Duisburgs gute Stube: Großer Saal der Mercatorhalle öffnet am 1. September 2016

Ende der Durststrecke fast erreicht
Von Petra Grünendahl

Konnten endlich die Eröffnung des Großen Saales in der Mercatorhalle verkünden (v.l.): Peter Joppa (Duisburg Kontor), Kulturdezernent Thomas Krützberg, Oberbürgermeister Sören Link, Uwe Rohde (Immobilien-Management Duisburg). Foto: Petra Grünendahl.

Konnten endlich die Eröffnung des Großen Saales in der Mercatorhalle verkünden (v.l.): Peter Joppa (Duisburg Kontor), Kulturdezernent Thomas Krützberg, Oberbürgermeister Sören Link, Uwe Rohde (Immobilien-Management Duisburg). Foto: Petra Grünendahl.

„Bislang haben wir den Großen Saal der Mercatorhalle für die Spielzeit 2016 nur passiv vermarktet“, erklärte Peter Joppa, Geschäftsführer des Duisburg Kontor, das ab 1. Januar auch als Vermarkter der Mercatorhalle an den Start geht. Optionale Verträge können jetzt fest abgeschlossen werden. Neben den Duisburger Philharmonikern, die am 5. September ihr erstes Konzert im angestammten Domizil geben werden, wird auch die die eine oder andere Veranstaltung schon angekündigt. Aber: „Erst mit den Veranstaltungen kommt das Vertrauen zurück“, so Joppa. „Das Theater am Marientor war eine gute Alternative, aber kein Ersatz für die herrliche Akustik der Mercatorhalle“, stellte Thomas Krützberg, Kulturdezernent der Stadt Duisburg, fest. Die 2016er Spielzeit sei von den großen Veranstaltern wohl schon weitgehend abgefrühstückt. Aber für 2017 wolle man mit einer aktiven Vermarktung punkten: Für den Großen Saal, den Kleinen Saal und den Tagungsbereich, der auch jetzt schon wieder sehr gut ausgelastet ist. „Für die ganz großen Kongresse fehlen uns hier noch Hotelkapazitäten, aber die werden gerade am Hauptbahnhof gebaut“, bemerkte Joppa.

Hans-Joachim Geiser, planender Architekt der Sanierungsarbeiten, stand den Journalisten Rede und Antwort. Foto: Petra Grünendahl.

Hans-Joachim Geiser, planender Architekt der Sanierungsarbeiten, stand den Journalisten Rede und Antwort. Foto: Petra Grünendahl.

„Je tiefer man buddelte, umso mehr Probleme traten zu Tage. Das war Schlamperei und kriminelle Energie“, erklärte Oberbürgermeister Sören Link, als er im Pressegespräch zusammen mit Uwe Rohde (Geschäftführer Immobilien-Management Duisburg IMD), Peter Joppa (Duisburg Kontor) und Kulturdezernent Thomas Krützberg das Ende der Durststrecke verkünden konnte: Am 1. September 2016 eröffnet nun auch der Große Saal der sanierten Mercatorhalle. „Die Duisburger können dann wieder stolz auf ihre Mercatorhalle sein“, so IMD-Geschäftsführer Rohde, der betonte, dass Besucher dann auch wirklich sicher in der Halle seien. Zusammen mit Hans-Joachim Geiser, dem planenden Architekten der Sanierungsarbeiten, präsentierte Rohde auf dem Gang durch die Mercatorhalle die „Highlights“ der Sanierung, die allein für den Großen Saal mit seinen Nebenräumen mit Kosten von 9,87 Mio. Euro beziffert wird.

Im großen Foyer des Großen Saales mussten Löcher für Ventilatoren in die Decke gebohrt werden. Foto: Petra Grünendahl.

Im großen Foyer des Großen Saales mussten Löcher für Ventilatoren in die Decke gebohrt werden. Foto: Petra Grünendahl.

Alle Gewerke sind ausgeschrieben, die Baumaßnahmen sind in vollem Gänge, während nebenan im Kleinen Saal oder im Tagungsbereich schon wieder Tagesgeschäft herrscht: „Wir arbeiten hier im laufenden Betrieb“, so Kulturdezernent Krützberg. 14 Planungs-, Ingenieur- und Sachverständigenbüros waren im Vorfeld tätig, 28 Firmen für den Ausbau und die Haustechnik sind mit insgesamt 80 Mitarbeitern in der heißen Phase am Bau beschäftigt. Bis Ende Juni sollen die großen Bauarbeiten weitgehend abgeschlossen sein, danach folgen letzte Anpassungen und optischer Feinschliff, bevor Mitte August die Abnahmen der Arbeiten beginnen. Eine erste Akustikprobe der Duisburger Philharmoniker steht am 11. Juli an. Die Übergabe des Großen Saals inklusive Technikräumen und Nebenräumen erfolgt zum 1. September.

Herkulesaufgabe: Baumängelbeseitigung

Mit gut 1 Mio. Euro kostete die Komplettsanierung des Ranges im Großen Saal. Foto: Petra Grünendahl.

Mit gut 1 Mio. Euro kostete die Komplettsanierung des Ranges im Großen Saal. Foto: Petra Grünendahl.

Nachdem man im August 2012 erste Brandschutzmängel festgestellt und die Halle für Publikumsveranstaltungen geschlossen wurde, begann die Bestandsaufnahme. Hinter geöffneten Decken- oder Wandverkleidungen traten weitere Baumängel zu Tage. „Wenn wir nicht überall hinter Wänden und Decken hätten nachgucken müssen, hätten wir die Mängel gar nicht bemerkt“, so Uwe Rohde. „Manche Bereiche konnten gar nicht entlüftet werden“, ergänzte Bauleiter Geiser. Diese Bereiche wären im Brandfall für Besucher zur tödlichen Falle geworden. So mussten in die Betondecke im großen Foyer Löcher für große Ventilatoranlagen zur Entrauchung im Brandfall gebohrt werden. Für nachströmende Frischluft müssen noch die Glasfassaden geöffnet werden. An anderen Stellen waren Aufhängungen nicht für die Gewichte ausgelegt, die daran gefestigt waren. Die Wandverkleidungen im Großen Saal zählen ebenso dazu wie die Deckenkonstruktion der fast 17 Meter hohen Halle: Rund 200 neue Dübel mussten dort gesetzt werden, um die Gewichte von Hallendecken, Obermaschinerie und Saaltechnik „stemmen“ zu können. „Große Kraftanstrengungen waren nötig, auch wegen der Komplexität der Mängel, die Beseitigung bautechnisch wie vertragstechnisch in trockene Tücher zu kriegen“, erklärte Uwe Rohde den langen Zeitraum der Schließung. Nachdem zuvor schon Tagungsbereich und Kleiner Saal saniert worden waren – beide haben ihren Betrieb auch schon längst wieder aufgenommen –, konnte nach Bestandsaufnahme und Planung am 31. August dieses Jahres auch der Startschuss für die Arbeiten im Großen Saal gegeben werden.

Mit dem Beginn des neuen Jahres werden die Duisburger auch von außen etwas von den Bauarbeiten mitkriegen: Die Mercatorhalle wird eingerüstet, um in die Fensterfronten Kippfenster einzubauen. Durch diese soll Luft nachströmen, wenn über die Ventilatoren in der Hallendecke im Foyer eventueller Rauch nach oben abgeleitet wird. Ab Februar soll es, so Kulturdezernent Krützberg, öffentliche Führungen geben, bei denen sich Duisburger über die Sanierungsmaßnahmen informieren können.

Gerichtliches Nachspiel
Wenn sich ab 1. September die Tore im großen Saal der Mercatorhalle wieder für Veranstaltungen öffnen, ist das Kapitel Sanierung aber noch lange nicht abgeschlossen. Das IMD hatte akribisch alle Baumängel dokumentiert. Das soll der Stadt Duisburg helfen, mögliche Schadenersatzansprüche gegen Baufirmen, Planer oder Sachverständige geltend zu machen. Darüber entscheiden dann die Gerichte, das ist aber noch ein langer Weg. Zu den entstandenen Schäden zählen ja nicht nur die Kosten der Sanierung von insgesamt etwa 16 Mio. Euro, sondern auch Mietausfälle für bis zu vier Jahre.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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