Zerrissen zwischen ihrem Vater, ihrem Volk
und dem Feind, den sie liebt Von Petra Grünendahl
Noch sind sie glücklich: Morenike Fadayomi (Aida), Sergej Khomov (Radamès). Foto: Matthias Jung.
VORNE: Morenike Fadayomi (Aida), HINTEN: Thorsten Grümbel (der ägyptische König), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.
Die äthiopische Königstochter Aida (Morenike Fadayomi) lebt als Sklavin in Kairo. Hin und her gerissen wird sie zwischen ihrer Liebe zum ägyptischen Feldherren Radamès (Sergej Khomov) und ihrem Volk, das unter ihrem Vater, dem König Amonasro (Boris Statsenko), mit Ägypten im Krieg liegt. Radamès will trotz seiner Liebe zu Aida für den ägyptischen König (Bogdan Talos) als oberster Feldherr gegen Aidas Volk in den Krieg ziehen. Des ägyptischen Königs Tochter Amneris (Susan Maclean) hat ihrerseits ein Auge auf den Feldherren geworfen und sich in Radamès verliebt. Nach dem Sieg der Ägypter soll Radamès sie als Belohnung zur Frau bekommen. Aida ist verzweifelt …
Eine vom Publikum begeistert aufgenommene Premiere feierte im nahezu ausverkauften Theater Duisburg Guiseppe Verdis Oper „Aida“. Verdi komponierte seine ägyptische Oper für eine Uraufführung 1871 im Kairoer Opernhaus in vier Akten zu Texten (Libretto) von Antonio Ghislanzoni nach einem Szenario von Pascha François Auguste Ferdinand Mariette. Mit einer Pause läuft die Oper gute 3 Stunden (Überlänge). Gesungen wird in italienischer Sprache, deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung.
Mit Morenike Fayadomi als Aida und Susan Maclean als Amneris standen sich in den führenden Frauenrollen zwei ganz herausragenden Akteurinnen gegenüber, die um die Liebe eines Mannes kämpften – und beide verloren: die eine den Mann (Amneris), die andere ihrer beider Leben (Aida). Während die eine durch das ganze Stück hindurch zerrissen wird zwischen Pflicht und Liebe (Aida), durchläuft die andere (Amneris) eine Entwicklung: Sie verliebt sich, erkennt durch eine List die Rivalin, verrät den Mann aus Eifersucht, um schlussendlich zu erkennen, dass sie ihn verliert und nicht mehr retten kann. Er wird lebendig eingemauert – zusammen mit Aida, die sich heimlich in die Gruft geschlichen hatte. Ein tragischer Stoff, aber großes Kino mit hochklassigen Akteuren, die sängerisch wie schauspielerisch vollends überzeugten.
Sergej Khomov (Radamès), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.
Nicht angebracht war die vom Regisseur Philipp Himmelmann initiierte Verlegung der Handlung vom antiken Ägypten ins Europa der Entstehungszeit der Oper. Katholische Geistliche, die Isis, Phtah und andere ägyptischen Gottheiten lobpreisen, sind einfach nicht glaubwürdig. Wenn der Zuschauer die unpassende (wenn auch bildschöne) Kostümierung vom Ende des 19. Jahrhunderts ignoriert, sich in Gedanken ins antike Ägypten zurückversetzt, kann er eine herrliche, stimmige Geschichte erleben, die mit fabelhaften Akteuren nicht nur musikalisch herausragend besetzt war.
Durch eine List erkennt sie ihren Rivalin: Susan Maclean (Amneris), Morenike Fadayomi (Aida). Foto: Matthias Jung.
Der große Triumphmarsch und monumentale Chorszenen setzen vor allem im ersten Teil, in den ersten beiden Akten, musikalische Gegenparts zu den Soli der Sänger. Im zweiten Teil dominieren die Solostimmen, treten die Einzelpersonen mit ihren inneren Konflikten deutlich in den Vordergrund. Die Chorgesänge kommen aus dem „Off“: Chor und Extrachor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Gerhard Michalski, singen nicht auf, sondern hinter der Bühne. In Nebenrollen komplettierten Sami Luttinen (als Oberpriester Ramfis), Ingmar Klusmann (als Bote) und Eva Bodorová (als Priesterin/Tempelsängerin) die Besetzung.
Adrian Sâmpetrean (Ramfis), Damenchor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Matthias Jung.
Die Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Axel Kober glänzen beim Triumphmarsch und bombastischen Chorpassagen ebenso wie als Begleitung der hervorragenden Sänger. Unterstützt werden sie dabei von den Aida-Trompeten aus der Trompetenklasse der Folkwang Universität Essen. Für die Gestaltung des Bühnenbildes zeichnet Johannes Leiacker verantwortlich, stimmungsvoll in Szene gesetzt durch das Licht-Design Manfred Voss. Die bildschönen pompösen Kostüme entwarf Gesine Völlm.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 12. April 2015 | 18:30 Uhr,
Di | 14. April 2015 | 19:30 Uhr,
Sa | 9. Mai 2015 | 19:30 Uhr und
Fr | 22. Mai 2015 | 19:30 Uhr.
Morenike Fadayomi (Aida), Boris Statsenko (Amonasro) . Foto: Matthias Jung.
Karten gibt es im Opernshop, der sich zur Zeit im Theater Duisburg in der Kassenhalle befindet (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr), oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Theaterkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 20,30 und 70,30 Euro (Überlänge). Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.
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