Dank vieler gut lesbarer kurzer Kapitel kann man das Buch immer mal wieder in die Hand nehmen, um weiterzulesen. Aber um des „rary“ willen sollte man die Lektüre nicht über einen längeren Zeitraum unterbrechen, denn sonst verliert das „Tierchen“ den Faden.
Die Autorin und das Buch
Iris Tonks: Mein Sprach-Urwald -Out of Meiderich-. Foto: Petra Grünendahl.
Iris Tonks stammt aus Meiderich. Sie ist Sprachwissenschaftlerin und arbeitet für das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Verheiratet ist sie mit dem britisch-deutschen Autor Robert Tonks, der bereits mehrere Bücher über das Thema „Denglish“ (z. B. „It Isn’t All English What Shines“) geschrieben hat. Zu seinem Buch „Brexitannia“, welches wir hier in Kürze vorstellen, gibt Iris Tonks zum Abschluss ihres Buches noch ein paar interessante Hintergründe preis.
Das Buch „Mein Sprach-Urwald“ ist erschienen im Verlag Ruhrgepixel Media. Der 84-seitige Band für für 9,80 Euro im lokalen Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-00-072665-1).
Brexitannia: Neuer Band der Edition DISS über die Briten und den Brexit Von Petra Grünendahl
Dr. Margarete Jäger hat mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Siegfried das DISS gebründet.
„Wir haben mit unserer Arbeit Impulse gesetzt zum Beispiel für die Rassismus-Forschung“, erklärte Dr. Margarete Jäger. „Bei unserer Gründung verbuchten die rechtsextreme Parteien erste Wahlerfolge, Rechte zogen dann in Parlamente ein. Nach der Wiedervereinigung brannten erste Asylbewerberheime, das Asylrecht wurde verschärft – und es wurde nötig, sich mit dem rechten Gedankengut kritisch auseinander zu setzen“, erklärte sie. Zusammen mit ihrem Mann Siegfried (1937-2020), der als ordentlicher Professor von 1972 bis 2002 an der Gerhard-Mercatur-Universität (davor Universität-Gesamthochschule Duisburg, seit 2003 Universität Duisburg-Essen) mit dem Schwerpunkt Sprachwissenschaft / Diskursanalyse lehrte, sowie weiteren Wissenschaftlern gründeten sie das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e. V. (DISS), dessen stellvertretende Vorsitzende sie damals wurde. Bis heute erforschen hier Wissenschaftler im internationalen Kontext gesellschaftliche Entwicklungen, die einer Grundhaltung zur freiheitlichen Demokratie zuwider laufen. Die Arbeitsschwerpunkte der aktuellen Forschung im In- und Ausland liegen unter anderem auf Rassismus und Migrationspolitik, Entwicklungen der Extremen Rechten, Antisemitismus, Antiziganismus und soziale Ausgrenzung. Die Erforschung von sozialen und kulturellen Ordnungen soll emanzipative Ansätze für eine demokratische Praxis in Politik, Pädagogik und Journalismus tragen.
Mitglieder des DISS-Vorstandes (v. l.): Iris Tonks, Dr. Jobst Paul und Dr. Margarete Jäger. Foto: Petra Grünendahl.
Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e. V. (DISS) hatte anlässlich seines 35-jähriges Bestehen zum Pressegespräch geladen: Die Vereinsvorsitzende Dr. Margarete Jäger berichtete zusammen mit ihren Vorstandskollegen Iris Tonks und Dr. Jobst Paul über die Entstehung und Entwicklung des DISS zu seiner heutigen Bedeutung und gab einen Ausblick auf aktuelle Projekte. Bei seiner Gründung hatte das Institut seinen Sitz in einem Hinterhaus auf der Realschulstraße, seit 2000 befindet es sich afu der Siegstraße. Die finanzielle Basis für den Vereinssitz und die Arbeit kommt von einem Förderkreis. Darüber hinaus wirbt das Institut mit seinen Forschungsprojekten um Drittmittel: „Als freies Forschungsinstitut in Konkurenz mit Unversitäten wird dies mit deren Unterfinazierung immer schwieriger“, so Margarete Jäger. Kolloquien und Workshops, Vorträge und regelmäßige Publikationen sind weitere Quellen für die Finanzierung und tragen die wissenschaftliche Arbeit nach außen.
Mit der Kritischen Diskursanalyse hat sich das DISS überregional einen Namen gemacht. Foto: Petra Grünendahl.
Auch dank teilweise ehrenamtlich tätiger Mitarbeiter und Praktikanten, die sich nicht nur aus Deutschland bewerben, steht die Forschungsarbeit des DISS auf soliden Beinen und trifft im Netzwerk von Wissenschaft und Forschung auf große Anerkennung. „Wir müssen uns austauschen und verschiedene Perspektiven zulassen“, schilderte Jäger die wissenschaftliche Vernetzung auch im internationalen Kontext. Das DISS verfolgt zivilgesellschaftliche Entwicklungen mit Hilfe der von Siegfried Jäger entwickelten Kritischen Diskursanalyse (KDA), mit der sich die Duisburger Wissenschafter überregional einen Namen gemacht haben. „Wir sind dabei, diese Analyse-Verfahren zu erweitern, denn auch die Verbreitung von Botschaften über Video, Internet und soziale Medien spielt heute eine Rolle“, so Jäger. Zwar scheint der Antisemitismus aus der öffentlichen Diskussion verschwunden, aber latent empfänden Betroffene diesen immer noch in der Gesellschaft verankert: „Aktuell erforschen wir im Rahmen eines europäischen Verbundprojekts Auswirkungen des Antisemitismus auf jüdisches Leben und jüdische Identität“, erzählte Jobst Paul. Ergebnisse will das DISS im kommenden Frühjahr veröffentlichen.
Neue Edition DISS erschienen: „Brexitannia“
Dr. Margarete Jäger und Robert Tonks mit dem neuen Buch aus der Edition DISS: Brexitannia. Foto: Petra Grünendahl.
Neben dem DISS-Journal zählt die Edition DISS zu den namhaften regelmäßigen Publikationen des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung. Das DISS-Journal erscheint drei bis vier Mal jährlich im Selbstverlag mit Fokus auf einem Schwerpunktthema. Das Journal erscheint gedruckt, ist aber auch als pdf auf der Webseite des Instituts verfügbar. Die Edition DISS, die in den Anfangsjahren im Selbstverlag veröffentlicht wurde, publiziert seit 2003 der Unrast-Verlag aus Münster. Bislang sind 49 Bände im Unrast-Verlag erschienen, der 50. Band – (Post-)Pandemische Normalitäten – kommt im Januar 2023.
Der deutsch-britische ehemalige Europareferent der Stadt Duisburg, Robert Tonks, bekannt für Bücher wie „It Isn’t All English What Shines“, hat sich früh über den Brexit seine Gedanken gemacht. Der Waliser wollte verstehen, wie es zum EU-Austritt kommen konnte. Besonders die ehemaligen Bergarbeiter-Regionen – aus einer solchen stammt auch Tonks – waren Brexit-Hotspots. Tonks hatte sich dann 2020 mit seiner Frau Iris und dem DISS-Mitarbeiter Medien- und Filmproduzent Zakaria Rahmani, der die Kontakte zum WDR knüpfte, durch Großbritannien auf die Suche nach der Meinung der Briten über den Brexit gemacht. In vier Podcasts haben sie die Ergebnisse ihrer Reise in deutscher und englischer Sprache (letztere für die originalen Ton-Mitschnitte von der Insel) einem deutschen Publikum auf WDR5 nahe gebracht. Diesen Podcast aus vier gut halbstündigen Folgen haben Tonks und Rahmani in „Brexitannia – Großbritanniens Weg aus der EU“ nun als Band 49 der Edition DISS veröffentlicht. Dieses Buch ist gerade erschienen: Wir werden es in Kürze in einem eigenen Bericht vorstellen. www.robert-tonks.de
Das DISS wird 35 Jahre!
Der Sitz des DISS an der SIegstraße. Foto: Petra Grünendahl.
Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung feiert in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag. Im Zentrum seiner Arbeit stehen und standen vor allem Studien zu Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus. Aber auch Fragen um Krieg und Frieden finden Eingang in die Forschungen des DISS. Das DISS hat in den vergangenen 35 Jahren zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt und viele Bücher veröffentlicht. Es hat ein umfangreiches Archiv extrem-rechter Publikationen aufgebaut (das Zweitgrößte in Deutschland), das auch für externe Wissenschaftler und Forscher nach Terminvereinbarung zugänglich gemacht wird. Das DISS ist Mitglied im Wissenschaftsforum Ruhr.
Mit seinem Analyseansatz der Kritischen Diskursanalyse (KDA) hat sich das Institut über Duisburg hinaus einen Namen gemacht. Seine Ausarbeitungen zum völkischen Nationalismus bieten eine umfassende Grundlage für die Rechtsextremismus-Forschung. Auch in den nächsten Jahren werden die Arbeitsschwerpunkte des DISS in der Weiterentwicklung dieses methodischen und inhaltlichen Instrumentariums liegen, mit dem Ausgrenzungsdiskurse erfasst und kritisiert werden können. www.diss-duisburg.de/ und www.disskursiv.de
Geschichte der Stadt in ihren vielen Facetten sichtbar machen Von Petra Grünendahl
Stellten den neuen Band von Dispargum vor (von links): Edeltraut Klabuhn, Kai Thomas Platz und Brigitta Kunz. Foto: Petra Grünendahl.
Sie sind das Grauen eines jeden Bauherren: Wenn irgendwo neu gebaut wird, darf immer erst die Stadtarchäologie gucken, ob sich auf dem Baugrund archäologisch wertvolle Baudenkmäler verbergen könnten. Alte Karten geben hier zum Beispiel Hinweise auf eine frühere Bebauung, die heute nicht mehr sichtbar ist. Zu Tage fördern die Archäologen Nachweise früherer Besiedlungen im Stadtgebiet. Manchmal weisen Fundstücke nicht nur auf erahntes, sondern zuweilen auch auf viel ältere Baustrukturen hin.
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
Diese werden erfasst und ausführlich dokumentiert, denn allzu häufig bleibt bei einer anschließenden Bebauung nicht mehr viel von dem Fund sichtbar oder gar übrig. Ihre Entdeckungen führen jedoch zu wichtigen Erkenntnissen über die Stadtgeschichte, die nicht aus schriftlichen Quellen zur Forschung verfügbar sind. So geben zum Beispiel vom römischen Kleinkastell Werthausen heute nur noch Pflastersteine im Asphalt an der Mündung Grüner Weg / Deichstraße einen Hinweis auf seine Existenz, wo sie die Umsrisse des Kastells nachzeichnen. Seit 2021 ist dieser Ort Teil des UNESCO Welterbes Niedergermanischer Limes und damit von überregionaler Bedeutung. Seine historische Präsenz und Bedeutung haben Archäologen in den vergangenen 130 Jahren erforscht und Interessierten zugänglich gemacht.
Stellten den neuen Band von Dispargum vor (von links): Kai Thomas Platz, Edeltraut Klabuhn und Brigitta Kunz. Foto: Petra Grünendahl.
Pünktlich zum Jahresende ist der sechste Band der Reihe „Dispargum – Jahresberichte der Stadtarchäologie“ für das Berichtsjahr 2021 erschienen. Dr. Kai Thomas Platz, Leiter der Stadtarchäologie, seine Stellvertreterin Dr. Brigitta Kunz und Bürgermeisterin Edeltraut Klabuhn stellten ihn im Pressegespräch vor. „Wir wollen mit dieser Publikation die Historie der Stadt sichtbar machen und interessierten Lesern die Erkenntnisse der Wissenschafter vermitteln“, so Edeltraut Klabuhn. Im Fokus stehen ein Rückblick auf die Maßnahmen des Jahres 2021 und eine Darstellung der archäologischen Aktivitäten und daraus gewonnenen Erkenntnisse für den Ortsteil Altstadt aus den Jahren 1893 bis 1962. Fortsetzungen zur den Aktivitäten in der Altstadt folgen über die nächsten Jahresberichte, denn besonders ab den 1970er-Jahren erlebte die Stadtarchäogolie unter dem damaligen Stadtarchäologen Günter Krause einen wahren Boom. Diese Fülle sei, so Platz, nur in überschaubaren Teilen zu vermitteln, so dass sich interessierte Leser im kommenden Jahr über die Fortsetzung von 1963 bis Mitte der 1980er-Jahre freuen können. Neun weitere wisschenschaftliche Beiträge in dem Buch zu verschiedenen Grabungen und archäologischen Forschungen im ganzen Stadtgebiet vervollständigen den Rückblick auf das Jahr 2021. Autoren sind Mitarbeiter der Stadtarchäologie oder externen Archäologen, zum Beispiel von den für die Grabungen beauftragten Fachfirmen.
Themenvielfalt spiegelt spannende Entwicklungen in Duisburgs Vergangenheit
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
Zwei Beiträge widmen sich dem Burgplatz, den die Stadt umgestalten möchte: Weg vom unpersönlichen Parkraum und hin zu einer Gestaltung mit Baukörpern in den Randbereichen, wie sie bis zum zweiten Weltkrieg hier vorhanden waren. Auf dem Ratsparkplatz, wo sich früher der Knüppelmarkt befand, wurden bei den Grabungen nicht nur unterschiedliche Schichten an Pflasterungen (siehe Titelfoto) gefunden, sondern auch Hinweise des später überbauten Pfalzgraben, der die Königspfalz umgab. Spätmittelalterliche und neuzeitliche Spuren erforschten die Archäologen zudem zum Beispiel in Gewölbekellern in den alten Dörfern im Stadtgebiet: „Nicht nur sind die alten Keller heute durch Um- und Neubauten anders überbaut“, so Brigitta Kunz, die zusammen mit Marius Kröner den Beitrag verfasste, „die Keller selber sind auch im Laufe der Jahrhunderte umgebaut worden, so dass hier unterschiedlichste Bauweisen und Ausbauten zu erkennen sind.“
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
Da für den Umbau der Rheinkirche in Homberg zu einem Kolumbarium auch die Außenanlagen neu gestaltet wurden, kamen hier die Archäologen für Grabungen zum Einsatz: Sie entdeckten Überreste einer Vorgängerkirche und einer Klosterkirche aus dem Mittelalter sowie der dazugehörigen Klostergebäude.
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
Außerdem stellt Dr. Maxi Maria Platz in einem Fachbeitrag die Begriffe Industriearchäologie (wie z. B. die Ausgrabungen am heutigen LVR-Industriemuseum St. Antony in Oberhauen) und Industriekultur einander gegenüber und setzt sie in Beziehung zur Erzählung des Ruhrgebiets, das heute primär im Zusammenhang mit der Industrialisierung (ab 1750) gesehen wird, obwohl archäolgisch viel frühere Erkenntnisse vorliegen. Zum Leidwesen der Stadtarchäologen konzentriert sich auch die Stadt Duisburg in der Außendarstellung zu sehr auf die Industrialisierung und den Strukturwandel und lässt dabei viele Jahrhunderte spannender Geschichte(n) aus vorindustrieller Produktionstätigkeit außer Acht, die die Archäolgogen in ihren Jahresberichten interessierten Lesern zugänglich machen. Von den insgesamt 31 archäologischen Maßnahmen des Berichtsjahres 2021 sind 25 von externen Fachfirmen bearbeitet worden. Sechs Kleinere konnten die Stadtarchäologen neben ihren eigentlichen Tätigkeiten erledigen. Die archäologischen Funde und Erkenntnisse geben interessante Aufschlüsse über Duisburgs Vergangenheit, die hier in ihrer unerwarteten Vielfalt präsentiert werden.
Das Buch und die spannende Frage: Warum „Dispargum“?
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
Die Publikation „Dispargum – Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie“ wird finanziell gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. Erschienen ist das 280-seitige bebilderte Werk im Großformat (21 x 30 cm) im Verlag Dr. Faustus. Für 39 Euro ist es im lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-946387-46-6) zu haben. „Wir haben den Preis halten können, weil es uns wichtig ist, dass die Leute von unserer Arbeit lesen“, so Kai Thomas Platz. Auch wenn eine Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse für die Stadtarchäologie gesetzlich verpflichtend ist: „Solche Publikationen in diesem Umfang von einer Stadtarchäologie müssen Sie in Deutschland erst mal finden“, merkte Platz an. Und: „Wir sind stolz darauf!“ Die bisherigen Bände erfreuten sich einer großen Verbreitung im deutschsprachigen Raum: „Duisburg ist für eine Archäologie bekannt.“
Blick ins Buch: Dispargum Jahresberichte der Stadtarchäologie. Foto: Petra Grünendahl.
„Das ‚Dispargum’ leiten wir ab von Castrum Dispargum, welches Gregor von Tours* in seinen ‚Zehn Bücher Geschichten’** erwähnt hat“, erzählte Thomas Platz. Die Schrift zählt zu den wichtigsten Quellen für die Übergangszeit zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter und gibt Castrum Dispargum als Hauptsitz des fränischen Herrschers Chlodio (er lebte im frühen 5. Jahrhundert) an. „Neuere Erkenntnisse belegen, dass unser Duisburg am ehesten für dieses ‚Castrum Dispargum’ in Frage kommt, weil es hier nachweislich einen fränkischen Königshof bzw. eine Königspfalz gegeben hat“, erklärte Platz. Die erste urkundliche Erwähung Duisburgs im Jahr 883, die für das Stadtjubiläum herangezogen wird, bezieht sich schließlich auf die Zerstörung der Siedlung durch die Wikinger. „Auch wenn Duisburg schon Jahrhunderte länger besiedelt war, wird es dabei bleiben müssen, denn wir können keine feste Jahreszahl für die früheste Besiedlung nachweisen“, so der Stadtarchäologe. Fest steht aber, dass Duisburg über 1600 Jahre Besiedlung mit Zeiten als Königshof, als Handelsplatz (mit seiner Lage an wichtigen Handelsrouten wie dem Westfälischen Hellweg) und schon zu vorindustrieller Zeit als Produktionsstandort nachweisen kann. Wir werden wohl trotzdem 2033 erst 1150 Jahre Duisburg feiern.
*) Gregor von Tours (538 – 594), Bischof von Tours und Geschichtsschreiber **) „Geschichte der Franken“
Weitgehend einstimmige Beschlüsse zu Ausgaben, Kontroversen um Klimaschutz und IMD Von Petra Grünendahl
Vor der Ratssitzung. Foto: Petra Grünendahl.
Heiß diskutiert hat der Rat der Stadt Duisburg mit Oberbürgermeister Sören Link über den Vorschlag der Verwaltung, das eigenbetriebsähnliche Immobilien-Management Duisburg (IMD) zur selbstständigen Teildienststelle zu erklären. Rederecht hatte hier auch Petra Kerkmann, Vorsitzende des städtischen Personalrats, der bislang auch die Mitarbeiter des IMD vertritt. Von der Ausgliederung verspricht sich Oberbürgermeister Sören Link bessere Möglichkeiten der Personalgewinnung, obwohl weiterhin der TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) gilt. Eine Privatisierung, die der Personalrat mit der Ausgliederung befürchtet, schloss der OB aus. Nachdem der Rat mit knapper Mehrheit für die Ausgliederung votiert hat, der Personalrat der Stadt jedoch dagegen, wird jetzt eine Einigungsstelle eingeschaltet, um zu vermitteln, bevor die Erklärung für ein finales Votum wieder vor dem Stadtrat landet. Einen Antrag der Grünen, die Entscheidung aktuell zurückzustellen und erst nach weiteren Gesprächen in der nächsten Ratssitzung zu beschließen, wurde abgelehnt. In erster Lesung beraten und zur Entscheidung auf die nächste Sitzung verschoben wurden hingegen zwei Beschlussvorlagen zum Klimaschutz und zum Klimawandel-Anpassungskonzept, obwohl die Grünen mahnten, dass die Zeit, Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen, knapp würde. Beschlossen hat der Rat die Unterstützung und Mitwirkung bei der Entwicklung der “Charta Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr” als Leitbild und regional vereinbarte Zukunftsvision der Region.
Der Rat der Stadt tagt in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Zu seiner letzten Sitzung des Jahres hatte der Rat der Stadt Duisburg eine stramme Tagesordnung von fast 100 Punkten alleine im öffentlichen Teil abzuarbeiten. Dem öffentlichen Teil der Sitzung schloss sich wie immer ein nichtöffentlicher Teil mit einer separaten Tagesordnung an. Viele Tagesordnungspunkte konnten ohne Diskussionen – die hatten bereits in vorgeschalteten Gremien wie Fachausschüssen und / oder Bezirksvertretungen stattgefunden – abgearbeitet und zumeist einstimmig beschlossen werden. In manch einer Diskussion hielten sich Ratsleute nicht unbedingt an die vereinbarte Redezeitbegrenzung von zwei Minuten je Beitrag, was die Sitzung zusätzlich in die Länge zog.
Rat gibt Gelder für städtische Ausgaben und Zuschüsse frei
Anstelle von drei Weißen Riesen soll der Stadtteilpark Hochheide entstehen. Infografik: Stadt Duisburg.
Mit großer Mehrheit beschlossen wurde die Anschaffung von 100 Wasserstoff-Bussen für die DVG ebenso wie der schon lange zur Diskussion stehende Abriss der Rhein-Ruhr-Halle, der für eine Sanierung ein wirtschaftlich tragfähiges Nutzungskonzept fehlt. Auf der dort frei werdenden Fläche soll unter anderem ein neuer Standort für die Freiwillige Feuerwehr Duisburg (Löschzug Marxloh/Hamborn) errichtet werden. Der Rat segnete den Neuzuschnitt der Schuleinzugsbereiche, Betriebskostsen-Zuschüsse für die Träger von Kindertageseinrichtungen (Kitas) und die neuen Gebührensatzungen der Wirtschaftsbetriebe Duisburg ab. Die Städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen werden aus dem Bereich des IMD ausgegliedert in ein Sondervermögen, das von der städtischen Wohungsbaugesellschaft Gebag verwaltet wird. Die Treppe am Holzhafen bekommt einen befahrbaren Wartungsweg, die Abspannseile der Wegbrücke am Springwall im Innenhafen werden saniert und der Bonifatiusplatz in Hochfeld umgestaltet (alles einstimmig beschlossen). Einstimmig abgesegnet hat der Rat auch den Jahresabschluss der Stadt Duisburg für 2021 und damit die Entlastung des Oberbürgermeisters als Chef der Verwaltung. Beraten wurden unter anderem die Herrichtung und Finanzierung des Stadtteilparks Hochheide im 2. Bauabschnitt (Sprengung des zweiten Weißen Riesen) im Rahmen des Konzepts Integrierte Stadtentwicklung Duisburg Hochheide (ISEK) sowie der Umbau der Moerser Straße zwischen Kirchstraße und Ottostraße (Hochheide). Zu den weiteren beschlossenen Investitionen in diverse Infrastukturmaßnahmen in Duisburg zählen auch die Schulraumerweiterung an der Gesamtschule Walsum sowie die Planung einer neuen Gesamtschule in Röttgersbach.
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Seit der Eröffnung des Museum DKM 2009 sind in der ständigen Sammlung zwei Räume dem Werk von Norbert Kricke gewidmet. In unveränderter Form präsentieren sie bis heute zwanzig Zeichnungen und zwei Bildhauermodelle aus der Sammlung DKM. Die ausgestellten Zeichnungen umfassen sowohl den Anfang als auch das Ende der abstrakten Schaffensphase von 1952 bis 1984 und bieten somit eine umfangreiche Übersicht über das zeichnerische Werk von Norbert Kricke, der bis zum Schluss der Linie als Gestaltungsmittel treu geblieben ist. Anlässlich des 100. Geburtstages des Düsseldorfer Bildhauers präsentiert das Museum DKM weitere, bisher nicht gezeigte Zeichnungen aus seinem großen Sammlungsbestand sowie eine frühe figürliche Plastik, die das Norbert Kricke Archiv in Berlin für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung stellt.
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Zum 100. Geburtstag Norbert Krickes (am 30. Novemb) zeigen die drei großen Duisburger Kunstmuseen – Lehmbruck Museum, Museum DKM und MKM Museum Küppersmühle – Sonderausstellungen, die überwiegend mit Werken aus den eigenen Sammlung plus ein paar Leihgaben bestückt sind. Nachdem wir bereits einen Blick in die Ausstellungen im Lehmbruck Museum und im Museum Küppersmühle geworfen haben, ist hier ein Einblick in die Präsentation der Werke von Norbert Kricke im Museum DKM. In dieser Form werden Krickes Arbeiten bis zum 7. Mai 2023 gezeigt.
Impressionen der Werkspräsentation von Norbert Kricke im Museum DKM. Fotos: Petra Grünendahl
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Der Künstler
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Norbert Kricke zählt zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne. Er studierte von 1946 bis 1947 als Meisterschüler unter Richard Scheibe an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1947 zieht Kricke zurück in seine Heimatstadt Düsseldorf und findet als freischaffender Künstler zu seiner „typischen” Formensprache, geprägt von Linien, die sich dynamisch durch den Raum bewegen. Krickes ungegenständliche Raumplastiken verzichten auf Masse und Volumen und suggerieren Schwerelosigkeit und Bewegung. Damit wird der Raum für die Wahrnehmung der Betrachtenden geöffnet. 1964 wird Norbert Kricke als Professor für Bildhauerei an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen, die er von 1972 bis 1981 als Direktor leitet. 1958 wurde Kricke mit dem Preis der Graham Foundation for Advanced Studies in Fine Arts, Chicago, ausgezeichnet. Nach der Ehrung mit dem Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein- Westfalen für Bildhauerei (1963) ist die Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises der Stadt Duisburg im Jahr 1971 die dritte international renommierte Auszeichnung Norbert Krickes.
Norbert Kricke im Museum DKM. Foto: Petra Grünendahl.
Krickes Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit präsentiert und sind in diversen renommierten Sammlungen vertreten. Für den öffentlichen Raum realisierte Kricke unter anderem die Große Mannesmann (1958– 1960) am Düsseldorfer Rheinufer, die Raum-Zeit-Plastik (1955/56) an der Fassade der Städtischen Bühnen Münster oder das Wasserherz (1969), das anlässlich der zweiten Bundesgartenschau im Dortmunder Westfalenpark entstand. Für das 1959 eröffnete Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen gestaltete Kricke die Außenwand des Kleinen Hauses.
Impressionen aus Räumen der Dauerausstellung auf der ersten Etage im Museum DKM. Fotos: Petra Grünendahl
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Museum DKM
Das Museum DKM in der Nähe des Hauptbahnhofs. Foto: Petra Grünendahl.
Das private Museum DKM hat 1999 etwas kleiner als Galerie im Duisburger Innenhafen begonnen. Mit wachsender Sammlung zogen die Museumsstifter 2009 ins Zentrum der Innenstadt zwischen Kantpark mit dem Lehmbruck Museum und Hauptbahnhof. Die Architektur des Museums, eine umgebaute ehemalige Gewerbeimmobilie, dient in ihrer Zurückhaltung der Ausstellung der Kunst. Hier zeigen die Museumsstifter Klaus Maas und Dirk Krämer unter dem Motto „Linien stiller Schönheit“ ihre eigene Kunstsammlung sowie wechselnde Sonderausstellungen auch mit Leihgaben. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf zeitgenössischer Kunst, Kunst aus Südostasien, Alt-Ägypten und zeitgenössischer Fotografie. Die drei Baukörper des Museums erstrecken sich über fünf Ebenen und umfassen 2.700 Quadratmeter oder 51 Räume. Das Museum DKM gehört zu den 21 RuhrKunstMuseen.