Mozarts Oper „Don Giovanni“ im Theater Duisburg

Don Juan als Opfer weiblicher Leidenschaften

Zerlina (Iulia Elena Surdu), Masetto (David Jerusalem), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Hans Jörg Michel.

Zerlina (Iulia Elena Surdu), Masetto (David Jerusalem), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Hans Jörg Michel.

Masetto und Zerlina, ein junges Paar, finden in einer stürmischen Nacht Zuflucht auf dem Schloss Don Giovannis, welches ihnen ein wenig unheimlich ist. Anspielungen auf die „Rocky Horror Picture Show“ sind deutlich und von Regisseurin Karoline Gruber gewollt. Ebenso wie Brad und Janet dem triebhaften Frank Furter verfallen Masetto (Lukasz Konieczny) und Zerlina (Anna Lucia Richter) – und nicht nur sie – der Anziehungskraft eines Don Giovanni (Bodgan Baciu), dem man unter dem Namen „Don Juan“ nachsagte, Tausende von Frauen verführt zu haben.

Don Giovanni (Richard Šveda), Zerlina (Iulia Elena Surdu),  Masetto (David Jerusalem).  Foto: Hans Jörg Michel.

Don Giovanni (Richard Šveda),
Zerlina (Iulia Elena Surdu),
Masetto (David Jerusalem).
Foto: Hans Jörg Michel.

Ihre Wiederaufführung erlebte Grubers prachtvolle Inszenierung von „Don Giovanni“ nun im Theater Duisburg. In der vergangenen Spielzeit hatte die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, die vollständig „Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni“ (ital. „Il dissoluto punito ossia il Don Giovanni“) heißt, sowohl im Theater Duisburg als auch im Opernhaus in Düsseldorf ihre Premiere bei der Deutschen Oper am Rhein gefeiert. Seine Uraufführung erlebte „Don Giovanni“ 1787 im Prager Nationaltheater. Die italienischen Texte (mit deutschen Obertiteln) dieses „dramma giocoso“, was man durchaus mit komischer Oper übersetzten kann, stammen vom Librettisten Lorenzo Da Ponte, mit dem Mozart hier nach der „Hochzeit des Figaro“ zum zweiten Mal zusammenarbeitete („Da-Ponte-Zyklus“). Zur Aufführung kommt die erste, so genannte „Prager Fassung“ (für die Wiener Premiere gab es später ein paar Änderungen) in ihrer originalen Form, wobei es für die Duisburger Wiederaufführung nun zahlreiche Premieren gab. Zunächst übernahm Lukas Beikircher, der neue Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein, hier die musikalische Leitung. Außerdem sang hier erstmals der rumänische Bariton Bogdan Baciu den Part des Don Giovanni. Don Giovanni läuft in dieser Saison nur im Theater Duisburg, die Düsseldorfer haben das Stück nicht im Programm. Das ist doch mal wieder ein guter Grund, warum sich die Fahrt nach Duisburg lohnt!

Don Giovanni als Verführer und Opfer weiblicher Triebe

Don Ottavio (Jussi Myllys), Donna Anna (Liana Aleksanyan), Don Giovanni (Richard Šveda), Donna Elvira (Brigitta Kele).  Foto: Hans Jörg Michel.

Don Ottavio (Jussi Myllys), Donna Anna (Liana Aleksanyan), Don Giovanni (Richard Šveda), Donna Elvira (Brigitta Kele). Foto: Hans Jörg Michel.

Karoline Grubers Don Giovanni ist nicht nur der Verführer und Lüstling, sondern auch Opfer der leidenschaftlichen Triebe „seiner“ Frauen. Diener Leporello (Torben Jürgens) hat da schon mal alle Hände voll zu tun, denn immerhin sind im Stück drei dieser umgarnten Frauen in Don Giovannis Schloss zu Gast. Donna Anna (Heidi Elisabeth Meier) verfällt als erste seiner Leidenschaft, auch wenn sie es hinterher gegenüber ihrem Vater und ihrem eher braven Verlobten Don Ottavio (Ovidiu Purcel) anders darstellt. Don Ottavio soll schließlich auch den Tod des Vaters rächen, des Komturs („Il Commendatore“, Roman Polisadov), der die Zweisamkeit störte und getötet wird. Donna Elvira (Romana Noack) hingegen besteht immer noch auf der Einlösung des Eheversprechens, welches Don Giovanni ihr mal gegeben hat. Und Zerlina schließlich erhofft sich durch die Verbindung mit Don Giovanni einen Aufstieg in die bessere Gesellschaft, den ihr Masetto nicht bieten kann.

Jeder der Akteure verfolgt also massiv eigene Interessen. Das Stück endet schlussendlich in der Bestrafung und dem Tod des Wüstlings, der sich nicht binden will und seine Taten nicht bereut. Zurück bleibt eine Leere, in dem sich alle fragen, wie sie ihr künftiges Leben ohne Don Giovanni gestalten wollen. Denn bei allen er hat Spuren im Leben hinterlassen und Leidenschaften geweckt: Er ist durch niemand anders zu ersetzen. Dem einen oder anderen Charakter gelingt es dadurch sogar, sich aus seinen gesellschaftlichen Fesseln zu befreien.

Opulenz unterstreicht die Triebhaftigkeit

Don Giovanni (Richard Šveda), Komtur (Hans-Peter König), Donna Anna (Liana Aleksanyan). Foto: Hans Jörg Michel.

Don Giovanni (Richard Šveda), Komtur (Hans-Peter König), Donna Anna (Liana Aleksanyan). Foto: Hans Jörg Michel.

Die opulente Inszenierung passt zu Mozarts schwerer, dramatischer, aber auch leidenschaftlicher Komposition. Zur damaligen Zeit (Ende des 18. Jahrhunderts) passend sind weitgehend die Kostüme von Mechthild Seipel gestaltet. Lediglich Masetto und Zerlina sind – ebenfalls eine Anlehnung an die „Rocky Horror Picture Show“ – moderner ausstaffiert. Das Bühnenbild von Roy Spahn spielt in seinen Variationen und „Raumwechseln“ mit dem großflächigen Gemälde mit einer leicht bekleideten jungen Frau. Sie symbolisiert die Sinnlichkeit und die Triebe, denen hier verbal und musikalisch freien Lauf gelassen wird.

Leporello (Günes Gürle), Don Giovanni (Richard Šveda), Donna Elvira (Brigitta Kele). Foto: Hans Jörg Michel.

Leporello (Günes Gürle), Don Giovanni (Richard Šveda), Donna Elvira (Brigitta Kele). Foto: Hans Jörg Michel.

Neben dem stimmgewaltigen Ensemble der Deutschen Oper am Rhein brillieren hier einmal mehr die Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Lukas Beikircher. Solist am Hammerklavier ist Ville Enckelmann. Der Opern-Chor unter der Leitung von Gerhard Michalski sowie Statisten unterstützen die Solisten auf der Bühne. Sehr altersgemischt war das Publikum zu dieser Wiederaufführung. Und zumindest das „Mittelalter“ im Publikum dürfte auch die Anspielungen Grubers verstanden haben auf das Kult-Musical von Richard O’Brien, das 1975 in die Kinos kam. Allerdings konnten auch die Generationen darüber und darunter einen Abend genießen, der trotz einer Spieldauer von fast drei Stunden (zzgl. einer 20-minütigen Pause) immer kurzweilig und spannend war. Das begeisterte Publikum geizte auch nicht mit Szenenapplaus, der die hervorragenden Leistungen der Akteure angemessen würdigte.

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Weitere Vorstellungen im Theater Duisburg
Sonntag, 29. September, 18.30 Uhr,
Donnerstag, 6. Februar 2014, 19.30 Uhr,
Sonntag, 9. Februar 2014, 18.30 Uhr,
Donnerstag, 17. April 2014, 19.30 Uhr, und
Sonntag, 20. April 2014, 18.30 Uhr.

Karten und weitere Informationen sind erhältlich im Opernshop Duisburg, Telefon 0203 / 9407777, sowie über www.operamrhein.de. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets kosten zwischen 16,10 und 56,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2013 Petra Grünendahl
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein
Die Fotos stammen aus der Produktion der vergangenen Spielzeit mit anderen Darstellern.

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