Projektbeschreibung Erweiterung
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Archtekten: Herzog & de Meuron
Projekt 2013 – geplante Fertigstellung 2018
Ergänzung zur Pressemeldung vom 22. Juli 2015
KüppersmühleDie Gründung eines Mühlenbetriebs im Jahr 1860 auf dem Areal des heutigen Museums Küppersmühle geht auf den Unternehmer Wilhelm Vedder zurück, einen der Väter des Duisburger Innenhafens. 1900 wurde die erste Mühle unter Einsatz seinerzeit modernster Technik am Innenhafen, dem „Brotkorb des Ruhrgebiets“, in Betrieb genommen, 1908 ersetzte man die ersten Gebäude durch den – heute zum Museum umgestalteten – dreiflügeligen Neubau. Das Unternehmen wurde 1912 von den Werken Werner & Nicola übernommen, die das Kesselhaus mit Schornstein ergänzten. Die angrenzenden Stahlsilos wurden in den 1930er Jahren errichtet. Die Fusion mit den Homberger Küpperswerken erfolgte 1969. Sie gaben der Mühle und dem heutigen Museum ihren Namen. Im Jahr 1972 wurde der Mühlenbetrieb stillgelegt. Das Museum Küppersmühle, ein Projekt von Herzog & de Meuron aus dem Jahre 1997, setzte den ersten Meilenstein in der Umgestaltung des alten Innenhafens zu einem Anziehungspunkt städtischen Lebens. Aus dem ehemaligen Mühlen- und Speichergebäude Küppersmühle mit seiner historischen Backsteinfassade wurde das MKM Museum Küppersmühle. Dieses bildete den Kern für eine hochwertige, innerstädtisch heterogene Nutzung des Areals. Initiiert durch die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, beherbergt die Küppersmühle seit 1999 als Museum für moderne Kunst eine der bedeutendsten Sammlungen deutscher Kunst aus den fünfziger Jahren bis heute.
Avantgarde-Sonderausstellung Willi Baumeister International im MKM Museum Küppersmühle
Foto: Petra Grünendahl,
Auf gut 2.500 m² Ausstellungsfläche präsentiert das Museum Küppersmühle (MKM) Schlüsselwerke und Werkgruppen der Sammlung Ströher, einer der umfangreichsten privaten Sammlungen deutscher Nachkriegskunst. Sie umfasst mit über 1.500 Werken zentrale Positionen der Kunstentwicklung in Deutschland, von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Die heutigen Bestände gehen auf die 2005 erfolgte Fusion der Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher (Schwerpunkt abstrakte Nachkriegskunst) mit der ehemaligen Sammlung von Hans Grothe (Malerei und Skulptur der 1970er – 1990er Jahre) zurück. Mit der Zusammenführung der Sammlungen Ströher und Grothe entstand der Wunsch, diese international wichtige Sammlung in einem adäquaten Haus zu konzentrieren und zu zeigen.
Viele der Sammlungskünstler gehören nicht nur in Deutschland, sondern auch international zu den wichtigsten, darunter Georg Baselitz, K.O. Götz, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Fred Thieler oder Rosemarie Trockel.
Projekt ErweiterungIm Jahr 2008 sollte auf den Silotürmen ein Erweiterungsbau für die fusionierte Sammlung Ströher erfolgen. Wegen der grob mangelhaften Ausführung und der Insolvenz der beteiligten Stahlbaufirma konnte das Stahlskelett jedoch nie auf die Silos gehoben werden. Die Bauarbeiten wurden eingestellt und das Projekt aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten seitens der Bauherrin Gebag gestoppt. Der Gebäudekomplex ging in den Besitz der Sammler Ströher über.
Im Jahr 2013 erfolgte der Neustart des Erweiterungsprojektes unter der direkten Bauherrschaft der Familie Ströher. Dafür wurde von Herzog & de Meuron in einer vorgeschalteten Machbarkeitsstudie das Potenzial einer Erweiterung unter den heutigen Gegebenheiten untersucht.
Das neue Projekt ist ein radikaler Neuanfang. Das ursprüngliche Konzept eines weithin sichtbaren, auf den Silos balancierenden Leuchtkubus‘ wird nicht weiter verfolgt. Stattdessen reiht sich der Erweiterungsbau in seiner Massstäblichkeit und Materialisierung in die Kette der eindrucksvollen historischen Backsteinbauten entlang des Hafenbeckens ein und komplettiert so den bestehenden Museumskomplex. Zugleich definiert der neue Kopfbau den Abschluss der gesamten Gebäudezeile am Hafenbecken. Für den flüchtigen Betrachter wirken die neu hinzugefügten Baukörper so, als hätten sie schon immer dort gestanden.Erweiterung des MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen hier vom Philosophenweg aus gesehen. Foto: © Herzog & de Meuron.
Erweiterung des MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen. Foto: © Herzog & de Meuron.
Die Fassadenöffnungen zum Innenhafen und in Richtung Philosophenweg bieten, wie in den bestehenden Ausstellungsräumen, vielfältige Einblicke und vor allem auch einen eindrucksvollen Ausblick in die Umgebung. Ziegel als Fassadenmaterial nimmt die Materialität des bestehenden Komplexes auf.
Das ergänzende Treppenhaus ermöglicht eine kontinuierliche Besucherzirkulation und einen geschlossenen Museumsrundgang. Es nimmt konzeptionell und räumlich Bezug zum Treppenhaus des ersten Museumsprojektes von 1999.
Die neuen Ausstellungsvolumen fügen sich in die bestehende, additive Gesamtkomposition der Küppersmühle, einer typischen Industrieanlage des 19./20. Jahrhunderts. Der innere Ausbau und die Architektur der Ausstellungsräume orientieren sich an den bestehenden Sälen und setzen diese fort. Der nicht direkt über den Bestand angebundene obere Ausstellungsraum wird als Oberlichtsaal mit sichtbarer Shed-Konstruktion konzipiert. Die räumliche Struktur der Ausstellungsgeschosse ist so ausgelegt, dass eine vielfältige und flexible räumliche Nutzung und Bespielung möglich ist.Der obere Abschluss des Silos soll, ähnlich seiner ursprünglichen Erscheinung der dreissiger Jahre, mit einem ergänzenden Aufbau fertiggestellt werden und als extern von der Innenhafenpromenade zugängliche Aussichtsplattform eine neue Nutzung erhalten.
Herzog & de Meuron, 2015
Fotos: Herzog & de Meuron (4), Petra Grünendahl (4)
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