Kritische Stimmen bei Auftaktveranstaltung der Bürgerstiftung Duisburg im Lehmbruck-Museum
“Wir wollten mit dreißig Mitbürgern diskutieren, angemeldet haben sich 150“, erklärte Petra Weis zur Begrüßung in der großen Halle des Lehmbruck-Museums. Für die Diskussion gab sie ein Zitat von William Ward mit auf den Weg: „Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass der Wind sich dreht und der Realist hisst die Segel.“ – Wo steht Duisburg?
Die Bürgerstiftung Duisburg wollte zur Diskussion anregen: „Was ist typisch Duisburg?!“ – ganz bewusst mit dem Frage- und dem Ausrufungszeichen. Zur Auftaktveranstaltung waren interessierte Bürger ins Lehmbruck-Museum eingeladen, mit einem Podium unter der Moderation von Petra Weis und Manfred Berns von der Bürgerstiftung über diese Frage zu diskutieren. Impulsbeiträge vom Podium sollten die Diskussion anregen. Hierfür standen neben Oberbürgermeister Sören Link und Stadtplanungsdezernent Carsten Tum Axel Funke von der Geschäftsführung der Multi Development Germany (die den Bau des Forums und den Umbau der Königsgalerie realisiert haben), Holger Knörr als engagierter Bürger sowie Sabine Süß von der Schader-Stiftung Darmstadt (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Schader-Stiftung oder https://www.schader-stiftung.de), die in Darmstadt eine ähnliche Diskussion angestoßen hatte, Rede und Antwort. Zur musikalischen Begleitung spielten vor und in der Pause der Veranstaltung das Concerto Piccolino, eine Gruppe von Solisten der Duisburger Philharmoniker, auf. Die hervorragenden Musiker hätten allerdings mehr als nur den „musikalischen Hintergrund“ verdient!
Oberbürgermeister Sören Link (2. v. r.) mit Manfred Berns, Dr. Ira Ottmann und Petra Weis (v. l.) von der Bürgerstiftung
Entspannter wurde der Gesprächsstil nach der Pause mit Carsten Tum, Axel Funke, Holger Knörr und Sabine Süß auf dem Podium. In Darmstadt habe man bewusst keine Politiker zur ersten Gesprächsrunde auf dem Podium gehabt, erzählte Sabine Süß, damit es nicht schon zu Beginn zu Konfrontationen kommt. Diese Auftaktveranstaltung solle nur ein Anstoß zur Diskussion sein. Sie mahnte, miteinander ins Gespräch zu kommen, um gemeinsame Ziele zu stecken.
„Veränderungen und Umstrukturierungen sind nötig, wir müssen sie durchziehen“, sagte Axel Funke, der sich aber gleichzeitig davon distanzierte, lebendige Strukturen zu zerstören und funktionierende Quartiere abzureißen: „Nicht jede demokratisch legitimierte Entscheidung ist richtig!“, warnte er. „Duisburg2027 ist ein guter Weg, gemeinsam zu gestalten“, fand Carsten Tum. Hier konnten und können Bürger ihre Vorstellungen von einem künftigen Duisburg einbringen. „Mehr Bürgerbeteiligung“ fordern Bürger, und mehr Beteiligung der Bürger forderte Carsten Tum dort ein, wo noch keine Entscheidungen gefallen sind: durch Eingaben zu den Beratungen von Bezirksvertretungen und Fachausschüssen – oder eben bei Duisburg2027. Mehr Beteiligung der Bürger und mehr Verantwortung der Bürger forderte das Podium auch dort ein, wo die erste Weiche für Entscheidungen des Stadtrates gestellt wird: bei den Wahlen! „Mehr Bürgerbeteiligung müssen wir wohl noch lernen“, konstatierte Manfred Berns.„Typisch Duisburg?!“ klang hier nur in Details an, die man hoffentlich in künftigen Gesprächsrunden präzisieren kann. „Duisburg ist Industrie und Hafen, ist Stadt und Land“, erklärte Hermann Weßlau, Vorsitzender des Verbandes Duisburger Bürgervereine. Duisburg ist überall anders: „Eine facettenreiche Stadt“, so Sören Link. Typisch für Duisburg, so Carsten Tum, ist die Vereinigung von Arbeit, Wohnen und Freizeit, was es aber umso schwieriger macht, dies alles in Einklang zu bringen. Hier ist auch der Dialog mit dem Bürger nötig, wenn die Zukunft mit dem Bürger gestaltet werden soll. Allerdings ist auch der Bürger – JEDER Bürger – gefordert, sich einzubringen: (frühzeitig) in Entscheidungsprozesse ebenso wie bei Wahlen. Die Mentalität, „anpacken und aufbauen“, gehöre auf jeden Fall zu Duisburg, da waren sich alle einig. Mit Sicherheit ein Ansatz für den künftigen Dialog!
© 2012 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
Petra hat mal wieder gezeigt, wie unerreichbar hoch die Messlatte gelegt wird von einem Profi gegenüber Bloggern, deren Schwerpunkte im Kläffen bestehen.