Episoden von Emotionen und Träumen,
vom Innenleben und dem Verborgenen
Von Petra Grünendahl

Martin Schläpfer: verwundert seyn – zu sehn – Ann-Kathrin Adam, Marcos Menha, Chidozie Nzerem Foto: © Gert Weigelt.

Martin Schläpfer: verwundert seyn – zu sehn – Helen Clare Kinney, Marcos Menha, Christine Jaroszewski, Ann-Kathrin Adam (hinten) Foto: © Gert Weigelt.
Der Titel des ersten Teils, „verwundert seyn – zu sehn“ stammt aus einem Zitat aus Arthur Schopenhauers „Parerga und Paralipomena“ (dt. „Beiwerke und Nachträge“), einer Sammlung von philosophischen Texten zu den verschiedensten Themen. Dieses Textfragment – „verwundert seyn – zu sehn“ – inspirierte Schläpfer zu seiner Erzählung vom Leben und Träumen.
Mysterium der Tiefe
„Ein Wald, ein See“ – sind Flächen, Horizonte, von unergründlicher Tiefe. Wellenförmig geformte Metallstangen schweben über der Bühne, wie Wellen auf dem Wasser. Dünne Stäbe halten sie von oben: ein Wald, ein See. Die Tänzer auf der Bühne: in den dunklen Tiefen des Sees, in der Dunkelheit des tiefsten Waldes. Martin Schläpfer hatte in seiner Zeit als Ballettdirektor in Mainz den britischen Musiker, Performer und Komponisten Paul Pavey gebeten, ihm die Musik für ein Ballett zu schreiben (2006 Uraufführung). Das Stück ist unkonventionell. Nicht leicht fällt auf Anhieb der Zugang. Man muss sich auf die Mystik der Klänge einlassen. Der Komponist selbst spielt hier sein Stück: Auf Instrumenten wie Fujara (slowakische Hirtenflöte), Wassertrommel, Flügelhorn, Trompete, Darabuka (arabische Bechertrommel), Hathway Saz (orientalische Langhalslaute), Klavier, Stimme und Electronics. Schläpfers Vorgaben an die Komposition spiegeln das Eindringen in die Tiefen und Mysterien von Wald und See, die Schläpfers Tänzer bildlich auf die Bühne zaubern.
A Ballet in Silence
Eingerahmt von seinen eigenen Choreografien hat Schläpfer Jerome Robbins’ „Moves“, das ganz ohne Musik auskommt. Dem amerikanischen Choreografen war nichts anderes übrig geblieben, denn Auftragskomponist Aaron Copland hatte ihn schlichtweg im Stich gelassen. Seine Choreografie für sein „Ballett: USA“ und die Tournee durch Europa erarbeitete er mit den Tänzern zunächst ganz ohne Musik. Nur mit den Vorgaben im Kopf, die er dem Komponisten gemacht hatte. Erste Entwürfe stellte Copland dann aber erst kurz vor der Abfahrt vor: Sie passten so gar nicht zu dem, was Robbins mit seiner 16-köpfigen Compagnie einstudiert hatte. Da verzichtete er lieber ganz auf eine akustische Begleitung.
Ohne Musik, ein minimalistisches Bühnenbild: die Tänzer ziehen ihren Rhythmus aus der Bewegung ihrer Körper, den Geräuschen des Tanzes auf der Bühne. Ohne Musik ist nicht leise! Dennoch eine Herausforderung für die Tänzer, aber die harmonischen Bewegungen und fließende Interaktion verraten: es fehlt nichts.
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Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 25. Januar 2015 | 18:30 Uhr,
Fr | 30. Januar 2015 | 19:30 Uhr,
Do | 5. Februar 2015 | 19:30 Uhr,
Sa | 7. Februar 2015 | 19:30 Uhr und
Mi | 11. Februar 2015 | 19:30 Uhr.
Im Mai und Juni 2015 kommt das Ballett b.22 nach Düsseldorf.

Martin Schläpfer: ein Wald, ein See – Sachika Abe, Rashaen Arts, Ann-Kathrin Adam, Michael Foster Foto: © Gert Weigelt.
© 2015 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt, Köln / Deutsche Oper am Rhein