Vor 60 Jahren feierte die Hütte einen Meilenstein beim Wiederaufbau
Großer Bahnhof: An der Feierstunde am 11. Juli 1955 in der Adjustage des neuen Walzwerks nahmen 750 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Stadt teil, außerdem mehr als 2.000 Mitarbeiter und 180 Jubilare. Foto: ThyssenKrupp Konzernarchiv.
Einen wichtigen Meilenstein im Zuge des Wiederaufbaus feierte die frühere August Thyssen-Hütte vor 60 Jahren: die Inbetriebnahme der Warmbreitbandstraße, das heutige Warmbandwerk 1 in Bruckhausen. Zur offiziellen Einweihung am 11. Juli 1955 waren etwa 2.000 Mitarbeiter und 750 Gäste aus Politik und Wirtschaft, angeführt von Dr. Konrad Adenauer und unter anderem begleitet von der Witwe Fritz Thyssens, Amélie Thyssen, in den Duisburger Norden geladen. „Wenn ich heute mitten aus drängendster und schwieriger politischer Arbeit heraus hierher komme, so bitte ich Sie, darin zu erblicken den Ausdruck meines Respektes vor dem Aufbauwerk, das hier in der August Thyssen-Hütte geleistet worden ist“, erklärte der damalige Bundeskanzler im Rahmen der Feierstunde. „Nun, ich hoffe, dass es der Leitung des Werkes zusammen mit der Landesregierung und der Bundesregierung gelingt, auch die letzten Fesseln im Laufe der Zeit abzustreifen, damit dieses Werk seiner Blüte – größer als es früher war – entgegengehen kann“, so Dr. Adenauer in seiner Rede.
Als erste deutsche Warmbreitbandstraße nach dem Krieg nahm die Anlage in Duisburg-Bruckhausen 1955 die Produktion in der rund 400 Meter langen Halle auf. Nach Jahren der Demontage war die Inbetriebnahme auch ein wichtiges Signal des Wiederaufbaus. Fotograf: Herbert List / Foto: ThyssenKrupp Konzernarchiv.
Im September 1953 fand der erste Spatenstich für die Errichtung der Breitbandstraße statt. Zeitweilig waren über 70 Firmen mit mehr als 2.000 Arbeitskräften täglich bei den Bau- und Montagearbeiten auf dem 50.000 Quadratmeter großen Gelände beschäftigt. Im Frühjahr 1955 wurde mit dem Einfahren der Fertigung in der rund 400 Meter langen Halle begonnen. „Ebenso interessant wie geradezu erregend war die Atmosphäre in der Walzwerkhalle, als die ersten Probeläufe in Gang kamen, als zahlreiche Beteiligte von den Vorstandsmitgliedern bis zu den Lehrlingen aus den Montagekolonnen mit dem sich von den Brammen zum Blechband verwandelnden Walzgut von den Stoßöfen bis zum Haspel förmlich um die Wette liefen, um die ersten Walzgänge zu verfolgen“, hieß es dazu in der Mitarbeiter-Zeitung der August Thyssen-Hütte.
Warmbandwerke sind Kernaggregate bei der Herstellung von Flachstahl. Das WBW 1 in Bruckhausen wurde 2013 umfangreich modernisiert und verfügt über eine Gesamtkapazität von rund drei Millionen Jahrestonnen. Etwa 600 Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt. Foto: ThyssenKrupp Steel Europe.
Für den Standort im Duisburger Norden war der Produktionsbeginn der neuen Warmbreitbandstraße ein wichtiges Signal für den gelungenen Wiederaufbau nach dem Demontagestopp 1949. Deshalb sprach Dr. Adenauer bei der Eröffnung im Juli 1955 auch von einem „neuen Abschnitt unserer Werksgeschichte“ und lobte das „imposante und großartige Werk, geschaffen durch die Tüchtigkeit der hier arbeitenden Menschen“. Die hatten gleich doppelten Grund zur Freude: Neben den sicheren Arbeitsplätzen durch die schrittweise Ausweitung der Produktion erhielt jedes Belegschaftsmitglied der August Thyssen-Hütte aus Anlass der Feierstunde Gutscheine über 20 D-Mark, mit denen Einkäufe gemacht werden konnten.
– Pressemeldung und Fotos: ThyssenKrupp Steel Europe –