Deutsche Oper am Rhein: Richard Wagners „Fliegender Holländer“ im Theater Duisburg

Der Steuermann ist bei der Wache eingenickt: Johannes Preißinger (Steuermann), Thorsten Grümbel (Daland). Foto: Matthias Jung.

Der Steuermann ist bei der Wache eingenickt: Johannes Preißinger (Steuermann), Thorsten Grümbel (Daland). Foto: Matthias Jung.

Von der Besessenheit,
den Verfluchten zu erlösen

Von Petra Grünendahl

Vor einem schweren Sturm sucht das Schiff des Norwegers Daland (Sami Luttinen) Schutz in einer Bucht. Während alle schlafen – auch der Steuermann (Johannes Preißinger), der wachen sollte, ist eingenickt – macht das Schiff des Holländers (Markus Marquardt) neben ihnen fest. Der Holländer ist verflucht: Bis in alle Ewigkeiten muss er mit seinem Geisterschiff mit den roten Segeln die Weltmeere kreuzen. Nur alle sieben Jahre darf er an Land, sich eine treue Frau zu suchen, die ihn von seinem Schicksal erlöst. Diese Zeit ist gerade wieder gekommen. Der Holländer wirbt bei Daland um dessen Tochter Senta (Elisabet Strid), bietet seine Reichtümer für eine Heimat. Daland willigt ein und nimmt ihn mit.
 
 

Der Fliegende Holländer macht neben den Norwegern fest. nacht Almas Svilpa (Holländer). Foto: Matthias Jung.

Der Fliegende Holländer macht neben den Norwegern fest. nacht Almas Svilpa (Holländer). Foto: Matthias Jung.

Die erste Fassung von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ feierte 1843 an der Dresdener Hofoper, wo Wagner Königlich-Sächsischen Kapellmeister war, ihre Uraufführung. Erfolgreich wurde die romantische Oper in drei Aufzügen aber erst nach einer Überarbeitung 1860. Diese erlebte nun vor einem begeisterten Publikum im sehr gut besuchten Theater Duisburg ihre Wiederaufführung. Seit dem Jahr 2000 wird sie – immer noch mit großen Erfolg – im Repertoire der Deutschen Oper am Rhein gespielt. Gut zweieinviertel Stunden ist die Oper lang, allerdings ist das Stück „durchkomponiert“, das heißt: es wird ohne Pause gespielt.
Es ist Wagners erste Oper, die er für Festspiele für geeignet hielt. Er hat sie nicht nur komponiert, sondern auch getextet: Wagner schrieb – im Gegensatz zu den meisten Opernkomponisten – seine Libretti selbst. Wagners Geschichte beruht auf der Sage vom „Fliegenden Holländer“, dem niederländischen Kapitän Bernard Fokke. Die Oper spielt im 17. Jahrhundert, als die Holländer mit ihren kleinen leichten und damit schnellen Schiffen – deswegen auch „Fliegende Holländer“ genannt – auf den Weltmeeren eine bedeutende Rolle spielten. Aufgeführt wird die Oper mit deutschen Obertiteln, was das Verständnis der Handlung durchaus erleichtert.

Erfüllung eines Traumes oder Wahn?

Erik versucht, Senta zurückzugewinnen: Almas Svilpa (Holländer), Thorsten Grümbel (Daland), Corby Welch (Erik), Morenike Fadayomi (Senta), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Erik versucht, Senta zurückzugewinnen: Almas Svilpa (Holländer), Thorsten Grümbel (Daland), Corby Welch (Erik), Morenike Fadayomi (Senta), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Senta, ihre Amme Mary (Renée Morloc) und die Mädchen in ihrem Haus, die allesamt mit den Seeleuten Dalands verheiratet sind, harren auf deren Rückkehr. Senta hat zwar dem Jäger Erik (Sergey Skorokhodov) vor längerer Zeit mal ewige Treue geschworen, in ihrem Wahn schwärmt sie nun aber für den bleichen Fremden (den Holländer), dessen Bild in ihrem Haus hängt. In ihren Träumereien taucht sie ein in die Ballade vom „Fliegenden Holländer“, für dessen Erlösung sie sich berufen fühlt. Von einer inneren Zerrissenheit Sentas kann man in dieser Inszenierung von Adolf Dresen nicht sprechen. Als der Vater ihr den Holländer als künftigen Mann vorstellt, willigt sie ein, ihn zu heiraten. Es ist die Erfüllung ihres Traumes: Senta als Erlöserin. Erik versucht, sie zurückzugewinnen. Senta aber leugnet ihren Schwur an Erik. Der Holländer weist nun jedoch Senta zurück, obwohl sie seine Rettung vor dem ewig währenden Fluch bedeutet hätte. Er segelt mit seinem Geisterschiff davon, Wie von Sinnen stürzt Senta sich – dem Holländer folgend – ins Meer und in den Tod.

Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Großartige Chorpassagen boten dem Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Christoph Kurig großzügigen Raum, ihr Können unter Beweis zu stellen. Brillant spielten auch die Duisburger Philharmoniker auf. Die musikalische Leitung hatte Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein. Er dirigierte in diesem Jahr (wie schon 2013) in Bayreuth Wagners „Tannhäuser“, 2015 wird er bei den berühmten Festspielen den „Fliegenden Holländer“ übernehmen. Für die Kostüme ebenso wie die Kulissen zeichnet Wolf Münzer verantwortlich. Letztere setzte Klaus Gärditz mit seinem stimmungsvollen Lichtdesign ausdrucksstark in Szene. Tosender Applaus belohnte die Akteure für eine brillante Aufführung vor einem restlos begeisterten Publikum.

Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 19. Oktober 2014 | 15 Uhr,
Sa | 25. Oktober 2014 | 19:30 Uhr und
So | 2. November 2014 | 18:30 Uhr.
Im Januar / Februar 2015 läuft „Der fliegende Holländer“ in Düsseldorf.

Der Norweger Daland mit seiner Besatzung: Johannes Preißinger (Steuermann), Herren des Chores der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Der Norweger Daland mit seiner Besatzung: Johannes Preißinger (Steuermann), Herren des Chores der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.

Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2014 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Matthias Jung, Köln / Deutsche Oper am Rhein

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