
Kopie einer Büste von Wilhelm Lehmbruck. Am 9. November 2014 stand sie noch am Grab. Foto: Elke Fritzen.
Letzte Ruhestätte unter Bäumen
Von Petra Grünendahl
Seine Witwe Anita hatte Anfang der Sechziger Jahren dafür gesorgt, dass Duisburgs berühmter Sohn Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) umgebettet wurde: Von Berlin auf den Waldfriedhof an der Düsseldorfer Straße in Wanheimerort. Der in Meiderich geborene Lehmbruck kehrte in seine Heimatstadt zurück. Über Jahre zierte die Grabstätte, an der dann auch Anita Lehmbruck (1879-1961) beigesetzt wurde, die Kopie einer Büste von Lehmbruck. Diese ist leider vor wenigen Monaten spurlos verschwunden.
Der Waldfriedhof in Wanheimerort trägt auch den Beinamen „Neuer Friedhof“. Er wurde Anfang der 1920-er Jahre angelegt, als sich eine völlige Belegung des damaligen Hauptfriedhofs Sternbuschweg in Neudorf (auch „Alter Friedhof“) abzeichnete. Im Jahr 1923 begann man mit ersten Reihengrabbeerdigungen. Die erste Bestattung fand am 14. Juni 1023 statt. Ab 1925 stand eine Einsegnungs- und Leichenhalle zur Verfügung. Der älteste Grabstein, der sich aktuell noch auf dem Waldfriedhof befindet, ist ein Findling, bei dem statt einer Eingravierung eine aufgebrachte Plakette die Daten des 1924 Verstorbenen zeigt.

Die Kopie einer Büste von Lehmbruck stand noch vor wenigen Monaten auf dem Sockel links. Die Gräber Wilhelm Lehmbruck (r.) und seiner Frau Anita (mittig hinten). Foto: Petra Grünendahl, März 2015.

Familiengrabstätte Köhler-Osbahr. Auch hier stand links auf dem Sockel neben der mittleren Grabplatte des Ehepaares eine Büste. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Auf dem Waldfriedhof gibt es eine ganze Reihe von Gräbern, in denen berühmte Duisburger bestattet worden sind. Zumindest am Eingang Düsseldorfer Straße (am großen Parkplatz) gibt eine Tafel Auskunft darüber, wo sich diese Gräber befinden. Allerdings sind manche dieser Gräber schwer zu finden, weil sie bescheiden gestaltet sind und sich kaum von anderen Gräbern abheben. Andere wiederum sind deutlich aufwändiger gestaltet. Wer durch den Haupteingang an Krematorium und Trauerhallen vorbei auf den Friedhof geht, findet auf dem Hauptweg nach etwa 100 Metern links die Lehmbruck-Grabstätte (im Gräberfeld 46): großflächig, aber bescheiden gestaltet – die gestohlene Kopie einer Lehmbruck-Büste war der einzige wirkliche Schmuck in dem geschlossenen, von Hecken eingerahmten Karree.
Aber nicht nur in der Lehmbruck-Grabstätte hatten Metalldiebe zugeschlagen: Weitere 100 Meter auf Hauptweg auf der rechten Seite ist die aufwändigere Grabstätte der Köhler-Osbahrs (Gräberfeld 61). Auch hier wurde vor ein paar Monaten eine Bronze-Büste gestohlen. Traurig!

Familiengrabstätte Köhler-Osbahr. Auch hier stand links auf dem Sockel neben der mittleren Grabplatte des Ehepaares eine Büste. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), Grafiker und einer der wichtigsten deutschen Bildhauer der Klassischen Moderne.
Wikipedia: Wilhelm Lehmbruck
Lehmbruck Museum: Wilhelm Lehmbruck
Lehmbruck Museum: Wilhelm Lehmbruck Biografie
Köhler-Osbahr (Familiengrab): Herbert W. Köhler (1919-2001) war ein deutscher Politiker, der zusammen mit seiner Frau Ingeborg Köhler-Osbahr (1919–2002) 1986 die Köhler-Osbahr-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft (Köhler-Osbahr-Stiftung) gründete.
Wikipedia: Herbert W. Köhler

In diesem klassisch-schlichten Bau befinden sich die Gräber von Johann Wilhelm Welker und seiner Frau. Foto: Petra Grünendahl. März 2015.

Verschlossen und zugewachsenen mittem im Wald: die Grabstätte Peter Klöckners. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Relativ leicht zu finden ist im vorderen Teil des Friedhofs auch die Grabstätte von Johann Wilhelm Welker und seiner Frau (Gräberfeld 45). Die klassisch-schlichte Anlage ist offen und gut einzusehen. Eine weitere „prominente“ Grabstätte befindet im ganz hinteren (südöstlichen) Teil des Friedhofs, nicht weit von der Autobahn entfernt: Nicht zu übersehen ist das Grabmal von Peter Klöckner (Gräberfeld 12), obwohl das Areal verschlossen, unzugänglich und wild überwuchert ist von Grün. Ein bisschen Pflege würde dem Areal gut tun. Schade eigentlich, dass an das runde Mausoleum man nicht näher dran und hinein kommt!
Johann Wilhelm Welker (1870-1962), Generaldirektor der Franz Haniel & Cie. 1917-44.
Wikipedia: Johann Wilhelm Welker
Peter Klöckner (1863-1940), Großindustrieller und Gründer des Eisen- und Stahlhandelsunternehmens Klöckner & Co.
Wikipedia: Peter Klöckner
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Die Grabstätte von Karl Jarres, seiner Frau, Tochter und Schwiegersohn. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Karl Jarres (1874-1951), Oberbürgermeister von Duisburg 1914-1933 und Reichspolitiker in der Weimarer Republik.
Wikipedia: Karl Jarres
Heinrich Weitz (1890-1962), Oberbürgermeister der Stadt Duisburg 1945-47, Finanzminister von Nordrhein-Westfalen 1947-52 und (ehrenamtlich) Präsident des Deutschen Roten Kreuzes 1952-61.
Wikipedia: Heinrich Weitz
Der Waldfriedhof in Wanheimerort

Waldfriedhof in Wanheimerort: Verwaltungsgebäude und neues Krematorium. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.

Waldfriedhof in Wanheimerort: die alte Trauerhalle, an die sich rechts neuere Trauerhallen anschließen. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Neben klassischen Grabarten gibt es mittlerweile auch Wahlgräber für Särge und Urnen, was den Wandel der Bestattungskultur dokumentiert. Pflegefreie Gräber oder Rasengräber tragen gesellschaftlichen Änderungen Rechnung, weil Pflege von Angehörigen – soweit überhaupt vorhanden – aus verschiedensten Gründen nicht geleistet werden kann. Die Gestaltung reicht von einfachen Grabsteinen auf der Wiese mit mehr oder weniger üppigem Blumenschmuck bis hin zum anonymen Grab, das nur deswegen erahnt werden kann, weil das Gräberfeld voll belegt ist.
Schon 1927 wurde ein Begräbnisfeld für die Jüdische Gemeinde der Stadt angelegt. Hier finden auch heute noch Bestattungen der zum Ende der Achtziger Jahre neuerstandenen Jüdischen Gemeinde statt. In den Neunziger Jahren schuf man auch ein islamisches Gräberfeld für den südlichen Bestattungsbezirk. 2011 eröffnete der Memoriam Garden in Zusammenarbeit mit Friedhofsgärtner: Hier befinden sich hochwertige Grabstätten mit besonderem gestalterischen Anspruch.
Feuerbestattung seit 1932: das Krematorium

Hier stand das alte Krematorium: Die Gocke aus dem Turm erinnert daran. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Aufgrund steigender Einäscherungszahlen und wegen der veralteten Krematoriumstechnik begann man 2001 mit dem Bau eines neuen Krematoriums. Der bestehende Zellentrakt wurde bis auf die alte Trauerhalle abgerissen und ein modernes Krematorium im Frühjahr 2002 seiner Bestimmung übergeben. Äußerlich der alten Bausubstanz angepasst enthält er modernste Technik und zeitgemäße Abschieds- und Aufbahrungsräume.
© 2015 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (12), Elke Fritzen (1)
Friedhofsplan: © Wirtschaftsbetriebe Duisburg