Duisburger Unternehmerverband stellt aktuelle Konjunkturumfrage vor

Forderung nach Re-Industrialisierung: für mehr gut bezahlte Arbeitsplätze im Ruhrgebiet

„Die Geschäftslage ist stabil, aber es gibt keine Impulse für einen Aufschwung“, erklärte Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes in Buchholz, zu Konjunkturdaten und Erhebungen, in denen Unternehmen im Ruhrgebiet die künftige Entwicklung einschätzen. Den Aufschwung könnte man im Ruhrgebiet gut gebrauchen: „Nur Investitionen der Unternehmen generieren Wirtschaftswachstum und damit zusätzliche Arbeitsplätze“, so Schmitz.

Halbjährlich erhebt der Unternehmerverbandsgruppe für ihre Verbände in der Region Ruhr-Niederrhein die aktuelle Wirtschaftslage und unmittelbare Konjunkturerwartungen von ihren Mitgliedern. Vorgelegt hat der Verband nun die Zahlen für das erste Halbjahr 2014. Der Unternehmerverband ist angesiedelt in Buchholz im Duisburger Süden und vertritt mittelständische Unternehmen. Ein Schwerpunkt liegt dabei im Raum Ruhrgebiet/Niederrhein naturgemäß auf der Metall- und Elektroindustrie. Gerade dieses wichtige Standbein der Wirtschaft schneide aber bei der Umfrage schlechter ab als der Durchschnitt der befragten Unternehmer, die zumindest ein leichtes Wachstum erwarten, warnte Hauptgeschäftsführer Schmitz.

Unterm Strich zeigte er sich aber doch zufrieden, dass aktuell immer noch ein wenig mehr Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze neu geschaffen als abgebaut würden. Dennoch: „Wir spüren den Fachkräftemangel.“ Gerade die qualifizierten und hochqualifizierten Jobs oder Ausbildungsplätze seien schwer zu besetzen. Hier setzt man unter anderem auf Initiativen wie dem Bündnis für Familie oder auch auf Kooperationen mit den zahlreichen Hochschulen im Ruhrgebiet, mit der Wissenschaft: Zum einen für innovative Produktentwicklungen in den eigenen Unternehmen, aber auch um Absolventen hier in der Region halten zu können.

Industrie wächst, aber Ruhrgebiet hat noch Aufholbedarf

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein. Foto: Matthias Heidmeier / Unternehmerverband.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein. Foto: Matthias Heidmeier / Unternehmerverband.

„Von den Krisenjahren 2008/2009 abgesehen, ist die Industrieproduktion immer gewachsen“, führte Wolfgang Schmitz aus. Allerdings habe das Ruhrgebiet insgesamt hier zur Zeit noch Aufholbedarf: Das Wachstum stockt, Investitionen kommen nur unzureichend, solide Expansion und neue Arbeitsplätze sind auch noch nicht in Sicht. Dass der Aufschwung, der in anderen Regionen Deutschland stattfindet, am Ruhrgebiet vorbei geht, hat Auswirkungen: „Die Arbeitslosenquoten sind hier zum Teil immer noch zweistellig. Das muss sich ändern.“ Aber mit Kultur und Tourismus allein schaffe man die benötigten Arbeitsplätze nicht, warnte Schmitz. Wie wichtig Industriearbeitsplätze sind, hatte sich ja gerade in der Wirtschaftskrise vor fünf Jahren gezeigt.

„Wir brauchen eine Re-Industrialisierung“, forderte Wolfgang Schmitz. „Wir haben hier im Ruhrgebiet nicht nur die Schwerindustrie. Wir haben auch High-Tech-Unternehmen und den Mittelstand“, so Schmitz weiter. Der Mittelstand ist Deutschland stärkster Jobmotor. Aktuelle Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums weisen dem Mittelstand rund 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zu.

Manche Probleme auch hausgemacht
„Es gibt gute Argumente, sich hier in Duisburg, im Ruhrgebiet anzusiedeln“, so der Verbandsgeschäftsführer. Allerdings sei die Klage mancher Unternehmen nach Flächen für Firmenerweiterungen hausgemacht: „Die suchen dann nur im Süden Duisburgs, wo die Flächen knapp sind. Im Norden und im Westen der Stadt gibt es freie Gewerbeflächen – nur sind die vielleicht nicht so attraktiv“, wofür Schmitz auch ein Umdenken auf Unternehmerseite forderte.

Er forderte aber auch die Kommunen auf, expandierenden Unternehmen keine Steine in den Weg zu legen: nur allzu häufig gäbe es Probleme mit Genehmigungen. Der Unternehmerverband versucht schon seit langem, Überzeugungsarbeit zu leisten. „Wir können nur den Dialog anstoßen“, so Schmitz. Wo Wirtschaft und Unternehmen durch Standortinitiativen Projekte initiieren, wird der Standort Ruhrgebiet insgesamt attraktiver. Auch die Unternehmer fragten, so Schmitz: „wo können wir helfen?“ Hier sind dann aber außerdem Politik und Verwaltung gefordert, Unternehmen wo nötig entgegen zu kommen. Schließlich bringen die meisten – speziell die mittelständischen – Unternehmen Gewerbesteuern, gute Arbeitsplätze und damit Kaufkraft in die Städte. Da kommt der Aufschwung in der Wirtschaft dann auch im Stadtsäckel an.

Wenn Firmen Städte im Ruhrgebiet verlassen, ist es nicht wegen der (hohen) Gewerbesteuer, sondern weil sie keine Flächen für Firmenerweiterungen finden. Beim Ansiedeln neuer Unternehmen spielt die Gewerbesteuer dagegen schon eine Rolle, die nicht unbedingt durch gute Standortbedingungen ausgeglichen werden kann. Erst wenn die Gewerbesteuern aus wachsender Wirtschaftsleistung sprudeln, können die klammen Ruhrgebietskommunen über die Senkung der Hebesätze nachdenken. Da beißt sich bislang noch der Hund in den Schwanz.

© 2014 Petra Grünendahl (Text)
Foto: Matthias Heidmeier, Unternehmerverband

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