Ballett am Rhein: Martin Schläpfers Ballettabend b.18 feierte Premiere im Theater Duisburg

Tänzer zauberten Strukturen der Musik auf die Bühne

George Balanchine: Episodes © The George Balanchine Trust – Ann-Kathrin Adam, Philip Handschin, Louisa Rachedi, Alexandre Simões, Nathali Guth. Foto: Gert Weigelt.

George Balanchine: Episodes © The George Balanchine Trust – Ann-Kathrin Adam, Philip Handschin, Louisa Rachedi, Alexandre Simões, Nathali Guth. Foto: Gert Weigelt.

Die Musik von Anton Webern faszinierte den russisch-stämmigen Choreographen George Balanchine. Die reduzierte Klangwelt inspirierte ihn, die Struktur der Musik im Raum zu erkunden. Die auf das Wesentliche limitierte musikalische Untermalung lässt den Tänzern des Ballett am Rhein umso mehr Raum auf der Bühne, ihre Bewegungen „erklingen“ zu lassen. Balanchines „Episodes“ mit dem New York City Ballet feierten 1959 ihre Premiere in einer Gemeinschaftsproduktion mit Martha Graham, der „Königinmutter des Modern Dance“. Schon ab 1960 wurde unter „Episodes“ nur noch Balanchines Teil aufgeführt. Das berühmte „Taylor-Solo“ (Variationen Op. 30), das Balanchine dem Solo-Star von Grahams Dance Company, Paul Taylor, auf den Leib geschrieben hatte, wurde dabei nur noch selten berücksichtigt. In Duisburg durfte Jackson Carroll diesen Part übernehmen, den er und Rashaen Arts nun mit Peter Frame einstudierten, für den Taylor das Solo 1986 rekonstruiert hatte. Die fünf Webern-Stücke hatte Balanchine für fünf verschiedene Tänzergruppen konzipiert: Neben dem Solo in erster Linie als „Pas de Deux“ (Tanz-Duette von bis zu drei Paaren), zum Teil auch mit Unterstützung von Ensemble-Tänzern. Schlichte Trikots in Schwarz und Weiß runden die Reduktion auf das Wesentliche ab.

Zu seinem 18. Ballettabend – b.18 – lud Martin Schläpfer, Direktor und Chef-Choreogrph des Ballett am Rhein, ins Theater Duisburg. Drei Choreographien hat Schläpfer für diesen Abend ausgewählt: „Episodes“ von George Balanchine, „Sorrowful Songs“ (Uraufführung) von Nils Christe sowie seine eigene Choreographie „Sinfonien“, die er 2009 mit seinem damaligen, dem Mainzer Ballett auf die Bühne brachte. Für „Sinfonien“ erhielt Schläpfer 2009 seinen ersten deutschen Theaterpreis DER FAUST. 2012 bekam der für „Ein deutsches Requiem“ (b.09) einen Zweiten.
Drei eher unterschiedlich angelegte Stücke hat Martin Schläpfer hier für einem Ballettabend zusammengestellt. Das Ballett am Rhein brilliert ausdruckstark und emotional auf höchstem Niveau. Begleitet wurde das Ballett am Rhein, das Schläpfer seit der Spielzeit 2009/2010 leitet, von den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Christoph Altstaedt. Für die Bühnenbilder zeichnen verantwortlich Thomas Ziegler (Sinfonien) und Thomas Rupert (Sorrowful Songs), die Lichtgestaltung des Abend oblag Franz-Xaver Schaffer. Die Kostüme für die „Sinfonien“ entwarf Catherine Voeffray.

„Ich gehe durch die tonkargen spätherbstlichen Wälder …“

Martin Schläpfer: Sinfonien – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.

Martin Schläpfer: Sinfonien – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.

Martin Schläpfers eigene Choreographie zu „Sinfonien“ von Wilhelm Killmayer greift dessen zurückhaltende Instrumentierung auch im Tanz auf. Vier Paare – Frauen auf Spitzenschuhen in bunten Kleidern, Männer archaisch mit nacktem Oberkörper und knöchellangen, schweren Röcken –, die im ersten Teil der „Sinfonien“ in harmonischen Formen die kargen Töne auf die Bühne zaubern. Im zweiten Teil reiht sich ein Solotänzer ein, der die Symmetrien aufbricht.

Emotionaler Tanz: die Klagelieder

Nils Christe: Sorrowful Songs – Mariana Dias, Annika Kaschenz. Foto: Gert Weigelt.

Nils Christe: Sorrowful Songs – Mariana Dias, Annika Kaschenz. Foto: Gert Weigelt.

Eindringlichere Klangwelten untermalen im dritten Teil Nils Christes „Sorrowoful Song“, die hier ihre Uraufführung erlebten. Die „Sinfonie der Klagelieder“ hat Henryk Mikolaj Gorecki als Klagegesänge angelegt: Ein Gebet aus einem Gestapo-Gefängnis, ein Volkslied, in dem eine Mutter um ihren toten Sohn tauert – Stoffe für Emotionen, die der polnische Komponist musikalisch umgesetzt hat. Das Stück wurde geschrieben für Sopran und Orchester. Die Mezzosopranistin Annika Kaschenz vom Ensemble der Deutschen Oper am Rhein begleitet den Tanz, setzt im ersten Teil die Akzente, den im zweiten Teil die Tänzer übernehmen. Nils Christe hat die Trauerklänge in Bewegungen umgesetzt: Emotionen wie Traurigkeit und Melancholie spiegeln sich im Tanz ebenso wieder wie ein Hauch von Hoffnung. Die Kostüme entwarf Christes Ehefrau Annegien Sneep in Zusammenarbeit mit den Tänzern.

Termine im Theater Duisburg:
So | 26. Januar 2014 | 18:30 Uhr,
Fr | 31. Januar 2014 | 19:30 Uhr,
Sa | 01. Februar 2014 | 19:30 Uhr,
So | 16. Februar 2014 | 15:00 Uhr und
Mi | 26. Februar 2014 | 19:30 Uhr.
Dauer des Ballettabends b.18: ca. 2 ½ Stunden, zwei Pausen.

Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets kosten freitags und samstags zwischen 18,10 und 32,80 Euro, sonst 16,10 bis 56,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2014 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt, Köln / Deutsche Oper am Rhein

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