„Seid umschlungen“ aus Schillers Ode „An die Freude“
als Leitmotiv für die nächsten drei Jahre Von Petra Grünendahl
Ruhrtriennale-Intendant Johan Simons. Foto: Stephan Glagla.
Kreatives Schaffen über Genre-Grenzen von Schauspiel, Musik, Tanz oder Installation hinweg – und das an Orten, wo man es nicht erwarten würden: Dafür steht die Ruhrtriennale als spartenübergreifendes Kulturfestival der Metropole Ruhr, dafür steht aber auch ganz besonders das neue Leitmotiv „Seid umschlungen“. Industriekulissen als Spielorte geben Kunst und Kultur dabei einen besonderen Reiz, den man jenseits des Ruhrgebiets nirgends findet. Und wie viel Kunst und Kultur im Ruhrgebiet stecken, hat das Kulturhauptstadtjahr 2010 auch nach innen wie nach außen deutlich gemacht. Mit „Seid umschlungen“ will der neue Intendant der Ruhrtriennale, der Holländer Johan Simons, der bis 2017 für das Festival verantwortlich zeichnet, Kulturbegeisterte ebenso sie Kulturinteressierte oder einfach nur neugierige Menschen anlocken, sich auf etwas Neues einzulassen. Anlässe dafür bietet das soeben vorgestellte Programm reichlich.
Der Landschaftsparkt Nord: einerder Spielorte der Ruhrtriennale in Duisburg. Foto: Julian Röder.
Vom 14. August bis zum 26. September läuft die Ruhrtriennale in diesem Jahr– im ersten Jahr unter der künstlerischen Leitung des Theatermachers Johan Simons. Das Festival der Künste zieht auch viele internationale Künstler in die Metropole Ruhr. Rund 140 Veranstaltungen bei 40 Produktionen wird es geben, davon 33 Eigen- und Koproduktionen, 17 Weltpremieren, Neuproduktionen und Deutschlandpremieren. Dazu kommen Installationen sowie viele Konzerte, die die einzigartigen Industriehallen der Region in außergewöhnliche Spielorte für Musiktheater, Schauspiel, Musik, Tanz und Installation verwandeln. Spielstätten finden sich in Bochum, Dinslaken, Duisburg, Essen, Gladbeck, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen. Duisburg ist mit zwei Spielstätten vertreten: dem Landschaftspark Nord (Kraftzentrale, Gebläsehalle, Pumpenhalle, Gießhalle) und Ruhrort mit dem Eisenbahnhafen und dem dortigen Rheinufer. Erstmals dabei ist die Kohlenmischhalle der ehemaligen Zeche Lohberg in Dinslaken als größter Spielstätte der Ruhrtriennale.
Eisenbahnhafen in Ruhrort und am Rheinufer
Der EIsenbahnhafen in Ruhrort: Hier stellt „Urbane Künste Ruhr“ sein Projekt „Nomanslanding“ vor. Foto: Daniel Klemm.
Im Eisenbahnhafen präsentiert „Urbane Künste Ruhr“ sein Projekt „Nomanslanding“ mit einer Installation von Robyn Backen, Andre Dekker (Observatorium), Graham Eatough, Nigel Helyer, Jennifer Turpin (15. August bis 13. September, Eisenbahnhafen, täglich von 14 bis 23 Uhr, Eröffnung am 15. August um 16 Uhr, Eintritt frei, mehr auf Route-Industriekultur.de).
Am Rhein (ein genauer Spielort wird noch bekannt gegeben) gastiert das Studio ORKA mit einer Deutschlandpremiere des Schauspiels „Sturzflug“, einem Open-Air-Familienstück ab 8 Jahren (mehrere Vorstellungen zwischen dem 15. und dem 21. August).
Außerdem ist in Ruhrort während der ganzen Laufzeit der Ruhrtriennale die Installation „Ausstellungsstück Duisburg“ geplant. Details dazu gibt es aber erst später, der Zugang wird aber auch hier frei sein.
Schauspiel in der Gießhalle: Erster Teil einer Trilogie
Die Gießhalle im Landschaftspark Nord. Foto Franziska von Gagern.
Das Leitmotiv der Ruhrtriennale – „Seid umschlungen“ – umschließt die dreijährige Intendanz von Johan Simons inhaltlich, die erste Trilogie in der Festivalgeschichte verbindet alle drei Spielzeiten miteinander. Regisseur Luk Perceval widmet sich Emile Zolas Romanzyklus „Die Rougon-Macquart“: Eine Familie als Mikrokosmos, der alle Probleme und Phänomene der modernen Gesellschaft in sich trägt. Mit „Liebe“ feiert der erste Teil seiner Trilogie in der Gießhalle im Landschaftspark Nord seine Uraufführung (Premiere 9. September 2015, 10., 11., 12. und 13. September, jeweils um 19 Uhr, Dauer ca. dreieinhalb Stunden). Die weiteren Teile werden jeweils in den Folgejahren der Ruhrtriennale uraufgeführt.
Weitere Veranstaltungen und Projekte im Landschaftspark
DIe Kraftzentrale im Landschaftspark Nord. Foto: Thomas Berns.
DIe Kraftzentrale im Landschaftspark Nord. Foto: Thomas Berns.
Die Gebläsehalle im Landschaftspark Nord. Foto: Mattias Baus.
Benefizkonzert „Hommage an Gerard Mortier“, den Begründer der Triennale, mit dem Klangforum Wien (16. August, 16 Uhr, Kraftzentrale).
Joseph Haydns „Die Schöpfung“ mit dem Collegium Vocale Gent und dem B’Rock Orchestra (27. August, 20 Uhr, Kraftzentrale).
Musiktheater „Prometeo“ von Luigi Nono mit dem Experimentalstudio des SWR, der SCHOLA Heidelberg und dem Ensemble Modern Orchestra (8., 11., 12. September, jeweils 19.30 Uhr, und am 13. September um 16 Uhr, Kraftzentrale).
Die belgische Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker bringt „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ nach Rainer Maria Rilke zu Musik von Salvatore Sciarriono als Zusammenspiel aus Tanz, Schauspiel und Musik als Uraufführung auf die Bühne (24., 25. und 26. September, 20 Uhr, Gebläsehalle).
Gepflegte Gespräche, gediegene Hausmusik: Bei der Ruhrtriennale öffnet Intendant Johan Simons die Schwingtür zu „Johans Saloon“ – für Künstlerinnen und Künstler des Festivals zu Gesprächen, Schnaps und Unwägbarkeiten (11. September, 23 Uhr, Gebläsehalle).
Die Installation „The Creation“ (so der bisherige Arbeitstitel) ist eine Filminstallation von Julian Rosefeldt (28. August bis 26. September, jeweils 13 bis 21 Uhr, Eröffnung 28. August um 18 Uhr, Pumpenhalle in der Gebläsehalle, Eintritt frei).
Tickets und weitere Infos
Die Gebläsehalle im Landschaftspark Nord. Foto: Mattias Baus.
Rund 47.000 verfügbare Tickets warten auf Kulturinteressierte und Neugierige (ohne Veranstaltungen/Installationen bei freiem Eintritt). Karten gibt es unter anderem m Ruhr.Visitorcenter im Citypalais, im Opernshop (jetzt im Theater Duisburg in der Kassenhalle), bei der Tickethotline unter 0221 / 280210 sowie online auf http://www.ruhrtriennale.de ebenso wie in Ruhrtriennale-Centern in Bochum oder Essen, Partnern in Oberhausen und auf Zollverein sowie bei diverse weiteren Vorverkaufsstellen (siehe: Verkaufsstellen und Ermäßigungen).