Fotografien von Barbara Klemm und Stefan Moses im Museum Küppersmühle (Oktober 2014)
Als Pressefotos noch eine Handschrift trugen Von Petra Grünendahl
Sonderausstellung Barbara Klemm Stefan Moses im MKM Museum Küppersmühle. Foto: Petra Grünendahl.
Pressefotografen mit einer eigenen Bildsprache sind selten geworden, obwohl es mehr Fotografen und damit mehr Bilder gibt. Das macht es nicht einfacher und gute Fotos brauchen auch einfach Zeit. Die haben Fotografen heutzutage auch immer weniger, werden sie doch vielfach von einem Termin zum nächsten gehetzt. Pressefotografen folgen häufig Standards statt eigene Maßstäbe zu setzen. Zwei Pressefotografen, die noch eigene Akzente setzen konnten, sind nun im Museum Küppersmühle in einer Sonderausstellung zu sehen.
Kurator Andreas Bee, Fotografin Barbara Klemm und Museumsdirektor Walter Smerling im Pressebespräch. Foto: Petra Grünendahl.
Mit Barbara Klemm und Stefan Moses präsentiert die Stiftung Kunst und Kultur e. V. im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in einer Sonderausstellung zwei Fotografen. Rund 200 Schwarzweiß-Fotografien haben die Fotografen jeweils zu dieser Sonderausstellung beigesteuert, die Prof. Dr. Andreas Bee kuratiert hat. Obwohl beide Fotografen auf Portraitfotos spezialisiert sind, unterscheiden sich ihre Fotos gewaltig. Das liegt nicht nur am Medium, für das sie arbeiten (Tageszeitung – Magazin), sondern auch an ihrer individuellen Herangehensweise an ihre Motive. Ihre Bildsprache trägt jeweils eine sehr eigene Handschrift. Gemeinsam ist ihnen ein eigener Stil und die Einzigartigkeit ihrer Bilder. Wer selber fotografiert (und nicht nur knipst), wird hier wahre Schätze der Fotografie entdecken, die die eigene Sicht auf Fotos und auf Bildsprache bereichern.
Zwei Fotografen dokumentieren deutsche Zeitgeschichte
Barbara Klemms Protrait von Helene Weigel. Foto: Petra Grünendahl.
Barbara Klemm (*1939) hat 40 Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) fotografiert, Politik und Zeitgeschehen überwiegend in Portraits eingefangen und über Jahrzehnte die Bildsprache der FAZ geprägt. Ihre Fotografien fangen die Menschen in ihrer Umgebung lebendig ein – wie mit dem Lasso. Das unterstreicht Persönlichkeiten. „Mir war Schwarzweiß Farbe genug“, erklärte die Fotografin,
die grundsätzlich ohne Blitzlicht fotografiert. Im Spiel mit natürlichen Licht und Schatten ergeben sich faszinierende Kontraste, die Intensität der Momente unterstreichen. Schwarzweiß-Fotografie ist weit mehr als nur eine andere Farbqualität und spielt ihre Stärken gerade in der Portraitfotografie besonders gut aus. Fotografien von einer solchen Intensität und lebendigen Ausstrahlung sind in Farbe kaum zu realisieren. Ohnehin habe die Tageszeitungsfotografie an Aussagekraft verloren, so Klemm, seit allein die Textredakteure entscheiden, welches Foto zum Text kommt. Das Bild wird zum Beiwerk, weil der Texter die Bildsprache nicht einschätzen kann. Dabei können Fotos durchaus eigene Aussagen über Menschen transportieren.
Stefan Moses auf Reisen: Menschen in der DDR. Foto: Petra Grünendahl.
Stefan Moses (*1928) ist Magazin-Fotograf, hat für den Stern, die Neue Zeitung und für die berühmte Fotoagentur Magnum gearbeitet. Er fotografiert „magaziniger“: Seine Fotos sind inszeniert, ohne aber gestellt zu wirken. Die Zeit hat er sich genommen, um Menschen nicht nur ins rechte Licht zu rücken, sondern auch in ihrer Eigenart zu erfassen. In Bilderserien hat er über ein knappes halbes Jahrhundert Deutschland und die Deutschen thematisiert: Emigranten, die während der Nazi-Diktatur ihre Heimat verlassen haben, „Menschen im Wald“ mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte oder Menschen, die Moses auf Reisen vor und nach der Wende in der DDR fotografiert hat. Das ist Zeitgeschichte als Momentaufnahme im Bilderrahmen. Eingefangen hat Moses auf diesen DDR-Reisen auch politische Botschaften, Sprüche auf Mauern, übermalte Plakate, Protest, Abschied und Aufbruch in eine neue Zeit. Eine Reise in die nicht allzu weit entfernte deutsche Vergangenheit.
Fotografie ist mehr als nur den Auslöser drücken
Barbara Klemms Alfred Hitchcock. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sonderausstellung zeigt, dass Zeitungsfotografie früher mal ganz anders sein durfte: Langsamer, intensiver, einzigartiger. Und wenn es schon mal in den Zeitungen außergewöhnliche Fotos zu sehen gibt, bedauert Barbara Klemm, stehe häufig nur der Name der Agentur drunter, aber selten der Name des Fotografen, der sie dann interessieren würde. Beide Fotografen waren, so Kurator Prof. Dr. Andreas Bee, aktiv an Konzeption und der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt. Die Fotografien sind thematisch zusammengefasst, allerdings hat Bee darauf verzichtet, die Fotografen einander gegenüber zu stellen und zu differenzieren. Das bleibt dem Betrachter überlassen, der an den Bilderreihen vorbei schlendert. Im Kubus im Eingangsbereich gewähren dem Besucher Publikationen von und über die beiden Fotografen einen intensiveren Einblick in ihr Schaffen, ihr Leben, ihre Werke.
Stefan Moses‘ Bildreihe „MEnschen im Wald“. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sonderausstellung mit Fotografien von Barbara Klemm und Stefan Moses ist noch bis zum 18. Januar 2015 in den Erdgeschossräumen des Museums zu sehen. Das Museum Küppersmühle findet man am Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro, für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 9 Euro. Ermäßigt sowie bei Gruppen ab 10 Personen zahlt man pro Person 4,50 Euro, Kinder und Schüler über sechs Jahren zahlen 2 Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt, ebenso donnerstags alle Duisburger. Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Führungen durch die Sammlung sowie laufende Ausstellungen gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr, aber auch nach Vereinbarung. Mehr Informationen gibt es auf den Internet-Seiten des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst.