Unternehmerverband Duisburg präsentiert jüngstes Konjunktur-Barometer: Wirtschaft stagniert

Krisenstimmung zieht auf: Keine guten
Signale aus der regionalen Wirtschaft

Von Petra Grünendahl

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Foto: Petra Grünendahl.

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Foto: Petra Grünendahl.

„Nur noch 60 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Das sind erneut weniger als bei unserer letzten Umfrage im Frühjahr“, zitierte Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft im Unternehmerverband Duisburg und Unternehmer aus Mülheim, aus der jüngsten Konjunktur-Umfrage. „Die aktuellen Zahlen sollten eine Warnung sein an Politik, Verwaltung und Gewerkschaften, den Bogen nicht zu überspannen“, kommentierte er.

Stellten gemeinsam im Haus der Unternehmer in Buchholz das Konjunktur-Barometer Ruhrgebiet Herbst 2015 vor (v.l.): Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft, und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation,  Foto: Petra Grünendahl.

Stellten gemeinsam im Haus der Unternehmer in Buchholz das Konjunktur-Barometer Ruhrgebiet Herbst 2015 vor (v.l.): Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft, und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation, Foto: Petra Grünendahl.

An der 25. Konjunktur-Umfrage „arbeitgeber ruhr“ hatten sich über 300 Unternehmen aus der Region beteiligt. „arbeitgeber ruhr“ ist ein Zusammenschluss von Arbeitgeber- und Unternehmerverbänden der gesamten Region. Während die Konjuktur-Daten der Wirtschaft insgesamt nur trübe sind, sieht es in der Metall- und Elektro-Industrie schon eher dunkel aus: „Nur noch 44 Prozentbezeichnen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Vor einem halben Jahr waren es noch über die Hälfte“, erklärte Lison, der zusammen mit dem Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation, im Haus der Unternehmer in Buchholz das Konjunktur-Barometer Ruhrgebiet Herbst 2015 vorstellte. „Damit sind wir in der Metall-Industrie auf das Niveau der Herbstumfrage 2008 zurückgefallen“, so der Mülheimer Unternehmer. Auch die Zufriedenheit mit Umsätzen und Erträgen ist deutlich gesunken. Gerade in der Metall- und Elektro-Industrie würden einige Unternehmen schon Kurzarbeit fahren, andere hätten sie zum 1. Januar beantragt, wusste Lison zu berichten.

Krisenstimmung als Warnsignal

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. Foto: Petra Grünendahl.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. Foto: Petra Grünendahl.

Die neue Riege der „jungen Oberbürgermeister“ im Revier sieht Lison auch als Chance für die Wirtschaft: Neue Ideen und mehr Zusammenarbeit der Kommunen, um Kosten zu sparen, dafür eine Abkehr vom Drehen an der Gewerbesteuerspirale, die das Ruhrgebiet deutschlandweit eher ins Abseits wirtschaftlicher Entwicklung bringt. Eine Neuordnung der Kommunalfinanzierung regte er hier nicht zum ersten Mal an. Wobei allerdings bei der Beseitigung des Investitionsstaus bei der Infrastruktur nicht nur Städte, sondern auch Land und Bund gefordert sind: „Die Staus auf der A40 sollten doch nicht der Normalfall sein.“ Ebenso nötig wie die Ertüchtigung der Infrastruktur sei aber auch die Ausweisung von Gewerbeflächen von ausreichender Größe: Vieles ist zu kleinteilig, als dass sich Unternehmen, die künftigen Expansionsbedarf haben, dort ansiedeln. Wenn die hier in der Region nicht fündig werden, siedeln sie sich wohlmöglich woanders an. Und mögliche Gewerbesteueraufkommen sind damit für die Region verloren. Auch die Gewerkschaften mahnte der Wirtschaftssprecher zur Zurückhaltung: „Die 3,4 Prozent Lohnerhöhung von 2015 ist für viele Betriebe in der Metall- und Elektro-Industrie schwer zu verkraften angesichts aufziehender Zeichen einer neuen Krise.“ Und im kommenden Jahr stehen wieder Gehaltstarifverhandlungen an.

„Wer nicht investiert, verliert!“

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Foto: Petra Grünendahl.

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Foto: Petra Grünendahl.

Einziger Hoffnungsschimmer in der aktuellen Konjunktur-Umfrage ist die Investitionsneigung, die branchenübergreifend immerhin auf Frühjahrsniveau liegt. „Wer nicht investiert, verliert“ – und das gelte auch für Krisenzeiten, so Heinz Lison. Investieren tun auch immer mehr Unternehmer angesichts des Fachkräftemangels in ihre Mitarbeiter, denn deren Aus- und Weiterbildung nutzt auch dem Unternehmen. So würde man zum Beispiel Flüchtlinge und Asylbewerber gerne in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren, aber es müsse sich für Unternehmer auch lohnen: „3+3“ nannte Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes da als Messlatte: drei Jahre Ausbildung, dann mindestens drei Jahre im Betrieb. „Entsprechende Aufenthaltsgarantien müssen die Zugewanderten schon bekommen, denn Sprachkurse und Ausbildung rechnen sich sonst für den Unternehmer nicht“, so Schmitz. Die Auswertung der Umfrage insgesamt lässt für den Unternehmerverband nur eine Schluss zu: Die Gesamtwirtschaft stagniert, einen Aufschwung wird es in der Region im nächsten Jahr nicht geben. Die Zeichen stehen eher – vor allem in der Metall- und Elektro-Industrie – auf Krise!

Die Unternehmerverbandsgruppe
… mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg-Buchholz reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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