Buchvorstellung der Zeitzeugenbörse Duisburg: Archivbilder Hochfeld und das Dellviertel

Von Industrie und Arbeitervierteln
bis zu großbürgerlichen Wohngebieten

Von Petra Grünendahl

Die alte Eisenbahnbrücke von 1874 verband Hochfeld mit Rheinhausen. Der Kultushafen im Vordergrund war aus dem ehemaligen Trajekthafen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft entstanden. Die neue Brücke von 1927 wurde direkt neben der alten Brücke gebaut (auf Rheinhauser Seite stehen noch die Brückentürme), im März 1945 gesprengt und bis 1949 in alter Form wieder aufgebaut. Foto: ZZB.

Die alte Eisenbahnbrücke von 1874 verband Hochfeld mit Rheinhausen. Der Kultushafen im Vordergrund war aus dem ehemaligen Trajekthafen der Rheinischen Eisenbahngesellschaft entstanden. Die neue Brücke von 1927 wurde direkt neben der alten Brücke gebaut (auf Rheinhauser Seite stehen noch die Brückentürme), im März 1945 gesprengt und bis 1949 in alter Form wieder aufgebaut. Foto: ZZB.

Die Wanheimer Straße in Hochfeld war früher eine beliebte Einkaufsstraße, die auch Kunden von außerhalb lockte. Prächtige Gründerzeitfassaden säumten die Straße. Von der Pracht der Häuser ist heute auch da nicht mehr viel übrig, wo noch die Altbauten stehen. Bei der Beseitigung von Kriegsschäden konnte man keine Rücksicht drauf nehmen: Hauptsache, die Gebäude waren wieder nutzbar. Stuck und Schnörkel verschwanden dabei vielfach. Die Industrie prägt auch heute noch den Stadtteil, allerdings ist die Luft heute sauberer und so manche ehemaligen Industrieflächen nutzt man heute zur Erholung, wie zum Beispiel den Rheinpark, wo einst die Niederrheinische Hütte stand und den Hochfeldern Arbeit und Lohn gab.

Am Brückenplatz wohn das „gutbürgerliche“ Hochfeld. Der Name wird wohl von der „Verlörkesbrücke“ abgeleitet, die nur wenige Meter entfernt über den damals noch durch Hochfeld fließenden Dickelsbach führte. Heute ist der Brückenplatz – wenn auch in moderner Form – wieder Stadtteiltreffpunkt und Veranstaltungsfläche für Bürgerfeste. Foto: ZZB.

Am Brückenplatz wohn das „gutbürgerliche“ Hochfeld. Der Name wird wohl von der „Verlörkesbrücke“ abgeleitet, die nur wenige Meter entfernt über den damals noch durch Hochfeld fließenden Dickelsbach führte. Heute ist der Brückenplatz – wenn auch in moderner Form – wieder Stadtteiltreffpunkt und Veranstaltungsfläche für Bürgerfeste. Foto: ZZB.

In der Pauluskirche in Hochfeld stellte Harald Molder mit “Hochfeld und das Dellviertel” die neueste Publikation der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. vor, die sich zweier benachbarter, aber sehr gegensätzlicher Stadtteile annimmt. Während sich in Hochfeld Industriebetriebe mit umliegenden Arbeitervierteln ansiedelten, entwickelte sich das Dellviertel, die frühere Papendelle (abgeleitet von „Pfaffental“ nach den benachbarten Johannitern), zum neuen, gehoben-bürgerlichen Wohnquartier südlich der Duisburger Altstadt. Beide Stadtteile gehören heute zum Bezirk Mitte. Zerstörungen durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg haben die Stadtteile nachhaltig verändert. Die Stadtplanung in den 1950-er und 1960-er Jahren tat ein Übriges, um alte Ansichten für immer verschwinden zu lassen. Die Autoren der Zeitzeugenbörse führen den Leser durch die wechselvolle Geschichte der Stadtteile und schlagen Brücken in die Gegenwart, um die alten Einsichten einzuordnen, denn viele der alten Ansichten sind unwiederbringlich verloren.

Die Düsseldorfer Straße war schon immer die Hauptausfallstraße Richtung Süden. Zwischen Königstraße und Friedrich-Wilhelm-Straße befanden sich Banken und die alte Getreidebörse. Weiter in Richtung Grunewald standen prächtige Stadtvillen auf großen Parkgrundstücken. Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1915 mündet links die Krummacherstraße ein. Auf den Schienen rechts im Bild fuhr die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn seit 1900 in die Nachbarstadt. Foto: ZZB.

Die Düsseldorfer Straße war schon immer die Hauptausfallstraße Richtung Süden. Zwischen Königstraße und Friedrich-Wilhelm-Straße befanden sich Banken und die alte Getreidebörse. Weiter in Richtung Grunewald standen prächtige Stadtvillen auf großen Parkgrundstücken. Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 1915 mündet links die Krummacherstraße ein. Auf den Schienen rechts im Bild fuhr die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn seit 1900 in die Nachbarstadt. Foto: ZZB.


Von der Realschulstraße blicken wir hier um 1910 in die Düsseldorfer Straße in Richtung Innenstadt. Das Dellviertel war ein beliebtes Wohnquartier für mittlere und höhere Gesellschaftsschichten geworden, deren Villen der damals noch schmalen Straße ein großstädtisches Aussehen gaben. Auf der rechten Seite befindet sich heute der Kantpark mit dem Lehmbruck Museum. Die beeindruckende Kulisse ging im Bombenhagel der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg verloren. Foto: ZZB.

Von der Realschulstraße blicken wir hier um 1910 in die Düsseldorfer Straße in Richtung Innenstadt. Das Dellviertel war ein beliebtes Wohnquartier für mittlere und höhere Gesellschaftsschichten geworden, deren Villen der damals noch schmalen Straße ein großstädtisches Aussehen gaben. Auf der rechten Seite befindet sich heute der Kantpark mit dem Lehmbruck Museum. Die beeindruckende Kulisse ging im Bombenhagel der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg verloren. Foto: ZZB.

Das Dellviertel
Großstädtisches Flair mit Gründerzeitfassaden an der Mercatorstraße und der Kremerstraße oder prächtige Unternehmervillen mit großen Parkanlagen an der Düsseldorfer Straße weiter südlich lassen sich heute bestenfalls noch erahnen, wo einzelne Überbleibsel der alten Bebauung zu finden sind. An einige wenige Ansichten wiederum knüpft sich nahtlos die Gegenwart an, wo Gebäude oder Straßenzüge sich kaum verändert haben. Aber auch hier gilt: „früher war mehr Lametta“ – Schnörkel und Stuck der Gründerzeit fielen dem Bombenkrieg unwiederbringlich zum Opfer, selbst wenn die Häuser erhalten werden konnten. Diese Momente sind selten, aber vorhanden. Die Texte erklären Vergangenes, auch viel Verlorengegangenes und verweisen auf die Entwicklung ins Jetzt.

Aus über 1.000 Bildern haben die Autoren ausgewählt: Von Alten Ansichten über Unternehmen, Geschäfte, Kirchen und Schulen bis hin zum gesellschaftlichen Leben, besonderen Ereignissen und den Begebenheiten des Alltags reichen die Fundstücke in den Buch: Aufnahmen von Straßenzügen, die man heute nicht wiederkennt, Fotos von Menschen im Sonntagsstaat oder in Feierlaune, das Hochwasser, das 1924 über die Rheinufer auf die Straßen schwappte oder der Rhein mit Eisgang 1929, als die Menschen zu Fuß auf die andere Seite kamen.
Momente aus der Vergangenheit sind hier für die Zukunft gesammelt und bewahrt.

Zum Entdecken und Erinnern
zzb_hochfeld_coverDas Buch „Duisburg-Hochfeld und das Dellviertel“ publiziert – wie alle Werke der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. – der Erfurter Sutton Verlag. Auf 128 Seiten findet der Leser 160 bislang unveröffentlichte Abbildungen. Das Buch ist thematisch in acht Kapitel gegliedert, was dem Leser eine gute Orientierung durch die Fülle an Material und Informationen bietet. Hochinformative Texte ordnen die Bilder ein und beschreiben die Ansichten und ihre Entwicklung bis heute. Die historischen Aufnahmen und Postkarten datieren zwischen 1900 und den 1980-er Jahren. Die Abbildungen stammen zu einem nicht unerheblichen Teil aus der Sammlung von Reinhold Stausberg von der Zeitzeugenbörse Duisburg, viele andere – Mitglieder der Zeitzeugenbörse ebenso wie (ehemalige) Hochfelder Bürger – haben weitere Bilder beigesteuert. In die Texte flossen Informationen der Bildgeber ebenso ein wie Berichte von Zeitzeugen. Das reich bebilderte Buch mit festem Einband ist in der Reihe „Archivbilder“ erschienen und kostet 19,99 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-95400-545-1).

An der Heerstraße eröffnete im Jahr 1898 das Stadtbad. Diese Aufnahme entstand um 1915. Im Oktober 1944 wurde das Stadtbad total zerstört und an gleicher Stelle 1954 ein neues Stadtbad errichtet. Dieses riss man in den 1990-er Jahren ab: Heute steht hier das Parkhaus für das Theater am Marientor. Foto: ZZB.

An der Heerstraße eröffnete im Jahr 1898 das Stadtbad. Diese Aufnahme entstand um 1915. Im Oktober 1944 wurde das Stadtbad total zerstört und an gleicher Stelle 1954 ein neues Stadtbad errichtet. Dieses riss man in den 1990-er Jahren ab: Heute steht hier das Parkhaus für das Theater am Marientor. Foto: ZZB.

Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.
Die Zeitzeugenbörse Duisburg wurde von Harald Molder ins Leben gerufen. Molder beschäftigt sich seit 1975 mit der Stadtgeschichtsforschung. Unter seinem Vorsitz ist die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. 2007 ins Vereinsregister der Stadt eingetragen worden. Seither vernetzen sich engagierte Heimatforscher, um Duisburger Stadtgeschichte auch in Ausstellungen, Vorträgen und Büchern erlebbar zu machen.

Zur vollständigen Liste der bisherigen Publikationen der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. im Sutton Verlag geht es hier im Menüpunkt „Bücher“.

© 2015 Petra Grünendahl
Fotos: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag

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