Tänzer in Stiefeln und dunklen Mänteln erobern zu markanten Klängen die Bühne: Ziehen ein in ein „Land“, die ihnen vielleicht Heimat werden könnte. Als Choreograph spielt Martin Schläpfer mit den Assoziationen Heimat, Sehnsucht, Verzweiflung – seine Tänzer von der ausdruckstarken Dramatik von Gustav Mahlers Komposition meisterhaft in Szene gesetzt. Wie ein roter Faden zieht sich die Suche nach Heimat eines verzweifelten Entwurzelten – Mahler beschrieb sich als Böhme unter Österreichern, als Österreicher unter Deutschen. Er war ein Jude in Europa und wurde Opfer von Intrigen an der Hofoper in Wien. Diese biografischen Details Mahlers, die seine Komposition der „Siebten“ mehr als bei andere Sinfonien beeinflussten, griff Schläpfer in seiner Choreographie auf, setzte sie in Bewegungen und getanzte Geschichten um, die Verzweiflung ebenso wie die Sehnsucht nach Heimat spiegeln.
Seinen 17. Ballettabend (b.17) hat Ballettdirektor Martin Schläpfer zu Gustav Mahlers (1860 – 1911) 7. Sinfonie e-Moll choreographiert: er läuft entsprechend unter dem Sub-Titel „7“. Mahlers musikalische Vorlage, die Episoden seiner Biografie spiegelt, setzte Schläpfer in Tanz um: Tanz für Paare und kleine Gruppe, aber auch für die ganze Kompanie, die dann mit über 40 Tänzern auf der Bühne agiert. Ein bombastisches Werk für eine brillante Ballettkompanie, die gerade zum dritten Mal den Titel „Kompanie des Jahres“ verliehen bekam. Uraufgeführt wurde Schläpfers Choreographie bereits vor zwei Jahren in Düsseldorf. In dieser Spielzeit steht „7“ nach der Premiere im Theater Duisburg vor einem restlos begeisterten Publikum noch weitere drei Male auf dem Spielplan. Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Premierenpublikum nach einer in jeder Hinsicht hochklassigen anderthalb-stündigen Aufführung (ohne Pause) Schläpfer, Tänzer und Philharmoniker.
Seine 7. Sinfonie schrieb Gustav Mahler nicht in einem Stück: Die Nachtmusiken des zweiten und vierten Satzes entstanden früher als der Rest. Die fünf Sätze der Sinfonie dokumentieren damit auch biografische Krisen, Stimmungsschwankungen und Risse im Leben Mahlers, der nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten der Spätromantik sondern auch Dirigent und Operndirektor war. Groß und dramatisch der Eingangs- und Schlusssatz, das Scherzo im dritten Satz eingerahmt von zwei Nachtmusiken im zweiten und vierten Satz. Das musikalisch anspruchsvolle Werk meisterten die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Wen-Pin Chien bravourös. Ihre Vielseitigkeit spielten die Musiker in den unterschiedlichen Passagen der variantenreichen Sinfonie brillant aus. Die Dramatik in Musik und Tanz kommt auf der minimalistischen Bühne mit den schlichten schwarzen Kostümen – beides entworfen von Florian Etti – gut zur Geltung. Volker Weinharts Lichtdesign setzt für die Inszenierung passende Akzente auf der Bühne.
Weitere Termine
im Theater Duisburg:
So | 13. September 2015 | 18:30 Uhr,
Sa | 19. September 2015 | 19:30 Uhr,
Fr | 25. September 2015 | 19:30 Uhr.
Karten gibt es im Opernshop, der sich zur Zeit im Theater Duisburg in der Kassenhalle befindet (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr), oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Theaterkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten samstags zwischen 16,10 bis 56,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.