Deutsche Oper am Rhein: Richard Wagner „Ring“ an einem Abend im Theater Duisburg

Wagner darf auch Spaß machen:
Von Loriot auf den Boden der Tatsachen und ins Jetzt geholt

Rudolf Kowalski (Erzähler), Duisburger Philharmoniker © Hans Jörg Michel.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Duisburger Philharmoniker.
Foto: Hans Jörg Michel.

Wenn man einen Humoristen wie Loriot auf ein musikalisches Genie wie Richard Wagner loslässt, kann nur ein außergewöhnlich brillanter Abend dabei heraus kommen. Rudolf Kowalski führte mit Loriots Worten durch den Abend, erzählte ironisch, zugespitzt, aber nie respektlos von Leben und Liebe, Streit und Gier der Götter auf Walhall. Loriots Texte vereinfachen die komplizierte Handlung und machen dabei deutlich, wie nah die vorgeschichtliche Götterwelt der Sagen und Mythen eigentlich am Menschen und an menschlichen Schwächen liegt. Sehr zur Freude des Publikums, die die Erzählungen ebenso genossen wie die Stücke aus Wagners „Der Ring des Nibelungen“, die Loriot mit seinen Texten anschaulich verband.

Mit dem “Ring an einem Abend” schuf Wagner-Fan Loriot schon 1992 seine eigene Version von Wagners monumentalem Werk „Der Ring des Nibelungen“, das alljährlich in Bayreuth über vier Tage gespielt wird. Dabei kürzte er Wagners gute sechzehn Stunden Handlung auf knappe dreieinhalb Stunden (inklusive Pause) zusammen. Zwanzig Stücke aus der „Ring“-Tetralogie hatte Loriot ausgewählt, die jetzt im Theater Duisburg bei ihrer Wiederaufführung vor fast ausverkauftem Haus das Publikum begeisterten. Schon zum 100-jährigen Jubiläum des Theaters hatte die Deutsche Oper am Rhein Loriots „Ring“-Fassung auf die Duisburger Bühne gebracht. Der Erfolg von 2012 schrie förmlich nach einer Wiederaufführung.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Axel Kober, Duisburger Philharmoniker © Hans Jörg Michel.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Axel Kober, Duisburger Philharmoniker.
Foto: Hans Jörg Michel.

Die Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, spielten für das Publikum gut sichtbar, wenn auch „im Hintergrund“ auf der Bühne. Sowohl Wagners laute, mächtige als auch die leisen, gefühlvollen Töne waren bei ihnen in guten Händen. Die Akteure sangen nicht nur, sondern spielten den „Ring“ lustvoll, lebten ihn, wobei ihnen ihre Begeisterung für ihre Rolle anzumerken war. Sie agierten zwischen dem großen Orchester und dem Publikum. Für ihr Spiel versanken sie im Stück, eine Bühnendekoration brauchten sie nicht, um dem Publikum ihre Geschichte erlebbar zu machen.

„Die Täter im gewaltigsten Drama der Musikgeschichte sind eigentlich ganz nette Leute. Nur eine gemeinsame Leidenschaft wird ihnen zum Verhängnis. Sie wollen mehr besitzen, als sie sich eigentlich leisten können, mehr Macht, als ihnen zusteht. In blinden, lieblosem Gewinnstreben vernichten sie sich selbst und ihre Welt“, fasste Loriot in seinem „Kleinen Opernführer“ die Ring-Tetralogie Richard Wagners zusammen.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Susan Maclean (Fricka, Waltraute), Axel Kober, Marcus Jupither (Wotan), Duisburger Philharmoniker. Foto: Hans Jörg Michel

Rudolf Kowalski (Erzähler), Susan Maclean (Fricka, Waltraute), Axel Kober, Marcus Jupither (Wotan), Duisburger Philharmoniker.
Foto: Hans Jörg Michel

Das spiegelt sich auch in den Texten, die durch die Wagner’sche Handlung führen und die musikalischen Partien miteinander verbinden. Überwiegend konnte die Deutsche Oper am Rhein auf Sänger des Opern-Ensembles zurückgreifen. Siegfried wurde mit Michael Weinius als Gastverpflichtung besetzt. Als Wotan sprang kurzfristig (er ersetzte den erkrankten Stefan Heidemann) Tomasz Konieczny ein, der sichtbar mit Freude in seiner Rolle aufging. Die Riege der bekannten Gesichter reichte unter anderem von den Rheintöchtern (Anke Krabbe, Marta Márquez, Iryna Vakula), denen der Zwerg Alberich (Oleg Bryjak) das Rheingold stiehlt, über die Walküren (besonders Linda Watson als Brünhilde), Susan Maclean (Fricka), Corby Welch (Siegmund) und Heike Wessels (Sieglinde) bis hin zu Dmitri Vargin (Gunther), Elisabeth Selle (Gutrune) und Thorsten Grümbel (Hagen) aus der „Götterdämmerung“. So unmittelbar vor dem Publikum waren sie nicht nur als Sänger, sondern auch schauspielerisch sehr gefordert, standen sie doch viel direkter unter Beobachtung.

Wer sich an Richard Wagner nicht „im Original“ (ein Opernabend kann da schon mal fünf Stunden lang werden) herantraut, dem bietet Loriots „Der Ring an einem Abend“ auf jeden Fall einen guten Einstieg. Zumal er die Handlung ein wenig vereinfacht und aufs Wesentliche reduziert hat. Das macht die komplizierten Verflechtungen überschaubar. Und wer auf den Geschmack kommt, sich Wagner dann auch mal in voller Länge anzugucken, wird sicherlich Loriots feinsinnige Ironie im Hinterkopf haben und sich dann ein zweites Mal amüsieren.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Duisburger Philharmoniker © Hans Jörg Michel.

Rudolf Kowalski (Erzähler), Duisburger Philharmoniker.
Foto: Hans Jörg Michel.

Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sonntag, 6. April 2014, um 15 Uhr (AUSVERKAUFT!) und
Mittwoch, 9. April 2014, um 19 Uhr.
Außerdem steht „Der Ring an einem Abend“ am Samstag, 29. März 2014 um 19 Uhr im Opernhaus Düsseldorf auf dem Programm, ist aber bereits ausverkauft. Für den 9. April gibt noch Restkontingente an Karten, bei denen man sich aber nicht auf die Abendkasse verlassen sollte. Das schreit förmlich nach einer Wiederaufführung in der kommenden Spielzeit.

Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets kosten zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2014 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein

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