Sculpture 21st: Yvonne Roebs „Divine Beast“ im Lehmbruck Museum Duisburg

Das Archetypische, Surreale nimmt plastische Gestalt(en) an
Von Petra Grünendahl

Yvonne Roeb mit ihren Schlangen-Teppichen in der Glashalle des Lehmbruck Museums. Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb mit ihren Schlangen-Teppichen in der Glashalle des Lehmbruck Museums. Foto: Petra Grünendahl.

EIn Blickfang in der Glashalle - Yvonne Roeb: Eine plastische Schlange aufgewebt auf einen Teppich. Foto: Petra Grünendahl.

EIn Blickfang in der Glashalle – Yvonne Roeb: Eine plastische Schlange aufgewebt auf einen Teppich. Foto: Petra Grünendahl.

In einem Stahlrahmen, den HKM nach ihren Wünscnen anfertigte, präsentiert Yvonne Roeb ausgewählte Arbeiten aus den letzten 10 Jahren. Foto: Petra Grünendahl.

In einem Stahlrahmen, den HKM nach ihren Wünscnen anfertigte, präsentiert Yvonne Roeb ausgewählte Arbeiten aus den letzten 10 Jahren. Foto: Petra Grünendahl.

Archetypische Sinnbilder greift sie gerne auf in ihren Skulpturen und gibt ihnen neue Strukturen und Erscheinungsformen. Den Klassiker, die Schlange, hat die Künstlerin Yvonne Roeb in zwei großflächige Teppiche (4,06 x 2,20 m2) eingearbeitet: Mit bis zu fünf Helfern war sie vier Wochen lang täglich zehn Stunden beschäftigt, ihre Entwürfe mit aufgestickten Wollfäden plastisch umzusetzen und auf den Teppichen anzubringen. Andere, kleinere Werke finden sich eingerahmt von einem Stahlgerüst, das ihren Skulpturen einen „Denkrahmen“ setzt, in der großen Glashalle, die dem Besucher des Kantparks das Museum öffnet. Der Stahlrahmen, den HKM (Hüttenwerke Krupp Mannesmann) der Künstlerin für diese Ausstellung gebaut hat, nimmt die Architektur der Glashalle auf, verkleinert sie auf den Maßstab 1:20 und stutzt sie damit auf ein Maß, in dem die Kunstwerke angemessen – maßvoll – zur Geltung kommen. Angenähert an den Stahlrahmen gewinnen die Werke im Auge des Betrachters an Kontur, wirken sie als einzelne Objekte, die sie sind: Roeb hat die Ausstellung selbst konzipiert und Werke aus den letzten zehn Jahren ihres Schaffens dafür ausgewählt.

Mit der Ausstellung „Divine Beast“ von Yvonne Roeb greift das Lehmbruck Museum seine erfolgreiche Ausstellungsreihe „Sculpture 21st“ wieder auf, die Positionen der Skulptur des 21. Jahrhunderts Raum gibt. Zu sehen ist mit Yvonne Roeb (*1976 in Frankfurt/Main, lebt in Berlin), erstmals eine junge Künstlerin, die noch kein „Weltstar“ ist. Im Pressegespräch stellte Roeb ihre Werke zusammen mit Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla, Kulturdezernent Thomas Krützberg und Kurator Dr. Michael Krajewski vor. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 5. November, um 19 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin.

Ein neues Kapitel von Sculpture 21st: Yvonne Roeb erklärt ihre Ausstellung in der Glashalle im Lehmbruck Museum. Foto: Petra Grünendahl.

Ein neues Kapitel von Sculpture 21st: Yvonne Roeb erklärt ihre Ausstellung in der Glashalle im Lehmbruck Museum. Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Go Go Gadget (2015). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Go Go Gadget (2015). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Käfer (2012). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Käfer (2012). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Midnight Rider (Ausschnitt, 2009). Foto: Petra Grünendahl

Yvonne Roeb: Midnight Rider (Ausschnitt, 2009). Foto: Petra Grünendahl

Yvonne Roeb: Fossil (2013). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Fossil (2013). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: weltempfänger (2015). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: weltempfänger (2015). Foto: Petra Grünendahl.

EIne Dauerleihgabe aus Privatbesitz steht dem Lehmbruck Museum schon seit 2012 zur Verfügung: Yvonne Roeb "13" (2011). Foto: Petra Grünendahl.

EIne Dauerleihgabe aus Privatbesitz steht dem Lehmbruck Museum schon seit 2012 zur Verfügung: Yvonne Roeb „13“ (2011). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Animale (2012). Foto: Petra Grünendahl.

Yvonne Roeb: Animale (2012). Foto: Petra Grünendahl.

Das „Beast“ als Schöpfung

„Für mich ist der Begriff ‚Divine Beast’ nicht negativ besetzt, sondern steht für Kreation, Schöpfung“, erklärte die Künstlerin. Archetypische Symbole und immer wieder die Thematik Leben/Tod bestimmen ihr Schaffen, das nicht nur von abendländisch-christlicher Kultur, sondern auch von anderen Gedankenströmungen beeinflusst wird. „Für mich ist nichts tot“, erklärte Roeb, die dem Tod die Endgültigkeit abspricht. Sie thematisiert in ihren Arbeiten immer wieder das Archetypische, das Geisterhafte, das Surreale – das aber nicht irgendwie abstrakt, sondern körperlich, figurativ, so dass jeder schnell einen eigenen Zugang dazu findet. Das Bildliche fordert geradezu Assoziationen heraus, provoziert, sich mit dem Werk zu befassen. Die Künstlerin verwendet verschiedenste Materialien: von weichen Stoffen wie Wachs, Silikon, Ton oder Tierhaar bis hin zu schweren wie Keramik, Metall, Polyester oder Bauschaum. Oft gibt sie Materialien andere Oberflächen, die den Schein erwecken, das Objekt bestünde aus einem anderen Material. Andere Oberflächen sind prädestiniert, „Patina“ anzusetzen: die Werke verändern sich im Laufe der Zeit, entwickeln sich.

Es gehe ihr um innere Kreisläufe und körperliche Prozesse, äußerte Roeb im August in einem Gespräch mit Museumsdirektorin Dinkla. Gut ein halbes Jahr dauerten die Vorarbeiten zu ihrer Ausstellung, bei der Roeb als Kurator Dr. Michael Krajewski zur Seite stand, der ihre emotionale Nähe zu ihren Werken als Erfahrung aus dieser Kooperation mitnahm. Neben den Ausstellungsstücken in der Glashalle zum Kantpark, wo Roebs Werke rund um die Uhr angeleuchtet stehen und damit nach außen sichtbar sind, runden eine Videoinstallation (auch die ist nach außen zur Düsseldorfer Straße hin zu sehen) im Untergeschoss sowie eine Dauerleihgabe im Emporenbereich der Haupthalle („13“, 2011) die Werkschau der Künstlerin im Lehmbruck Museum ab.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Die Ausstellung von Yvonne Roebs „Divine Beast“ läuft bis zum 10. Januar 2016. Den Ausstellungskatalog gibt es bereits: Das reich bebilderte 112-seitige Werk aus dem Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, mit einem Essay von Kurator Dr. Michael Krajewski und einer Einleitung von Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla ist für 24 Euro an der Museumskasse erhältlich (im Buchhandel kostet es 34 Euro, ISBN 978-3-86335-852-5). Das Lehmbruck Museum bietet im Rahmenprogramm zur Ausstellung zwei Öffentliche Sonntagsführungen durch die Ausstellung (am 8. und am 22. November) sowie am 10. Januar als Finissage einen Künstlertalk und eine Führung durch die Ausstellung. Die Sonntagsführungen kosten sie 2 Euro zusätzlich zum Eintritt. Für weitere Informationen und Buchungen steht die Kunstvermittlung unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung.
Mittwochs bis samstags ist das Lehmbruck Museum ab 12 Uhr geöffnet, sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 18 Uhr, donnerstags wegen der plastikBAR bis 21 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Schulklassen und Kindergärten pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte gibt es für 15 Euro.

Weitere Informationen gibt es unter tickets@lehmbruckmuseum.de, Telefon 0203 / 283-2195 oder www.lehmbruckmuseum.de.
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70%), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

Dieser Beitrag wurde unter Duisburg, Kultur abgelegt und mit , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen