Schein und Sein zu schwungvollen Wiener Klängen Von Petra Grünendahl
Romana Noack (Fürstin Fedora Palinska). Foto: Hans Jörg Michel.
Die schöne russische Fürstin Fedora Palinska (Romana Noack) wird von den Männern umgarnt. Der Zar fordert die Witwe auf, sich wieder zu verheiraten. „Ich will nicht müssen, ich will wollen“, fordert sie, ihre eigene Entscheidung treffen zu dürfen. Der fesche Zirkusreiter Mister X (Carsten Süss), der sich nur mit Maske zeigt, könnte ihr ja schon gefallen, aber als Zirkusartist ist er natürlich keine standesgemäße Partie. Da ist der „Prinz“ (ebenfalls Carsten Süss), den ihr Prinz Sergius Wladimir (Wolfgang Schmidt) vorstellt, schon ein anderes Kaliber. Prinz Sergius verfolgt jedoch eigene Interessen, da er Fürstin selber heiraten will. Als Fedora den angeblichen „Prinzen“ geheiratet hat, verlacht Prinz Sergius sie höhnisch als Zirkusprinzessin – bis Mister X enthüllt, wer er wirklich ist.
Carsten Süss (Mister X), Romana Noack (Fürstin Fedora Palinska), Tänzerinnen und Tänzer. Foto: Hans Jörg Michel.
„Die Zirkusprinzessin“ vom ungarischen Komponisten Emmerich Kálmán (1882 – 1953) feierte Premiere im Theater Duisburg. Auch die Folgevorstellung war – obwohl mitten in der Woche – nahezu ausverkauft und begeisterte ihr Publikum. Kálmáns Operette in drei Akten dauert drei Stunden inkl. einer Pause. Gesungen wird in deutscher Sprache. Übertitel erleichtern das Verständnis der Gesangsparte, die „österreichischen“ Dialoge versteht man ohnehin. Die Texte (Libretto) stammen von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Die Deutsche Oper am Rhein bringt „Die Zauberprinzessin“ in der Inszenierung von Josef E. Köpplinger, dem Intendanten des Staatstheaters am Gärtnerplatz München. Die Uraufführung im Jahre 1926 im Theater an der Wien war ein überwältigender Erfolg, der Kálmán den Weg zum New Yorker Broadway öffnete. Kálmáns „Die Zirkuskprinzessin“ ein bisschen ähnlich revue-haft wie seine „Csárdásfürstin“ (1915), allerdings mit ganz eigenem Flair und üppigem Lokalkolorit. Um dieses Lokalkolorit zu transportieren, hat die Deutsche Oper am Rhein lediglich die Partien der Gräfin Fedora (Romana Noack) und des russischen Prinzen Sergius Wladimir (Wolfgang Schmidt) mit Ensemble-Mitgliedern besetzt. Andere Rollen sind an Gastspieler aus Österreich vergeben, die dem Stück mit ihrem Dialekt die „lokale“ Note geben, die einfach von einem „Nichtmuttersprachler“ nicht nachzuahmen ist. Schließlich gibt es in einer Operette nicht nur Gesang und Tanz, sondern auch Dialoge, die dem Dialekt ihr besonderes Flair verdanken.
„Selbst der feinste Husar wird ein Narr, wenn das Leben will“
Carsten Süss (Mister X), Romana Noack (Fürstin Fedora Palinska), Tänzerinnen und Tänzer. Foto: Hans Jörg Michel.
Sein Onkel, Fürst Palinsky, hatte ihn enterbt, weil Fedja sich in Fedora verliebt hatte („Die oder keine!“), die die Braut des Onkels war. Die militärische Karriere des Husarenoffiziers war damit ebenfalls am Ende. Seine Reiterkünste nutzend ging Fedja zum Zirkus, wo er sich maskiert einen Namen machte: Mister X. In diesem Zirkus, der in St. Petersburg gastiert, trifft er nun die Witwe seines Onkels wieder, die er immer noch liebt. Mehr Schein als Sein offenbaren nicht nur die Zirkus-Charaktere, sondern auch jene, die vermeintlich im richtigen Leben stehen. Im Prinzen-Palais kommen die Verwicklungen zu Höhepunkt: Fedora heiratet den angeblichen Prinzen und der „Sohn vom Erzherzog Karl“ (Christoph Filler) die Zirkusartistin Miss Mable (Susanne Grosssteiner), die eigentlich Österreicherin ist und das Englisch, was sie singt, nicht einmal versteht. Dafür ist der Sohn vom Erzherzog Karl auch nur der Sohn aus der Hoteliersfamilie vom Traditionshotel „Erzherzog Karl“ in Wien, wo sich schließlich im dritten Akt Intrigen und Wirrungen auflösen. Beide Paare – Fedora und Fedja sowie Toni und Liesel – werden schließlich als standesgemäß akzeptiert und gehen glücklich in die Zukunft.
Tänzerinnen und Tänzer. Foto: Hans Jörg Michel.
Die Geschichte ist eher einfach gestrickt, spiegelt aber – angereichert mit bunten Kostümen (Marie-Luise Walek) vor einem grellbunten Zirkusbühnenbild (Rainer Sinell), vom Lichtdesign von Michael Heidinger wirkungsvoll in Szene gesetzt – mit schwungvollen Wiener Klängen (und ein paar russischen Weisen) das pralle Leben dieser bunten Welt wider. Hervorragend agierende Sänger trieben die fast komödienhafte Geschichte auf ihren Höhepunkt – und zum Happy End auch darüber hinaus. Glänzend aufgelegte Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Wolfram Koloseus begleiteten das Spektakel gewohnt perfekt. Als Gegenpart hatte Kálmán eine Zirkuskapelle auf die „Manegenempore“ gesetzt, die ihrerseits musikalisch das Stimmungsbild vervollständigten. Zu den Texten seiner Librettisten, die Komik und Gefühlsüberschwang transportierten, hatte Kálmán Melodien mit Ohrwurm-Qualitäten komponiert, die einen launigen wie sehr vergnüglichen Abend versprechen. Ein begeistertes Publikum in nahezu voll besetzten Theater belohnte die glänzenden Akteure denn auch mit lang anhaltendem tosendem Applaus.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sa | 15. November 2014 | 19:30 Uhr,
Sa | 29. November 2014 | 19:30 Uhr,
So | 21. Dezember 2014 | 15:00 Uhr,
Fr | 26. Dezember 2014 | 18:30 Uhr,
Mi | 31. Dezember 2014 | 18:00 Uhr,
Sa | 3. Januar 2015 | 19:30 Uhr und
Mi | 17. Juni 2015 | 18:30 Uhr.
Carsten Süss (Mister X), Romana Noack (Fürstin Fedora Palinska). Foto: Hans Jörg Michel.
Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.
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