Beim Koordinator liefen die Fäden zusammen,
Hindernisse auszuräumen
Von Petra Grünendahl

Der frühere Rechtsdezernent der Stadt Duisburg, Wolfgang Rabe (r.), mit seinem Zeugenbeistand im Gerichtssaal des Landgerichts Duisburg im CongressCenter Ost der Messe Düsseldorf. Foto: Lars Heidrich / Funke Fotoservices.
Duisburgs früherer Rechtsdezernent Wolfgang Rabe war als Zeuge geladen. Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland hatte Rabe als Koordinator für die Planung und Genehmigung der Loveparade 2010 eingesetzt, da die Verantwortung für das Verfahren zunächst beim Ordnungsamt gelegen hatte. Rabe war koordinierender Ansprechpartner für alle Beteiligten geblieben, nachdem die Verantwortlichkeiten im Frühjahr 2010 ins Bauordnungsamt (Baudezernat) gewechselt waren. Mit dem Wechsel der Zuständigkeiten für eine Genehmigung der Nutzungsänderung des Veranstaltungsgeländes verblieben beim Ordnungsamt die Sicherheit auf den Zu- und Abwegen zum Veranstaltungsgelände. Auch gegen Wolfgang Rabe war nach der Katastrophe vom 24. Juli 2010 ermittelt worden, die Ermittlungen dann aber eingestellt worden. Vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg müssen sich seit Dezember 2017 sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg (Baudezernat/Bauordnungsamt) und vier Mitarbeiter von Loveparade-Veranstalter Lopavent wegen fahrlässiger Tötung in 21 Fällen sowie fahrlässiger Körperverletzung verantworten.
Im Kulturhauptstadtjahr politisch gewollt

Mario Plein, vorsitzender Richter der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg, flankiert von zwei beisitzenden Richterinnen. Foto: Lars Heidrich / Funke Foto Services.
Politischen Druck habe es gegeben, bestätigte Rabe. Aber nur indirekt: „In einem WDR-Interview hatte der Ministerpräsident [Jürgen Rüttgers] betont, dass die Loveparade unbedingt stattfinden müsse.“ Solche Aussagen seien jedoch nie direkt an ihn oder andere Verantwortliche herangetragen worden. Aber: Die Loveparade in Duisburg war ein Leuchtturmprojekt des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 gewesen. Und auch wenn es keinen direkten Druck auf Rabe geben hat: Mit seiner Aussage, der OB wünsche diese Veranstaltung, hatte sich der Rechtsdezernent diesen politischen Druck zu Eigen gemacht.
Auch die Eigentümer Aurelis, Immobilientochter der Deutschen Bahn, sei daran interessiert gewesen, dass die Loveparade auf ihrem Gelände stattfindet. „Damit hatten sie die Möglichkeit, den Wildwuchs zu entfernen“, sagte Rabe. Oder, um es mal so zu formulieren: So konnten sie den seit vielen Jahren brach liegenden alten Güterbahnhof von unerwünschtem Bewuchs befreien und ihn für eine geplanten Verkauf aufhübschen. Damit und mit den Bildern einer erfolgreichen Veranstaltung hätte sich das Areal schließlich besser vermarkten lassen.
Verantwortlichkeiten für Areale, Zu- und Abwege

Aus Platzgründen findet das Strafverfahren gegen vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg im CongressCenter der Messe Düsseldorf (CCD) statt. Foto: Petra Grünendahl.
© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), Lars Heidrich / Funke Fotoservices (2)