Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH in Duisburg: De facto schuldenfrei

Portfolioerweiterung: Schatulle gut gefüllt,
aber keine übereilten Unternehmenskäufe geplant

Von Petra Grünendahl

Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH. Foto: Petra Grünendahl.

Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH. Foto: Petra Grünendahl.

„Wir erwarten in einem stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld steigende Ergebnisse für 2015“, erklärte Stephan Gemkow, Vorstandsvorsitzender der Franz Haniel & Cie. GmbH, bei der Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2014. Einen gut 10 Prozent höheren Umsatz konnte man im vergangenen Jahr verzeichnen (auf 3.944 Mio. Euro), das operative Ergebnis stieg von 166 Mio. Euro auf 217 Mio. Euro um satte 31 Prozent. Insgesamt entwickelten sich die Unternehmensbeteilungen – vor allen CWS-boco, ELG und TAKKT – sehr erfreulich. Auch wenn sinkende Kurse der Metro-Aktie (wegen der Ukrainekrise) das Ergebnis im vierten Quartal belasteten: „An einen Verkauf der Metro-Anteile denken wir nicht“, so Gemkow, der auf Fortschritte bei der strategischen Neuausrichtung verwies, die den Handelskonzern zurück auf den Renditeweg bringen soll.

Der Verkauf des Geschäftsbereichs Celesio, ein Pharma-Großhandel, der über 40 Jahre zum Haniel-Portfolio gehört hatte, brachte gute 2 Milliarden Euro Erlös ein, so dass das Ruhrorter Familienunternehmen de facto schuldenfrei da steht. Die Eigenkapitalquote sei damit von 34 auf 62 Prozent gestiegen, verkündeten Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow und Finanzvorstand Dr. Florian Funck in der Haniel-Akademie. Haniel verfüge nun über gut eine Milliarde Euro für Unternehmenskäufe, für die man sich eher in Europa als Deutschland umsehe. Das eher „Handels“-lastige Portfolio soll in den Bereich leichter Maschinen- und Gerätebau erweitert werden.

Finanzvorstand Dr. Florian Funck stellte bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH die Ergebnisse der Beteiligungen vor. Foto: Petra Grünendahl.

Finanzvorstand Dr. Florian Funck stellte bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH die Ergebnisse der Beteiligungen vor. Foto: Petra Grünendahl.

Neben einer Minderheitsbeteiligung am börsennotierten Metro-Konzern (30,01 Prozent) ist Haniel Mehrheitseigentümer an drei weiteren Unternehmen, die allesamt auf ihren Märkten führend sind und sich gut entwickeln. CWS-boco (100-Prozent-Tochter) ist ein internationaler Anbieter von Waschraumhygiene, Schmutzfangmatten, Berufskleidung und textilen Lösungen. Nach einer Phase der Profitabilisierung, so Florian Funck, habe CWS-boco durch gezielte Portfolioerweiterungen neue Märkte (Reinraumanwendungen z. B. in der Chipproduktion) erschlossen, die sowohl Umsatz als auch Erträge steigen ließen. ELG (100 Prozent) ist im Edelschrottrecycling tätig und liefert Rohstoffe (Superlegierungen) insbesondere an die Edelstahlindustrie. Neben der guten Wirtschaftslage verhalfen auch steigende Rohstoffpreise zu mehr Umsatz und Ertrag. Auch hier will man neue Marktbereiche (Karbonfaser) erschließen und ausbauen. TAKKT (Haniel-Anteil 50,25 Prozent) ist als Spezialversandhändler für Geschäftsausstattung in Europa und Nordamerika führend. Insbesondere das Nordamerika-Geschäft trug hier zu steigenden Umsätzen und Erträgen bei.

Nachdem die Haniel-Holding für 2013 eine Dividende von 30 Mio. Euro an die Anteilseigner ausschütten konnte (nach einer Null-Runde für 2012), will der Vorstand die Dividende für 2014 auf 40 Mio. Euro anheben. Die Entscheidung hierüber trifft der Aufsichtsrat. Die Dividende wird ausgeschüttet an 680 Anteilseigner (von insgesamt etwa 1.400 Familienmitgliedern).

Beteiligungen mit langfristige Perspektiven gesucht

Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH. Foto: Petra Grünendahl.

Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow bei der Bilanzpressekonferenz der Franz Haniel & Cie. GmbH. Foto: Petra Grünendahl.

„Wir suchen noch nach Beteiligungen für unser Portfolio, die unseren Ansprüchen genügen“, erklärte Gemkow. „Wir wollen unsere Ansprüche nicht infrage stellen. Viele Unternehmen auf dem Markt entsprechen aber nicht unseren Kriterien.“ Er hob dabei hervor, dass ein Unternehmenskauf schon langfristige Perspektiven liefern müsse – sowohl für die eigenen Anteilseigner als auch für das zu erwerbende Unternehmen: „Wir denken da weit über drei Jahre hinaus.“ Ein Unternehmensverkauf steht nur dann an, wenn Haniel – wie bei Celesio – unter einem anderen Eigentümer bessere Perspektiven das betreffende Unternehmen sieht. Auch die Familie Haniel bzw. der Aufsichtsrat der Anteilseigner unterstützt diesen auf langfristige Perspektiven ausgerichteten Kurs. Der im vergangenen Jahr abgesteckte Zeitrahmen von zwei bis drei Jahren für Zukäufe gelte nach wie vor, so Gemkow.

Die Unternehmenszentrale von Haniel in Duisburg-Ruhrort.  Foto: Petra Grünendahl.

Die Unternehmenszentrale von Haniel in Duisburg-Ruhrort. Foto: Petra Grünendahl.

Die Ansprüche sind hoch: Mittelständisch geprägt sollte ein Unternehmen sein, von relevanter Größe (ab 100 Mio. Euro Unternehmenswert), mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell – und zu den Unternehmensstrukturen und in die Firmenphilosophie von Haniel passen. Interessant sind Unternehmen, die sich in einem wachsenden Marktumfeld bewegen, weltweit tätig sind und einen langfristig orientierten Investor für die nächsten Expansionsschritte suchen. Dabei strebt Haniel eine Mehrheitsbeteiligung und damit Mitsprache bei weiterhin operationeller Selbstständigkeit an. Nicht infrage kommen börsennotierte Unternehmen oder solche, die mehrere Vorbesitzer (darunter auch Private-Equity-Unternehmen) haben. Der Unternehmenserwerb sollte dazu beitragen, das Haniel-Portfolio weiter zu diversifizieren.

Franz Haniel & Cie. GmbH

Hier fing alles an: Das historische Packhaus in Ruhrort ist die Keimzelle des Haniel-Konzerns. Das Haus beherbergt heute das Haniel-Museum. Foto: Petra Grünendahl.

Hier fing alles an: Das historische Packhaus in Ruhrort ist die Keimzelle des Haniel-Konzerns. Das Haus beherbergt heute das Haniel-Museum. Foto: Petra Grünendahl.

Die Franz Haniel & Cie. GmbH ist als reiner Investor, Entwickler und Vermögensverwalter am Markt aktiv. Als Holding verwaltet sie das Vermögen der Haniel-Erben. Das „Family-Equity-Unternehmen“ Haniel verfolgt damit andere Ziele als die eher kurzfristige Renditeziele verfolgenden „Private-Equity-Unternehmen“, im Volksmund auch „Heuschrecken“ genannt. In einem Familienunternehmen zählen andere Werte: Mit seinem Slogan „Wir sind enkelfähig“ sagt Haniel genau das aus. Im Haniel-Konzern sind Firmen unterschiedlicher Geschäftsbereiche (mit ihren jeweiligen Tochterunternehmen) unter einem Dach vereint. Anteilseigner der Franz Haniel & Cie. GmbH sind ausschließlich Nachfahren von Aletta Haniel und ihrem Sohn Franz. Das Familienunternehmen hat seine Wurzeln in Ruhrort (Gründung 1756), wo am Franz-Haniel-Platz die Unternehmenszentrale mit dem Haniel-Museum, dem historischen Packhaus als Keimzelle des Unternehmens, steht.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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