„Die Solidarität war einmalig: Wir haben gemeinsam was erreicht!“

Initiativkreis plant 20-tägige Veranstaltungsreihe:
„Vorwärts erinnern – 25 Jahre Arbeitskampf Rheinhausen“

“Wir wollen jüngeren Menschen vermitteln, wie das war im Arbeitskampf. Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, sich für eine Sache zu engagieren“, erklärte Kerstin Kerth-Jahn von Kultur- und Stadthistorischen Museum im Pressegespräch. Theo Steegmann, damals junger Betriebsrat bei Krupp, brachte es auf den Punkt: „Wir wollen keine Heldenverehrung, sondern zeigen: WIR können etwas bewegen!“

In der kommenden Woche jährt sich der Krupp-Arbeitskampf in Rheinhausen zum 25. Mal. Dieser Arbeitskampf hat Geschichte geschrieben: 164 Tage streikten die Mitarbeiter des Krupp Hütten- und Stahlwerks in Rheinhausen, dem größten Stahlwerk Europas zur damaligen Zeit. Ein hochprofitables Werk, das dicht gemacht werden sollte. Fast 6.000 Arbeiter standen dort in Lohn und Brot, denen die Existenz unter den Füßen weggezogen wurde. Über sieben Tage finden nun täglich Veranstaltungen statt, die an den Arbeitskampf erinnern, zwei weitere dehnen den Rahmen auf 20 Tage.

Ein vielfältiges Programm hat der Initiativkreis „Vorwärts erinnern – 25 Jahre Arbeitskampf Rheinhausen“ auf die Beine gestellt, bei dem das Thema Arbeitskampf und Solidarität aus verschiedenen Blickwinkeln und auf unterschiedlichen (auch kulturellen) Ebenen beleuchtet wird. Ziel ist es, Menschen – junge und alte – ins Gespräch zu bringen. Zur Auftaktveranstaltung „Was uns bewegt!“ bittet der Initiativkreis am Sonntag, 25. November, ab 15 Uhr ins Kultur- und Stadthistorische Museum, dem einzigen „Spielort“ der Veranstaltungswoche, der nicht in Rheinhausen liegt. Nach einem etwa einstündigen Programm sollen Zeitzeugen und Interessierte ins Gespräch kommen, um den Geist des Arbeitskampfes weiter zu tragen.

Kooperationen mit Schulen
Den Geist des Arbeitskampfes, des Widerstandes und der Solidarität weiter in die nachwachsende Generation tragen wird vor allem die Kooperation mit drei Schulen: die Lise-Meitner-Gesamtschule, die Alfred-Hitz-Hauptschule (beide Rheinhausen) und das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium (Marxloh). „Wir haben im Zeitzeugen-Café Zeitzeugen befragt und in einem Projekt Ereignisse gesammelt, die die Menschen besonders bewegt haben – von früher und heute“, erzählten Fabienne Morski und Denise Kleinfeld aus der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule. Ihre Dokumentationen werden in die Auftaktveranstaltung einfließen, wo sie eine Basis für Gespräche bilden können. Der Initiativkreis hofft, sie dauerhaft in der Stadt präsentieren zu können.

„Die Kirchen haben im Arbeitskampf eine wichtige Rolle gespielt und überkonfessionell die Belange der Arbeiter unterstützt“ erzählte Pfarrer Jürgen Widera vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der ein „Politisches Nachtgebet“ nutzt, um den „Wert der Arbeit – Wert des Menschen“ deutlich zu machen: „Wir müssen vermitteln, dass sich der Kampf und die Solidarität lohnen, denn die Zeiten sind nicht besser geworden.“ Denn heute werden beispielsweise bei TSTG rund 500 Arbeitsplätze in einem profitablen Unternehmen platt gemacht.

„Die Strahlkraft des Arbeitskampfes wirkt bis heute nach. Rheinhausen ist nie aus der Diskussion raus gekommen“, fand Dieter Lieske, damals Jungsekretär bei der IG Metall: „Ich finde es gut, dass die jungen Leute ihre Geschichte aufarbeiten: Wo komme ich her? Wer damals dabei war, kann stolz auf sich sein.“ Auch Mehmet Alsan war damals bei Krupp beschäftigt: „Die Solidarität hat alle Grenzen beseitigt. Wir waren alle gleich. Das ist leider ein bisschen verloren gegangen.“

Die Veranstaltungen:
SONNTAG, 25. NOVEMBER 2012, 15 UHR
Auftaktveranstaltung: „Was uns bewegt!“
Ort: Kultur- und Stadthistorisches Museum, Johannes-Corputius-Platz 1, 47051 Duisburg

MONTAG, 26. NOVEMBER 2012, 18.30 UHR
Politisches Nachtgebet der evangelischen katholischen Kirche
Rheinhausen: „Wert der Arbeit – Wert des Menschen
Ort: Gemeindehaus Auf dem Weg, Peschmannstr. 2, 47228 Duisburg

DIENSTAG, 27. NOVEMBER 2012, 16 UHR
Lesung (mit Ingrid Lenders) und Eröffnung der Fotoausstellung
„Vorwärts erinnern“ durch Josef Krings, Musik von Silvester Pece
Ort: Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstraße 6, 47226 Duisburg

DONNERSTAG, 29. NOVEMBER 2012, VORMITTAGS
Aufführung „Ruhrstadtmusikanten“
für Klassen der Lise-Meitner Gesamtschule
Ort: KOM`MA Theater, Schwarzenbergerstraße 147, 47226 Duisburg
(Weitere Auf¬führungen können von Schulen gebucht werden)

DONNERSTAG, 29. NOVEMBER 2012, 18 UHR
Szenen aus dem Theaterstück „Die versunkene Stadt“
Ort: KOM`MA Theater, Schwarzenbergerstraße 147, 47226 Duisburg

DONNERSTAG, 29. NOVEMBER 2012, 19 UHR
„Solidarität in der EU: Ist die aktuelle Sparpolitik ohne Alternative?“
Ort: Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstr. 6, 47226 Duisburg-Rheinhausen.

SAMSTAG, 1. DEZEMBER 2012, 18 UHR
„Geschichten aus dem Arbeitskampf“
Ort: KOM`MA Theater, Schwarzenbergerstraße 147, 47226 Duisburg

SAMSTAG, 8. DEZEMBER 2012, 11 UHR
Übergabe einer Gedenktafel an der Brücke der Solidarität
durch Oberbürgermeister Sören Link

SAMSTAG, 15. DEZEMBER 2012, 20 UHR
… alles im Flusss … Die neue Produktion des Jungen Ensemble Ruhr zeichnet Gesichter unserer Stadt, einer Stadt im Wandel.
Veranstalter: art@work & Junges Ensemble Ruhr / Leitung: Annegret Keller & Ulla Weltike.
Ort: KOM’MA Theater, Schwarzenberger Str. 147, 47226 Duisburg
Eintritt: Erwachsene 10 €, Vorverkauf 8 €, Jugendliche 5 €.

Details gibt es hier im Flyer…

Noch ein paar Fundstücke zum Thema:
https://alex1978.beepworld.de/krupp.htm
Route der Industriekkultur: Krupp Rheinhausen Hüttenwerke Tor 1

Berichte in der WDR Lokalzeit Duisburg:
vom 05.11.2012
vom 12.11.2012
vom 19.11.2012
• vom 26.11.2012 folgt …

Und bei YouTube sollte man auch mal nach „Rheinhausen, Krupp, Arbeitskampf“ gucken!

© 2012 Petra Grünendahl (Text), Fotos: Manfred Vollmer, Lise-Meitner-Gesamtschule

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