Ein Wahrzeichen verschwindet aus dem Stadtbild

Hochofen 4 in Bruckhausen: Die ersten 20 Meter sind schon abgetragen …
(Hier ein Foto aus dem letzten Jahr …)
Nach dem letzten Abstich, der vielen Stahlkochern doch sehr nahe gegangen war, war der Hochofen noch ein paar Jahre als „Kaltreserve“ stehen geblieben für den Fall, dass die Nachfrage nach Stahl-Nachfrage dauerhaft stark ansteigen würde. Hochofen 8 (der mit dem orange-roten Anstrich) als modernster Hochofen der Welt, der den Hochofen 4 in der laufenden Produktion ersetzt hat, ist schon seit ein paar Jahren in Betrieb. Nachdem Hochofen 9 im letzten Jahr neu zugestellt worden war und nun als „Kaltreserve“ auf sein Anblasen wartet, hatte man sich – auch angesichts der weiter laufenden Kosten u. a. für die Sicherung der Anlage – entschlossen, diese zurückzubauen. Seit dem Spätsommer letzten Jahres läuft der Rückbau des Großaggregats. Im Juli soll von dem Stahl-Koloss nicht mehr als eine ebenerdige Brachfläche übrig sein.
„Letzter Abstich hat schon weh getan“, so Volker van Outvorst

Rückbauer Friedhelm Conrad (l.) und
Betriebsleiter Volker van Outvorst (r.)
vor der Baustelle am Hochofen 4
„Nachdem das Asbest fachgerecht entsorgt worden ist, werden alle anderen Bestandteile des Hochofens der Wiederverwertung zugeführt“, erklärte Rückbau-Experte Conrad, der hier bereits seine fünfte Anlage demontiert. Neben der Wiederaufbereitung der feuerfesten Steine und rund 7,5 Tonnen Schrott sind dies (inkl. Nebenanlagen) ca. 10.000 Tonnen Stahl, die im Stahlwerk Beeckerwerth wieder eingeschmolzen werden. Beim Abbau eines solch schweren Großaggregats braucht man deshalb auch etwas größer ausgelegtes Abbau-Geräte: Zwei außergewöhnliche Spezialkräne kommen hier zum Einsatz. Die „Schwerstarbeit“ verrichtet ein 132 Meter hoher und 732 Tonnen schwerer Raupenkran, der Lasten bis zu 600 Tonnen transportieren kann. Der Zweite ist ein Mobilkran von 55 Metern Höhe, dessen Ausleger eine Reichweiter von 96 Metern hat. Mit ihrer Hilfe zerlegt ein 40-köpfiges Team den Hochofen beim Abbau fein säuberlich in seine Einzelteile.
Hamborn ist Keimzelle des späteren Thyssen-Konzern
Im heutigen ThyssenKrupp-Standort Hamborn wird seit 1891 Roheisen produziert. Der erste Abstich in der damals neu errichteten Eisenhütte und die Übernahme der Steinkohlenzeche vor Ort (Gewerkschaft Deutscher Kaiser) gelten als Gründungsdatum des späteren Thyssen-Konzerns. Die Standortentscheidung für die Errichtung des Stahlwerkes damals: die verkehrsgünstige Lage am Rhein mit eigenem Hafen (Schwelgern), ein Anschluss an das Eisenbahnnetz sowie die Kohlenförderung in einer Zeche direkt am Standort schienen August Thyssen ideal, um ein integriertes Hütten- und Stahlwerk zu errichten – und sie sind es bis heute, auch wenn schon längst keine Kohle mehr vor Ort gefördert wird. Das heutige Betriebsgelände des Stammwerks erstreckt sich über ca. 9,5 Quadratmeter und mehrere Stadtteile im Bezirk Hamborn.
Übrigens: Thomas Richter hat einen schönen Bericht für die WAZ geschrieben, die Fotos von Tanja Pickartz (WAZ-Fotopool) gibt es hier …
© 2013 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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