Fahrlässige Personalplanung: Mangelverwaltung in höchster Vollendung!
Von Petra Grünendahl
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt hatte auf das Schulschiff Rhein im Stadthafen Homberg eingeladen. Foto: Petra Grünendahl.
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) hatte Vertreter von Industrie (Evonik, Trianel und RWE), Schifffahrtsgewerbe (Reedereien) und WSV eingeladen, um über die aktuelle Situation am Wesel-Datteln-Kanal zu beraten. Im Pressegespräch erläuterten die beteiligten Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung die Ergebnisse der Gespräche und ihre Forderungen für die Erhaltung und Sanierung der Wasserstraßen im westdeutschen Kanalnetz.
Der Wesel-Datteln-Kanal ist mit einem Transportvolumen von knapp 20 Mio. Tonnen p.a. die Hauptverkehrsader im Ruhrgebiet. Allein das Kraftwerk Lünen erhält mit dem Binnenschiff 35.000 Tonnen Kohle pro Woche. Foto: Rhenus Duisburg / BDB.
Forderung des BDB: Bund muss Stellen für Planungspersonal aufstocken
Alle Schleusen im nordrhein-westfälischen Kanalnetz sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Seit fast dreißig Jahren wurde sie massiv auf Verschleiß gefahren. Für Sanierungen war über viele Jahre kein Geld da. In der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wurde zudem massiv Personal abgebaut. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan wurden nun ausreichend Gelder für die Sanierung von Wasserstraßen-Infrastruktur bereitgestellt, allerdings fehlt in der Verwaltung das Fachplanungspersonal.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) in Duisburg-Meiderich ist für das westdeutsche Kanalnetz mit 137 Kilometern Wasserstraßen zuständig. „Uns fehlen alleine rund 50 Ingenieure“, so Volker Schlüter, Leiter des WSA. Er schiebt knapp 70 Sanierungsmaßnahmen vor sich her, weil ihm das Personal fehlt.
Dass die Sanierungsprobleme am Wesel-Datteln-Kanal dem Bund bereits seit rund drei Jahrzehnten bekannt sein, räumte auch Hermann Poppen von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) ein. Anstatt zu planen und zu investieren, sei die Infrastruktur einfach „auf Verschleiß“ gefahren worden. Anpassungen an den gewachsenen Schiffsraum hätten trotz mehrfacher Mahnungen nicht stattgefunden. Die Lage sei nun mittlerweile „hoch dramatisch“, so Poppen.
Mangelverwaltung des Bundes geht zu Lasten der Wirtschaft und damit der Kommunen im Ruhrgebiet
Die Planbarkeit und Verlässlichkeit der Güterverkehre stehen für die Wirtschaftsvertreter an oberster Stelle. Jetzt angedachte Provisorien wie so genannte Festmacherdienste wären ein angemessenes, aber kostspieliges Mittel, um zumindest kurzfristig Schleusenvorgänge wieder zu beschleunigen. An 365 Tagen im Jahr über Jahre oder wohlmöglich Jahrzehnte wird es eine teure Lösung. An einer Reparatur des maroden Kanals führt kein Weg vorbei, aber der wird mangels Fachplanungspersonal auf sich warten lassen. Deshalb drängen der BDB in Zusammenschluss mit der Industrie und den Reedereien darauf, dass die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung in Berlin dem WSA Meiderich so schnell wie möglich eine ausreichende Zahl an Ingenieurstellen gewähren und entsprechend in den nächsten Bundeshaushalt einplanen. Die Großindustrie ist auf eine kontinuierliche Versorgung mit Rohstoffen und Produkten angewiesen, damit im Ruhrgebiet nicht im wahrsten Sinne des Wortes „die Lichter ausgehen“. Eine Verlagerung der Gütermengen auf Lkw würde das bereits heute hoch belastete Straßennetz im Ruhrgebiet zum Kollabieren bringen.
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© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (2), Rhenus Duisburg /BDB (1)