Hier mal ein Lesetipp aus meiner Blogroll.
Jens Berger veröffentlichte am 9. Juli 2013 auf NachDenkSeiten folgenden Artikel:
„Google und Facebook – gefährliche Datenkraken oder Blender? Ein Selbstversuch“
Mittlerweile dürfte es sich bereits bis zum arglosesten Internetnutzer herumgesprochen haben, dass die Dienste der beiden Internetgiganten Google und Facebook im großen Maßstab Nutzerdaten speichern und zu einem Profil zusammenfügen, das von ihnen vor allem zu Werbezwecken genutzt wird. Welche Daten dieses Profil erhält, lässt sich über die gut versteckte Selbstauskunftsfunktion dieser Dienste in Erfahrung bringen. Das Ergebnis lädt dabei zunächst zum Schmunzeln ein. Erst beim zweiten Blick offenbart sich die Gefahr der gesammelten Daten – vor allem dann, wenn Geheimdienste Zugriff auf die Daten haben. Mehr …
Was Google über ihn zu Werbezwecken gespeichert hat, hat Berger dann auch überprüft. Ein Link, mit der jeder seine eigenen Daten überprüfen kann, findet sich in seinem Text (oder hier …). Sein Fazit: „Was sagen mir diese Ergebnisse? Vor allem eins: Google und Facebook sind Blender, die Werbekunden personalisierte Anzeigen für teures Geld verkaufen und dabei eine Zielgruppenorientierung vorgaukeln, die gar nicht vorhanden ist.“
Mein „Selbstversuch“ bestätigt Jens Berger: Ein paar klitzekleine korrekte Infos, viele Belanglosigkeiten (die auch nicht immer ganz korrekt oder zumindest weit weg von den Tatsachen sind) … und ein paar Auskünfte, die schlichtweg FALSCH sind! Ein bisschen wenig dafür, dass Google immer noch die Suchmaschine meiner Wahl ist, ich ein Google+-Profil habe und meistens „eingeloggt“ suche … 😉 – Es müsste eigentlich mehr stimmen, tut es aber nicht!
Die Belanglosigkeiten und Falschinformationen, die Google, Facebook oder welche Datenkraken auch immer (von der NSA mit Prism über den britischen Geheimdienst mit Tempora bis hin zur Vorratsdatenspeicherung) sich zusammenstückeln, zeigen aber vor allem eins: Das Sammeln von Daten kann nicht zielführend sein, Verbrechen oder Terror zu bekämpfen oder Verbrechen aufzuklären. Das „Profil“ aus Daten, die man öffentlich, beruflich oder privat hinterlässt, ist zusammengestückelt und teilweise schlichtweg FALSCH. Überwacht haben zwar die Amerikaner, aber: Auch die deutschen Sicherheitsbehörden haben an der Datensammlung durch die NSA partizipiert, zumal Deutschland von der NSA am stärksten überwacht wurde. Auch hier wurde das Konglomerat an Daten ausgewertet. Die Datensammlung und Auswertung beschneidet aber – hier wie dort – das Recht des Bürgers auf Datenschutz und informelle Selbstbestimmung für ein mehr als zweifelhaftes „Mehr“ an Sicherheit! Zumal: Wer kontrolliert die Kontrolleure und ihre Suchalgorithmen?
Freiheit heißt „Rechte haben“
Was uns allerdings auch wieder an den Punkt bringt und das kann man gar nicht oft genug sagen: Es nimmt MIR niemand die Verantwortung dafür ab, was ich freiwillig von mir öffentlich im Internet preisgebe! Aber: Was ich in privaten Nachrichten und eMails austausche, mit wem ich wann und wie lange telefoniere, gehört jedoch nicht in fremde Hände und geht – außer meinen jeweiligen Kommunikationspartner und mich – niemanden was an!
Um es mal laut zu sagen: Hier wird ein einfachstes Grundrecht der Demokratie und Bestandteil unserer freiheitlichen Grundordnung einfach außer Kraft gesetzt – und jeder Bürger unter Generalverdacht gestellt. In unserem Rechtstaat galt einmal die Unschuldsvermutung bis eine Schuld eindeutig erwiesen ist … Es war einmal!
Bürger in einer Demokratie hatten mal ein Recht auf Privatsphäre. Dieses Recht wurde nur in absolutistischen Systemen und Diktaturen nicht anerkannt und „zur Sicherheit des Staates“ verletzt. Der Nationalsozialismus und die ehemaligen kommunistischen Staaten des Ostblocks (mit ihren Geheimdiensten wie zum Beispiel der Stasi) waren gute Beispiele dafür, denn „die Sicherheit des Staates“ war gleichbedeutend mit dem Machterhalt ihrer Führungen.
Die technischen Möglichkeiten der Überwachung von Bürgern hat sich seitdem rasend schnell weiter entwickelt. Und mit den Möglichkeiten wuchs auch die Anzahl ihrer Anwendungen. Diese technischen Möglichkeiten werden heute auch von solchen Staaten genutzt, die sich eigentlich die Freiheit und demokratische Rechte auf die Fahnen geschrieben haben. Auch die deutschen Behörden wollen Zugriff auf private Daten: Bundestrojaner und Vorratsdatenspeicherung sollen angeblich der Strafverfolgung und Verbrechensbekämpfung dienen. Bekämpft und verletzt werden aber in erster Linie Grundrechte freier (und fast ausschließlich UNSCHULDIGER!) Bürger.
Und noch etwas: Merkel verteidigt Abhöraktionen durch Geheimdienste …
Frau Bundeskanzlerin, schämen Sie sich!
Aber was erwarten wir von einem Menschen, für den im Jahr 2013 (!) das Internet immer noch Neuland ist, und der als promovierter Physiker (!) erst nach der Fukushima-Katastrophe die Gefährlichkeit der Atomkraft erkannt hat … OHNE WORTE!
NACHTRAG: Noch zwei Lesetipps zum Thema
SPIEGELFECHTER: Das „Glasfaserspiel“: Wie wird es sein, wenn unser Verhalten „gemacht“ wird? geschrieben am 11. Juli 2013 von Jörg Wellbrock alias Tom W. Wolf und
Wie schnell aus einem “braven” Bürger ein Bösewicht werden kann, zeigt dieser Bericht: http://www.scilogs.de/chrono/blog/natur-des-glaubens/usa/2013-07-06/sollten-sich-anst-ndiger-b-rger-wegen-der-berwachung-sorgen-ein-erfahrungsbericht-aus-den-schattenkriegen
© 2013 Petra Grünendahl