Grenzen überschreiten, um Generationen zu verbinden
Die Identitätsfindung im Balanceakt zwischen zwei gegensätzlichen Kulturen ist ein eher modernes Thema. In seinem Film „Gegen die Wand“ hat der deutsch-türkische Filmemacher Fatih Akin mit Sibel und Cahit dieser „gebrochenen“ Identität Leben eingehaucht. Ludger Vollmer, Komponist, Musiker und Musikpädagoge, hatte sich des Stoffes angenommen und ihn in eine klassisch-orientalische Oper in deutscher und türkischer Sprache gegossen, die 2008 in Bremen uraufgeführt wurde.

Stellten das Projekt Oper meets HipHop für die Oper „Gegen die Wand“ vor (v. l.): Christoph Meyer, Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein, Kulturdezernent Thomas Krützberg, Malte Brandau und Daniel Möcklinghoff (beide aktuelles forum nrw), Komponist Ludger Vollmer, Hella Bartnig, Chefdramaturgin der Deutschen Oper am Rhein, und Hans Frey, Vorsitzender vom aktuellen forum nrw.
Foto: Petra Grünendahl.
Der Verein aktuelles forum nrw will mit Workshops im Projekt „Oper meets HipHop“ jungen Menschen Berührungsängste mit dem Thema Oper nehmen. „Wir wollen Jugendliche an den institutionellen kulturellen Sektor heranführen“, erklärte Vereinsvorsitzender Hans Frey. Das reicht von der politischen und kulturellen Beschäftigung mit dem Inhalt der Opernaufführung bis hin zu einem eigenen künstlerisch-kreativen Beitrag, der öffentlich präsentiert wird. In vier Wochenend-Workshops setzten sich die jungen Leute mit den Inhalten der Oper – Herkunft und zerrissene Identität, Liebe, warum soll ich helfen, Angst vor Schmerzen – auseinander. Drei Rap-Songs gingen aus dieser Arbeit hervor, die Ludger Vollmer dann in seine Partitur eingearbeitet hat. Damit spielen die Duisburger Philharmoniker durchgehend die gesamte Oper. Die „Beats“ zu Rap und Breakdance, die die zehn Akteure des Projekts auf der Bühne in die Oper integriert aufführen, sind also nicht elektronisch, sondern ganz klassisch Orchestermusik, allerdings dann mit entsprechendem Rhythmus. Man darf gespannt sein!
Oper spiegelt das Leben„Oper sollte nicht als Museumsstück in der Vitrine stehen. Ich sehe Theater als Querschnitt der Gesellschaft: Hier werden zentrale Anliegen des Lebens erörtert“, so Komponist Vollmer. „Hier fließen auch die Erfahrungen der Jugendlichen mit ein: Das Loslösen von der Familie, den eigenen Standpunkt finden“, erklärte Daniel Möckinghoff, Bildungsreferent und Projektleiter aktuelles forum nrw. Auch Malte Brandau, der das Projekt kreativ betreut, ist von der Zusammenarbeit begeistert: „Wir konnten uns super einbringen. Es war ein Vergnügen, mit einem lebenden Komponisten zu reden.“ Zehn junge HipHopper aus Duisburg und drum herum werden mit erfahrenen Akteuren für „Gegen die Wand“ auf der Bühnen stehen. „Wir sind jetzt in der Probephase. Wir sind mitten im Stück drin“, so Brandau.
„Wir wollen den Weg weiterführen, den wir mit Kinder- und Jugendopern bislang sehr erfolgreich beschritten haben“, erklärte Christoph Meyer, Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein. Es sei eine wichtige Aufgabe, auch die junge Generation zur Oper zu bringen. Zwischen Generationen können eine Entfremdung stattfinden. Diese Sprachlosigkeit will „Jugendopernkomponist“ Ludger Vollmer auch mit seinen Opern aufbrechen. „Wir wollen kulturelle Begegnungen zwischen Generationen und Gesellschaftsschichten schaffen“, begründete Malte Brandau sein Engagement und das seiner HipHop-Truppe.
Die Termine im Theater Duisburg:
Freitag, 20. Juni 2014, 19:30 Uhr (Premiere),
Sonntag, 22. Juni 2014, 15 Uhr,
Mittwoch, 25. Juni 2014, 19:30 Uhr,
Sonntag, 29. Juni 2014, 18:30 Uhr,
Sonntag, 21. September 2014, 18:30 Uhr,
Sonntag, 5. Oktober 2014, 18:30 Uhr und
Sonntag, 12. Oktober 2014, 18:30 Uhr.
Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer. Tickets kosten für die Premiere zwischen 18,10 und 62,80 Euro, danach 16,10 bis 56,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.
© 2014 Petra Grünendahl (Text und Foto)
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