Opfer des Faschismus: Ehrenfriedhof, russische Kriegsgräber und ein Massengrab
Von Petra Grünendahl
Auf dem Grabstein stehen zwei Namen: Paula und Wolfgang. Den Lebensdaten nach zu urteilen möglicherweise Mutter und Sohn. Wolfgang war so um die zwei Jahre alt, als er 1944 in Duisburg starb: Im Krieg gestorben, vielleicht in den Trümmern eines zerstörten Hauses, wie so viele … unschuldige Menschen in unserer Stadt. Zwei von so vielen Opfern, die der Faschismus und die Herrschaft der Nationalsozialisten forderte: Schlichte Kreuze nebeneinander, in vier oder fünf Reihen säumen die Hecken. In manchen Reihen stehen drei, vier Kreuze nebeneinander mit demselben Familiennamen. Einzelne Gräber sind aufgereiht wie auf der Perlenkette, in mehreren Reihen hintereinander an jeder Seite der viereckigen Karrees, die einen eigenen Friedhof innerhalb des Waldfriedhofs bilden: Die schiere Masse bedrückt. Im Separée des Ehrenfriedhofs liegen Grabstätten aus dem Zweiten Weltkrieg: Männer. Frauen. Kinder. Familien. Unbekannte. 1944, 1945 lauten die Jahre des Todes. Zivile Opfer eines Krieges.
Mahnmale in unterschiedlicher Form!
Der Waldfriedhof
Der Waldfriedhof in Wanheimerort trägt auch den Beinamen „Neuer Friedhof“. Er wurde Anfang der 1920-er Jahre angelegt, als sich eine völlige Belegung des damaligen Hauptfriedhofs Sternbuschweg in Neudorf (auch „Alter Friedhof“) abzeichnete. Im Jahr 1923 begann man mit ersten Reihengrabbeerdigungen. Ab 1925 stand auch eine Einsegnungs- und Leichenhalle zur Verfügung. Der älteste Grabstein auf dem Waldfriedhof ist ein Findling, bei dem statt einer Eingravierung eine aufgebrachte Plakette die Daten des 1924 Verstorbenen zeigt.
Der Waldfriedhof in Wanheimerort

Waldfriedhof in Wanheimerort: die alte Trauerhalle, an die sich rechts neuere Trauerhallen anschließen. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Neben klassischen Grabarten gibt es mittlerweile auch Wahlgräber für Särge und Urnen, was den Wandel der Bestattungskultur dokumentiert. Pflegefreie Gräber oder Rasengräber tragen gesellschaftlichen Änderungen Rechnung, weil Pflege von Angehörigen – soweit überhaupt vorhanden – aus verschiedensten Gründen nicht geleistet werden kann. Die Gestaltung reicht von einfachen Grabsteinen auf der Wiese mit mehr oder weniger üppigem Blumenschmuck bis hin zum anonymen Grab, das nur deswegen erahnt werden kann, weil das Gräberfeld voll belegt ist.
Schon 1927 wurde ein Begräbnisfeld für die Jüdische Gemeinde der Stadt angelegt. Hier finden auch heute noch Bestattungen der zum Ende der Achtziger Jahre neuerstandenen Jüdischen Gemeinde statt. In den Neunziger Jahren schuf man auch ein islamisches Gräberfeld für den südlichen Bestattungsbezirk. Sinti-Gräber. 2011 eröffnete der Memoriam Garden in Zusammenarbeit mit Friedhofsgärtner: Hier befinden sich hochwertige Grabstätten mit besonderem gestalterischen Anspruch.
Feuerbestattung seit 1932: das Krematorium

Hier stand das alte Krematorium: Die Gocke aus dem Turm erinnert daran. Foto: Petra Grünendahl, März 2015.
Aufgrund steigender Einäscherungszahlen und wegen der veralteten Krematoriumstechnik begann man 2001 mit dem Bau eines neuen Krematoriums. Der bestehende Zellentrakt wurde bis auf die alte Trauerhalle abgerissen und ein modernes Krematorium im Frühjahr 2002 seiner Bestimmung übergeben. Äußerlich der alten Bausubstanz angepasst enthält er modernste Technik und zeitgemäße Abschieds- und Aufbahrungsräume.
Siehe auch: Berühmte Gräber auf dem Waldfriedhof
*) Inschrift des Mahnmals:
Wir bleiben die Zeugen für Wahrheit und Recht.
Wir rufen und mahnen der Zukunft Geschlecht.
*
Gedenket der Opfer des Faschismus 1933–1945.
© 2015 – 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl
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