China 8 im Lehmbruck Museum in Duisburg: Neue Figuration – Erzählende Skulptur

China verändert sich:
Erfahrungen der Künstler spiegeln sich in ihren Werken


Von Petra Grünendahl

Die Installation "Short Tree 2" von Shi Jinsong (*1969). Foto: Petra Grünendahl.

Die Installation „Short Tree 2“ von Shi Jinsong (*1969). Foto: Petra Grünendahl.

Thomas Bochardt, kuratorischer Mitarbeiter des Lehmbruck Museums, Künstler Ren Rong, Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla, Künstler Shi Jinsong, MKM-Direktor Prof. Dr. Walter Smerling vor dem Kunstwerk von Shi Jinsong: "Short Tree 2". Foto: Petra Grünendahl.

Thomas Bochardt, kuratorischer Mitarbeiter des Lehmbruck Museums, Künstler Ren Rong, Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla, Künstler Shi Jinsong, MKM-Direktor Prof. Dr. Walter Smerling vor dem Kunstwerk von Shi Jinsong: „Short Tree 2“. Foto: Petra Grünendahl.

Ren Rongs (*1960) "Plant People in Stahlsäulen geschnitten. Vorne im Bild (v. l.): Shi Jinsong, Ren Rong, Dr. Söke Dinkla, Prof. Dr. Walter Smerling. Foto: Petra Grünendahl.

Ren Rongs (*1960) „Plant People in Stahlsäulen geschnitten. Vorne im Bild (v. l.): Shi Jinsong, Ren Rong, Dr. Söke Dinkla, Prof. Dr. Walter Smerling. Foto: Petra Grünendahl.

Der Geist in Ketten gelegt. Sui Jianguos (*1956) "Earthy Force": Studenten wurden 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens Opfer staatlicher Gewalt. Foto: Petra Grünendahl.

Der Geist in Ketten gelegt. Sui Jianguos (*1956) „Earthy Force“: Studenten wurden 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens Opfer staatlicher Gewalt. Foto: Petra Grünendahl.

Die Bearbeitung von Porzellan hat in China eine über tausendjährige Tradition: Porzellanarbeit von Fang Lijun (*1963). Foto: Petra Grünendahl.

Die Bearbeitung von Porzellan hat in China eine über tausendjährige Tradition: Porzellanarbeit von Fang Lijun (*1963). Foto: Petra Grünendahl.

China ist ein Land im Wandel: Wirtschaft, Politik, aber auch Kunst und Kultur entwickeln sich, obwohl man gerade letzteres in Europa eher weniger wahrnimmt. Zeitgenössische chinesische Kunst spiegelt die gesellschaftliche Veränderungen, die Veränderungen in Städten und Landschaften, greift mitunter auch soziale und politische Probleme auf. Altes wird abgerissen, Neues entsteht. Und bei allem Wechsel bleibt manches konstant: Der Geist ist frei! In dem, was neu entsteht, steckt zum Teil das Alte: In neuer Form, neuer Bedeutung basiert es aber auf dem Alten. Shi Jinsong (*1969) schafft so zum Beispiel Plastiken und Rauminstallationen aus historischer Bausubstanz.

Mit der Ausstellung “China 8” zeigen neun Museen in acht Städten im Ruhrgebiet die umfangreichste Bestandsaufnahme zeitgenössischer chinesischer Kunst, die bislang in Deutschland zu sehen war. Namhafte, auch weltweit bekannte und etablierte Künstler sind ebenso vertreten wie jüngere und neue Positionen. Mit dem Schwerpunkt-Thema „Neue Figuration – Erzählende Skulptur“ ist das Lehmbruck Museum Duisburg an der China-Werkschau beteiligt. Prof. Dr. h. c. Walter Smerling, Sprecher des Kuratoriums von China 8, und Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla gaben einen ersten Einblick in die Sonderausstellung im Lehmbruck Museum. Offiziell eröffnet wird die Werkschau, die den kompletten Anbau, die Nordhalle (Glashalle zum Kantpark) sowie Skulpturen im Außenbereich des Museum umfasst, am Donnerstag, 14. Mai 2015 um 12 Uhr. Plastiken von 13 chinesischen Künstlern sind im Lehmbruck Museum zu sehen. Sie alle haben eine traditionelle Kunstausbildung absolviert, bevor sie mit Themen und Materialien eigene Wege ausloteten. Sie belegen hier auch die thematische wie stilistische Vielfalt chinesischer Gegenwartsskulptur.

Auch wenn Kritiker der Ausstellungsreihe vorwerfen wollten, sich in der gezeigten Kunst nicht kritisch mit dem aktuellen China auseinander zu setzen – der berühmteste Dissident, der Künstler Ai Weiwei (*1957), ist hier nicht vertreten –, so werden hier doch Protestbewegungen der mehr oder weniger jüngeren Vergangenheit thematisiert: Die Studentenbewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Sui Jianguo, *1956, war als Student 1989 Opfer staatlicher Gewalt: sein „Earthly Force“ spiegelt die Absurdität, den menschlichen Geist zu fesseln) ebenso wie die Hongkonger Protestbewegung „Umbrella Movement“ (in der gleichnamigen Installation von Jaffa Lam, *1973, aus Hongkong). Was gezeigt wird, entschied letztendlich das Kuratorium der Ausstellung unter der Leitung von Prof. Dr. h. c. Walter Smerling, Museumsdirektor des MKM Museum Küppersmühle, der hier die künstlerische Gesamtverantwortung für das Kooperationsprojekt der neun beteiligten Ruhr-Museen trägt.

Installation von Jaffa Lam (*1973): Umbrella Movement. Foto: Petra Grünendahl.

Installation von Jaffa Lam (*1973): Umbrella Movement. Foto: Petra Grünendahl.

Ziegel in rosa Seide: "Pink Utopia" von Jiang Jie (*1963). Foto: Petra Grünendahl.

Ziegel in rosa Seide: „Pink Utopia“ von Jiang Jie (*1963). Foto: Petra Grünendahl.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Die Ausstellung „China 8: Neue Figuration – Erzählende Skulptur“ läuft im Lehmbruck Museum in Kantpark bis zum 13. September 2015. Das Lehmbruck Museum bietet ein vielfältiges Rahmenprogramm zur Ausstellung an, welches dem Besucher ermöglicht, sich auf die unterschiedlichste Weise mit den Werken vertraut zu machen und auseinander zu setzen.
Mittwochs bis samstags ist das Lehmbruck Museum ab 12 Uhr geöffnet, sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 18 Uhr, donnerstags wegen der plastikBAR bis 21 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Schulklassen und Kindergärten pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte gibt es für 15 Euro.
Weitere Informationen gibt es unter tickets@lehmbruckmuseum.de, Telefon 0203 / 283-2195 oder www.lehmbruckmuseum.de.
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70%), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug.

CHINA8_Logo_4c_final.inddChina 8:
500 Werke in neun Museen in acht Städten

Weitere an der Ausstellung „China 8“ beteiligte Museen sind neben dem Lehmbruck Museum das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen, Museum Folkwang in Essen, Kunstmuseum Gelsenkirchen, Osthaus Museum Hagen, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr und das Kunsthalle Recklinghausen (alle bis zum 13. September 2015) sowie das NRW-Forum in Düsseldorf (bis zum 30. August 2015).

Die "Virgin with cigarette" steht in der Glashalle zum Kantpark: Nahezu lebensgroße Fiberglasfigur von Xiang Jing (*1968). Foto: Petra Grünendahl.

Die „Virgin with cigarette“ steht in der Glashalle zum Kantpark: Nahezu lebensgroße Fiberglasfigur von Xiang Jing (*1968). Foto: Petra Grünendahl.

Alle Museen bilden die unterschiedlichen Schwerpunkte ihrer Sammlung auch in der China-Werkschau ab. Veranstalter ist die Stiftung für Kunst und Kultur e. V. Bonn, die unter anderem auch das MKM betreibt. Finanziell unterstützt wird die Schau von zahlreichen namhaften Sponsoren, die sich auch sonst im Bereich Kunst und Kultur engagieren.
Der Ausstellungskatalog zu „China 8“ umfasst alle Werke und alle Museen der Sonderausstellung. Herausgeber sind Walter Smerling, Tobia Bezzola (Direktor des Museum Folkwang) und Ferdinand Ullrich (Direktor der Kunsthalle Recklinghausen), das Kuratorium der Ausstellung. Er ist im Wienand-Verlag, Köln, erschienen (496 Seiten, 24 x 29 cm, gebunden) und in allen beteiligte Museen für 39 Euro zu erwerben (im Buchhandel für 49,80 Euro). Das Kombi-Ticket China 8 für den einmaligen Besuch in jedem der neun Museen kostet 18 Euro (ermäßigt 10 Euro). Das Kombi-Ticket China 8 für den einmaligen Besuch in jedem der neun Museen kostet 18 Euro (ermäßigt 10 Euro). An Wochenenden (Samstag, Sonntag) bringt ein kostenloser Shuttle-Service Museumsbesucher zu den Ausstellungsorten von China 8.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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