„Flüchtig der Traum, schön war er doch!“
In der Eröffnungsszene kommt eine Putzfrau auf die Bühne und macht sauber. Eine Treppe klappt herunter: sie verschwindet die Treppe hinauf. Szenenwechsel: Ein Varieté-Theater in Budapest. Sylva Varescu (Nataliya Kovalova) ist der gefeierte Star der Revue. Es lockt eine Show in Amerika. Edwin (Corby Welch), Adelsspross aus Wien, hat sich in sie verliebt, will sie heiraten. Seine Eltern sind natürlich von dieser unstandesgemäßen Liaison nicht angetan und beordern ihren Sohn zurück nach Wien, um dort die Verlobung mit Cousine Stasi (Alma Sadé) öffentlich zu machen.
„Die Csárdásfürstin“ feierte in der Inszenierung von Joan Anton Rechi ihre Premiere im Theater Duisburg. Der aus Andorra stammende Regisseur gab hiermit sein Regie-Debüt an der Deutschen Oper am Rhein. Der Ungar Emmerich Kálmán hatte diese Operette zu Beginn des 1. Weltkrieges komponiert. Die Texte (Lieder und Dialoge) stammen von Leo Stein und Béla Jenbach. Die Uraufführung fand 1915 in Wien statt. Die Donaumonarchie (Österreich-Ungarn) neigte sich dem Ende zu. Hier spielt die Operette Kálmáns: im lebensfrohen Budapest und im standesbewussten Wien. Eine Einführung im Operfoyer gab interessierten Zuschauern vor der Aufführung Hintergrundinformationen zum Komponisten, der sich in den Varietés seiner Zeit gerne inspirieren ließ, und zur „Csárdásfürstin“, die diese einzigartige Atmosphäre der damaligen Epoche förmlich atmet.
Funktional, aber wirkungsvoll gestaltet hat Alfons Flores die Bühne. Eine Treppenkonstruktion über die volle Breite der Bühne, in fünf einzelne Treppen-Elemente geteilt, die je nach Bedarf für die einzelnen Szenen hochgeklappt werden können. Das Licht-Design von Volker Weinhart setzte optische Akzente. Im Mittelpunkt der Inszenierung aber standen eindeutig die Handlung und die Akteure, der Gesang, der Tanz und die Musik, obwohl die Duisburger Philharmoniker im Orchestergraben nicht zu sehen, aber unter der musikalischen Leitung von Wolfram Koloseuss in all ihrer Pracht und Vielseitigkeit zu hören waren. Nur zwei der Philharmoniker durften ihr Können in einer Varieté-Szene auch sichtbar präsentieren: Violinistin Nataliya Demina und René Lozynski mit dem Kontrabass.
Bevor Edwin zurückfährt nach Wien zu seiner Familie, „heiratet“ er Sylva im Varieté bei einer ausgelassenen Feier vor einem Notar und gibt ihr dabei ein schriftliches, notariell beurkundetes Eheversprechen. Sylva ist überglücklich, denn die Heirat mit einem ehrbaren Mann ist der Traum einer jeden Chansonette. Sylva verzichtet auf Amerika und wartet, dass Edwin sein Eheversprechen einlöst. Natürlich erfährt sie, was in Wien passiert, wo Edwins Verlobung bekannt gegeben wird. Sie reist ihm nach und gibt sich als Gräfin aus. Damit bekommt sie Zugang zum fürstlichen Elternhaus Edwins. Als Gräfin würde Edwin sie sogar heiraten, aber sie will um ihrer selbst willen geliebt (und geheiratet) werden: „Er hat sich meiner geschämt.“ Sie zerreißt das Eheversprechen und gibt Edwin frei. Edwin ist hin und her gerissen zwischen Pflicht und Liebe. Cousine Stasi verliebt sich derweil in Sylvas vermeintlichen Ehemann, Graf Boni Káncsiánu (Florian Simson), der sie charmant umgarnt.
Sylva flüchtet zum Bahnhof. Boni und ein alter Freund, Feri Bácsi (Bruno Balmelli), versuchen sie zu überzeugen, dass die Bühne ihr Leben und ihre Zukunft ist. Edwin folgt ihr. Mit einem Trick bringt Boni Sylva und Edwin wieder zusammen – und ist damit frei für Stasi. Alle verlassen die Bühne. Die Treppen fahren nach oben. Zurück bleibt … die Putzfrau mit ihrem Wägelchen. Alles nur ein Traum?
Die Inszenierung besticht durch schön herausgespielte, lebendige Charaktere und durch feurige Csárdás-Tanzmusik, zu denen das Publikum mitunter begeistert mitklatschte. Im Zusammenspiel brachten die Solo-Sänger, der Chor und die Tänzer und nicht zuletzt die hervorragend aufgelegten Duisburger Philharmoniker eine grandiose Vorstellung auf die Bühne, an deren Lebendigkeit Emmerich Kálmán sein Freude hätte.
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Weitere Aufführungen der „Csardasfürstin“ im Theater Duisburg finden statt am
Freitag, 19 Oktober,
Mittwoch, 24. Oktober,
Dienstag, 30. Oktober,
Samstag, 3. November,
Sonntag, 11. November (Beginn: 15 Uhr),
Montag, 31. Dezember (Beginn: 19 Uhr),
Donnerstag, 7. Februar 2013,
Samstag, 23. Februar 2013,
Sonntag, 31. März 2013 (Beginn: 18.30 Uhr)
Freitag, 19. April 2013,
Freitag, 26. April 2013,
Freitag, 10. Mai 2013 und
Freitag, 17. Mai 2013.
Wenn nicht anders angegeben, beginnt die Vorstellung um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets kosten zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.
© 2012 Petra Grünendahl, Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein
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