Die sechs größten Fehler des Adolf Sauerland

Bereits wenige Tage nach der Loveparade, am 30. Juli 2010, hatte der damalige Duisburger Redaktionsleiter der NRZ, Götz Middeldorf, die „Die sechs größten Fehler des Adolf Sauerland“ analysiert und aufgelistet. Durch einen Facebook-Eintrag bin ich mal wieder auf den Artikel auf DerWesten.de gestoßen:

DerWesten.de schreibt:
30.07.2010 | 19:57 Uhr Von Götz Middeldorf
Duisburg. Vor und nach der Loveparade sind Oberbürgermeister Adolf Sauerland immer wieder Fehler unterlaufen. Die sechs größten Verfehlungen des Stadtoberhaupts hat NRZ-Redaktionsleiter Götz Middeldorf aufgeführt. Folgende dicke Fehler hat OB Adolf Sauerland unter anderem vor und nach der Loveparade gemacht:

1. Der OB ist in der Vorbereitung nie offensiv mit Informationen umgegangen. Der Stadtrat, vor allem SPD, stellte immer wieder Fragen, auf die es keine konkreten Antworten gab. Als es um die ungeklärte Finanzierung ging, sah sie sich gezwungen, mit der FDP eine Sondersitzung des Stadtrates zu beantragen. Aus Nickeligkeit setzte er die an einem Samstag (22. Februar) um 8 Uhr an. SPD und Linke erfuhren erst aus einer Zeitung vom Termin.

Ja, und im Nachhinein stellte sich heraus, wie bei der Finanzierung getrickst wurde: Die Stadt als Nothaushaltskommune durfte kein Geld ausgeben, aber das Geld von angeblichen externen Sponsoren war von Tochterfirmen der Stadt! Adolf Sauerland wollte diese Veranstaltung auf Biegen und Brechen …

2. Innerhalb der Stadtverwaltung hat man sich, wie in dieser Woche durch diverse interne und bisher geheime Rathaus-Unterlagen bekannt wurde, immer wieder über Sicherheitsbedenken hinweggesetzt. Der OB soll das nicht nur geduldet, sondern forciert haben.

„Ich weiß von keinen Sicherheitsbedenken.“ – Auf dem Ohr war Adolf Sauerland ganz offensichlich taub, denn er wollte sich für eine erfolgreiche Veranstaltung feiern lassen. Das braucht dieser Mann!

3. Adolf Sauerland wollte nach der Katastrophe seine Hände in Unschuld waschen. Aussage von Donnerstag: „Ich habe nichts unterschrieben. Keine einzige Genehmigung.“ Damit ist er als Chef der Stadtverwaltung hausintern auf Konfrontationskurs gegangen, hat sich nicht vor seine Mitarbeiter gestellt, sondern ihnen die Verantwortung zugeschoben.

Adolf Sauerland hat sich nicht nur „nicht vor seine Mitarbeiter gestellt“, sondern verkriecht sich bis heute hinter ihnen! Verantwortung als oberster Chef der Verwaltung für eine Veranstaltung, die nie hätte genehmigt weden dürfen? FEHLANZEIGE!!!

4. Der OB hat sich erst Mittwoch Nachmittag per Mail an die Mitarbeiter gewandt. Bis dahin waren die auf sich alleine gestellt. Die Pressestelle wusste nicht, wie sie hunderte Anfragen beantworten sollte, musste immer nur vertrösten, weil der OB auf Tauchstation war und sich um sein politisches Überleben gekümmert hat. Auch die Mitarbeiter im Callcenter, die sich größten Beschimpfungen ausgesetzt sahen und sehen, wurden im Stich gelassen.

Wir wissen von nix, haben nix unterschrieben und Fragen beantwortet unser rückhaltloser Chef-Aufkärer schon mal gar nicht: Vogel-Strauß-Politik! Schämen Sie sich, Herr Sauerland!

5. Montag nach der Katastrophe wurde um 16 Uhr eine Erklärung des OB verteilt. Trotz wartender Weltpresse vor dem Rathaus hat er lediglich vor einer WDR-Kamera Stellung bezogen. Es hagelte bundesweit Proteste von Redaktionen.

Am liebsten posiert er doch auch heute noch vor laufenden Kameras: „Ich habe nichts falsch gemacht. Ich trete nicht zurück. Ich stelle mich dem Abwahlverfahren.“ Er hat gar keine andere Wahl. Der Duisburger hat!

6. Stadtdirektor Peter Greulich als OB-Vertreter hat erst Mittwoch seinen Urlaub abgebrochen. Stadtkämmerer Peter Langner, ebenfalls Dezernent, ist noch im Urlaub. Uwe Gerste, Geschäftsführer von Duisburg Marketing, ist Montag in Urlaub gegangen. Im Gegensatz dazu arbeiten seit der Tragödie städtische Mitarbeiter durch, knüppeln wie selbstverständlich Überstunden oder kommen vorzeitig aus ihrem Urlaub zurück.

Nur wer Verantwortung und Würde vorlebt, kann diese von anderen verlangen … Ein „Neuanfang für Duisburg“ ist dringend nötig!

Und Siebtens: Bis heute übernimmt Adolf Sauerland nicht die Verantwortung für diese Veranstaltung, die auf diesem Gelände niemals hätte genehmigt werden dürfen. So sieht es die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Adolf Sauerland hat Druck auf seine Mitarbeiter ausgeübt / üben lassen, um die Genehmigungen durch zu kriegen. Dafür ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen elf städtische Mitarbeiter. Gegen Adolf Sauerland wird bislang noch nicht ermittelt. Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen! – Verantwortung??? FEHLANZEIGE!!!

„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, meint Adolf Sauerland – immer noch. Nun gut: Duisburg hat die Wahl. Am 12. Februar 2012 geht es um den „Neuanfang für Duisburg“. Und der ist nur ohne unseren zukünftigen Ex-OB möglich!!!

© 2011 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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7 Antworten zu Die sechs größten Fehler des Adolf Sauerland

  1. Jürgen Rohn sagt:

    >>>>Adolf Sauerland hat Druck auf seine Mitarbeiter ausgeübt / üben lassen, um die Genehmigungen durch zu kriegen.

    Das ist nicht erwiesen!

    • In Dokumenten, die u. a. bei Wikileaks veröffentlicht wurden (hier in einem Protokoll einer Sitzung von Mitgliedern der Stadtverwaltung, Feuerwehr, Lopavent vom 18. Juni 2010), wies Wolfgang Rabe (Leiter Dezernat II – Sicherheit und rechtliche Angelegenheiten) darauf hin, „dass der OB die Veranstaltung wünsche und eine Lösung gefunden werden müsse,“ Feuerwehr und Genehmigungsbehörden sollten Lopavent bei der Entwicklung eines neuen Fluchtkonzeptes helfen. Da der OB das Event wünsche, könne man Lopavent nicht allein lassen, Referat 62 – obwohl rechtlich zuständig, sollte sich konstruktiv verhalten.

      Das ist für mich „Druck von oben“!!!
      Nachzulesen im Protokoll des Meetings vom 18. Juni 2010 (http://duisburgamrhein.files.wordpress.com/2011/12/wikileaks_loveparade-2010-anlage-25-aktenvermerk-und-ablehnung-dressler-18-06-10.pdf) ab Seite 2 unten … Was also erwiesen ist!

      • Jürgen Rohn sagt:

        >>>>Das ist für mich „Druck von oben“!!!

        Eine haltlose Unterstellung. Ich kann zum Beispiel Semmelchen einen Kanonenschlag in den Briefkasten angezündet reinlegen und sagen, Petra wollte das so.

        Auf OB Sauerland bezogen: Was wollte der konkret, was wusste er, was nahm er billigend in Kauf? Offensichtlich reicht es nicht aus, einen Anfangsverdacht zu haben, überhaupt erst nur einmal Ermittlungen gegen ihn aufzunehmen.

        Glaube mir Petra, wir alle sind gut beraten, argumentativ sauber in die Abwahl zu gehen. Behaupten kann man nämlich viel, gelle.

        • Ganz offensichtlich hat Wolfgang Rabe Druck ausgeübt. Das ist „Druck von oben“. Ob er dies auf Veranlassung des OB geschehen ist bzw. mit seinem Wissen, ist in meinen Augen unerheblich. Da sehe ich ihn als obersten Verwaltungschef in der Verantwortung. Allerdings gehe ich eher davon aus, dass dies der Fall ist: Dass Adolf Sauerland also mindestens Bescheid wusste, wenn nicht mehr … Denn Adolf Sauerland hat sich ja schon im Vorfeld im Glanz der Loveparade 2010 gesonnt, was diverse Fernsehaufnahmen beweisen: „Wir haben alles im Griff.“

          Diese Bilder bestärken mich in meiner Meinung: Er wollte diese Veranstaltung – egal wie und komme, was wolle!

          Bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung kann er nicht einfach den Kopf in den Sand stecken und sagen: „Ich wusste von nix“, denn er wäre nach einer erfolgreichen Veranstaltung der erste gewesen, der den Erfolg für sich reklamiert hätte!

  2. Eben drum bleibt es ja der Traum aller Abwähler… „Am Dienstag, den 7. Februar 2012 hieß es in einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, dass man im Falle der Duisburger Loveparade-Katastrophe endlich ein wesentliches Stück in den Ermittlungen nach vorne gekommen sei und und sich die Sachlage grundsätzlich verändert habe. Aufgrund der Protokolle einer Ausschusssitzung vom 5. Mrz. 2010 konnte anhand von Randnotizen belegt werden, dass Adolf Sauerland als Verwaltungschef auf…“ Ich habe mir gerade mal wieder einen WDR-Clip über ihn vom 17. Okt. 2011 angesehen: Ich sehe nur zwei Möglichkeiten. a) derartige Notes hat’s nie gegeben oder b) er hat sie längst aufgegessen.

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