Polizeiketten ließen das Unglück eskalieren
Von Petra Grünendahl

Ein Polizeibeamter sagte im Gerichtssaal in Düsseldorf zur Loveparade-Katastrophe aus: Er war bei der Loveparade unter anderem für die Zugangsbereiche Tunnel und Rampe zuständig. Foto: André Hirtz / Funke Foto Services.

Aus Platzgründen findet das Strafverfahren gegen vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg im CongressCenter der Messe Düsseldorf (CCD) statt. Foto: Petra Grünendahl.
Kommunikationsprobleme und Polizeiketten

Der Vorsitzende Richter Mario Plein, von der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg, flankiert von zwei beisitzenden Richterinnen. Foto: Lars Heidrich / Funke Foto Services.
Nicht ganz übereinstimmend sind die Aussagen, wo Crowdmanager Hesse eine Polizeikette auf der Rampe haben wollte: Polizist H. zeigt etwa auf die Mitte der Rampe. Hesse hatte auf das obere Ende verwiesen, um den Stau am oberen Ende der Rampe aufzulösen und die Menschen an den vorbei ziehenden Floats auf das Gelände zu schieben: „Dort hätten wir aber die Arbeit der Pusher [Ordner des Veranstalters] übernommen“, so der 49-jährige Polizist. Statt der rund 100 Pusher waren vermutlich gerade eine Handvoll in Einsatz: Auf jeden Fall viel zu wenig, um im Ansatz die gestellte Aufgabe zu erfüllen. Zumal: „Die Leute waren doch oben an der Rampe an den vorbeiziehenden Floats genau dort, wo sie hinwollten. Warum hätten sie weiter südlich aufs Gelände gehen sollen – weg von der Loveparade.“
Als dann größere Gruppen von Besuchern die Veranstaltung verlassen wollten, sei die Polizeikette auf der Rampe selber in den Druck der Masse geraten, erzählte H. Nachdem er vom Container aus auf das Gelände südlich der Karl-Lehr-Straße geklettert war, habe er einen guten Überblick gehabt: „Die Menschenmasse wogte, als da kein Durchkommen mehr war.“ Wer die Polizeikette im Tunnel veranlasst hatte, konnte H. nicht sagen: „Die Tunnel sollten frei bleiben. Wir mussten verhinderen, dass es im Durchgang stockte.“ Die Tunnel wurden zum akuten Problem, als es auf der Rampe nicht mehr weiter ging und Menschenmassen überwiegend von Westen in den Tunnel strömten, nachdem dort die Vereinzelungsanlagen dem Druck von der Düsseldorfer Straße nicht mehr stand gehalten hatten und geöffnet wurden.© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: André Hirtz / Funke Foto Services (1), Lars Heidrich / Funke Foto Services (1), Petra Grünendahl (2)