Von Bienen, Blumen, Insekten und den Wirrungen der Liebe

Dmitri Vargin (Figaro), Lena Belkina (Rosina), Jose Manuel Zapata (Graf Almaviva)
Foto: Hans Jörg Michel
Die Oper „Il Barbiere di Siviglia“ (Der Barbier von Sevilla) von Gioacchino Rossini ist eine „opera buffa“ (komischen Oper) in zwei Akten. In italienischer Sprache gesungen, mit deutschen Übertiteln, dauert der Opernabend inklusive einer Pause gute drei Stunden bis zum Happy End. Wie bei Mozarts „Hochzeit des Figaro“ stammt auch hier die Vorlage, eine Komödie, von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais. Das erklärt die zuweilen gleichen Namen in beiden Opern.
Weniger sozialkritisch als Figaros Hochzeit soll der „Barbier von Sevilla“, den Rossini zu Texten von Cesare Sterbini vertonte, in erster Linie unterhalten und das Publikum amüsieren. Und so herzerfrischend ebenso wie unkonventionell hat Regisseur Claus Guth das Stück denn auch auf die Bühne gebracht. Seine Inszenierung, die hier – nach erfolgreichen Aufführungen zum Beispiel in Basel, München oder Leipzig – bei der Deutschen Oper am Rhein läuft, versetzt den Zuschauer in einen Insektenschwarm.Wo Figuren nicht mit Charakter punkte, ziehen sie mit Intrigen ihre Fäden
Die Eigenschaften der Figuren, ihre Charaktere spiegeln sich in ihrer Verkörperung der Insekten wieder. Die Sänger der Deutsche Oper am Rhein intonieren nicht nur, sondern gehen erkennbar mit Elan in ihren Rollen auf. Mimik und Gestik verstärkt die Bedeutung des Gesangs. Gelegentliche Lacher aus dem Publikum und reichlich Szenenapplaus würdigten die Leistung der Akteure auf und vor der Bühne.
Phantastisch aufgelegt und in Höchstform präsentierten sich die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Christoph Stöcker, die von den leichten und flockigen Klängen – dem Schwirren der Insekten gleichenden – bis hin zu den eindringlichen und fordernden Tönen das Repertoire eines Rossini meisterhaft spielten. Als Instrumental-Solisten glänzten Dagmar Thelen am Flügel und Christian Kiefer mit der Gitarre. Neben den Statisten des Ensembles positioniert sich der Herrenchor der Oper unter der Leitung von Christoph Kurig nicht nur optisch (als Eintagsfliegen), sondern auch akustisch.
Liebesspiel der Insekten im Labor
Schlicht, aber wirkungsvoll ist vor allem im ersten Akt das von Christian Schmidt entworfene Bühnenbild mit einer großen Blüte, die sich dreht und im Licht die Farben wechselt: So stehen doch der Schmetterling, die Biene und die Blume auch für amourösen Irrungen und Wirrungen der Handlung – in Insektenkostümen, die ebenfalls von Schmidt entworfen wurden. Im zweiten Akt weicht die überdimensionierte Blüte einem sterileren Hintergrund mit Maßraster, welches eine „Erfassung“ der Tierchen und ihrer Maße möglich macht. Die Kostüme werden menschlicher. Intrigen werden ausgespielt und aufgelöst, bis der Graf Almaviva (im gelb-schwarz gestreiften Pullover) seine Rosina für sich gewinnt, wobei sich die „triebhaften Tierchen“ letztlich sehr menschlich geben.

Herren des Chores der Deutschen Oper am Rhein, Dmitri Vargin (Figaro), Attila Fodre (Ein Offizier), Jose Manuel Zapata (Graf Almaviva), Lena Belkina (Rosina), Sami Luttinen (Don Basilio), Bruno Balmelli (Bartolo), Romana Noack (Berta). Foto: Hans Jörg Michel
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Weitere Vorstellungen im Theater Duisburg
Samstag, 13. Juli 2013,
Dienstag, 16. Juli 2013,
Freitag, 19.Juli 2013 – jeweils um 19.30 Uhr,
und zum vorerst letzten Mal:
Sonntag, 21. Juli 2013, 18.30 Uhr.
Karten und weitere Informationen sind erhältlich im Opernshop Duisburg, Telefon 0203 / 9407777, sowie über www.operamrhein.de. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets kosten zwischen 16,10 und 56,00 Euro sowie samstags zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.
© 2013 Petra Grünendahl
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein