Welche Rolle spielte die Polizei in der Planung?
Von Petra Grünendahl

Aus Platzgründen findet das Strafverfahren gegen vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg im CongressCenter der Messe Düsseldorf (CCD) statt. Foto: Petra Grünendahl.

Der Vorsitzende Richter Mario Plein, von der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg, flankiert von zwei beisitzenden Richterinnen. Foto: Lars Heidrich / Funke Foto Services.
Auch an der Polizei vorbei geplant

Aus Platzgründen findet das Strafverfahren gegen vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Duisburg im CongressCenter der Messe Düsseldorf (CCD) statt. Foto: Petra Grünendahl.
Wenn das Veranstaltungsgelände wegen erreichter Auslastung gesperrt werden sollte, sollten auch gleichzeitig die Eingänge an den Vereinzelungsanlagen geschlossen werden, so Schalk. Erst in einem späten Sicherheitskonzept (vom 28. Juni 2010), bei dem die Polizei bei der entsprechenden Arbeitskreissitzung (AG Sicherheit) weder anwesend noch involviert war, hieß es: Diese Sperren hätten „in Absprache mit der Polizei“ geschehen, sagte der Polizeibeamte. Von dieser Regelung habe er damals nichts gewusst – und auch erst in der der Aufarbeitung nach der Katastrophe davon erfahren, so Schalk. Und: „Diese Verantwortung hätten wir gar nicht haben wollen.“
Für das Veranstaltungsgelände brauchte Loveparade-Veranstalter Lopavent eine Genehmigung nach Sonderbauverordnung (früher: Veranstaltungsstättenverordnung). Für diese musste nachgewiesen werden, dass es für die Besucher im Ernstfall ein Brandschutzkonzept sowie ausreichend Fluchtwege vom oberen Veranstaltungsgelände gab. Diese Genehmigung verlangte nicht nach Nachweisen über ausreichende Zu- und Abwege für den regulären Zugang zum Gelände. Diese Zu- und Abwege lagen aber auf den entscheidenden Metern auch nicht in der Verantwortung von irgendjemand sonst.
Zwischenbilanz: Ein Kommentar
Die Veranstaltung war „politisch gewollt“, wie mehrere Zeugen i m Loveparade-Strafprozess bestätigten. Direkten politischen Druck auf die Verwaltung habe es aber nicht gegeben, so bisherige Zeugen. Loveparade-Veranstalter Lopavent hatte ein dringendes Interesse, dass die Veranstaltung stattfindet. Entsprechend erwarteten sie Entgegenkommen bei der Stadt in Bezug auf die Genehmigung (Brandschutz und Fluchtwege), wie auch schon in früheren Aussagen deutlich geworden war. Erfahrungen aus Veranstaltungsorganisation brachten sie mit: Jörg Schalk schilderte sie als kompetente Ansprechpartner. Aber auch sie hatten nie eine solche Großveranstaltung auf einem geschlossenen Areal geplant und durchgeführt.
Was sich so langsam nach vielen Zeugenaussagen herausschält, ist die Erkenntnis, was nötig gewesen wäre: Eine übergeordnete Koordination und eine Führungsperson hier vor Ort, die mit Sachverstand und der nötigen Fachkenntnis aus Schulungen zur Sicherheit von solchen Großveranstaltungen die Fäden in der Hand gehabt hätte. Mit „das war nicht unsere Baustelle!“ schieben die an der Planung beteiligten Verantwortlichkeiten hin und her – bloß immer weit weg von sich selbst. Jeder hatte nur seine Zuständigkeit im Sinn. Und keiner der bislang gehörten, im Planungsverfahren direkt Beteiligten konnte mit Fachwissen zur Veranstaltungssicherheit glänzen, wie Jan als kundiger Beobachter immer wieder hervorhob.
© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Foto: Petra Grünendahl (2), Lukas Schulze / Funke Foto Services (1), Lars Heidrich / Funke Foto Services (1)