Integration beginnt beim gemeinsamen Lernen in der Schule
“ProNRW ist ein Wanderzirkus in Sachen Ausländerfeindlichkeit“, erklärte Rainer Bischoff, Landtagsabgeordneter aus Rheinhausen, bei der Pressekonferenz des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Damit positionierte der die Kundgebung „Wir sind Duisburg“ als Gegendemo zu einer Demonstration von ProNRW, zu der die Rechtspopulisten ihre Anhänger in Kleinbussen u. a. am 12. März, an dem sie in Duisburg Station machen, durch NRW karren, um an sensiblen Orten aufzumarschieren und Stimmung zu machen. „Das sind politischen Brandstifter. Wir lösen hier vor Ort unsere Probleme selber“, betonte Bischoff. Das Flugblatt zur Kundgebung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage finden sie hier …
„Wir wollen Zeichen setzen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“, so Angelika Wagner, die als Bischoffs Nachfolgerin Vorsitzende des DGB Duisburg-Niederrhein ist und in dieser Funktion auch die Geschäftsführung des Duisburger Bündnisses übernommen hat. Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ist breit aufgestellt in der Duisburger Gesellschaft: Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeber-/Unternehmerverbände gehören ebenso dazu wie Sozial- und Bildungsreinrichtungen. Gegründet wurde das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage nach zwei Brandanschlägen auf die Synagoge in Düsseldorf im Jahr 2000.
Zeichen setzen gegen Rechtspopulismus
Mit dem provokanten Slogan „Gegen Asylmissbrauch“ ziehen die Provokateure von ProNRW zur Zeit durch unser Land. Ihre Demo hatten sie in Rheinhausen-Bergheim, vor dem Haus In den Peschen 1-3, angemeldet. Seit gut einem Jahr wohnen dort Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien in eher beengten Verhältnissen. Die hygienischen Zustände rund um das Haus hatten nicht nur in Duisburg für Schlagzeilen gesorgt. Dass es sich bei den Bewohnern des Hauses um EU-Bürger handelt, die ganz legal in Deutschland leben, ist den Rechtspopulisten völlig egal. Ebenso, dass selbst Anwohner mittlerweile bestätigen, dass sich die Zustände verbessert hätten.
Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage hatte seine Kundgebung für genau den gleichen Ort angemeldet (In den Peschen 1 – 3), mit der Folge, dass beide Kundgebungen, die nach Art. 8 Grundgesetz (Versammlungsfreiheit) geschützt sind, gut zweihundert Meter weiter entfernt stattfinden (Schwarzenberger Straße, Ecke Krefelder Straße). Zur Kundgebung des Duisburger Bündnisses rufen mittlerweile auch eine ganze Reihe anderer Organisationen auf, die sich dem Kampf gegen Rechts verschrieben haben.
Neben Angelika Wagner, Oberbürgermeister Sören Link (als Schirmherr des Bündnisses), dem Rheinhauser Pfarrer Heiner Augustin und der diesjährigen Preisträgerin des Preises für Toleranz und Zivilcourage, Helga Maria Poll, wird eine 14-jährige Schülerin der Alfred-Hitz-Hauptschule sprechen. Die junge Rumänin wohnt in dem Haus, vor dem ProNRW aufziehen wollte. Sie ist eine von wenigen Kindern aus dem Haus, die zur Schule gehen (es sind nicht ausreichend Plätze vorhanden), und ein gelungenes Beispiel für Integration. Schulleiterin Barbara Laakmann hatte das junge Mädchen dafür gewinnen können.
„Wir sind Duisburg“ oder „Meine Stadt – Deine Stadt!?“
Und die Schülerin ist dann auch Brücke zu einer Veranstaltung, die sich zeitlich an die Kundgebung anschließt. In der nahe gelegenen Lise-Meitner-Gesamtschule (LMG, an der Lessingstraße) begegnen bulgarische und rumänische Jugendliche Rheinhauser Schülern unter dem Motto „Meine Stadt – Deine Stadt!?“ Neben Schülern der LMG sich auch Schüler der Alfred-Hitz-Hauptschule sowie von der Globus-Gesamtschule am Dellplatz (auch dort wird ein hoher Anteil der hier betroffenen Jugendlichen beschult) dabei.
Unterstützt wird die Veranstaltung im Schul-Forum vom Kom’ma Theater Rheinhausen, der Musik- und Kunstschule der Stadt Duisburg (MKS) und vom Jungen Ensemble Ruhr. Eine Übersicht über die Planung der Werkstätten dieser Jugendkulturveranstaltung gibt es hier … Die Nachhaltigkeit dieser Aktion (Bulgarische und rumänischen Jugendliche begegnen Rheinhauser Schülern), die sich Elisabeth Pater vom Referat zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) wünscht, wird sich aber wohl erst dann einstellen, wenn allen schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen aus dieser Zuwanderergruppe Plätze in Duisburger Schulen vermittelt werden konnten. Denn nur über die Bildung und Ausbildung der Jugendlichen haben die Familien eine Zukunft und können hier dauerhaft integriert werden.
In Bochum und Essen waren die rechten Rattenfänger heute (an einem Sonntag) – so der Bericht eines Kollegen (http://www.derwesten.de/staedte/essen/klares-zeichen-gegen-rechts-id7705946.html) – mit ca. 20 Leuten aufmarschiert. Man darf gespannt sein, mit wie vielen Leuten sie am Dienstag, 12. März, in Duisburg und Gelsenkirchen auflaufen wollen. Rainer Bischoff rechnet mit einigen Hunderten Gegendemonstranten.
© 2013 Petra Grünendahl
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