IHK-Neujahrsempfang 2015 im Duisburger Theater am Marientor

Präsident Burkhard Landers fordert Weichenstellung für die Zukunft:
Duale Ausbildung und Willkommenskultur – für mehr Fachkräfte
Von Petra Grünendahl

IHK-Präsident Burkhard Landers begrüßte rund 900 geladene Gäste zum Neujahrsempfang im Theater am Marientor. Foto: Petra Grünendahl.

IHK-Präsident Burkhard Landers begrüßte rund 900 geladene Gäste zum Neujahrsempfang im Theater am Marientor. Foto: Petra Grünendahl.

„Um unser System der dualen Berufsausbildung beneidet uns die ganze Welt. Dennoch beginnen aktuell zum ersten Mal in der deutschen Geschichte mehr junge Menschen ein Studium anstatt einer Ausbildung“, erklärte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK, in seiner Begrüßungsrede. „Viele Jugendliche und ihre Eltern erliegen dem Irrglauben, eine akademische Ausbildung sichere per se bessere Chancen auf einen beruflichen Erfolg.“ Absolventen einer dualen Ausbildung seinen aber in den Betrieben besser einzusetzen als Hochschulabsolventen ohne Praxiserfahrung. Für 2020 prognostizieren die Industrie- und Handelskammern einen Fachkräftebedarf in NRW von 500.000 Menschen, davon allerdings nur 30.000 Akademiker.

Gastreder Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, RWI-Präsident und Wirtscahftsweise, beim Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK im Theater am Marientor. Foto: Petra Grünendahl.

Gastreder Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, RWI-Präsident und Wirtscahftsweise, beim Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK im Theater am Marientor. Foto: Petra Grünendahl.

Mit rund 900 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung feierte die Niederrheinische IHK Duisburg, Kleve, Wesel ihren Neujahrsempfang im Theater am Marientor (TaM). Als Gastredner äußerte sich in diesem Jahr Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen und Vorsitzender des Sachverständigenrates (Wirtschaftsweise), zum Thema „Wirtschaftsstandort Deutschland: Chancen und Herausforderungen“. Nach dem offiziellen Teil gingen die Gäste zum geselligen Teil und zum Netzwerken über, vertieften bestehende und knüpften neue Kontakte.

Rechtzeitige Weichenstellungen sichern Wohlstand langfristig
Den Fachkräftemangel spüren viele Unternehmen heute schon, besonders drängend übrigens, seit mit der „Rente mit 63“ Fachkräfte früher als geplant ausscheiden und so schnell nicht zu ersetzen sind. Burkhard Landers appellierte, jungen Menschen die Vorteilen und Chancen einer betrieblichen Ausbildung schmackhaft zu machen: „Wir müssen beides tun: Wir müssen unsere exzellente Hochschul-Landschaft nutzen und gleichzeitig auf die attraktiven und zukunftsorientierten Chancen der beruflichen Bildung hinweisen.“ Auch schwächere Jugendliche hätten eine Perspektive verdient, nahm der Weseler Unternehmer auch seine IHK-Mitgliedsunternehmen in die Pflicht: „Wir brauchen sie alle, jeden mit seinen individuellen Begabungen und Talenten.“ Angesichts des nicht mehr umzukehrenden demografischen Wandels reichten die Schulabgänger allein zur Lösung der Fachkräfte-Frage nicht aus: „Wir brauchen Zuwanderung, die sicher klug gesteuert werden muss. Wesentlich ist aber, dass Deutschland sich auch weiterhin als weltoffener Wirtschaftsstandort präsentiert und wir eine echte Willkommenskultur pflegen“, brachte er die Interessen der Wirtschaft auf den Punkt.

„Unsere Unternehmen schätzen den Wirtschaftsstandort Niederrhein und sehen hier ihre Zukunft“, erklärte Landers. Allerdings, so aktuelle Konjunkturumfragen der IHK, bereiten den Unternehmern einige Entwicklungen Sorgen. Hohe Energiekosten, eine marode Infrastruktur, die gerade für die Logistik-Region Niederrhein wichtig ist, fehlende Flächen für Gewerbeansiedlungen und das Drehen so mancher Kommune an der Steuerschraube belaste den Standort, so der IHK-Präsident. Landers mahnte vor allem Investitionen in die Infrastruktur an – die A40-Querung Neuenkamp hob er hier in ihrer Bedeutung ebenso hervor wie Schleusen und Schienenwege, für eine integrierte Logistik am Wirtschaftsstandort Niederrhein lebenswichtig sind – sowie eine ausreichende Ausweisung von Gewerbeflächen: Industriebrachen seien hier nur bedingt geeignet. „Unternehmen müssen wachsen können und neu investieren, um so Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen.“

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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