Lektüretipp: „So grün ist das Ruhrgebiet“ von Jochen Tack im Klartext Verlag

Auf dem Weg durch die grünste Industrieregion
Von Petra Grünendahl

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

„Ui, ist das aber grün hier!“, bekommt man von Auswärtigen oft zu hören. Die Erwartungen waren offensichtlich andere, aber das Grau und die schlechte Luft sind lange schon Vergangenheit. Die Schwerindustrie mit ihren Arbeitsplätzen (!) leider auch. Dass über die Hälfte des Ruhrgebiets grün sind – Wälder, Felder, Parks, Wasserflächen und ja, auch Naturschutzgebiete –, ist aber auch so manchem Ruhri nicht klar. Und das Grün und das Ländliche waren schon da, bevor das Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert industrialisiert wurde.

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Auch die Kohle, so erklärt es der Autor informativer Begleittexte, sei vor 360 Mio. Jahren zu Beginn des Karbon-Zeitalters mal „Grün“ und dichter sumpfiger Dschungel gewesen, bevor er von Erdschichten und Sedimenten überzogen und in den Untergrund gepresst wurde. Der Fotograf hat sich deshalb auf den Weg gemacht, seine sonst eher rostroten Motive gegen die „grünen“ auszutauschen – und er hat dabei ganz faszinierende Stimmungsbilder eingefangen. Wobei die Farbe der Natur nicht überall nur Grün ist: Von goldenen Sonnenstrahlen über Rapsfelder, Herbstlaub oder dem Lila der Heideblüte bis hin zum Blau des Himmels und dort, wo sich der Himmel in Wasserflächen spiegelt. Zwischen dem vielen „Grün“ zeigen Windräder und Strommasten, Autobahnen und Schienenstrecken, Siedlungen, Freizeitaktivitäten und Industrie, aber auch Kunstwerke und touristische Ziele, dass das Ruhrgebiet deutlich viel mehr zu bieten hat als nur Landschaft.

 

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

In seinem Buch „So grün ist das Ruhrgebiet“ zeigt der renommierte Fotograf Jochen Tack die schönsten Seiten des Ruhrgebiets: Vom Ruhrtal und den Rheinauen über den Emscher Landschaftspark bis hin zu den Halden als renaturierten Aufschüttungen von Abraum und Bergematerial aus den nahe gelegenen Schachtanlagen.

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Seine wunderschönen Fotografien bilden das Ruhrgebiet in seiner vielfältigen Schönheit und seiner Nähe zur Natur ab: Vom tiefen Osten des Ruhrgebiets bis an den Niederrhein (zu den Halden Rheinpreußen oder Norddeutschland), von der Lippe im Norden bis zur Ruhr im Süden. Gegliedert sind die Fotografien in vier Kapitel: Altes Grün, neues Grün, Grün in der Stadt und Grün am Wasser. Die Kapitel sind mit einleitenden Texten von Jens Dirksen versehen.

 

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Das „alte“ Grün spiegelt die immer noch reichlich vorhandenen ländlichen Gegenden des dicht besiedelten Reviers. Das „neue“ Grün entstand im Norden des Ruhrgebiets ab der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park 1989 bis 1999, die den Startschuss zu mehr Begrünung, Rekultivierung und Renaturierung gab. Und wo sich Industrienatur ihren Raum eroberte. Im Süden, wo die Ruhr als Transportweg an Bedeutung verlor, als die Eisenbahn diese Funktion übernahm und der Bergbau nach Norden wanderte, fingen Bemühungen zur Renaturierung schon Jahrzehnte früher an. Aber auch die Städte werden – das macht in Zeiten des Klimawandels schließlich Sinn – zunehmend grüner. Das gilt auch für die Wasserflächen, die längst nicht mehr der Industrie als Transportweg dienen, sondern heute der Erholung und Freizeitgestaltung.

 

 
 
Der Fotograf, der Texter und das Buch

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Jochen Tack, Jahrgang 1962, fotografiert seit seiner Jugend. Er arbeitete für die WAZ u. a. in Essen und machte sich später als Fotoredakteur selbstständig. Zu seinem Lieblingsmotiv im Ruhrgebiet gehört der Wandel des Reviers vom Industrie-Grau zum lebendigen Grün.

 
Jens Dirksen wurde 1964 als Sohn eines Bergmanns geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik, Politikwissenschaften und Publizistik in Münster. Ab 1994 war Dirksen Redakteur bei der Neuen Ruhr / Neuen Rhein Zeitung (NRZ), ab 1997 Literaturredakteur. Seit 2009 ist er Kulturchef der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Beide Zeitungen gehören heute zur Funke Mediengruppe.

 

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Der großformatige Bildband „So grün ist das Ruhrgebiet“ von Jochen Tack mit Texten von Jens Dirksen ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das reich und teils sogar doppelseitig bebilderte 192-seitige Fotobuch (22 x 28,8 cm) im Hardcover-Umschlag ist für 24,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2582-3).

Fotos von Jochen Tack findet man auch in den Wanderführern „Urbane Steige in Essen“ und „Heimat erwandern: Der ZollvereinSteig“ (beide in Zusammenarbeit mit dem Autor Ralph Kindel) im Klartext Verlag.

 

 
Der Verlag

Jochen Tack: So grün ist das Ruhrgebiet im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer mit Inspirationen für Jung und Alt, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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Rat der Stadt Duisburg verabschiedet Haushalt 2024 nach teils kontroversen Debatten

Mit dem Etat 2024 Zukunft gestalten
Von Petra Grünendahl

Der Rat der Stadt tagt in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.

Die Genehmigung des Jahresabschlusses 2022 und der Verwendung der Überschüsse war schnell einstimmig beschlossen und abgehakt. Dann ging es in die Beratung zur Verabschiedung des Haushalts für 2024. Zum Schlagabtausch nutzten die Fraktionsvorsitzenden ihre Etatreden, die die Debatten zum neuen Haushalt einleiteten. „Wir wollen in die Zukunft investieren und Spielräume für ein zukunftsfähiges Duisburg nutzen“, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bruno Sagurna. Seine Partei würde deswegen auch nur den „eigenen“ Anträgen zustimmen, die sie gemeinsam mit GroKo-Partner CDU auf die Tagesordnung gebracht hatte. „Als Folge unseres guten Wirtschaftens können wir den Bürgern nun etwas zurück geben“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Mahlberg im Hinblick auf (gemeinsam) beantragte Steuer- und Gebührensenkungen. „Wir haben immer gesagt: Konsolidierung ist wichtig, um handlungsfähig zu werden. Damit haben wir unsere haushalterische Souveränität zurück gewonnen und können nun Spielräume nutzen“, so Ratsherr Mahlberg. Und: „Wir müssen Anreize für Unternehmen schaffen, sich hier anzusiedeln oder hier zu bleiben. Wir investieren in Zukunft und geben Impulse.“ Aber er warnte auch: „Wir haben aber nach den Abbau von 1 Mrd. Verbindlichkeiten immer noch 850 Mio. Euro Kassenkredite laufen und müssen dazu auf Lösung der Altschulden drängen.“ Vieles sei dadurch entstanden, dass der Bund den Kommunen Ausgaben aufgedrückt, aber nicht auskömmlich gegenfinanziert habe. Damit sieht der CDU-Fraktionschef auch neben dem Land auch den Bund in der Verantwortung.

 

Der Rat der Stadt Duisburg tagt in der Mercatorhalle statt. Foto: Petra Grünendahl.

Die letzte Ratssitzung des Jahres wurde zur langen Nacht (bis 23 Uhr), musste doch der Haushalt mit einer ganz langen Liste an Änderungs- und Ergänzungsanträgen abgearbeitet und beschlossen werden. Zumal jeder Antrag zum Haushalt einzeln beschlossen und teilweise auch kontrovers debattiert wurde. Das alles kostete natürlich viel Zeit, obwohl viele der 71 Anträge zum Haushalt vor der Beratung zurück gezogen worden waren. Andere Anträge gingen mit Mehrheit durch, wieder andere wurden abgelehnt. Auch der finale Entwurf der Haushaltssatzung wurde schließlich mit Mehrheit beschlossen, bevor es in die Beratung von weiteren Beschlussvorlagen aus dem Tagesgeschäft des Rates ging: Dazu zählen unter anderem Bebauungspläne, Gremien-Besetzungen, Wirtschaftspläne der städtischen Tochtergesellschaften, Sonderzuschüsse für Träger von sozialen Einrichtungen, die Bewilligung überplanmäßiger Ausgaben und Mehraufwendungen sowie Initiativen zu Verbesserungen im OPNV und Maßnahmen zum Straßen- und Radwegbau. Der Rat beschloss die Gründung einer Wasserstoffgesellschaft als Tochter der DVV sowie der Projektgesellschaft Technologiezentrum Wedau mbH. Einstimmig beschlossen wurde eine Neuordnung der Dezernatsverteilung und Teilung des Ordnungsbereichs in ein Bürger- und Ordnungsamt und ein Amt für Integration und Einwanderungsservice (inklusive Ausländerbehörde).

 

 

 
Oberbürgermeister Sören Link zu den Beschlüssen der Ratssitzung

 
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Fotos: Petra Grünendahl

 

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Lektüretipp: Reise-Inspirationen im „Atlas der Reiselust“ vom Dumont Reiseverlag

Entdeckungsreise zu Sehnsuchtszielen
und auf Traumrouten

Von Petra Grünendahl

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Von Wundern der Natur und atemberaubenden Naturphänomenen über fremde Kulturen, vergangene Zivilisationen und unterschiedlichste Errungenschaften von Menschen und ihren Sehnsuchts- oder Ruheorten bis hin zu sagenhaften Orten, ins All und zu den Sternen steckt die Welt voller Abenteuer. Manch eine Reise kann man sich erfüllen, für anderes bleibt nur die Reise auf dem heimischen Sofa:

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Ob auf den Spuren untergegangener Reiche, entlang der Expeditionen von berühmten Seefahrern und Entdeckern, die die Grenzen der bekannten Welt verschoben, oder in Timbuktu oder im Westen Frankreichs das Ende der Welt gibt es viel zu entdecken. Dazu gibt es kulturelle oder kulinarische Reiseziele. Die Autoren haben eine faszinierende Auswahl an schönen und spannenden Zielen in aller Welt zusammen getragen, die ihre Leser gedanklich oder vielleicht auch real in die Ferne locken sollen. Dazu kommen zum Beispiel in Kapiteln wie Slow Tourism, Couchsurfing. Wwoofing oder auch Reisen mit dem Frachtschiff Ratgeber verschiedenster Art für ungewöhnliche Reisen.

 

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Den „Atlas der Reiselust“ mit – so der Untertitel – Inspiration für ein ganzes Leben hat der DuMont Reiseverlag nun in der vierten Auflage aktualisiert und rundum erneuert. Mit der ersten Auflage 2018 hatte DuMont die Reihe „Atlas der Reiselust“ gestartet, der mittlerweile mehrere Bände auch für einzelne Reiseländer umfasst. Auf nun 400 Seiten im XXL-Format findet der Leser informative Texte und inspirierende Fotos zu Hunderten von Zielen, die zum Reisen in alle Welt einladen.

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Eingeteilt ist das Buch in die bewährten Kapitel – Wunder der Natur, City-Trips, Feste und Festivals, Einmalige Erlebnisse, Abenteuer & Outdoor, Aromen der Welt und Unsere Kulturschätze –, von denen jedes für sich individuell gestaltet ist. Die darin enthaltenen Informationen wurden geprüft und auf den neusten Stand gebracht. Diese Kapitel sind weiter unterteilt in vier bis 15 Unterkapitel, die auf jeweils sechs bis acht Seiten die Ziele weiter in feinere Kategorien einteilen und beschreiben. Auf „Postkarten“ ist einigen Zielen sogar eine eigene Seite gewidmet, um ihrer Vielfalt einigermaßen gerecht zu werden. Ansonsten müssen angesichts der Vielzahl von attraktiven Zielen kleine Häppchen reichen, die aber gespickt sind mit vielfältigen (auch subjektiven) Eindrücken de4r Autoren und wichtigen Fakten. Das Buch lädt mehr zum Durchblättern und sich irgendwo festlesen ein, als dass man es von Anfang bis Ende durchliest.

 

 
 
Traumziele in aller Welt

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die Texte stammen von französischen Autoren: Die französische Originalausgabe ist bei Hachette (Hachette Tourisme) erschienen. In seiner 4. aktualisierten Auflage in deutscher Sprache ist das reich bebilderte 400-seitige Buch mit Hardcover-Umschlag im Format 25 x 33 cm (XXL) nun im DuMont Reiseverlag erschienen. Es ist für 39,90 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-616-03227-6).

 

 
DuMont Reiseverlag

Atlas der Reiselust im DuMond Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die MairDumont Reiseverlagsgruppe aus Ostfildern (bei Stuttgart), zu der auch der DuMont Reiseverlag gehört, ist spezialisiert auf Reise- und Freizeitbücher. Die Reihe der „Atlas der Reiselust“ lädt seit 2018 ein, Traumziele zu entdecken und sich für eigene Reisen inspirieren zu lassen. Hier konnten wir bereits den „Atlas der Reiselust USA“ in Augenschein nehmen.
www.dumontreise.de

 
 
 
 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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cubus Kunsthalle zeigt im „Kunstmarkt 23“ aktuelle Werke Duisburger Künstler

Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen
Von Petra Grünendahl

Heinz Josef Klaßen beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

„Ich nutze die Fotografie in Verbindung mit den Möglichkeiten der Bildbearbeitung als neue Form von Malerei“, erklärte Dieter „Mononom“ Schwabe (mononom.art) seine Fotografien zwischen Realität und Fantasie. Heinz Josef Klaßen (wir berichteten hier und hier) stellt Farb-Fotografien aus, die ursprünglich in den 1960er- und 1970er-Jahrenals Vorlagen für seine fotorealistische Malerei entstanden sind.

Petra Müller beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

Petra Müller richtet in einem Raum der cubus kunsthalle ein kleines Portraitstudio ein und zeigt hier interessante und sehr authentische Arbeiten, die nicht der klassischen Form eines Portraits entsprechen: Manches ist „gestellt“, aber dennoch originell fotografiert, andere Personen haben die Fotografin gar nicht wahrgenommen. Man findet Grafiken von Marco Morosin sowie einen gemeinsamen Kunst-Kalender, für den Marco zusammen mit seiner Frau Magdalena Morosini Zeichnungen von ihrer Hochzeitsreise nach Krakow zusammen gestellt hat.

Stacey Blatt beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die ausgestellten Künstler zeigen die ganze Bandbreite künstlerischen Schaffens von Zeichnungen und Malerei über Bildhauerei bis hin zur Fotografie. So vielfältig wie die bildnerischen Mittel sind die Motive und ihre Gestaltung: Ein Querschnitt der aktuellen Kunstszene in Duisburg. Seit über 20 Jahren veranstalte sie schon diesen Kunstmarkt für Duisburger Künstler, erzählte Claudia Schäfer, Duisburger Kunstwissenschaftlerin und Gründerin der cubus kunsthalle.

 
 
 

Künstler beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

Gemeinsam mit einer ganzen Reihe der präsentierten Künstler stellte Claudia Schäfer die Ausstellung „Kunstmarkt 23“ im Pressegespräch vor: Eine Ausstellung von über 70 ausgewählten Künstlern aus Duisburg und Umgebung, die hier ihre aktuellen, jüngst realisierten Arbeiten ausstellen und Besuchern zum Kauf anbieten. Wegen des limitierten Platzangebots handelt es sich um kleinere Formate, die gegenüber dem Museumscafé im Kant-Park auf zwei Etagen gezeigt werden.

Marco Morosin beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die Kunstwerke liegen überwiegend preislich zwischen 50 und 500 Euro. Größere Skulpturen oder besonders aufwändige Werke sind natürlich teurer. Die Ausstellung wendet sich aber nicht nur an potenzielle Käufer: Man kann auch einfach nur gucken kommen. Die Besucher erwartet eine sehenswerte Vielfalt von Stilen und Ausdrucksformen. Eröffnet wird der Kunstmarkt am Freitag, 24. November 2023, um 18:30 Uhr durch die Kulturdezernentin der Stadt Duisburg, Linda Wagner. Im Anschluss an die Eröffnung (ab 20 Uhr) findet die letzte diesjährige art&wine party statt.

 

 
 
Kunstmarkt 2023

Kunstmarkt in der cubus kunsthalle

Zu sehen sind die Werke der Duisburger Künstler bis zum 21. Januar 2024. Ermöglicht wird die Ausstellung „Kunstmarkt 23“ in der cubus kunsthalle durch finanzielle Unterstützung der Stadt Duisburg, der Sparkasse Duisburg und von duisport.

 

Mauga Houba-Hausherr beim Kunstmarkt in der cubus kunsthalle. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die beteiligten Künstler sind Petra Anders, Anger Eleven, die Bastellgruppe, Rainer Bergmann RABE, Sigrid Beuting, Jutta Biesemann, Stacy Blatt, Ulla Bonn-Engler, Arno Bortz, Monika Buchen, Fee Brandenburg, Ina Buskens, Nacir Chemao, Udo Dziersk, Paula Ellert, Petra Ellert, Annette Erkelenz , Andrea Fehr, Fabian Freese, Karin Habermann, Fritz-Josef Haubner, Klaus Hoffmann, Mauga Houba-Hausherr, Friederike Huft, Inga Jockel, Polina Karmazina, Thorsten Kasel, Michael Kiefer, Heinz Josef Klaßen, Petra Klein, Hans Georg Kraume, Reiner Langer, Wolf Diethard Lipka, Gerhard Losemann, Roger Löcherbach, Ralf Lüttmann, Ellen Meder, Ray Meller, K. Ulla Middendorf, Marco Morosin, Magdalena Morosini, Petra Müller, Josef Müller, Kerstin Müller-Schiel, Cyrus Overbeck, Gianna Reich, Julia Reisinger, Katrin Roth, Angelika Ruckdeschel, Michael Sander, Walter Schernstein, Angela Schmitz, Martin Schmitz, Dieter „Mononom“ Schwabe, Gernot Schwarz, Cornelia Schweinoch-Kröning, Sophia Stenzel, Angelika Stienecke, Stefan Thoben, Günter Thorn, Anne Thoss, Margot van Loosen, Hans Jürgen Vorsatz, Ulrike Waltemathe, Andrea Wiessiolek, Heike Walter, Michael Werk, Heike Wirtz, Elke Zaksek, Zandra Zapsky und Alla Zhyvotova.

Impressionen vom Kunstmarkt. Fotos: Petra Grünendahl

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cubus kunsthalle

cubus kunsthalle im Kant-Park. Foto: Petra Grünendahl.

Die cubus kunsthalle liegt im Kant-Park in der Duisburger Innenstadt in der Nachbarschaft des Lehmbruck Museums, wo sie mit Ausstellungen zeitgenössischer Künstler und Konzerten, aber auch mit partizipativen Angeboten das Umfeld und die Duisburger Kunstlandschaft belebt. Gegründet hat die cubus kunsthalle die Duisburger Kunstwissenschaftlerin Dr. Claudia Schäfer 1987/88 als cubus galerie in Duissern, bevor sie 1994/95 mit Hilfe eines gemeinnützigen Fördervereins in das Gebäude des ehemaligen Niederrheinischen Museums der Stadt Duisburg in den Kant-Park zog. Die cubus kunsthalle finanziert sich durch Spenden zur Förderung von Kunst & Kultur, über Sponsorenleistungen und durch die Untervermietung des Café Museums. Neben Duisburger Künstlern zeigt die Kunsthalle internationale Künstler und stellt einmal jährlich eine Sammlung vor – und dies weitestgehend bei freiem Eintritt. Geöffnet hat die privat geführte Kunst- und Ausstellungshalle mittwochs bis sonntags zwischen 14 und 18 Uhr.
www.cubus-kunsthalle.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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Lektüretipp: Heimat erwandern – „Der ZollvereinSteig“ im Klartext Verlag

Strukturwandel beim Wandern durch Industriegeschichte erleben
Von Petra Grünendahl

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der ZollvereinSteig als Wanderweg scheint ja auf den ersten Blick ein Widerspruch in sich zu sein: Ein ehemaliges Industrieareal zum Wandern? Aber ja doch: Urbanes Wandern hat seinen Reiz. Und viel Grün und Landschaft hat auch der Essener Norden zu bieten. Am Wegesrand findet man ehemalige Fördergerüste und –türme, die Kokerei, vielfältig nachgenutzte Gebäude von Kohlenwäsche, Kauen, Maschinenhäusern oder Werkstätten als Zeichen des Strukturwandels.

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Dazu kommen stimmig eingefügte Neubauten wie die neue Verwaltung van RAG und RAG-Stiftung als Beispiel für nachhaltiges Bauen auf dem ehemaligen Kokereigelände. Kundig bringen die Autoren ihr Wissen von der Geschichte des Standortes an den Wanderer: Die ausführliche Informationen helfen, das zu verstehen und in einen Kontext zu bringen, was man am Wegesrand sieht. Für viele Wegpunkte sollte man sich auf seiner Wanderung Zeit nehmen oder sie auch separat später noch einmal genauer erkunden. Die Lektüre ist nicht nur für Wanderer geeignet: Sie bietet jedem Besucher der Zeche Zollverein wertvolle Informationen zum Standort und seiner Entwicklung bis heute.

 

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

wIn ihrem Heimat-Führer „Heimat erwandern: Der ZollvereinSteig“ stellen Autor Ralph Kindel und Fotograf Jochen Tack ihren Lesern grüne Erlebniswanderungen im Essener Norden – so der Untertitel – vor. Der ZollvereinSteig ist nach dem Kettwiger Panoramasteig und dem BaldeneySteig – beide im Essener Süden – die dritte Wander-Route in Essen. Er ist auf Initiative der Essener Marketing Gesellschaft (EMG) entstanden und wurde erst im April 2022 offiziell eröffnet.

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der neue Wandersteig führt mehr als die beiden Süd-Strecken durch Bergbau- und Industrielandschaften und macht den Strukturwandel für Wanderer erlebbar. Im Vorwort geben die beiden Autoren einen groben Überblick über den ZollvereinSteig und seine Geschichte, den sie an den einzelnen Stationen der Wanderung vertiefen. Zusätzlich zur detaillierten Beschreibung der Wegstrecke gibt es Abstecher „Am Weg“, „Tipps“ für weitere Unternehmungen und „Infos“ zu Besonderheiten an der Strecke. Daten zu Start- und Zieladressen, Strecke und Höhenunterschiede sowie Zeitaufwand (bei normalen Wandertempo), Streckeninfos und empfohlene Ausrüstung runden das Bild ab. Außerdem gibt es gpx-Daten für unterwegs. Für die Routen des Zollvereinsteigs und den Seitenblick haben Kindel und Tack den informativen Texten viele reizvolle und aussagekräftige Fotografien zur Seite gestellt, die neugierig auf die Touren machen.

 

 

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die Wanderstrecken sind ganzjährig begehbar. Mit seinen 26,4 km Weglänge bei einem Anstieg von 328 m ist der ZollvereinSteig im Wandertempo in 6:30 Stunden zu bewältigen. Aufgeteilt haben ihn die Autoren in zwei Abschnitte: Eine westliche Strecke von 17,4 km mit 120 m Anstieg in 4:00 Stunden und eine östliche Strecke von 9 km mit 201 m Anstieg in 2:30 Stunden. Beide Strecken sind als mittelschwer eingestuft, sind aber als Wanderwege doch recht anspruchsvoll. Und wer dann noch nicht genug hat, kann mit dem Seitenblick, einer 5,4 km langen, flacheren Strecke (20 m Anstieg) noch einen weiteren einstündigen „einfachen“ Rundkurs in Angriff nehmen. Und wer nicht ganz so ambitioniert auf Schusters Rappen (oder auch mit dem Fahrrad) unterwegs ist: Manches Sehenswerte lässt sich anhand der Infos auch auf kürzeren Spaziergängen erkunden ;-).

 

 
 
Der Autor, der Fotograf und das Buch

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Ralph Kindel, Jahrgang 1969, ist ein Kind des Essener Südens. Das Suchen und Finden von Wanderrouten vor der eigenen Haustür bedeutet für ihn schon lange einen Ausgleich zu seiner anderen großen Leidenschaft: der Kulinarik.

 
Jochen Tack, Jahrgang 1962, fotografiert seit seiner Jugend. Er arbeitete für die WAZ u. a. in Essen und machte sich später als Fotoredakteur selbstständig. Zu seinem Lieblingsmotiv im Ruhrgebiet gehört der Wandel des Reviers vom Industrie-Grau zum lebendigen Grün.

 

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der Wanderführer „Heimat erwandern: Der ZollvereinSteig“ von Ralph Kindel und Jochen Tack ist im Essener Klartext Verlag in der Reihe „Schönes NRW“ (Heimat entdecken) erschienen. Das reich bebilderte 144-seitige Taschenbuch mit Klappbroschurumschlag ist für 16,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2564-9).

Von Ralph Kindel und Jochen Tack stammt auch der Wanderführer „Urbane Steige in Essen“ im Klartext Verlag.

 

 
Der Verlag

Heimat erwandern – Der ZollvereinSteig im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer mit Inspirationen für Jung und Alt, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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Lektüretipp: „Wanderzeit im Ruhrgebiet“ von Ann Baer bei MairDumont

Wandern durch mehr als nur „Gegend“:
Spannende Erkundungen gleich „umme Ecke“

Von Petra Grünendahl

Ann Baers Wanderzeit im Ruhrgebiet bei DuMont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Entlang der durchaus mehr oder weniger anspruchsvollen Wanderwege stellt die Autorin ihren Lesern sehens- und erlebenswerte Ziele am Wegesrand vor wie den Lost Place Märchenwald, Schlösser auf den Ruhrhöhen, Museen und auch der einen oder anderen spannenden Friedhof. Kleine Stopps und größere Erkundungen hat Ann Baer in ihre Wanderungen eingebaut:

Ann Baers Wanderzeit im Ruhrgebiet bei DuMont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Sie zeigen nicht nur Naturerlebnisse aller Art, sondern malerische Ortschaften, romantische Schlösser mit ihren frei zugänglichen Gärten oder Parkanlagen sowie – was die Besonderheit des Ruhrgebiets ausmacht – moderne Industrie der Gegenwart und Industriekultur (Vergangenheit). „Wandern und genießen“ ist ihr Motto und das schließt natürlich Punkte für eine schöne Aussicht (nicht nur auf Halden) und Orte für das leibliche Wohl mit ein. Manche ihrer Fundstücke am Wegesrand sind für Neulinge nicht direkt sichtbar: Ann Baer hat viele kleine Geheimtipps parat, die den Wanderweg spannender gestalten und die man manchmal nur mit einer Erklärung erkennt und wahrnimmt. Extra-Infos für lohnenswerte Ziele nicht weit von ihrer Streckenführung gibt sie ebenfalls immer gerne. Man sollte sich also mehr als die reine Wanderzeit Zeit nehmen für die Ausflüge. Spannend sind die Touren allemal, bekommt der Wanderer im Ruhrgebiet doch sehr viel mehr zu sehen als nur „Gegend“!

 

Ann Baers Wanderzeit im Ruhrgebiet bei DuMont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Für ihr neues Buch „Wanderzeit im Ruhrgebiet“ hat die Autorin Ann Baer zwanzig vielfältige Wandertouren erarbeitet, die quer über das ganze Ruhrgebiet verteilt liegen. Auf ihren Routen erlebt der Wanderer viel Grün und Natur und streift viele Zeugen der Industrialisierung und Industriekultur, die es sich zu erkunden lohnt. Denn nicht die Strecke ist das Ziel, sondern der Weg mit unterschiedlichen Erlebnissen aller Art. Die meisten Touren sind Rundtouren, was An- und Abreise erleichtert.

Ann Baers Wanderzeit im Ruhrgebiet bei DuMont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Neben der Vorstellung der Wandertour gibt es detaillierte Beschreibungen der Routen unterbrochen von Etappen-Zielen, Rückzugsorten und (auch gastronomischen) Pausen am Wegesrand. Eine Übersicht mit Wegmarken (was kommt wann) und „Auf einen Blick“ mit Zahlen und Fakten zur Tour erleichtern die Einschätzung. Dazu zählen Wegstrecke, reine Wanderzeit, Höhenmeter sowie Angaben zur Wegbeschaffenheit und Ausrüstung. Die Touren reichen von knapp über sechs bis fast 15 Kilometer Wegstrecke bei zwei bis über viereinhalb Stunden reine Wanderzeit: Von fast ebenen Strecken bis hin zu Höhenunterschieden im Extremfall von fast 350 Metern ist für jeden (sportlichen) Anspruch etwas dabei. Für die Detailplanung gibt es eine Karte sowie GPX-Daten zum Download fürs Smartphone. Und zwei Seiten mit Anti-Rucksack-Autsch-Übungen, damit man die Tour auch mit Gepäck gut übersteht.

 

 
 
 
Die Autorin und das Buch

Ann Baer am Baldeneysee in Essen. Foto: Britta Knappmann,

Nachdem es Ann Baer vor knapp 30 Jahren beruflich ins Ruhrgebiet verschlagen hat, ist die freie Journalistin und Autorin im Essener Süden heimisch geworden. Am Ruhrgebiet liebt sie den spannenden Mix aus Natur und Industriekultur. Als „Draußen-Mensch“ begibt sie sich gerne – auch mit Familie und Hund – auf skurrilere Pfade: Selten wird sie dabei enttäuscht vom Erlebnisfaktor unbekannter Flecken. Ihre eigenen Erfahrungen und Einblicke hat sie auch in diesem Buch verarbeitet. Von Ann Baer hatten wir hier bereits „Eskapaden im Ruhrgebiet“ vorgestellt.

 
Die „Wanderzeit im Ruhrgebiet“ ist erschienen im DuMont Reiseverlag. Auf 224 Seiten – mit zehn Seiten für jede Tour – findet der Leser neben vielen Informationen auch über 200 Fotos und Abbildungen sowie Karten mit der Verortung der Routentipps. Das Taschenbuch im Format 15×20,5 cm ist für 18,95 Euro im lokalen Buchhandel zu bekommen (ISBN 978-3-6160-3232-0).

 

 
DuMont Reiseverlag

Ann Baers Wanderzeit im Ruhrgebiet bei DuMont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der DuMont Reiseverlag aus Ostfildern (bei Stuttgart) ist spezialisiert auf Reise- und Freizeitbücher. Die „Wanderzeit“ ist eine neuen Reihe von Wanderführern des Verlages: eine Buchreihe mit Tipps für Wanderstrecken in verschiedenen Regionen in Deutschland. Herrlich entspannte Touren zum Abschalten und Genießen, wirbt der Verlag im Untertitel.
www.dumontreise.de

 
 
 
 
 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (13), Britta Knappmann (1)

 

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Ballett am Rhein: „I am a Problem“ begeisterte mit zwei Stücken im Theater Duisburg

Zwei starke Charaktere, die
ihrem Schicksal nicht entkommen

Von Petra Grünendahl

Roland Petit „Carmen”: Gustavo Carvalho (Don José), Futaba Ishizaki (Carmen), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel

Nach der Schicht in der Tabakfabrik warten die Männer schon auf die Arbeiterinnen: Es wird sich amüsiert und geflirtet. Die selbstbewusste Carmen (Paula Alves), der so mancher Mann zu Füßen liegt, gerät in einen Streit mit einer anderen Arbeiterin. Der Soldat Don José (Damián Torrio) soll für Ordnung sorgen und verliebt sich in Carmen, die dieses für sich ausnutzt.

Roland Petit „Carmen”: Futaba Ishizaki (Carmen), Gustavo Carvalho (Don José). Foto: Daniel Senzek.

Vor den Toren der Stierkampf-Arena scheinen Carmen und der Toreador (Niklas Jendrics) eindeutige Blicke auszutauschen, was Carmens Schicksal besiegelt: Voller Eifersucht ersticht Don José seine Geliebte und zerbricht selber daran. Statt Opern-Gesang ist das Spiel der Charaktere eingebettet in feurige Tanzszenen, die Energie, Leidenschaft und Intensität der Handlung spiegeln. Mit „Carmen“ hatte Bizet eine „spanische“ Oper für ein französisches Publikum geschrieben. Der französische Choreograph Roland Petit hatte den Stoff der „Carmen“ 1949 in ein Ballett verwandelt, arrangiert von David Garforth.

Roland Petit „Carmen”: Daniele Bonelli (Toreador), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.

Die Handlung der gut zweieinhalbstündigen Oper ist komprimiert auf fünf Bilder (ca. 50 Minuten), die natürlich die bekanntesten Stücke Bizets beinhalten: Herausragend in Ballettszenen transformiert und ganz fantastisch umgesetzt von den Tänzern des Ballett am Rhein. Für das wandlungsfähige Bühnenbild, welches die gesamte Handlung ohne große Umbauten begleitete, ebenso wie für die Kostüme zeichnetu Antoni Clavé verantwortlich. Bühne und Geschehen ins rechte Licht taucht das Licht-Design von Jean-Michel Désiré.

 
 

Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.

Der neue Ballettabend des Ballett am Rhein stellt in zwei Stücken starke Persönlichkeiten der Literatur gegenüber: Georges Bizets „Carmen“ (nach einer Novelle von Prosper Mérimée) und Berthold Brechts „Baal“. Für das zweite Stück hatte Aszure Barton zu einer Auftragskomposition der russischen Komponistin Nastasia Khrustcheva ihre Interpretation von „Baal“ in sechzehn Bildern choreografiert: Ein frühes Schauspiel von Berthold Brecht liefert die Geschichte zur Choreografie, dessen Uraufführung am 28. Januar 2022 mit dem Ballett am Rhein in Düsseldorf stattfand. Mit viel Applaus dankte das begeisterte Publikum dem Ballett am Rhein und den Duisburger Philharmonikern für die fantastische Aufführung. Der ca. 2-stündige Ballettabend (inkl. einer Pause) ist empfohlen ab 14 Jahren.

 

 
Baal: Egozentrisch und übergriffig

Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Mariana Dias (Luise), Ensemble Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek.

Der Dichter und Lyriker Baal (Tänzerin Wun Sze Chan) wird hofiert: Ein Verleger will seine Lyrik veröffentlichen, jede Gesellschaft ist von ihm angetan. Egal, ob High Society oder Fuhrleute in der Brandweinschenke: Sie alle erliegen seiner Anziehungskraft. Baal flirtet mit jeder Frau, die ihm begegnet und lässt nichts anbrennen. Das beeindruckt die Menschen. Auch Johannes (Jack Bruce), der sich Tipps für seinen Umgang mit seiner noch unerfahrenen Freundin Johanna (Sara Giovanelli) erhofft.

Aszure Barton „Baal“: Wun Sze Chan (Baal), Simone Messmer (Sophie). Foto: Daniel Senzek.

Baal brüstet sich ihm gegenüber allerdings nur mit seiner eigenen Sexualität – und stellt dann Johanna nach. Erst in Sophie (Simone Messmer) lernt er eine selbstbewusste Frau kennen, der er auf Augenhöhe begegnen muss. Baal muss sich und seine Kunst verkaufen, um die gemeinsame Existenz zu sichern. Er hat Arbeit bei einer Gruppe Holzfäller gefunden und beklagt sich bei seinem Freund, dem Komponisten Ekart (Daniele Bonelli), über seinen geschwächten Zustand. Statt mit der mittlerweile schwangeren Sophie verbringt er seine Zeit lieber mit Ekart. Sophie bleibt zurück, während Baal und Ekart gemeinsam unterwegs sind. Zurück in der Schenke erlebt Baal Menschen aus seiner Vergangenheit – und dass seine Anziehungskraft nicht mehr wirkt. Als Ekart sich mit der Kellnerin vergnügt, ersticht Baal diesen. Er flieht in den Wald und stirbt. Die Holzfäller erinnern sich an ihn und fahren ansonsten ungerührt mit ihrer Arbeit fort.

 
Für die Bühnengestaltung, die unkomplizierte „Ortswechsel“ ermöglichte, und die Licht-Szenerie in „Baal“ zeichnet Burke Brown verantwortlich, für die Kostüme Michelle Jank. Musikalisch begleitet haben beide Stücke glänzend aufspielende Duisburger Philharmoniker, beim „Baal“ mit Unterstützung von Alexandr Ivanov am Klavier, unter der musikalischen Gesamtleitung von Martin Braun.

 
Ein kleiner Vorgeschmack:

 

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Fr | 10. November 2023 | 19:30 Uhr,
Mi | 15. November 2023 | 19:30 Uhr,
Mi | 29. November 2023 | 19:30 Uhr und
Fr | 1. Dezember 2023 | 19:30 Uhr.

 
Deutsche Oper am Rhein

Roland Petit „Carmen”: Gustavo Carvalho (Don José), Futaba Ishizaki (Carmen). Foto: Daniel Senzek.

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

 

Aszure Barton „Baal“: Kauan Soares (Ekart), Wun Sze Chan (Baal). Foto: Daniel Senzek.

Tickets kosten samstags zwischen 17,00 und 69,00 Euro. Mit der Familienkarte zahlen eingetragene Familienmitglieder jeweils 10 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Daniel Senzek

 

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Junge Oper am Rhein: „Die Geschichte vom blinden Vertrauen“ zog vom UFO ins Theater Duisburg

Vom Vertrauen auf den vereinbarten Lohn und der Rache des Rattenfängers
Von Petra Grünendahl

Die Geschichte vom blinden Vertrauen: Eric White, Camilla Agraso, Lotte James. Foto: Rainer Schlautmann.

Ganz in Weiß gekleidet warten die Tänzerinnen Camilla Agraso und Imogen Walters, dass ihr Co-Tänzer Dukin Seo die Kinder – zwei erste Klassen der GGS Klosterstraße – ins Opernfoyer zu ihren Plätzen führt. Eins Stimme vom Band führt in die grundlegende Geschichte vom „Rattenfänger von Hameln“ ein, der in seiner bekanntesten Version wohl als Märchen von den Gebrüdern Grimm bekannt sein dürfte: Der Geschichte von einem Mann, der für einen versprochenen Lohn die Bürger von einer Rattenplage befreite. Nachdem er um seinen Lohn betrogen worden war, holte er sich die Kinder der Bürger, die ihm genauso vertrauensvoll folgten wie zuvor die Ratten. Zum Tanz und Spiel der Tänzer hört man die Stimmen von Vorschulkindern, die sich mit der Geschichte des Rattenfängers auseinander setzen. Die Tänzer setzen diese Stimmen in Bewegungen und Bühnenhandlung um, die von Vertrauen erzählt, vom Betrug am Rattenfänger und warum er die Ratten holen sollte, aber die Kinder nicht, die nichts dafür konnten, was ihre Eltern – oder vielmehr der Bürgermeister auch im Namen seiner Bürger getan hatte.

 

Die Geschichte vom blinden Vertrauen: Eric White, Lotte James. Foto: Rainer Schlautmann.
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Für das Stück „Die Geschichte vom blinden Vertrauen“ ist die Choreografin Hege Haagenrud mit Vorschulkindern der Sage vom „Rattenfänger von Hameln“ und der existenziellen Frage nach dem Vertrauen nachgegangen. Für das Bühnenstück, welches zunächst für das UFO (Junge Oper Urban) konzipiert worden war, erzählten die Kinder ihr Verständnis des Rattenfängers und gingen dabei Fragen nach, ob sie selber auch mit einem Fremden mitgehen würden, was Geld für sie bedeutet und worum es wirklich in dieser Geschichte geht. Dabei zogen die Kleinen durchaus auch passende Parallelen zu dem, was man in der Gegenwart als Rattenfänger bezeichnet. Neben der Choreographie zeichnete Hege Haagenrud auch für die Bühnenausstattung (Kostümgestaltung) verantwortlich. Die Musik komponierte Gregor Hübner. Die Kinderstimmen ebenso wie die Musik und einleitende Textpassagen kommen vom Band. Das ca. 40-minütige Stück läuft in erster Linie für ein junges Publikum im Opernfoyer und ist empfohlen für Kinder ab 6 Jahren.

 

 
Das UFO

Die Geschichte vom blinden Vertrauen: Eric White, Lotte James, Camilla Agraso. Foto: Rainer Schlautmann.

Der von raumlabor berlin entwickelte mobile Theaterraum des UFO bietet Platz für bis zu 30 Gäste. Das Architektur-Kollektiv hat sich für das UFO von einem Raumfahrzeug inspirieren lassen, das sich nach verschiedenen Seiten öffnet. Je nach Bedarf kann es kleinere Experimentier- und Begegnungsräume an- und abdocken, z. B. einen Bauwagen mit Tonstudio oder eine transparente Blase, so dass es vielfältige Interaktionen zwischen den künstlerischen Teams und dem Publikum ermöglicht. Das mittlerweile dauerhaft angelegte Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat Wuppertal gefördert. Organisiert wird es seit Beginn der laufenden Spielzeit von Theresa von Halle, Elise Schobeß (Künstlerische Leitung), Lisa Kanthack (Projektassistenz) und Christian von der Heide (Veranstaltungstechnik)v. In enger Zusammenarbeit mit der Dramaturgie und der Jungen Oper am Rhein und „Tanz mit!“, der Tanzvermittlung des Ballett am Rhein, beschreitet UFO – Junge Oper Urban neue Wege, vertieft bestehende Kooperationen in beiden Städten und knüpft neue Bande mit Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen.

 

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Di | 31. Oktober 2023 | 19:00 Uhr (Familienvorstellung),
Do | 2. November 2023 | 11:00 und 12:00 Uhr,
Fr | 3. November 2023 | 11:00 und 12:00 Uhr und
Sa | 4. November 2023 | 11:00 und 12:30 Uhr.

 
Deutsche Oper am Rhein

Die Geschichte vom blinden Vertrauen: Eric White, Camilla Agraso. Foto: Rainer Schlautmann.

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

 

Die Geschichte vom blinden Vertrauen: Lotte James, Camilla Agraso. Foto: Rainer Schlautmann.

Tickets kosten 10,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Rainer Schlautmann

 

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Lektüretipp: Lonely Planet – Legendäre Citytrips in Europa bei MairDumont

Urbane Abenteuer: 40 Streifzüge
durch die coolsten Metropolen

Von Petra Grünendahl

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl. 

Das Künstlerviertel in Vilnius (Litauen), auf den Spuren der Comics in Brüssel (Belgien) oder der kulturellen Revolution in Madrid (Spanien), das Venedig (Italien) jenseits des Markusplatzes oder ein trendiges Industrieviertel in Lissabon (Portugal) sind nur eine kleine Auswahl der vielversprechenden Ziele, die unterschiedliche Facetten Europas darstellen.

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Europas Stadtperlen hat Lonely Planet hier zusammen getragen: Die Bekannten, die Legendären – und absolute Geheimtipps. Die Autoren erzählen von ihren Lieblingszielen und Wahlheimaten. Sie schildern die unbekannten Seiten bekannter Metropolen, weitgehend abseits des touristischen Trubels. Sie laden ein, auf kurzen Städtetrips neue Lieblingsorte zu entdecken: Ergänzt durch hilfreiche Informationen und Tipps im „Wegweiser“ u. a. zu Anreise und Übernachtungsmöglichkeiten, die erste Ideen für eine eigene Reise liefern. Kleine grob gezeichnete Kartenausschnitte der jeweiligen Städte bzw. von Stadtteilen ergänzen die Informationen im Text. Einladende Fotografien und die persönlichen Geschichten der Autoren regen an, die verschiedenen Städte nicht nur vom Sofa aus zu entdecken, sondern inspirieren, in das Leben vor Ort einzutauchen.

 

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die „Legendären Citytrips in Europa“ von Lonely Planet zeigen 40 Streifzüge durch die coolsten Metropolen Europas, so der Untertitel. Die Auswahl der Metropolen ist faszinierend und vielfältig. Die Städte sind geografisch sortiert: Nordeuropa, West- und Südeuropa, Südosteuropa und Osteuropa. Alte Städte und architektonisch „neue“ Städte und Orte, die eine neue Dynamik entdeckt haben: Eben Städte, die sich laufend verändern und weiter entwickeln. Fremde Welten, in die der Leser hier eintaucht.

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Mit 6 bis 8 Seiten für jede der 40 Streifzüge durch die „coolsten“ Metropolen lassen sich natürlich nur oberflächlich die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand streifen. Manche Autoren gewähren Einblicke in frühere Zeiten, kennen sie „ihre“ Städte doch manchmal schon seit Jahrzehnten. Unter „Was noch“ finden sich auf einer Seite jeweils drei weitere Ideen, was es in der Stadt oder der näheren Umgebung zusätzlich zu erleben gibt. Die Ziele sind fast alle auch ohne Flieger, aber dafür mit Bus oder Bahn zu erreichen: Eine intensivere Art des Reisens, nähert man sich dem Ziel durch sich ändernde Landschaften und Kulturen und über künstliche Grenzen hinweg. Eine Europa-Karte mit Markierungen der Ziele fehlt leider. Ein alphabetisches Register zum Abschluss listet neben Ländern und Personen auch die 40 Städte mit ihren erwähnten Sehenswürdigkeiten für einen schnellen Überblick.

 

 
 
Das Buch

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die „Legendären Citytrips in Europa“ sind in der Reihe „Lonely Planet“ erschienen. Die Texte der 40 Streifzüge durch Europas „coolste“ Metropolen stammen von unterschiedlichen Autoren. Die Fotos stammen teilweise von den Autoren, überwiegend aber aus anderen Quellen sowie aus Bilddatenbanken. Das reich bebilderte 288-seitige Buch im Hardcover-Umschlag (Format 20,7 x 26,7 cm) ist für 29,95 Euro im lokalen Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-575-01082-7).

 

 
Lonely Planet bei MairDumont

Legendäre Citytrips in Europa von Lonely Planet bei MairDumont. Foto: Petra Grünendahl.
 

Die MairDumont Reiseverlagsgruppe aus Ostfildern (bei Stuttgart) ist spezialisiert auf Reise- und Freizeitbücher. Die Reihe „Lonely Planet“ ist eine Adaption der Bücher des australischen Verlages Lonely Planet Publishing, einer der erfolgreichsten unabhängigen Reiseverlage der Welt. Seit seiner Gründung Anfang der 1970er-Jahre ist der Verlag der Philosophie seiner Gründer Tony und Maureen Wheeler treu geblieben, Reiseinfos höchster Qualität zu bieten. Die Wheeler reisen dafür aber schon lange nicht mehr alleine: Mittlerweile arbeiten sie über ihre Verlagsbüros in Melbourne, Oakland und London mit 400 erfahrenen Autoren zusammen, die für Lonely Planet rund um den Erdball reisen. Der australische Verlag wurde mehrfach für seine hochwertige Reise-Literatur ausgezeichnet. Lonely Planet hat über 500 Titel im Programm, davon ca. 270 Reiseführer.
www.lonelyplanet.de/
www.mairdumont.com

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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Lektüretipp: Der Städtekompass für „DuMonts Lieblingsstädte weltweit“

Städte individuell erleben und
eintauchen in ihre Einzigartikeit

Von Petra Grünendahl

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

New York und Paris konnte man hier ja erwarten. Wien vielleicht auch noch. Aber „DuMonts Lieblingsstädte weltweit“ haben mehr zu bieten als nur die angesagtesten Touristenziele, die die Massen locken. Vielmehr ging es bei der Auswahl um den besonderen Reiz der Orte, der sich aus dem Charme einer Stadt und ihrer Menschen ergibt. Diese Attraktivität erschließt sich aber nicht im Massentourismus, sondern nur im kleinen Kreis, der das Eintauchen in die Atmosphäre der Städte und die Annäherung an die dort lebenden Menschen ermöglicht.

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

Ausgiebige Streifzüge in der Vergangenheit erklären die einzigartige Gegenwart der Orte. Insbesondere in europäischen Städten spielen das Römische Reich und teilweise auch die Osmanen, Völkerwanderungen, Grenzverschiebungen oder auch Kriege im Laufe der Jahrhunderte eine maßgebliche Rolle, wie sich die Städte heute dem Besucher präsentieren. Es locken Städte wie Breslau (Niederschlesien, Polen), Edinburgh (Schottland), Kopenhagen (Dänemark) oder Sofia (Bulgarien), aber auch Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), Marrakesch (Marokko), Sydney (Australien) oder Tel Aviv (Israel), um hier ein paar Beispiele zu nennen.

 

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

Mit „DuMonts Lieblingsstädte weltweit“ stellt der DuMont Reiseverlag in seiner Reihe „Städtekompass“ inspirierende Städte weltweit vor, die einen Trip wert sind. Auf jeweils 12 Seiten stellt ein Autor „seine“ Stadt vor: Mit einem kurzen Überblick, was die Stadt ausmacht, mit drei ausgewählten detailliert beschriebenen Touren, was den Autor an seiner Stadt fasziniert, sowie mit vier bis sechs Tipps zum „Pausieren“.

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

Das können interessante Gastronomie-Tipps sein, Gärten und Parks oder spannende Locations, die zum flanieren und/oder entdecken einladen: Appetitanregende Häppchen für einen ersten Eindruck, den man bei Gefallen auf einer Reise vertiefen sollte. Jede Stadt wird so individuell vorgestellt wie der jeweilige Autor sie erlebt hat. Von den 25 Lieblingsstädten liegen 17 Städte gut verteilt in Europa, der Rest verteilt sich tatsächlich auf die ganze Welt. Bei 25 Städten, die bei all ihrer Vielfalt unterschiedlicher nicht sein könnten, ist für jeden etwas dabei. Und die Autoren haben auch dort, wo es nötig ist, Tipps für Touren jenseits der Touristenströme parat. DuMonts Lieblingskompass will kein Stadtführer sein, inspiriert aber dazu, sich schon im Vorfeld eines Städtetrips Gedanken zu machen und mit anderen Quellen detailliert zu planen, was man denn sehen will.

 

 
 
Vielfalt und Einzigartigkeit

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

Die Auswahl der Lieblingsstädte umfasst: Amsterdam, Athen, Breslau, Budapest, Buenos Aires, Dubai, Edinburgh, Kapstadt, Kopenhagen, Marrakesch, Marseille, Neapel, New York, Paris, Porto, Riga, Sofia, Stockholm, Sydney, Tel Aviv, Tokyo, Valencia, Wien, Zagreb und Zürich. Die Texte stammen von unterschiedlichen Autoren.

Das reich bebilderte 312-seitige Buch mit Klappenbroschur-Umschlag im Format 18 x 26 cm ist erschienen im DuMont Reiseverlag. Es ist für 19,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-616-03238-2).

 

 
DuMont Reiseverlag

Städtekompass: DuMonts Lieblingsstädte weltweit. Foto: Petra Grünendahl.

 

Die MairDumont Reiseverlagsgruppe aus Ostfildern (bei Stuttgart), zu der auch der DuMont Reiseverlag gehört, ist spezialisiert auf Reise- und Freizeitbücher. Die Reihe der „Städtereisen“ bietet anregende Lektüre zu – beispielsweise – den entspanntesten oder meisten unterschätzen Städten: In Deutschland, in Europa und in der Welt.
www.dumontreise.de

 
 
 
 
 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 

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Lektüretipp: Wanderglück Industriekultur durchs westliche Ruhrgebiet im Klartext Verlag

Urbanes Wandern durch landschaftsprägende Zeugnisse der Industrialisierung
Von Petra Grünendahl

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Genau genommen ist das Ruhrgebiet auch ein Paradies für Wanderer: Anstelle von viel „Gegend“ locken spannende Industriekultur am Wegesrand und tolle Aussichten von zahlreichen Halden. Der Weg ist das Ziel des urbanen Wanderns: Er führt durch ehemalige Industrie-Areale und was davon übrig blieb, Zechen- und Bergbaustandorte oder renaturierte und gestaltete Halden. Die Routen führen auch durch Zechenkolonien oder begehbare Kunstwerke, vorbei an Kunst im öffentlichen Raum und über Bahntrassen.

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Es geht entlang an Baggerseen sowie durch Industrienatur, die sich zurückerobert hat, wo der Mensch industrielle Produktionsstätten aufgegeben hat. Das sind neben Standorten der Montanindustrie und Zeugnissen der Frühindustrialisierung auch zum Beispiel Lederfabriken in Mülheim (mit einem sehr sehenswerten Leder- und Gerbermuseum) oder Tuchmanufakturen ein Kettwig und Werden. Die Wantertouren eröffnen auch Einheimischen neue Perspektiven und machen den Strukturwandel im Ruhrgebiet erlebbar. Und neben den Touren-Empfehlungen gibt es viele gute Tipps für lohnende Ziele am Rande des Weges. Viele dieser Ziele sind eher Geheimtipps: Selbst wer schon an der einen oder anderen Strecke unterwegs war, findet in diesem Buch weitere bislang unbekannte Ziele.

 

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Patrick Bierther lockt seine Leser mit seinem neuen Buch „Wanderglück Industriekultur“ zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet. Von Duisburg und Moers im Westen über Mülheim, den Essener Süden bis nach Bottrop oder Herten im Norden reichen die Rundstrecken der einzelnen Wanderrouten, die Bierther seinen Lesern näher bringt. Seine Wanderstrecken-Empfehlungen hat der Autor kurz bis mittellang gehalten, um dem Wanderer Zeit und Energie zu lassen, die industriekulturellen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Und da hat der Autor viele wenig bekannte, aber durchaus lohnenswerte Locations ausgemacht, zu denen sich Abstecher lohnen. Dreizehn Touren hat Patrick Bierther ausgewählt, von denen drei ganz oder teilweise über Duisburger Stadtgebiet führen. Auf jeweils zehn bis vierzehn Seiten beschreibt der Autor seine ausgewählten Touren mit einer detaillierten Wegbeschreibung und alternativen Möglichkeiten. Von 5,2 Kilometern (ca. 1:35 Stunden) reiner Wanderweg bis hin zu ambitionierteren 18,4 Kilometer (in 5:39 Stunden) reichen die Touren. Grundlegende Daten zum Strecke und ihren Besonderheiten, zu weiteren Zielen in der unmittelbaren oder näheren Umgebung (Am Weg oder Abstecher), eine Einordnung des Strecke in verschiedene Kategorien, Gastronomie-Tipps sowie Tipps zur Anreise (Pkw/Parkplatz und ÖPNV) sowie Abkürzungen oder Erweiterungen der Strecke runden die Informationen ab. Zu den Strecken gibt es auch GPX-Daten fürs Smartphone.

 

 
 
Der Autor und das Buch

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Patrick Bierther weiß, wovon er schreibt: Er ist in Essen-Werden geboren und aufgewachsen und nach 25 Jahren wieder dorthin zurückgekehrt, mit einem Blick auf die Basilika und um einen viel zu großen Garten zu pflegen. Dazwischen liegen ein Studium in Berlin, ein Redaktionsvolontariat, 20 Bücher, viele, viele Artikel – und zwei Jahre auf Zechen (Zollverein und Nordstern), freilich nicht als Bergmann, sondern als Öffentlichkeitsarbeiter unter anderem für die Bundesgartenschau. Vom diesem Autor hatten wir hier bereits die Bücher Heimatschätze – Die schönsten Altstädte im Ruhrgebiet und „Blühende Oasen – Ausflüge zu Parks und Gärten im Ruhrgebiet“ vorgestellt.

 
Das Buch „Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durchs westliche Ruhrgebiet“ von Patrick Bierther ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das 160-seitige Taschenbuch aus der Reihe „Schönes NRW“ mit zahlreichen Fotografien unterschiedlichster Fotografen (auch ein paar von Bierther selbst) und Bildagenturen ist für 18,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2577-9).

 

 
Der Verlag

Wanderglück Industriekultur – Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet von Patrick Bierther. Foto: Petra Grünendahl.
 

Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Lektüretipp: Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa

Vom Reiz des Stillstandes ohne mutwillige Zerstörung
Von Petra Grünendahl

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Die Fotografen haben ihre Motive weitgehend ohne Graffiti oder mutwillige Zerstörung (von Kriegsschäden abgesehen) einfangen können. Manche Orte sehen aus, als wäre es gerade erst verlassen: Fast als könnte man sie wieder in Betrieb nehmen. Allen Motiven gemeinsam ist allerdings, dass sie im 20. Jahrhundert gebaut und wieder aufgegeben wurden. Dabei sind viele Relikte aus dem Dritten Reiche, dem Zweiten Weltkrieg, der Nachkriegszeit und dem Kalten Krieg.

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Die Fotos zeigen Stillstand, einen Moment in der Zeit, der schnell wieder vergeht. Viele Objekte in den Bildern stehen noch: Manche mehr oder weniger unverändert, andere umgebaut und nachgenutzt und wieder andere sind längst abgerissen. Die Fotos sind eine Reise in die Vergangenheit und dokumentieren die Vergänglichkeit. Sie zeigen alte Industriestandorte, Verkehrswege oder militärische Anlagen ebenso wie Orte, an denen Menschen gelebt oder ihre Freizeit verbracht haben. Die Motivauswahl zeigt viele interessante, aber weitgehend unbekannte Stätten. Viele der Fototouren waren offizieller Natur und man kann nur wenige dieser Orte als „Lost Places“ bezeichnen, die außer von Urbexern und Fotografen leider auch viel zu häufig von Vandalen und Zerstörern heimgesucht werden. Dass die hier ausgewählten Orte damit vielfach unberührt von der Zeit erscheinen, macht ihren besonderen Reiz aus.

 

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Das Buch „Stillgelegt“ mit dem Untertitel „100 verlassene Orte in Deutschland und Europa“ ist im DuMont Reiseverlag nun aktualisiert in der dritten Auflage erschienen. Die Fotografien sowie die begleitenden Texte stammen von Thomas Kemnitz, Robert Conrad und Michael Täger. Die Fotos der verlassenen Orte sind eingeteilt in Kategorien: Produzieren (z. B. Fabriken und Kraftwerke), Leben (Siedlungen, Hotels, Freizeit), Bilden (Schulen, Bühnen, Kirchen oder Denkmäler), Transportieren (Schiene, Straße, Wasser) und Schützen (militärische Anlagen aller Art).

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Die einzelnen Kapitel beginnen nach einer kurzen Einleitung mit den Fotografien (manchmal auch mehreren pro Standort) sowie Stichworten zum Standort und Herkunft der Aufnahme. Die Kapitel schließen jeweils mit einem Überblick über die Orte und ihrer Geschichte sowie ihrer eventuellen Nachnutzung. Die Fotografen dokumentieren, konservieren und bewahren hier einen Zustand von Bauwerken, die sich stetig verändern, verfallen, umgebaut oder mittlerweile sogar abgerissen wurden.

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Die Fotos stammen aus den Jahren 2001 bis 2022, sind also nicht direkt für diese Publikation entstanden. Die Auswahl der Standorte ist etwas Ost-lastig, aber führt den Betrachter auch an unbekannte Orte und in Gegenden und Länder, die abseits von gängigen Besucherströmen liegen. Und dafür, dass die Fotografen für eine offizielle Dokumentation unterwegs waren, hatten sie auch einen Zugang zu Orten, an die man sonst nicht hinkommt. Was dann durchaus den Vorteil hat, dass die Orte ursprünglicher aussehen als viele bekannte „Lost Places“, zu denen sich jeder Zugang verschafft.

 

 
 
Die Fotografen und das Buch

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Thomas Kemnitz (*1966 in Schönebeck) hat ein Studium der Fotografie- und Computeranimation als Diplom-Mediendesigner abgeschlossen. Seit 1998 ist er Mitarbeiter im Studio für digitale Medien im Fachbereich Gestaltung und Kultur der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin.

 
Robert Conrad (*1962 in Quedlinburg, †2023) hat nach seinem Studium von Kunstgeschichte und Architektur seit 1998 als Architekturfotograf gearbeitet: Für den Berliner Senat, Landesdenkmalämter, Architekturbüros, Museen und Verlage – und daneben für Ausstellungen zu freien Projekten. Sein besonderer Schwerpunkt war die Dokumentation von Bauten der Klassischen und der Nachkriegsmoderne.

 

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Michael Täger (*1990 in Wolfsburg) hat nach dem Abitur Fahrzeugtechnik in Wolfsburg studiert. Seit 2013 ist er freiberuflicher Fotojournalist im Bereich Reportage und Sportfotografie. Sein Schwerpunkt ist die Dokumentation der Veränderungen in den neuen Bundesländern und in Osteuropa seit der Wende und seit dem Abzug der Sowjetarmee.

 
Die drei Fotografen haben sich durch ihre Mitarbeit am Forschungsprojekt „Virtuelles Museum der Toten Orte – VIMUDEAP.info“ des Fachbereichs Gestaltung und Kultur der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) kennen gelernt: Ein Projekt, welches Thomas Kemnitz bereits seit 1996 betreut.

 

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Alle drei haben viel in Ostdeutschland nach der Wende und Osteuropa nach dem Fall des eisernen Vorhangs fotografiert und damit viele Orte im Bild festgehalten, die den Sprung in die neue Zeit nicht schaffen sollten. Ihre Auswahl gibt spannende und mitunter nahezu noch unberührte Einblicke in eine andere Zeit.

 
Der 224-seitige Bildband „Stillgelegt“ ist im DuMont Reiseverlag erscheinen. Das großformatige Buch im Softcover-Umschlag ist für 29,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-616-03226-9).

 

 
DuMont Reiseverlag

Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa im DuMont Reiseverlag. Foto: Petra Grünendahl.

Der DuMont Reiseverlag aus Ostfildern (bei Stuttgart) ist spezialisiert auf Reise- und Freizeitbücher. Die „DuMont Eskapaden“ sind die neuen „Aktivguides“ des Verlages, eine Buchreihe mit Ausflugstipps für Regionen und Städte in ganz Deutschland (und ein wenig darüber hinaus). Ob für wenige Stunden, einen Tag oder ein Wochenende, ob allein, mit Freunden oder der Familie – unwiderstehliche Ausflüge ins Grüne warten: „Also ab nach draußen!“, wirbt der Verlag.
www.dumontreise.de

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Lektüretipp: „Die Suche nach dem Route 66 Killer“ von Christian Piskulla

Auf dem Highway to Hell
Von Petra Grünendahl

Route 66: Welcome to Seligman, Arizona. Foto: High Contrast (CC BY 3.0).

Der junger Biker Adam ist auf der Route 66 spurlos verschwunden. Seine Mutter beauftragt Rebecca und Mark, ihren Sohn zu suchen. Die beiden ehemaligen Polizisten bitten Steve, FBI-Chefermittler im Ruhestand, um Hilfe, der wiederum seine ehemalige Stellvertreterin Judy für die nötigen Informationen kontaktiert. Während Rebecca und Mark auf dem Motorrad die Route 66 von New Mexico nach Arizona abfahren, recherchiert Judy,

Route 66: Historisches Teilstück zw Kingman und Seligman. Foto: Grenzlandstern (CC BY-SA 4.0).

dass in den vergangenen Jahren noch mehr Menschen auf dem trostlosen historischen Highway verschwunden sind. Schnell wird klar: Hier ist ein Serienmörder am Werk! Aber vermutlich nicht nur einer … Judy, Steve sowie Rebecca und Mark verfolgen unterschiedliche Spuren, die letztendlich zu den Mördern führen. Die vier Ermittler sind dem Leser möglicherweise aus dem „Pacific Crest Trail Killer“ bekannt. Die anderen Figuren lernt der Leser in den einzelnen Episoden im Laufe der Lektüre kennen.

Route 66: Road Runners Retreat in der Mojave-Wüste. Foto: Bruce Fingerhood (CC BY 2.0).

Hier wechseln Erzähler und Perspektiven, so dass der Leser schon frühzeitig erste Einblicke in die Geschichten und Psychen nicht nur der Ermittler, sondern frühzeitig auch der Mörder bekommt. Spannend geschrieben treiben die kurzen Kapitel die Story an. Manche der vielen Handlungsfäden, denen trotz ihrer Komplexität gut folgen lässt, kommen schließlich zu einem doch etwas überraschenden Ende.

 
 
 

Christian Piskulla: Auf der Suche nach dem Route 66 Killer. Foto: Petra Grünendahl.

Mit „Die Suche nach dem Route 66 Killer“ hat Christian Piskulla nach „Das Stahlwerk“ (2020) und „Pacific Crest Trail Killer“ (2021) bereits seinen dritten Krimi vorgelegt. Dank eigener Erfahrungen auf der Route 66 gelingt es Piskulla, seinen Lesern die heutige Trostlosigkeit der einstigen Kultstrecke zu vermitteln. Stimmungen und Bilder lässt er in Worten lebendig werden. Seine authentischen Schilderungen mit ihrer atmosphärischen Dichte machen die Handlung förmlich spürbar.

Verlauf der Route 66 in Christian Piskulla: Auf der Suche nach dem Route 66 Killer. Foto: Petra Grünendahl.

Das neue Buch greift ein wenig auf den „Pacific Crest Trail Killer“ als Vorgeschichte zurück, was dem Leser den Zugang zu den verschiedenen Charakteren auf der Ermittlerseite erleichtert. Die zuweilen brutal geschilderte, aber dennoch intelligent gestrickte Storyline entlockt an manchen Stellen dem Leser auch ein Grinsen. In drastischen Bildern zeigt Piskulla eine schonungslose Realität, die durchaus auch kritisch die amerikanische Wirklichkeit darstellt. Das Buch ist nichts für schwache Nerven und eignet sich auch nicht unbedingt als Bettlektüre.

 

 
Der Autor und das Buch

Christian Piskulla: Auf der Suche nach dem Route 66 Killer. Foto: Petra Grünendahl.

Christian Piskulla (*1966 in Salzgitter) zählt zu den erfolgreichsten Fachbuchautoren in der deutschen Druck- und Medienbranche. In den vergangenen 15 Jahren hat er über 20 Bücher veröffentlicht, viele davon Standardwerke und Bestseller. Mit seinem Debütroman „Das Stahlwerk“, einem historischen Kriminalroman um eine Mordserie in einem Duisburger Stahlwerk, war er auf Anhieb überaus erfolgreich.

Christian Piskulla: Auf der Suche nach dem Route 66 Killer. Foto: Petra Grünendahl.

Piskulla weiß, wovon er schreibt: Vor über dreißig Jahren hat er selber mal als Brenner und dann als Kranfahrer in einem Stahlwerk in Salzgitter gearbeitet, bevor er in die Druckbranche gewechselt ist. 2019 bereiste Piskulla für mehrere Monate die USA und wanderte den kompletten John Muir Trail, das „Sahnestück“ des Pacific Crest Trail. Und er kehrte im Jahr 2022 zurück in die USA, um auf dem Motorrad die gesamte Route 66 abzufahren.

 
 
 

Die Postkarte eines Sohnes von seinem Trip über die Route 66. Foto: Petra Grünendahl.

Die Postkarte eines Sohnes von seinem Trip über die Route 66. Foto: Petra Grünendahl.

Wie schon seine beiden ersten Krimis ist das neue Buch im Piskullas eigenem (Fach-)Verlag cleverprinting erschienen. Für 15,95 Euro ist die 488-seitige gedruckte Version mit Klappbroschur-Umschlag im lokalen Buchhandeln zu beziehen (ISBN 978-3-9447-5536-6). Den Thriller gibt es natürlich nicht nur im Print, sondern auch als e-Book (ePub) auf unterschiedlichen Plattformen für 6,99 Euro.
route-66-killer.de/

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (6), High Contrast CC BY 3.0 (1), Grenzlandstern CC BY-SA 4.0 (1), Bruce Fingerhood CC BY 2.0 (1)

 
 

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Lektüretipp: „Unter Tage, über Grenzen“ – Verbindungen zwischen Ruhrgebiet und polnischem Kohlerevier

Mottek trifft Pittermesser
Von Petra Grünendahl

Unter Tage, über Grenzen: Der Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.

Als der Steinkohlebergbau im 19. Jahrhundert an Fahrt aufnahm, lockte er unter anderem auch zahlreiche Arbeiter aus Schlesien, die für sich und ihre Familien eine bessere Zukunft suchten. Der kulturellen Entwurzelung, Sprachbarrieren und Konflikten mit den „Einheimischen“ folgte die Integration, denn Bergbau und aufkommende Industrie brauchten diese Zuwanderung. Die Polen habe hier Spuren hinterlassen: In der Sprache und in der Gesellschaft. Gemeinsam sind dem Ruhrgebiet und Oberschlesien die Entwicklung als Montanregion. Beide verdanken dem Steinkohlebergbau ihren gewaltigen Entwicklungsschub im 19. und 20. Jahrhundert, der hier wie auch andernorts in Europa Regionen zu Industrialisierung und Wohlstand verhalf. Die Migration aus Polen ins Ruhrgebiet setzte sich in mehreren Etappen bis heute fort: Mit Zuwanderern, die immer noch die Verbindungen nach Polen pflegten und pflegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, aus der die heutige EU hervor ging, die Grundzüge für einen gemeinsamen Markt und das friedliche Zusammenleben in Europa. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde auch Polen Teil dieses Europa.

 

Unter Tage, über Grenzen: Der Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.

Das Buch „Unter Tage, über Grenzen“ zeigt die Verbindungen zwischen dem Ruhrgebiet und dem polnischen Kohlerevier, die seit dem Beginn der Industrialisierung in einem stetigen Austausch sind. Das Buch ist zweisprachig: in Deutsch und in Polnisch. Herausgeber ist Bodo Hombach als Vorstandsvorsitzender der Brost Stiftung, der auch das Vorwort geschrieben hat. Illustriert ist das Buch mit zahlreichen Fotografien des Jazzmusikers und Fotografen Till Brönner, die eine Auswahl darstellen aus der von der Brost Stiftung geförderten Ausstellung „Melting Pott“, die hier bereits 2019 im MKM Museum Küppersmühle zu sehen war. Brönners Fotos spiegeln eindrucksvoll die Region zwischen Lippe, Emscher und Ruhr in vielfältigen Gesichtern und Identitäten, in den Natur- und Kulturlandschaften ebenso wie in der Architektur. Am 5. Oktober wird die Ausstellung im Schlesischen Museum in Katowice (dt. Kattowitz) in Oberschlesien, Polen eröffnet. „Unter Tage, über Grenzen“ begleitet dieses kulturelle Ereignis und zeigt sich hierbei vor allem als sehr „europäisches“ Buch, das den Bogen weit über Ruhrgebiet und polnischem Kohlerevier hinaus spannt. Das Buch erzählt nicht nur von der polnischen Geschichte des Ruhrgebiets und der deutschen Geschichte in Polen, sondern hat auch dem Ruhri über sich selbst einiges mitzuteilen.

 

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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Unter Tage, über Grenzen: Der Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.

„Ruhr und Oberschlesien sind Pizzalandschaften: Überall liegt etwas anderes Interessantes oder auch weniger Spannendes“, schrieb der Journalist Konrad Lischka, der in Katowice geboren und im Ruhrgebiet aufgewachsen ist. Die Konstante sei die Veränderung Und: „Wir leben hier heute so zusammen, weil Kohle und Stahl unsere Vorfahren hierher gelockt haben. Aber wie wir zusammenleben und was wir daraus machen – das muss auf das Heute und Morgen gerichtet sein. Tradition im Ruhrgebiet hat auch das Anpacken und nach vorne blicken.“ Und wer im Ruhrgebiet nicht selber polnischer Abstammung ist, kennt Menschen, die es sind: Menschen und deren Vorfahren, die das Ruhrgebiet mit zu dem gemacht haben, was es geworden ist.

 
Die Autoren und das Buch

Unter Tage, über Grenzen: Der Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.

Die acht Autoren der einzelnen Beiträge werden im Anhang vorgestellt: Sie haben ihre Texte überwiegend gut lesbar und nicht zu trocken wissenschaftlich gehalten, dass sie auch für normale Leser verständlich sind. Das 120-seitige zweisprachige Buch, welches uns als gedruckte Ausgabe mit Klappbroschur-Umschlag vorliegt, gibt es online auf den Webseiten der Brost Stiftung als pdf zum Download. Das Buch ist nicht käuflich zu erwerben, dürfte aber für die Freunde des „Gedruckten“ in öffentlichen Bibliotheken in der Region verfügbar sein.

 

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl
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Brost Stifung und Brost-Akademie
„Ideen mit Wirkung für das Ruhrgebiet und weit über die Grenzen hinaus. Das ist unser Anspruch.“
Brost Stiftung
 

Unter Tage, über Grenzen: Der Blick ins Buch. Foto: Petra Grünendahl.

Die Brost Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Essen. Sie fördert und entwickelt wissensbasierte, konzeptionsstarke, mutige, zukunftsweisende Projekte, die möglichst durch Kooperation das Miteinander und die anpackende Selbsthilfe im Ruhrgebiet stützen. Die Brost Stiftung wurde am 1. Juni 2011 gegründet. Die Stifterin war Anneliese Brost (1920–2010), Verlegerin und Gesellschafterin der WAZ-Mediengruppe (heute: Funke Mediengruppe), die die Gründung testamentarisch verfügt hatte.
broststiftung.ruhr

 
Die Brost-Akademie gGmbH ist ein 100-prozentige Tochter der Brost Stiftung, das sich als Impulsgeber für das Ruhrgebiet und darüber hinaus versteht. Dazu bringt sie in Projekten, Veranstaltungen und Publikationen Menschen zusammen, die „mit innovativen Ideen und kreativen Lösungen neue Akzente setzen und Strahlkraft über die Region hinaus entwickeln.“
brost-akademie.ruhr

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Deutsche Oper am Rhein begeisterte mit „Orpheus in der Unterwelt“ im Theater Duisburg

Frivoles Fest der Sinnlichkeit
Von Petra Grünendahl

Elena Sancho Pereg (Eurydike), Max Hopp (John Styx), Andrés Sulbarán (Orpheus). Foto: Hans Jörg Michel.

Der Musiklehrer und Geiger Orpheus (Andrés Sulbarán, als „Double“ spielt Siegfried Rivinius die Solo-Violine) hat eine Geliebte. Auch seine Frau Eurydike (Elena Sancho Pereg) langweilt sich mit ihrem Mann und betrügt ihn mit dem Honighändler Aristäus. Natürlich hat hier überall Liebesgott Cupido (Sopran Romana Noack) die Finger im Spiel. Aristäus ist in Wahrheit Pluto (Florian Simson), der Gott der Unterwelt, der Eurydike in die Hölle entführt, wohin sie ihm willig folgt.

Elena Sancho Pereg (Eurydike), Florian Simson (Pluto), Max Hopp (John Styx). Foto: Hans Jörg Michel.

Während Orpheus mit seiner Rolle als Witwer mehr als zufrieden ist, stachelt die Öffentliche Meinung (Susan Maclean) ihn an, Eurydike vom Göttervater Jupiter (Peter Bording) persönlich zurück zu fordern. Auf dem Olymp herrscht Langeweile unter der absolutistischen Herrschaft des Göttervaters, der aber selber keiner Affäre abgeneigt ist. Jupiter will sich selbst ein Bild machen und fährt mit seiner gesamten Familie in die Unterwelt hinab. Dort langweilt sich mittlerweile Eurydike, die nicht die erhoffte Leidenschaft gefunden hat. Bewacht wird sie von Plutos Diener John Styx (Max Hopp). Von Jupiter zur Rede gestellt, streitet Pluto alles ab. Als Fliege verwandelt verschafft sich Jupiter jedoch Zutritt zu Eurydikes Kammer, wo er sie verführt.

 

Susan Maclean (Die Öffentliche Meinung), Andrés Sulbarán (Orpheus), Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.

Mit viel Szenenapplaus und mit minutenlangen stehenden Ovationen feierte das Premieren-Publikum im Theater Duisburg völlig zu Recht Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“. Der in Deutschland geborene und nach Paris ausgewanderte Jakob „Jacques“ Offenbach (1819–1880) gilt als Begründer der modernen Operette als eigenständiges und anerkanntes Genre des Musiktheaters. Der „Orpheus in der Unterwelt“ ist sein erstes abendfüllendes und sein bedeutendstes Werk: Eine Opéra bouffon in zwei Akten und vier Bildern (Mischfassung 1858/1874) zu einem Libretto von Hector Crémieux und Ludovic Halévy. Die Operette stellt nicht nur die antike griechische Mythologie gehörig auf dem Kopf, sondern entblößt die Doppelmoral der damaligen Gesellschaft und macht die ausschweifende Travestie der Akteure salonfähig. Barrie Kosky inszenierte die lustvolle Operette noch eine Spur frivoler und anzüglicher und setzte eigene Akzente in dieser Koproduktion der Deutschen Oper am Rhein mit den Salzburger Festspielen und der Komischen Oper Berlin. Gesungen wurde in französischer Sprache (mit deutschen Übertiteln), die Dialoge „synchronisierte“ John Styx (Max Hopp) in deutscher Sprache. Die ca. dreistündige Operette (inkl. einer Pause) ist empfohlen ab 14 Jahren.

 

 
 
Überzeugendes Ensemble für die große Bühne

Torben Jürgens (Mars), Heidi Elisabeth Meier (Venus), Valerie Eickhoff (Diana), Peter Bording (Jupiter), Katarzyna Kuncio (Juno), (dahinter stehend) Max Hopp (John Styx), Romana Noack (Cupido) und das Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.

Beim Höllenfest in der Unterwelt zu Ehren der Gäste vom Olymp setzt Offenbachs fulminanter Höllen-Cancan einen musikalischen Höhepunkt, bevor die Öffentliche Meinung mit Orpheus und Eurydike die Hölle verlassen. Orpheus darf sich nicht nach seiner Frau umsehen, wenn er sie nicht wieder verlieren will. Sie jedoch nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und entreißt ihm seine Geige, worauf er sich zu ihr umdreht. Sie sagt allen Männern ab und schließt sich dem Gott Bacchus an, um als Bacchantin ihrer neuen Leidenschaft zu frönen.

 

Florian Simson (Pluto), Peter Bording (Jupiter). Foto:© Hans Jörg Michel.

Ein besonderer Gag von Barrie Koskys Inszenierung ist Max Hopp als John Styx, der nicht nur sämtliche gesprochenen Texte synchronisiert, sondern dabei genüsslich eine Geräuschkulisse für die Bewegungen der Akteure imitiert, die für viele Lacher im Publikum sorgte. Bei dieser üppigen Inszenierung waren selbst vermeintliche Rollen in der zweiten Reihe – die anderen Götter des Olymp – mit Stars aus dem Opern-Ensemble besetzt: Mit Heidi Elisabeth Meier (Venus) und Katarzyna Kuncio (Juno) zum Beispiel, aber auch Torben Jürgens (Mars). Alexandra Yangel (Diana) und Joshua Spink (Merkur).

 

Max Hopp (John Styx), Peter Bording (Jupiter), Florian Simson (Pluto). Foto: Hans Jörg Michel.

Die hervorragend aufspielenden Duisburger Philharmoniker glänzten unter der musikalischen Leitung von Adrien Perruchon. In den großen Chorszenen tat sich der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Patrick Francis Chestnut hervor. Für die vielfältigen Tanz-Szenen zu Choreographien von Otto Pichler hatte die Rheinoper ein fantastisches 12-köpfiges Tanzensemble verpflichtet, die richtig Stimmung in die Unterwelt brachten. Das vielseitige Bühnenbild, welches sich im laufenden Spiel veränderte, stammt von Rufus Didiwiszus, genial in Szene gesetzt durch das Beleuchtungskonzept von Franck Evin. Die Kostüme stammen von Victoria Behr.

 

 
Ein kleiner Vorgeschmack:

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:

Romana Noack (Cupido) und Tanzensemble. Foto: Hans Jörg Michel.

Mo | 2. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Fr | 6. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
So | 8. Oktober 2023 | 15:00 Uhr,
Di | 10. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Fr | 13. Oktober 2023 | 19:30 Uhr,
Sa | 14. Oktober 2023 | 19:30 Uhr und
Mi | 18. Oktober 2023 | 19:30 Uhr.
Ab dem 26. Oktober ist „Orpheus in der Unterwelt“ wieder im Opernhaus in Düsseldorf zu sehen.

 
Deutsche Oper am Rhein

Elena Sancho Pereg (Eurydike), Peter Bording (Jupiter). Foto: Hans Jörg Michel.

Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

 
Tickets kosten zwischen 19,00 und 78,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel

 

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MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe

Klangvolles Konzert der Farben
Von Petra Grünendahl

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Zur Malerei inspirierten den damals nach Stalingrad schwer verletzt im Lazarett liegenden Heinz Kreutz (1923–2016) Zigarettenbildchen mit „entarteter Kunst“: Monet, Kandinsky oder Cézanne holten ihn aus dem Grauen des Krieges. Kreutz begann zu zeichnen und nach Kriegsende in Öl zu malen. Wirken erste Malereien noch eher düster, wendet er sich später den leuchtenden Farben zu. Diese Hinwendung zur Farbe wird von einer Phase mit Holzschnittarbeiten unterbrochen, die durch ihre harten Kontraste in Schwarz-Weiß bestechen. Dann wendet er sich wieder den mitunter sehr knalligen Farben zu. Kreutz ist Autodidakt: Für die Kunstakademie, wo ihn sein Vater lieber gesehen hätte, oder die Kunstgewerbeschule war er zu unangepasst. Er wollte sich nicht an die damals gängigen Erwartungen der Lehrenden anpassen. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wechselt der Maler Materialien, Technik und Ausdrucksform. Die verschiedenen Facetten seines Werks lassen sich über die Schaffensphasen hinweg nachvollziehen.

 

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Im Erweiterungsbaus hat das MKM Museum Küppermühle für Moderne Kunst das dritte Obergeschoss anlässlich seines 100. Geburtstages mit einer umfassenden Retrospektive von Heinz Kreutz neu gestaltet. Museumsdirektor Prof. Dr. h. c. Walter Smerling stellte den Raum zusammen mit der Kuratorin Katharina Zimmermann vor. Die Werkschau stellt in 60 Werken die wesentlichen Schaffensphasen des Künstlers in jeweils mehreren Bildern vor, die dem Betrachter Vergleiche und das Nachvollziehen von Kreutz’ künstlerischer Entwicklung ermöglichen. Den Ausstellungsraum hat die Kuratorin chronologisch gestaltet: Gegen den Uhrzeigersinn von den frühen Ölgemälden in den 1940er- und 1950er Jahren über Aquarelle (ab Mitte der 1950er), Holzschnitte, Acryl (beides ab den 1960ern) oder Siebdrucke (ab den 1970ern) bis zu seiner Rückkehr zur Ölmalerei in den 1980er-Jahren. Dazu kommen Serien in Bleistift, Wachs- oder Pastellkreide. Bestückt ist die Ausstellung ausschließlich mit Werken aus dem Nachlass von Heinz Kreutz und aus der Sammlung Ströher. Die Ausstellung wird heute Abend mit geladenen Gästen eröffnet und ist ab Morgen für die Besucher zugänglich.

 

 
 
Der Künstler

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Heinz Kreutz (1923–2016) absolvierte 1940 eine Ausbildung als Fotograf. Im Zweiten Weltkrieg gelangte er nach der Schlacht von Stalingrad schwerverletzt in ein Lazarett. Von 1944 an begann er künstlerisch zu arbeiten, inspiriert von Zigarettenbildern mit „entarteter Kunst“, die eine Besucherin ins Lazarett schmuggelte. In den Jahren nach dem Krieg arbeitete Kreutz als Weißbinder und gelegentlich als Fotograf und wandte sich ab 1948 der abstrakten Malerei zu. 1950 schuf er die Glasmalerei für die Evangelische Kirche in Ochshausen (Landkreis Kassel). Mithilfe eines privaten Stipendiums verbrachte er 1951 einen Studienaufenthalt in Paris, hatte hier ein Atelier und entdeckte die Impressionisten für sich. 1952 gehörte er mit Otto Greis, Karl Otto Götz und Bernard Schultze zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe Quadriga, mit der die deutsche Malerei in der Nachkriegszeit wieder den Anschluss an die internationale künstlerische Avantgarde erhielt.

 

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

1960 verbrachte Kreutz einen weiteren Studienaufenthalt in Paris und erhielt 1967 ein Stipendium an der Cité Internationale des Arts Paris. Von 1971 bis 1973 war er Gastdozent an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Heinz Kreutz lebte und arbeitete seit 1976 in Oberbayern, wo er 2016 in Penzberg starb. Im Jahr 2002 wurde Kreutz zusammen mit den anderen Gründern der Quadriga mit dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet.

 

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Zur Ausstellung ist ein umfassender Katalog erschienen mit einem Vorwort von Walter Smerling, einen Textbeitrag von Niklas Werner Jacobs sowie einem Interview zwischen Heinz Kreutz und Kirsten Kretschmann-Muche. Das reich bebilderte Werk mit ca. 80 Abbildungen ist im Wienand Verlag in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Kunst und Kultur erschienen. Für 30 Euro ist das Buch an der Museumskasse sowie im lokalen Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-86832-769-4).

 

Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Museum Küppersmühle:
Duisburger haben donnerstags freien Eintritt

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Die Retrospektive von Heinz Kreutz ist bis zum 28. Januar 2024 zu sehen. In den Wechselausstellungsräumen im Erdgeschoss des MKM sind um 26. November 2023 die Bilderwelten von Christoph M Gais zu sehen. Das Museum Küppersmühle findet man im Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang, der Parkplatz befindet sich auf der anderen Straßenseite). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro (ermäßigt 3 Euro), für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 12 Euro (ermäßigt 6 Euro). Familien (2 Erwachsene plus Kinder) zahlen 18 Euro für das ganze Haus, 10 Euro für Wechselausstellungen. Kinder bis 16 Jahren haben freien Eintritt. Kindergruppen (Schule, Kita, Kinderfreizeit) zahlen 2 Euro pro Kind und Betreuer. Donnerstags haben alle Duisburger (gegen Vorlage des Personalausweises) freien Eintritt. Das MKM ist Partner der Ruhrkultur.Card. Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.

 

MKM Museum Küppersmühle zeigt Heinz Kreutz: Schwarz-Weiß und in Farbe. Foto: Petra Grünendahl.

Offene Führungen durch die Sammlung sowie durch laufende Ausstellungen gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr, aber auch nach Vereinbarung. Durch die Wechselausstellung gibt es mittwochs zwischen 15 und 16 Uhr die Führung „KunstMittwoch“. Beide Führungen sind im Eintritt enthalten. Zu den Ausstellungen bietet das MKM zudem immer wieder Themenführungen, Künstlergespräche oder Sonderformate an. Informationen zu Führungen und dem Begleitprogramm zu Ausstellungen gibt es unter www.museum-kueppersmuehle.de). Hier findet man zu Corona-Maßnahmen.

 

 
Das Museum Küppersmühle als Kunstwerk um die Moderne Kunst

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.

Das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst wurde im Jahre 1999 in einem ehemaligen Getreidespeicher im Innenhafen eröffnet. Er wurde nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron zum Museum umgebaut. Initiator des Museumsprojekts war der Duisburger Kunstsammler Hans Grothe (1930–2019). Grothes Sammlung umfasste über 800 Werke von mehr als 40 deutschen Künstlern. Seit der Übernahme seiner Sammlung durch das Darmstädter Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher 2004/2005 stieg die Anzahl der Ausstellungsstücke und der vertretenen Künstler noch erheblich an. Insgesamt handelt es sich um eine der wichtigsten und umfangreichsten Sammlungen deutscher Kunst seit 1945. Zur Präsentation der ständigen Sammlung kommen immer wieder Wechselausstellungen hinzu. Seit 2008 war ein Erweiterungsbau geplant: Zunächst als ein „Schuhkarton“ auf den Silotürmen, der 2011 wegen Baumängeln scheiterte. Bei einem neuen Anlauf beauftragten die Ströhers 2014 das Architektenbüro Herzog & de Meuron erneut mit der Planung (Baubeginn war 2016): Der Erweiterungsbau wurde im September 2021 eröffnet. Seitdem sind im MKM in 42 Räumen auf gut 5.000 Quadratmetern etwas 320 Werke als Highlights aus der Sammlung Ströher in der Dauerausstellung zu sehen. Die Sammlung ist um ein mehrfaches größer: Schließlich sammelt das Darmstädter Ehepaar ja schon seit Mitte der 1980er-Jahre – und immer noch weiter. Der Fokus liegt auf Malerei, aber auch Skulptur, Installation und Fotografie sind vertreten. Die Sammlung umfasst zentrale Positionen der Kunstentwicklung in Deutschland, von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.

 
Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst als Standort der Sammlung Grothe wird seit seiner Gründung von der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. Bonn betrieben. Die Stiftung konzipiert und organisiert die Ausstellungen und betreut die umfangreiche Sammlung, die heute dem Kunstsammler-Ehepaar Ströher aus Darmstadt gehört, im MKM. Direktor ist seit 1999 Walter Smerling.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Moerser Ansichten 2024: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein präsentierte neuen Kalender

Bebilderte Streifzüge in die Vergangenheit
Von Petra Grünendahl

Moerser Ansichten 2024: Steinstraße mit Fußgängerunterführung 1975. Quelle: GMGV.

Was hat es mit dem Moerser „Heiratskäfig“ auf sich? Wie kam es zu einem Zugunglück auf der Steinstraße? Wie lange existierte der Fußgänger-Tunnel am „Kö“? Bebilderte Antworten auf diese Fragen enthält die neueste Ausgabe des historischen Kalenders „Moerser Ansichten“, der in der Ausgabe für 2024 ab sofort im Buchhandel erhältlich ist. Autor Dr. Wilfried Scholten, stellvertretender Vereinsvorsitzender des Grafschafter Museums- und

Moerser Ansichten 2024: Siegessäule auf dem Neumarkt. Quelle: GMGV.

Geschichtsvereins, hat für die jüngste Ausgabe wieder zahlreiche fotografische Schätze aus Archiven zusammen getragen und in Begleittexten kundig erläutert. Neben historischen Schwarz-Weiß-Fotos finden sich auch einige Aufnahmen aus der jüngeren Vergangenheit, die Scholten bei seinen Recherchearbeiten entdeckt hat. Selbst guten Kennern der Grafenstadt bietet das Werk immer wieder Überraschungen, weil Scholten es nicht dabei belässt, historische Gebäude abzubilden. Vielmehr liefert er zu dem Gezeigten nicht nur spannende Informationen, sondern erklärt auch die Entwicklungen und Zusammenhänge. Wer erfährt, wie die „Teufelskutsche“ zu ihrem Namen kam, erhält auch eine Vorstellung über die Moerser Verkehrsverhältnisse im frühen 20. Jahrhundert.

 

Moerser Ansichten 2024: Henrietten-Denkmal vor dem Moerser Schloss. Quelle: GMGV.

Bereits zum zehnten Mal präsentierte der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V. (GMGV) mit den „Moerser Ansichten“ zwölf Monatsmotive aus der Moerser Vergangenheit. Der Vereinsvorsitzende Peter Boschheidgen stellte das Werk zusammen mit Wilfried Scholten im Rittersaal des Moerser Schlosses vor. Neben den „Moerser Ansichten“ hat der GMGV für 2024 auch einen Bergbau-Kalender herausgegeben. Erhältlich sind die „Moerser Ansichten 2024“ zum Preis von 9,95 Euro unter anderem im Moerser Schloss (Grafschafter Museum), bei der Barbara Buchhandlung, der Thalia-Buchhandlung, der Neukirchener Buchhandlung und der Moerser Stadtinformation an der Kirchstraße.

 

 
Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.

Moerser Ansichten 2024: Zechenkolonie Meerbeck. Quelle: GMGV.

Der Museums- und Geschichtsverein in Moers (GMGV) möchte die Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers schützen und erhalten – und das seit 1904. In diesem Jahr gründete Dr. Hermann Boschheidgen den „Verein für Heimatkunde“. Seitdem werden vom Verein, der heute „Grafschafter Museums- und Geschichtsverein“ heißt, Gegenstände aus dem Alltag und dem Leben der Moerser Bevölkerung zusammengetragen und im Moerser Schloss ausgestellt. Dadurch soll gemeinsam mit der Stadt Moers interessierten Bürgern die Geschichte der Grafschaft und des Altkreises Moers nahe gebracht werden. Den kulturellen und historischen Wert des Schlossparks stärker bewusst zu machen und zu erhalten ist ebenfalls ein Ziel der Arbeit des GMGV. Der heutige Vorsitzende, Peter Boschheidgen, ist ein Enkel des Vereinsgründers.

Moerser Ansichten 2024: Kohlenzüge in der Altstadt. Quelle: GMGV.

Als weiterer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit kam später die Geschichte des Bergbaus mit dem Nutzungsrecht für das „Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV“ hinzu, mit der Verpflichtung, das Maschinenhaus von 1906 zu erhalten. Der Bergwerks-Standort war 1962 stillgelegt worden. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Eichholtz übernahm der GMGV Ende der 1990er-Jahre als Bauherr mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes NRW und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung die Renovierung. Das Denkmal und die restaurierte Technik kann im alten Maschinenhaus besichtigt werden. Ehrenamtlich tätige ehemalige Bergleute erklären die Fördertechnik und führen durch die Sammlung. Geöffnet ist Bergbaumuseum an der Zechenstraße 50 in Moers-Hochstraß von Mai bis Ende Oktober jeden Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Gruppenführungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. Kontakt unter Telefon 02841 / 889108 (mittwochs 9 bis 12 Uhr) oder per Mail an schacht4(at)gmgv-moers.de.
www.gmgv-moers.de
Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: GMGV (Kalendermotive)

 
 

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Lehmbruck Museum in Duisburg zeigt: Alicja Kwade. In Agnosie

Die Fragen der Künstlerin eröffnen
dem Betrachter neue Perspektiven

Von Petra Grünendahl

Alicja Kwade: l´ordre des mondes (Totem), 2023.Foto: Dejan Saric.

Alicja Kwade (*1979) hat die Skulptur „l´ordre des mondes (Totem)“ extra für diese Ausstellung geschaffen. Weitere imposante Werke oder Rauminstallationen wie zum Beispiel „Light Touch of Totality“ sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Alicja Kwade nimmt sich die Freiheit, das gesamte Repertoire der Kunst zu nutzen, um ihre Fragen zu formulieren. Sie verwendet Fotografie und Video, die klassischen Materialien der Bildhauerei, Bronze, Marmor, Holz, Edelstahl, die unterschiedlichsten Formen von Steinen und Metallen und auch uns vertraute Alltagsgegenstände. Alicja Kwade kombiniert immer wieder diese verschiedenen Materialeigenschaften miteinander: Sie stört damit Vorstellungen von Schwere und Leichtigkeit, Masse und Auflösung, Wahrheit und Fiktion. Durch scheinbar unendliche Spiegelungen, Dopplungen und Irritationsmomente stellen ihre Werke den Betrachter vor überraschend neue Perspektiven, fernab konventioneller Sehgewohnheiten.

 

Alicja Kwade: Light Touch of Totality, 2019.Foto: Dejan Saric.

Das Lehmbruck Museum zeigt eine umfassende Werkpräsentation der Bildhauerin Alicja Kwade (*1979) mit dem Titel „In Agnosie” (Definition: Störung des Erkennens). Die Schau präsentiert insgesamt 48 Werke von frühen Fotografien, Papierarbeiten und Videos über Skulpturen, bis hin zu raumgreifenden Installationen.

Alicja Kwade: Der Tag ohne Gestern (Dimension 1-11), 2009. Foto: Dejan Saric.

Für das Lehmbruck Museum entwirft Alicja Kwade eine Ausstellung, die Teile des gesamten Museums umfasst. Sie erstreckt sich vom Lehmbruck-Flügel über die Glashalle bis in den Neubau und schließt auch den Skulpturenhof mit ein. Alicja Kwade nutzt die Architektur des Museums dazu, um Kontraste zu schaffen. Es entsteht ein ganz eigener Kosmos, der bestehende Annahmen ins Wanken geraten lässt. Die Ausstellung wird gefördert von der Sparkasse Duisburg, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der Gebag und dem Duisburger Hafen sowie der Stadt Duisburg. Sie wurde gestern Abend mit geladenen Gästen eröffnet und ist nun für das Publikum zugänglich.

 

 
 
Die Künstlerin

Alicja Kwade. Foto: Christian Werner.

Alicja Kwade wurde 1979 in Katowice (dt. Kattowitz) in Oberschlesien, Polen geboren und ist eine deutsche Künstlerin polnischer Herkunft. Sie hat sich vor allem als Bildhauerin und Installationskünstlerin einen Namen gemacht, sich aber auch in den Medien Video und Photographie betätigt. Ihre Familie floh 1987 aus Polen und ließ sich in Hannover nieder, wo Kwade aufwuchs. Für ihr Kunststudium an der Universität der Künste (1999 bis 2005) ging sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt und arbeitet.

 

Alicja Kwade: Ich ist eine Andere, 2001. Foto: Dejan Saric.

In ihren Arbeiten erforscht und hinterfragt sie die Beschaffenheit von Realität und Gesellschaft und reflektiert Gewohnheiten der Wahrnehmung. Ihre vielfältige Praxis stützt sich auf Konzepte von Raum, Zeit, Wissenschaft und Philosophie und nimmt in skulpturalen Objekten, öffentlichen Installationen, Videos und Fotografien Gestalt an. Sie stellt in Museen, auf Kunstfestivals und in Ausstellungen weltweit aus. Ihre Werke stehen zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen.

 
Zur Ausstellung im Lehmbruck Museum erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Söke Dinkla, Anne Groh und Ronja Friedrichs (ca. 120 Seiten mit 60 Abbildungen), der zum Preis von 19,90 Euro erhältlich ist.

 

 
Das Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum im Kantpark. Foto: Petra Grünendahl.

Das mitten in Duisburg im Kant-Park gelegene Lehmbruck Museum ist ein Museum für Skulptur. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Hans Arp und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.

 

Wilhelm Lehmbruck: Der Gestürzte. Foto: Petra Grünendahl.

Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben. Das Lehmbruck Museum entstand 1964 nach den Entwürfen von Lehmbrucks Sohn Manfred (1913–1992). Der ab 1983 errichtete Erweiterungsbau wurde 1987 eröffnet.
www.lehmbruckmuseum.de

 

 
Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Alicja Kwade: Nissan (Parallelwelt 1 plus 2), 2009.Foto: Dejan Saric.

Alicja Kwade ist im Lehmbruck Museums bis zum 25. Februar 2024 zu sehen. Geöffnet ist das Lehmbruck Museum dienstags bis freitags ab 12 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 17 Uhr, donnerstags an Terminen der plastikBAR (erster Donnerstag im Monat ab 17.30 Uhr) bis 20 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 9 Euro (ermäßigt* 5 Euro), eine Jahreskarte 35 Euro (ermäßigt* 20 Euro). Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Blinden- und Demenzbegleitung haben kostenlos Eintritt. Schulklassen und Kindergärten zahlen pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte (2 Erwachsene plus Kinder bis 14 Jahre) gibt es für 15 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat gilt: „Pay what you want“. Ausgenommen davon sind angemeldete Gruppen.

Alicja Kwade: Gegebenenfalls die Wirklichkeit, 2017. Foto: Dejan Saric.

Zu seinen Sonderausstellungen bietet das Lehmbruck Museum verschiedene Veranstaltungen als Rahmenprogramm an. Öffentliche Führungen durch das Museum gibt es jeden Sonntag um 11.30 Uhr. Für Informationen steht die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung (Zu Preisen und Buchungen für Führungen geht es hier). Tickets für Führungen und Veranstaltungen können vorab im Ticket-Shop des Museums gebucht werden.

 
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70 Prozent), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen im Sozialleistungsbezug.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (2), Dejan Saric (4), Roman März (2), Christian Werner (1)

 
 

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Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt „Michael Ende Bilder und Geschichten“

Fantastische Reise mit Jim Knopf, Bastian, Atréju und Momo
Von Petra Grünendahl

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Impressionen aus der Ausstelllung. Foto: Petra Grünendahl.

Mit seinen Büchern entführt Michael Ende seine Leser in Welten zwischen Fantasie und Realität. Seine Geschichten faszinieren nicht nur jugendliche Leser, sondern mit ihrer Vielschichtigkeit Menschen jeden Alters. Die Helden aus Endes literarischem Kosmos haben Zeichner und Illustratoren in Bildwelten übertragen, die vielfach zu Ikonen der Buchkunst wurden. Zu sehen sind zum Beispiel Jim Knopf, Lukas und Emma von F. J. Tripp, der auch dem Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler Gestalt verleiht. Oder das verrückte Figurenensemble des Wunschpunsches in Zeichnungen von Regina Kehn sowie die Unendliche Geschichte mit Bildern und den legendären Initialen von Roswitha Quadflieg. Anlässlich des 40. Jubiläums des Buches hat der Künstler Sebastian Meschenmoser dieser weltberühmten Erzählung eine neue Erscheinung gegeben: Die dazu entstandenen farbenprächtigen Ölgemälde sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

 

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Das Plakat. Foto: Petra Grünendahl.

Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt stellte die Ausstellung „Michael Ende Bilder und Geschichten“ zusammen mit Verlegerin Bärbel Dorweiler, Geschäftsführerin des Thienemann-Esslinger Verlags, Anton Bachleitner vom Düsseldorfer Marionetten-Theater und dem Gestalter Uwe Eichholz vor.

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Impressionen aus der Ausstelllung. Foto: Petra Grünendahl.

Mit den Künstlern der ausgestellten Werke gehen die verschiedensten Zeichenstile, Techniken und Bildsprachen einher, sodass sich in der eindrucksvollen Überblicksschau nicht nur das umfangreiche Werk Michael Endes abbildet, sondern auch Ikonen der Illustrationskunst. Anhand von mehr als 300 originalen Gemälden, Zeichnungen und Buchausgaben lässt sich erstmals diese grandiose Bildwelt in einer so umfassenden Ausstellung in Oberhausen entdecken. Die Ausstellung wird gefördert von der Stadtsparkasse Oberhausen und dem Freundeskreis der Ludwiggalerie. Offiziell eröffnet wird die Ausstellung mit geladenen Gästen am Samstagabend. Sie ist ab Sonntag, 24. September, fürs Publikum zugänglich.

 

 
 
Michael Ende

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Impressionen aus der Ausstelllung. Foto: Petra Grünendahl.

Michael Ende (1929–1995) war ein deutscher Schriftsteller. Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Jugendbuch-Autoren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Momo, Eine unendliche Geschichte, Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch oder Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer sowie Jim Knopf und die Wilde 13.

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Impressionen aus der Ausstelllung. Foto: Petra Grünendahl.

Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene, Theaterstücke und Gedichte. Viele Geschichten Endes sind in andere Medien übertragen: Hörbuch und Hörspiel, Theater, Musiktheater und Marionettenspieladaption, Film und Zeichentrickfilm. Merchandisingprodukte zeugen zudem von der immensen Beliebtheit der Figuren. Für sein literarisches Werk erhielt Michael Ende zahlreiche deutsche und internationale Preise und Auszeichnungen. Seine Bücher wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren.
www.michaelende.de

 

Michael Ende – Bilder und Geschichten – in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Der Katalog. Foto: Petra Grünendahl.

Zur Ausstellung ist im Kerber Verlag ein 192-seitiger Katalog erschienen (hrsg. von Linda Schmitz-Kleinreesink und Christine Vogt), der für 29,80 Euro im Museums-Shop (im Kleinen Schloss) sowie im lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-7356-0937-3) erhältlich ist. Hier gibt es den Flyer zur Ausstellung.

 

Edgar Ende ist ein eigender Ausstellungsbereich gewidmet. Foto: Petra Grünendahl.

Michael Endes Vater, dem surrealistische Maler Edgar Ende, ist mit Gemälden und Zeichnungen ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet. Dieser zeigt den Kosmos, mit dem der Sohn seit seiner Kindheit in Berührung gekommen ist und der für dessen literarisches Werk prägend war. Zu Gast sind außerdem die Helden Michael Endes als Puppen aus dem Düsseldorfer Marionetten-Theater.

 
 
 

 
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.

Die Sonderausstellung im Großen Schloss läuft bis zum 14. Januar 2024. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Oster- und Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Geschlossen ist am 24., 25. und 31. Dezember sowie 1. Januar. Der Eintritt kostet 8,00 Euro (ermäßigt 4,00 Euro, Familien mit zwei Erwachsenen plus Kindern 12,00 Euro). Außerdem gibt es ein Kombiticket mit dem Gasometer Oberhausen für 15,00 Euro.

 
Öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt. Zudem gibt es zur Ausstellung Kuratorinnenführungen (mit Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt ) am:

  • Sonntag, 22. Oktober 2023, 15 Uhr,
  • Sonntag, 26. November 2023, 15 Uhr,
  • Sonntag, 17. Dezember 2023, 15 Uhr, und
  • Sonntag, 7. Januar 2024, 15 Uhr.

Alle Führungen sind im Museumseintritt inklusive. Details zum Rahmenprogramm zu den Ausstellungen sowie zum museumspädagogischen Angebot gibt es hier.

 

Oberhausen, 24. September 2023: Sven Drühl – Neue Landschaften – im Kleinen Schloss
Copyright: Petra Grünendahl, Duisburg, https://www.inteam-duisburg.de
Alle Rechte vorbehalten. Veröffentlichung nur gegen Honorar (zgl. ges. MWSt.) und Beleg – Urhebervermerk wird gem. § 13 UrhG verlangt – VG Bild-Kunst Urheber Nr. 1800216.

Im Kleinen Schloss ist bis zum 8. Oktober 2023 die Ausstellung des Kunstvereins mit Werken von Sven Drühl zu sehen: Öl, Lack und Bronze – Neue Landschaften. Anschließend, vom 22. Oktober 2023 bis zum 21. Januar 2024, stellt der Arbeitskreis Oberhausener Künstler unter dem Titel VON HIER aus.

 
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist eines der 21 RuhrKunstMuseen. Sie befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Anfahrt am besten über die A42, Abfahrt Oberhausen-Zentrum. Weitere Infos unter www.ludwiggalerie.de.

 
Gedenkhalle im Schloss Oberhausen

Gedenkhalle am Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.

Sehr bemerkenswert ist die ebenfalls im Schloss Oberhausen untergebrachte, aber nicht zur Ludwiggalerie gehörige Gedenkhalle. Als städtische Einrichtung in Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus arbeitet die Gedenkhalle seit 1962 gegen das Vergessen und für das Miteinander aller Menschen in Oberhausen. Mit der 2010 erneuerten Dauerausstellung widmet sie sich der Stadtgeschichte zwischen 1933 und 1945 sowie der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet während der NS-Zeit. Der Eintritt ist frei. Da sollte man unbedingt mal vorbei schauen!
www.gedenkhalle-oberhausen.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), Friedrich Hechelmann (1) Sebastian Meschenmoser (1), F. J. Tripp (1) , Ludwiggalerie (Plakat). Die Rechte der Zeichnungen liegen bei Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart.

 
 

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Sitzung im Rat der Stadt Duisburg: Einbringung des Haushalts 2024

Neue Machbarkeitsstudie zur Theater-Sanierung soll Alternative aufzeigen
Von Petra Grünendahl

Live-Stream der Ratsitzung. Foto: Screenshot.

Bereits vor drei Jahren hatte es eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung des mittlerweile reichlich in die Jahre gekommen Theaters Duisburg gegeben. Diese untersuchte den baulichen und brandschutztechnischen Zustand des Gebäudes und die Sanierung im Bestand. Nun wollte die Verwaltung eine zweite Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Diese sollte sich auf die Machbarkeit von Abriss / Teilabriss und Neubau fokussieren. „Ich will eine vernünftige Bewertung der Alternativen und wir wollen dann beide Varianten diskutieren“, sagte Oberbürgermeister Sören Link. „Dem Rat werden dann beide Machbarkeitsstudien vorgelegt“, sicherte er zu. Der Rat beschloss einstimmig, die neue Machbarkeitsstudie für 400.000 Euro in Auftrag zu geben. Ebenso unisono stimmten die Ratsleute aber auch für den Antrag der Fraktion von JungesDuisburg, dem Rat die erste Machbarkeitsstudie zum Zustand des Theaters sowie der Möglichkeiten und Kosten für die Sanierung des Schmuckstücks vorzulegen.

 

Ratssitzung in der Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.

Zur ersten Sitzung nach der Sommerpause traf sich der Rat der Stadt Duisburg in der Mercatorhalle. Mit fast 100 Tagesordnungspunkten im öffentlichen Teil (es folgte eine nicht-öffentliche Sitzung) war die Tagesordnung recht umfangreich. Allerdings war das Gros schnell und ohne große Diskussionen abgearbeitet. Den Vorlagen der Verwaltung erteilten die Ratsleute überwiegend einstimmig ihre Zustimmung. Neben Abschlüssen und Wirtschaftsplänen der städtischen Tochtergesellschaften standen die Zustimmung zum Jahresabschluss 2021, die Genehmigung zahlreicher außerplanmäßiger Aufwendungen, Schulraumerweiterungen sowie Baumaßnahmen (u. a. am Sternbuschweg), die Planung eines Neubaus für die Freiwillige Feuerwehr Marxloh/Hamborn anstelle der heutigen Rhein-Ruhr-Halle oder Änderungen städtischer Gebühren auf der Tagesordnung. Mehrheitlich beschlossen wurde die Erstellung einer Kommunalen Wärmeplanung, die Hauseigentümern einen Überblick darüber verschaffen soll, wo in absehbarer Zeit ein Fernwärme-Anschluss möglich sein wird. Außerdem segnete der Rat diverse Sonderzuschüsse für Träger von Kindertageseinrichtungen ab, da das Land trotz steigender Kosten seine Anteile für den Unterhalt dieser Einrichtungen nicht entsprechend anhebt. Zurückgestellt wurde der Beschluss zur Zukunft des IMD (1. Lesung), da hier seitens der Ratsleute noch Beratungsbedarf besteht.

 

 
 
Haushalt 2024 in den Rat eingebracht

Live-Stream der Ratsitzung. Foto: Screenshot.

Diese Ratssitzung war die erste, die interessierte Bürger über Live-Stream verfolgen konnten, der nach anfänglichen Tonausfällen dann sogar problemlos über die Bühne ging. Leider ist uns aufgrund dieser Tonausfälle auch die Rede von Oberbürgermeister Sören Link zur Einbringung des Haushalts 2024 in den Rat entgangen. „Wir werden 2024 die gesetzlich geforderte Rücklage gebildet haben und sind damit aus der Haushaltssicherung raus“, erklärte Kämmerer Martin Murrack. Nach zwei Doppelhaushalten 2020/21 und 2022/23 legte er in diesem Jahr wieder einen Einzelhaushalt vor: Trotz einiger Unwägbarkeiten rechnet er mit einem ausgeglichenen Haushalt 2024. Weiter wollte er mit einer sich eintrübenden Konjunktur, sinkenden Zuweisungen vom Land und steigenden Zinsen noch keine Zahlen festzurren, obwohl er natürlich auch schon die Finanzplanung für die Jahre bis 2027 avisierte, die zumindest mit knappen Überschüssen abschließen sollten, obwohl er weitere Kostensteigerungen erwartet. Aber: „Wir müssen jetzt in die kommunale Infrastruktur investieren.“ Zu lange habe man diese auf Verschleiß gefahren. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind und bleiben damit handlungsfähig“, schloss Murrack. Damit sei Duisburg besser aufgestellt als manche andere Kommune. Allerdings sei immer noch eine Lösung für die Altschulden-Problematik dringend nötig, da die hoch verschuldeten Städte diese nicht aus eigener Kraft stemmen könnten. Siehe auch hier …

 

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Screenshot (2), Petra Grünendahl (1)

 
 

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Bei „DeltaPort – vor Ort“ in Wesel: Duisburger Hafen wird Mitglied bei EcoPort813

Kräfte bündeln, um die Energiewende zu meistern
Von Petra Grünendahl

Unterzeichnung der Beitragserklärung (v. l.): Andreas Stolte (DeltaPort), NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, Markus Bangen (duisport) und Wesels Landrat Ingo Bröhl (vordere Reihe), dahinter Klaus-Peter Ehrlich-Schnelting (Geschäftsführer, H2 Projektentwicklungsgesellschaft mbH und stv. Vorsitzender von EcoPort813) sowie Michael Düchting (Geschäftsführer von EcoPort813). Foto: Petra Grünendahl.

„Die Energiewende und die Transformation der Wirtschaft sind Jahrhundertaufgaben: Das ist es immens wichtig, dass alle relevanten Akteure an einem Strang ziehen, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu entwickeln und umzusetzen“, erklärte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer. Die Abkehr von fossilen Energieträgern und die Einsparung von CO2 sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine große Herausforderung. Mit dem Duisburger Hafen trat nun Europas größter Binnenhafen dem Verein EcoPort813 bei. Das stärkt das Netzwerk bei der Transformation und bündelt Kräfte für gemeinsame Projekte zur Dekarbonisierung der Transportwege, um Synergien zu nutzen und alternative Ansätze zur Umsetzung zu finden. Ziel des Vereins ist es unter anderem, dass die Mitglieder bei Fragen der Energiewende kooperieren und eine Wasserstoff-Infrastruktur aufbauen. „Dass duisport sich jetzt bei EcoPort813 engagiert, ist ein gutes Zeichen – für den Verein, für die Region, für das ganze Land und vor allem für unsere klimagerechte Zukunft“, so Krischer. Das Thema Energiewende sei zu groß für Eitelkeiten und Konkurrenzdenken, erklärte Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (duisport): „Wir müssen alle Kräfte bündeln, um diese riesige Herausforderung gemeinsam zu meistern.“

 

Viel Schiffsbetrieb auf dem Rhein in Wesel. Foto: Petra Grünendahl.

Bei der traditionellen Hafenrundfahrt „DeltaPort – vor Ort“ durch die Weseler Häfen an Bord des Fahrgastschiffs River Lady unterzeichneten Markus Bangen und Andreas Stolte, Geschäftsführer der DeltaPort Niederrheinhäfen und Vorsitzender von EcoPort813, die Beitrittserklärung. Der „EcoPort813 – Förderverein Wasserstoff & nachhaltige Energie e. V.“ war im vergangenen Jahr von DeltaPort, der Hafengesellschaft des Kreises Wesel, mit gegründet worden. Mitglieder des in Wesel ansässigen Vereins – die 813 steht für den Rheinkilometer in Wesel – sind Akteure aus der Logistik, Energiewirtschaft, Unternehmensberatung und Projektgesellschaften sowie Hafenbetreiber wie die DeltaPort Niederrheinhäfen, duisport und der Hafen Rotterdam. Gemeinsam wollen sie die Energiewende voran treiben, um Binnenschifffahrt und trimodale Logistik noch nachhaltiger zu machen.

 

 
 

Siloanlagen der Firma Imgrund im Weseler Stadthafen. Foto: Petra Grünendahl.

Auch auf anderen Feldern kooperieren duisport und die DeltaPort Niederrheinhäfen. So haben sich die Partner jüngst gemeinsam mit dem Hafen Dortmund und der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein im von den DeltaPort Niederrheinhäfen initiierten Projekt „LOG4NRW“ zusammengeschlossen, das ebenfalls unter der Schirmherrschaft von Verkehrsminister Krischer steht. Ziel ist es, ein Zugsystem zu etablieren, das die Verkehrssituation im Ruhrgebiet und im Sauerland spürbar entlasten soll, indem ein erheblicher Anteil der Lkw-Verkehre in Nordrhein-Westfalen von der Straße auf die Schiene verlagert wird. „Ich freue mich, dass wir mit duisport einen sehr starken Partner als Vereinsmitglied hinzugewinnen konnten“, sagte DeltaPorts Hafenchef Andreas Stolte. „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind bei der notwendigen Transformation. Als Häfen können wir viel beitragen zur Versorgung der Region mit alternativen Energieträgern und zur Klima schonenden Verlagerung der Verkehrsströme. Bei diesen Themen sitzen wir alle in einem Boot.“

 
Beispielhafte Entwicklungen in den Häfen des Kreises Wesel

Sehr weit im Hintergrund erkennt man die Kühllogistik-Halle von Nordfrost. Foto: Petra Grünendahl.

Unter dem Motto „Transformation & Nachhaltigkeit“ zeigte DeltaPort seinen Gästen aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen mit den ansässigen Unternehmern und Partnern neuere Entwicklungen an den Hafenstandorten Stadthafen Wesel, Rhein-Lippe-Hafen und Hafen Voerde-Emmelsum. Dazu zählen die mittlerweile fertig gestellten Siloanlagen der Firma Imgrund Port Logistics im Stadthafen, die große Lagerhalle für Kühllogistik der Firma Nordfrost im Rhein-Lippe-Hafen oder auch die Lagerhalle, die die Swiss Life Asset Managers Logistics GmbH (ehemals BEOS Logistics) im Hafen Emmelsum für Supermarktkette Rewe errichtet hatte. Vorgestellt wurden aber auch Innovationen und Erweiterungen bei schon länger in den Häfen ansässigen Unternehmen. Und natürlich bot die gut vierstündige Veranstaltung auch reichlich Gelegenheiten zum Netzwerken und Kontakte knüpfen.

DeltaPort

Links hinter der Halle befindet sich das neue Rewe-Logistikzentrum. Foto: Petra Grünendahl.

Die DeltaPort Niederrheinhäfen sind ein Anfang 2018 gegründeter Zusammenschluss der DeltaPort Häfen Wesel / Voerde (Rhein-Lippe-Hafen Wesel, Stadthafen Wesel, Hafen Voerde-Emmelsum), des Hafens Emmerich und des NIAG-Hafens in Rheinberg-Orsoy. Ziel der DeltaPort Niederrheinhäfen ist es, die Binnenhäfen am Niederrhein zu stärken. Gemeinsam bilden die Partner das gesamte Portfolio ab: von Schüttgütern über Stück- und Schwergut bis zu Flüssiggütern und containerisierter Ware. Die DeltaPort Niederrheinhäfen zeichnen sich aus durch ihre trimodale Infrastruktur, die geografisch sehr günstige Lage in der Nähe zu den Überseehäfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen, aber am Rande des Stauclusters Ruhrgebiet/Großraum Köln, durch verfügbare Freiflächen, viel Entwicklungspotenzial, einen flexiblen Verwaltungsapparat und enge partnerschaftliche Verbindungen zu ihren Kunden. Mit Leuchtturmprojekten wie dem EcoPort813 und dem Förderprogramm „Innovative Hafentechnologien“ setzen sie Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Vollsperrung des Karl-Lehr-Brückenzugs: Warum es keine Alternative gibt

Die Brücke über den ehemaligen Kaiserhafen
wird als Damm neu gebaut

Von Petra Grünendahl

Die Brücke über den vor Jahrzehnten zugeschütteten Kaiserhafen (siehe Markierung ganz oben im Bild) wird abgerissen. An dieser Stelle wird ein Damm aufgeschüttet, auf dem die neue Straße entsteht, die die Vinckekanalbrücke mit der Hafenkanalbrücke verbindet. Foto: Petra Grünendahl.

In den Sozialen Medien beschweren sich Duisburger über die anstehende Sperrung des Karl-Lehr-Brückenzugs und insbesondere über die langen Umleitungsstrecken, um die auch Fahrradfahrer und Fußgänger nicht herum kommen. Keine andere Kommune würde ihren Bürgern eine solche Sperrung über immerhin vier Monate zumuten, schimpfen die Nutzer. „Es ist bürgerfeindliche Politik. Und es ist skandalös, dass man in Duisburg unbeirrt meint, Rad- und ÖPNV-Fahrer für mehrere Monate von ihrer eigenen Stadt quasi abschneiden zu können“, schrieb einer. Der Wut der DuisBürger ist nicht verwunderlich, weiß doch kaum einer, was neben dem Bau von zwei neuen Brücken auf dem Karl-Lehr-Brückenzug noch passiert. Und die Stadt Duisburg hat trotz Pressetermin in der vergangenen Woche und Pressemitteilung an alle Medien versäumt, die Notwendigkeit der nun erfolgenden Vollsperrung deutlich zu machen. Diese ist nämlich leider unumgänglich – und dafür gibt es gute Gründe, die man im Vorfeld hätte klar kommunizieren müssen.

 
Abriss der Kaiserhafenbrücke macht Sperrung des Brückenzugs unumgänglich

Die Brücke über den vor Jahrzehnten zugeschütteten Kaiserhafen (siehe Markierung) wird abgerissen. An dieser Stelle wird ein Damm aufgeschüttet, auf dem die neue Straße entsteht, die die Vinckekanalbrücke mit der Hafenkanalbrücke verbindet. Foto: Petra Grünendahl.

Zwei neue Brücken sind deutlich sichtbar entstanden und neben die alten, noch abzureißenden Bauwerke über die Ruhr und über den Hafenkanal in Position gebracht worden. Dass es aber zwischen diesen Brücken und der schon vor einigen Jahren erneuerten Vinckekanalbrücke bislang noch eine vierte Brücke gibt, weiß aber kaum ein Duisburger: Die Kaiserhafenbrücke. Sie führte früher über das Hafenbecken des Kaiserhafens, der 1968 zu zwei Dritteln und 1998 vollständig zugeschüttet wurde. Wer über den Brückenzug geht oder fährt, merkt gar nicht, dass er am ehemaligen Kaiserhafen eine Brücke quert, da auf den zugeschütteten Flächen unter der Brücke heute Lagerhäuser stehen und das Areal für Logistik genutzt wird.

 

Kaiserhafenbrücke von Westen aus mit dem Bauplatz im Vordergrund. Fotos: Petra Grünendahl.

Grund für die Vollsperrung ist der notwendige Abriss auch dieser Brücke. Da hier kein Brückenbauwerk mehr nötig ist, wird die alte Brücke lediglich abgerissen und an ihrer Stelle ein Damm aufgeschüttet. Auf diesem Damm werden nach der Verdichtung des Untergrundes dann das Gleisbett, Straßenasphalt und dann schlussendlich auch Fahrrad- und Fußgängerwege angelegt. Und war von innen, vom Gleisbett, nach außen zu den Rad- und Fußwegen, weshalb die Straßenbahn schon viel früher wieder über den Brückenzug fahren kann.

 
Das dauert natürlich seine Zeit. Wir reden von fast 100 Metern, die mit dem Abriss der Bücke an Straße fehlen und wo dann die Baustelle ist, bis der Damm aufgeschüttet und verdichtet wurde, auf dem dann die Infrastruktur gebaut werden kann. An dieser Baustelle vorbei – in unmittelbarer Nachbarschaft zu Logistikhallen mit entsprechenden Lieferverkehren auf der einen Seite und der Baustelle auf der anderen Seite – ist keine gefahrlose Umleitung für Fußgänger und Radfahrer möglich. Deswegen müssen diese ebenso wie der motorisierte Verkehr auf die großräumige Umleitung ausweichen. Das ist nicht zu ändern, aber es wäre zumindest ein Zeichen, wenn die DVG Fußgängern die kostenfreie Fahrt zwischen den beiden Seiten des gesperrten Brückenzuges ermöglichen würde: Nicht jeder, der die Brücke sonst zu Fuß quert, dürfte sich das doch recht teure ÖPNV-Ticket leisten können.

 

 
 
Vor dem Abriss: Impressionen vor Ort an der Kaiserhafenbrücke

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Die Fotos dienen zur Illustration der Dimensionen der Unterbrechung des Karl-Lehr-Brückenzuges, wo während der Vollsperrung keine Querung möglich sein wird. Die beiden ersten Fotos zeigen den Aufbau von Schutzwänden für die an der Brücke stehenden Logistikhallen. Die beiden anderen Fotos zeigen die Kaiserhafenbrücke von Westen aus mit dem auf dem Bauplatz bereits angefahrenen Baumaterial für den Damm, der nach dem Abriss aufgeschüttet wird. Das Areal rund um die Baustelle ist von beiden Seiten abgesperrt und nur für Baufahrzeuge und Arbeiter zugänglich. Fotos: Petra Grünendahl.

 
Informationen der Stadt Duisburg und der DVG

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Lektüretipp: Wanderführer „Urbane Steige in Essen“ im Klartext Verlag

Nicht nur zum Wandern: Zwischen
Baldeneysee, Ruhr und Kettwiger Stausee

Von Petra Grünendahl

Zeche Carl Funke in Urbane Steige in Essen im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Vor 50 Jahren endete der Steinkohlenabbau an Essens letzter Zeche: Carl Funke am Baldeneysee. Der Baldeneysee ist der größte Stausee an der Ruhr und diente nach seinem Bau 1931 bis 1933 der Trinkwasserversorgung im Ruhrgebiet. Längst haben sich Zechen und Industrie hier zurückgezogen: Der See, seine unmittelbare Umgebung und die ihn umgebenden Anhöhen dienen heute der Freizeitgestaltung. Im Jahr der Grünen Hauptstadt Europas in Essen 2017 wurde hier der Wanderweg BaldeneySteig eröffnet. Den Kettwiger Panoramasteig haben die Autoren mit Freunden selbst erkundet und sich als Wanderweg erarbeitet. Mit Start und Ziel in Kettwig bzw. Werden geht die Nordstrecke überwiegend durch Kulturlandschaften und auf Asphaltstraßen, obwohl die Autoren versucht haben, so viel wie möglich Waldstrecken einzubauen. Viele Waldwege und großartige Panoramen bietet dagegen die Südroute. Man kann hier sowohl in Kettwig als auch in Werden in die Tour einsteigen: Beide Stadtteile sind darüber hinaus über S-Bahnhöfe (S6) miteinander und an den ÖPNV (Richtung Essen-Hbf. sowie Richtung Düsseldorf-Hbf.) angebunden. Beide Rundwege versprechen anspruchsvolle Wandertouren im Süden des Ruhrgebiets.

 

Urbane Steige in Essen im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

In ihrem Heimat-Führer „Urbane Steige in Essen“ stellen Autor Ralph Kindel und Fotograf Jochen Tack ihren Lesern den BaldeneySteig und den Kettwiger Panoramasteig nicht nur als Wanderwege vor. Nach einem Überblick über die beiden Rundstrecken im Essener Süden geht es konkret in die Routen selber: Vier Touren führen rund um den Baldeneysee (zwischen 5,1 und 9,4 Kilometer) sowie für etwas ambitioniertere Wanderer – zwei Touren zwischen Kettwig und Werden (mit 15,4 bzw. 20,2 Kilometern). Für die beiden „Urbanen Steige“ haben Kindel und Tack Texte, reizvollen Fotografien und detaillierten Informationen zusammen gestellt. Zusätzlich zur detaillierten Beschreibung der Wegstrecke gibt es Abstecher „Am Weg“, „Tipps“ für weitere Unternehmungen und „Infos“ zu Besonderheiten an der Strecke. Daten zu Start- und Zieladressen, Strecke und Höhenunterschiede sowie Zeitaufwand (bei normalen Wandertempo), Streckeninfos und empfohlene Ausrüstung runden das Bild ab. Außerdem gibt es gpx-Daten für unterwegs. Die Wanderstrecken sind ganzjährig begehbar. Der BaldeneySteig mit insgesamt 25,6 Kilometern ist auf vier Touren aufgeteilt gilt überwiegend als mittel (lediglich die längste Tour als schwer), der Kettwiger Panoramasteig mit 35 Kilometern auf zwei Touren ist als schwer eingestuft. Und wer nicht ganz so ambitioniert auf Schusters Rappen (oder auch mit dem Fahrrad) unterwegs ist: Manches Sehenswerte lässt sich anhand der Infos auch auf kürzeren Spaziergängen erkunden ;-).

 

 
 
Der Autor, der Fotograf und das Buch

Urbane Steige in Essen im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Ralph Kindel, Jahrgang 1969, ist ein Kind des Essener Südens. Das Suchen und Finden von Wanderrouten vor der eigenen Haustür bedeutet für ihn schon lange einen Ausgleich zu seiner anderen großen Leidenschaft: der Kulinarik.

 
Jochen Tack, Jahrgang 1962, fotografiert seit seiner Jugend. Er arbeitete für die WAZ u. a. in Essen und machte sich später als Fotoredakteur selbstständig. Zu seinem Lieblingsmotiv im Ruhrgebiet gehört der Wandel des Reviers vom Industrie-Grau zum lebendigen Grün.

 
Der Wanderführer „Urbane Steige in Essen“ von Ralph Kindel und Jochen Tack ist im Essener Klartext Verlag in der Reihe „Schönes NRW“ (Heimat entdecken) erschienen. Das 144-seitige Taschenbuch mit Klappbroschurumschlag ist für 16,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2564-9).

 

 
Der Verlag

Urbane Steige in Essen im Klartext Verlag. Foto: Petra Grünendahl.

Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer mit Inspirationen für Jung und Alt, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam, fundiert und auch mit dem einem oder anderen Augenzwinkern.
www.klartext-verlag.de

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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15. Netzwerkforum SchifffahrtHafenLogistik in Duisburg

Konzepte einer zukunftsfesten maritimen Logistik
Von Petra Grünendahl

Uwe Arndt, Logistikleiter der Covestro Deutschland AG (ehemalige Kunststoffsparte von Bayer). Foto: Petra Grünendahl.

„Wir stellen und selbst ein Bein“, mahnte Uwe Arndt, Logistikleiter der Covestro Deutschland AG (ehemalige Kunststoffsparte von Bayer), in der Podiumsdiskussion. Vor einer fortschreitenden Deindustrialisierung warnte auch Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer der Köln-Düsseldorfer Hafengesellschaft RheinCargo GmbH & Co. KG: „Das muss man den Leuten sagen: Wir würden tausende Arbeitsplätze verlieren, wenn wir nicht gegensteuern.“ Inflation und Zinsen bremsen Konsum und Investitionen. Zähe Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben, sanierungsbedürftige Infrastruktur oder auch die hohen Energiepreise ließen so manche Unternehmen darüber nachdenken, zumindest Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. „Die Verkehrsinfrastruktur in den Niederlanden ist eine andere Welt“, machte auch Jürgen Albersmann, Geschäftsführer der Logistik-Holding Contargo GmbH & Co. KG, klar. Dabei stellen die Wirtschaftsvertreter weder die Nachhaltigkeitsstrategien noch eine Verkehrswende in Frage, aber: Das alles kostet Geld! Und hier sind insbesondere auch Bund und Länder gefordert.

 

Gruppenbild (v. l.): Sebastian Reimann, Jürgen Albersmann, Marcus Voelker, Uwe Arndt, Thorsten Peters, Jan Sönke Eckel, Dr. Christoph Kösters (VVWL), Frank Wittig und Okke Hamann (beide IHK). Foto: Petra Grünendahl.

Bereits zum 15. Mal hatte das Kompetenznetz Logistik.NRW zum NetzwerkForum SchifffahrtHafenLogistik zur Niederrheinischen IHK in Duisburg eingeladen, wo sich mehr als 70 Fachleute und Entscheider aus Schifffahrt, Häfen, Logistik und der Industrie austauschten. Die Veranstaltung wird getragen vom LOG-IT Club e. V. und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) und befasste sich als Leitgedanken mit den Konzepten einer zukunftsfesten maritimen Logistik. Covestro-Logistikleiter Uwe Arndt stellte zum Thema „Standortfaktoren der Industrie für NRW und Erwartungen an die maritime Logistik“ die Positionen der Industrie vor. Und Contargo-Geschäftführer Jürgen Albersmann stellte zum Thema „Angebote und Forderungen der maritimen Logistik für eine erfolgreiche Zukunft“ die Seite der Logistikwirtschaft dar. Nach den Impulsvorträgen als Eingangsstatements folgte eine Podiumsdiskussion mit weiteren Diskussionspartnern und dem Publikum.

 

 
 
Investitionen in Wasserstraßen nötig

Jürgen Albersmann, Geschäftsführer der Logistik-Holding Contargo GmbH & Co. KG. Foto: Petra Grünendahl.

Über Konzepte einer zukunftsfesten maritimen Logistik diskutierten die beiden Referenten der Eingangsstatements zusammen mit Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer RheinCargo GmbH & Co. KG, Thorsten Peters, stv. Seefrachtleiter EMO-Trans GmbH und Marcus Voelker, Referatsleiter VII D6, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW, unter der Moderation von Sebastian Reinmann (Chefredakteur der Deutschen Verkehrszeitung DVZ).

 

Podium (v. l.): Jan Sönke Eckel, Marcus Voelker, Jürgen Albersmann, Uwe Arndt, Thorsten Peters, Sebastian Reimann und Dr. Christoph Kösters (VVWL). Foto: Petra Grünendahl.

Die Diskutanten waren sich einig, dass Deutschland als Industrie- und Logistikstandort in den letzten Jahren ins Mittelmaß abgerutscht sei und bestätigten das derzeit moderate bis schlechte Niveau auf den Logistik- und Güterverkehrsmärkten, welches mit Rückgängen der Nachfrage für Industrie und Handel einhergehe. Als Gründe wurden insbesondere die Unsicherheiten in den Lieferketten, die marode Infrastruktur, der fehlende oder schleppende Ausbau der Verkehrswege, Überregulierung und eine wenig verlässliche Politik in Transformationsfragen (Verkehrswende) genannt.

 
Dabei plädierten die Diskutanten selber für eine nachhaltige Güterverkehrentwicklung. Aber: Zur Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiff seien Investitionen insbesondere in die Wasserwegen nötig. Dazu zählt zum Beispiel eine Stabilisierung der Fahrrinne auf dem Rhein zum Beispiel, die bei Niedrigwasser größere Gütermengen erlaubt. Oder eine Anhebung von Brücken im Kanalnetz, die eine dritte Lage Container auf den Güterschiffen erlauben würde. Oder die Sanierung der Schleusen. Und da müssen auch Bund und Länder investieren: Deutschlandweit sind hier Milliarden-Invests nötig, die dieses Forum schon seit 2009 (damals als „Duisburger Erklärung“, später „Düsseldorfer Liste“) einfordert.

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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Krupp in Rheinhausen: Foto-Ausstellung von Arbeitskampf und Demontage

Ikonische Dokumentation der Zeitgeschichte
in der Erlöserkirche

Von Petra Grünendahl

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Manfred Vollmer in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.

Die Brücke der Solidarität voll mit streikenden Stahlarbeitern oder die demonstrierende Frau mit ihrem Kind auf dem Arm: Diese Fotografien sind Ikonen des Arbeitskampfes, der am 26. November 1987 in Rheinhausen begann und mit 160 Tagen zum längsten in der deutschen Geschichte wurde. Die Fotografien sind Dokumentation der Zeitgeschichte. Im Buch der Geschichte sollten hier neue Seiten geschrieben werden: Vom Kampf der Stahlarbeiter um ihr Werk.

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Manfred Vollmer in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.

Dazu hatte Betriebsleiter Helmut Laakmann damals in einer fulminanten Rede seine Kollegen aufgerufen, die um ihre Existenz bangten. Manfred Vollmer und Michael Kerstgens hatten damals als Fotografen den Arbeitskampf in Rheinhausen begleitet und mit ihren Bildern die Berichterstattung geprägt. Der Arbeitskampf brachte jedoch nur einen Aufschub, konnte die Schließung letztendlich nicht verhindern: Am 15. August 1993 wurde der letzte Stahl in Rheinhausen gekocht, am 16. August die Hütte dicht gemacht. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wurden die alten Anlagen abgerissen, Stahlwerke und Hochöfen gesprengt (der letzte am 23. September 2000). Auch diesem traurigen Kapitel sind Aufnahmen in der Ausstellung gewidmet. Heute liegt auf dem ehemaligen Krupp-Areal der Logistikpark logport I, der mehr Menschen beschäftigt als es zuletzt die Hütte tat, bei der in den 1960er-Jahren über 16.000 Menschen beschäftigt waren.

 

Foto-Ausstellung Krupp Rheinhausen in der Erlöserkirche an der Beethovenstraße. Foto: Petra Grünendahl.

Anlässlich des 30. Jahrestages der Schließung der Kruppschen Hüttenwerke in Rheinhausen stellt der Verein Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen in der Erlöserkirche Rheinhausen sechzig Fotos aus: Vom Arbeitskampf und von der Demontage der Anlagen sowie den Anfängen des logport. Im ersten Teil der Ausstellung werden Bilder des Oberhausener Fotografen Michael Kerstgens und des Essener Fotografen Manfred Vollmer zum Arbeitskampf 1987/88 gezeigt.

Der Abriss: Werksfotografien von Volker, Brigitte und Hubert Wendt. Foto: Petra Grünendahl.

Beide Fotografen haben sich dem Thema auf sehr unterschiedliche Weise genähert, was die Gegenüberstellung der Bilder reizvoll macht. Arbeiten des Industrie- und Werksfotografen Frank Plück, von Werner Schleser sowie Brigitte, Hubert und Volker Wendt sind im zweiten Teil der Ausstellung zu sehen. Sie zeigen die letzten Tage des Hüttenwerks während seiner Demontage und den Übergang des Werksgeländes zur Nutzung als Logistikstandort. Unterstützt wird die Ausstellung durch die „Sparkasse Duisburg-Stiftung“ und die Emmauskirchengemeinde, Bereich Christus-Erlöserkirche in Duisburg-Rheinhausen. Zu sehen sind die Fotos noch bis zum 1. uOktober zu den Öffnungszeiten donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Ein Mitglied des Freien Archivs führt vor Ort durch die Ausstellung.

 

 
Impressionen aus der Ausstellung. Fotos: Petra Grünendahl

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Krupp in Rheinhausen

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Michael Kerstgens in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.

Auf Initiative von Friedrich Alfred Krupp wurden im Jahre 1893 die Planungen für ein neues Hüttenwerk aufgenommen. Es trug ab 1904 den Namen Friedrich-Alfred-Hütte und ab 1947 bis Mitte der sechziger Jahre als selbständiges Unternehmen den Namen „Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG (HWR)“.

Arbeitskampf 1987/88: Fotos von Michael Kerstgens in der Erlöserkirche. Foto: Petra Grünendahl.

Zur AG gehörte auch das Bergwerk Rossenray in Kamp-Lintfort und die Zeche Amalie in Essen. Der Stolz und das Selbstbewusstsein aus dieser Zeit wurden als Erfahrungsschatz weitergegeben und waren noch im Arbeitskampf um den Erhalt des Werkes 1987/88 spürbar. Ein solcher Arbeitskampf, auf den die Rheinhauser immer noch und zu Recht stolz sind, wäre heute nicht mehr möglich, waren sich Besucher der Foto-Ausstellung einig.

 

 
Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen e. V.

Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen. Foto: Petra Grünendahl.

Der Verein Freies Archiv der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen ist institutionell nicht gebunden und kann so seine Schwerpunkte frei wählen. Ziel ist es, möglichst umfassend die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten und ihrer Familien zu dokumentieren und wissenschaftlich zu erforschen – und zwar von der Gründung des Werkes 1896 bis zu seiner Stilllegung 1993. Dazu gehört auch die Geschichte der 1934 zur Stadt erklärten Gemeinde Rheinhausen, ohne die sich die Geschichte des Werkes nicht verstehen lässt.

Die Sprengung des Oxygenstahlwerks LD II 1999 im Foto von Werner Schleser. Foto: Petra Grünendahl.

Das Archiv des Vereins umfasst zahlreiche Dokumente aus der Geschichte des Hüttenwerks Rheinhausen, insbesondere auch aus den Zeiten des Arbeitskampfes, sowie Videomaterial (u. a. rund 1.600 Stunden Archivmaterial von Erich Speh), Dokumentarfilme und Reportagen (zur Werksgeschichte und zum Arbeitskampf).

Das Archiv befindet sich in der Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstr. 6, 47226 Duisburg (Rheinhausen). Das Archiv wird von ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern betreut und ist jeden Dienstag von 14:00 bis 17:00 Uhr (außer an Feiertagen) sowie nach Vereinbarung geöffnet.
www.fahr-du.de

 
© 2023 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl

 
 

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MKM Museum Küppersmühle zeigt Christoph M. Gais: Bilderwelten von 1990 bis heute

Perspektivwechsel erschließen neue Dimension
Von Petra Grünendahl

Christoph M. Gais Bilderwelten von 1990 bis heute im MKM Museum Küppersmühle. Foto: Petra Grünendahl.

Den Zugang zur Ausstellung bilden neue Werke von Christoph M. Gais (*1951). Hier stechen besondere die „Hinterglasmalereien“ hervor, deren mehrschichtiger Aufbau den Betrachter ins Bild mit seinen verschiedenen Ebenen eintauchen lässt. Inspiriert von römischen Kirchen sind die fast deckenhohen Installationen von Masken-Bildern in unterschiedlichen Formaten, die in der großen Halle ihre besondere Wirkung entfalten:

Christoph M. Gais Bilderwelten von 1990 bis heute im MKM Museum Küppersmühle. Foto: Petra Grünendahl.

Die beiden Bilderserien mit dem Titel „The Chapel“ sind in den Jahren 2019/20 sowie 2021/22 entstanden. Je weiter der Besucher in die Ausstellung hinein geht, verfolgt er das Schaffen des Künstlers bis hinein in seine früheren Jahre. Manche seiner Bilder wirken fast plastisch. Andere ändern ihre Plastizität mit einem Wechsel des Blickwinkels und bieten spannende Perspektiven der Betrachtung, die mit der Fotokamera kaum einzufangen sind. Mit „Bilderwelten von 1990 bis heute” ist Christoph M. Gais erstmals seit gut dreißig Jahren wieder in einer eigenen Ausstellung in Deutschland zu sehen.