Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK im TaM
„Unsere lokale Wirtschaft ist immer noch zuversichtlich, aber zurückhaltender“, zitierte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK, aus einer Mitgliederbefragung bei den Unternehmen aus dem Einzugsgebiet Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve. „Das Klima wird rauer“, so Landers, bevor er auf die drängendsten Probleme der Zukunft einging.
Zum Neujahrsempfang 2013 begrüßte Burkhard Landers über 800 geladene Gäste der Niederrheinischen IHK im Theater am Marientor (TaM). Passend zu Landers’ Neujahrsrede, die sich auch stark mit dem Thema „Verantwortung“ befasste, sprach anschließend Dr. Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, als Gastredner über „Wirtschaft und Ethik“.
Im sechsten Jahr der Euro-Krise ist noch kein Ende abzusehen. Die Staatsfinanzen unter Kontrolle zu kriegen sah Landers als vordringlich. Er kritisierte sie allerdings dort, wo die Wirtschaft nach der Erhöhung von Gewerbesteuern in einigen Städten des Einzugsgebietes über Gebühr (und zum Nachteil der ihrer Wettbewerbsfähigkeit) belastet wird. Darunter leidet der Wirtschaftsstandort Niederrhein, der dringend auf eine gesunde Wirtschaft bzw. auch auf Neuansiedlungen angewiesen ist. Die hohen Energiepreise werden ebenso Thema bleiben: „Industriestrom in Deutschland ist etwa 50 Prozent teurer als in Frankreich – ein Wettbewerbsnachteil, der schwer auszugleichen ist“, bekräftigte Landers. Den demografischen Wandel bezeichnete Landers als Herausforderung. Der doppelte Abiturjahrgang gibt es letztes Mal die Gelegenheit, einer größeren Anzahl qualifizierter Schulabgänger Ausbildungsplätze anzubieten, die auch genutzt werden sollte. Wo die eigene Ausbildung nicht reicht, um den Bedarf an Fachkräften zu decken, soll künftig die Integration ausländischer Fachkräfte durch angemessene Anerkennung der Berufsabschlüsse erleichtert werden. Auch hier engagiert sich die Niederrheinische IHK. Den Bogen zum Gastredner spannte Burkhard Landers über die Verantwortung der Wirtschaft, die über den eigenen Betrieb weit hinaus geht.
Im vergangenen Jahr ging am Niederrhein eine Ära zu Ende: Schicht im Schacht im Bergwerk West in Kamp-Lintfort. Die letzten 2.500 Arbeitsplätze gingen hier verloren. In besten Zeiten hatte der Bergbau allein hier in der Region 66.000 Menschen beschäftigt, im ganzen Ruhrgebiet waren es rund 600.000 Arbeitsplätze, die die Region geprägt haben. „Die Folgen des Strukturwandels werden wir noch lange spüren“, erklärte Landers. „Die bisherigen Erfolge bei seiner Bewältigung können sich sehen lassen. Aber wir sind mit dieser Aufgabe noch lange nicht fertig.“
„Evangelium und wirtschaftliches Denken – das kommt nicht leicht zusammen“, gab Präses Nikolaus Schneider zu. „Die Wirtschaft zielt auf materiellen Gewinn, wo das Evangelium die Menschen auffordert, sich um ihr Seelenheil zu kümmern. Nichts, was wir auf Erden gestalten, können wir mitnehmen“, mahnte er die Entscheider und Verantwortliche aus der lokalen Wirtschaft und Gesellschaft. Und weiter: „Der Weg zu Gott führt uns zu dem Bemühen um ein gerechtes, nachhaltiges und dem Leben dienliches Wirtschaften. Zu einem Wirtschaften, das die Interessen unserer Mitmenschen und das Wohl unserer Erde im Blick behält.“ Nach dem offiziellen Teil im Theatersaal ging es dann zum geselligen Teil des Abends über, oder wie man heutzutage neudeutsch sagt: zum „networking“.
© 2013 Petra Grünendahl (Text und Fotos)