Donald Trump gegen Kamal Harris:
Sind die USA noch nicht reif für eine Frau?
Von Petra Grünendahl

Wahlsieger Donald Trump. Foto: Screenshot (MSNBC / Youtube).
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Wahlsieger Donald Trump. Foto: Screenshot (MSNBC / Youtube).
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Wo stehen die Wähler?

Kamala Harris‘ offizielles Portrait 2021. Foto: Lawrence Jackson / Official White House Photographer.
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Was unter Joe Biden und Kamala Harris alles schief laufe, hatte Trump unter anderem argumentiert mit offenen Grenzen unter Biden (obwohl er, Trump, deutlich mehr illegale Grenzübertritte hatte), mit zu hohen Preisen (die trotz sprudelnder Gewinne der Unternehmen nicht runter gehen), mit einem mehr an Kriminalität (was keine Statistik hergibt). Als Schlagworte und Parolen kam an, was einer Überprüfung nicht standgehalten hätte: Die Emotionen waren das Entscheidende! Donald Trump präsentierte sich den Wählern wieder einmal als die einzige Lösung für alle Probleme („I alone can fix it!“).
Warnungen vor Trump, Project 2025 und Agenda 47

Nach der US-Wahl: Symbole der Demokratie (hier die Freiheitsstatue) verzweifelt. Foto: Screenshot (Facebook).
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Donald Trumps toxisches und aggressives Vorbild von „Männlichkeit“ (oder was er dafür hält) – zielt auf einen besonderen Typ Mann. Und das sprach mehr Wähler an als die schwarze Frau. Angesprochen fühlten sich hier vor allem solche Menschen, die eine traditionelle Gesellschafts- und Familienstruktur zurück haben wollen: Nicht von den 1950ern, sondern eher von 1850, als nur weiße Männer Rechte hatten. Rassismus, Sexismus und Frauenhass sind wohl im Land noch immer tiefer verwurzelt als mancher angenommen hat: Trump machte massiv Wahlkampf damit, was immer mehr Wähler Willens sind zu tolerieren. Trump hatte Kamala Harris als Gefahr für die Demokratie bezeichnet, als dumm und unfähig, als „garbage“ (Müll). Sein Vize-Kandidat nannte sie „trash“ (Abfall). Das ist nur frauenfeindlich, respektlos und menschenverachtend. Alleine das hätte die beiden schon disqualifizieren müssen, aber Trumps Kult-Anhänger lieben sie dafür!
Die meisten Wähler finden sich wohl in einer Kultur von Vielfalt, Inklusion und Gleichheit und LBGTQ-Themen nicht wieder. Außerdem fanden sie die Demokraten zu elitär, obwohl man auch genau dieses von Republikanern und auch von Trump sagen kann. Da verfangen Trumps Parolen, die einfache Lösungen versprechen: Viele Millionen „Illegale“ deportieren oder Zölle einführen beispielsweise ernteten auf Trumps Wahlkampfveranstaltungen Jubel und Applaus. Dass beides die Wirtschaftsleistung senkt und die Preise erhöht, interessierte das Publikum nicht: Es klingt alles so einfach. Viele „Illegale“ sind aber essentielle Arbeiter, die der Wirtschaft fehlen würden. Und auch erst nach der Wahl stellten Menschen bei Google die Frage: Sind Zölle schlecht? Trump hatte ja schließlich versprochen, dass das exportierende Land die Zölle zahlen würde, nicht der amerikanische Verbraucher. Informierte Wähler sehen anders aus!
Harris hatte sich möglicherweise auch nicht genug von Biden distanziert und Trump damit Gelegenheit gegeben, die Wahl gegen sie zu einem Referendum über den Zustand nach vier Jahren Biden zu machen. Sie hatte folglich mit den schlechten Zustimmungswerten des Präsidenten (40 Prozent) zu kämpfen. Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass amtsinhabende Präsidentschaftskandidaten einen Stimmenanteil in Höhe ihrer Zustimmungsrate haben. Kamala Harris übertraf Joe Bidens Zustimmung mit ihren fast 48 Prozent der Stimmen immerhin deutlich, aber eben nicht ausreichend.
Rechte Stimmungsmache

Nach der US-Wahl: Symbole der Demokratie (hier Abraham Lincoln) verzweifelt. Foto: Screenshot (Facebook).
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Dazu kommt: „Die Rechten haben eine Propaganda-Maschine, die 24/7 ihre Meinungs- und Stimmungsmache raus haut“, sagte der politische Kommentator Brian Tyler Cohen. Die reicht von Fernsehsendern wie Fox News über diverse extrem rechte Podcasts (Joe Rogan, Tucker Carlson und viele andere) bis hin zu Twitter, welches im Besitz von Elon Musk und mit dem Namenswechsel zu X politisch zu einer Plattform für Hassparolen und Verschwörungstheorien geworden ist.
Überall auf der Welt seien nach Corona die Amtsinhaber von Wählern abgestraft und abgewählt worden, weil die Wähler sie für ihre schlechte wirtschaftliche Lage und höhere Preise verantwortlich machten, so der Kommentator. Davon habe in den USA Donald Trump profitiert. Und den Ruck nach Rechts sieht man auch in Europa.
Was sind die Auswirkungen?

Das haben Trumps Wähler nun zu erwarten. Foto: Screenshot (Twitter).
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Trump wird seine politischen Gegner inhaftieren und vor Gericht stellen lassen – und damit das tun, was er ihnen – zu Unrecht – unterstellt hatte. Also das, woran er in seiner ersten Amtszeit von seinen Justizministern gehindert worden war. Trumps Aussagen waren für kundige Beobachter nie etwas anderes als Projektionen dessen, was er selber tat oder tun wollte – und nun ohne weiteres umsetzen kann.
Project 2025 und Trumps Agenda 47
Und dann ist da noch Project 2025, das auf 920 Seiten einen Leitfaden für eine künftige republikanische Regierung enthält. Es kündigt Maßnahmen an, die zum Beispiel zu einem Verbot von „Abtreibung“* führen, eine Massen-Deportationen von vermeintlich „Illegalen“, Gesetze gegen LBGTQ oder solche, die vor allem Nicht-Weiße massiv benachteiligen, sowie weitere anti-demokratische Maßnahmen, die sich teilweise sogar an Kongress und Supreme Court vorbei realisieren lassen. Um „Abtreibung“* landesweit zu verbieten, braucht es nicht einmal ein Urteil des Supreme Court, das sie für verfassungswidrig erklärt. Es reicht, ein Gesetz von 1873 (Comstock Act) durchzusetzen, das den Versand von erotischen Schriften, Verhütungsmitteln und Medikamenten verbietet, die (statt eines chirugischen Eingriffs) zur medikamentösen „Abtreibung“* genutzt werden. Oder die Food and Drug Administration (FDA) zieht die Genehmigung von Mifepristone und ähnlichen Mitteln zur medikamentösen „Abtreibung“* zurück.
Inwieweit ein Autokrat pro-demokratische Kräfte zulässt statt sie zu verfolgen und wegzusperren, muss sich erst noch zeigen. Wie wehrhaft die amerikanische Demokratie ist, deren Gründer nicht damit rechnen konnten, dass verurteilter Straftäter und jemand, der einen Aufstand gegen den Regierungswechsel 2020 angezettelt hatte, erneut kandidieren könnte und gewinnen würde. Trump wird nicht nur politische, sondern auch administrative Posten mit Loyalisten besetzen, die fachlich nicht unbedingt Ahnung haben, aber seine Politik durchsetzen würden. Wie viele der republikanische Marionetten im Kongress und in den Regierungen der Bundesstaaten werden Trumps Treiben unterstützen und damit der amerikanischen Demokratie den Todesstoß versetzen? Mit rechten Mehrheiten in Kongress und Supreme Court sind die verfassungsmäßigen „Checks and Balances“ außer Kraft gesetzt. Es gilt nur noch: Party over Country!
Und jetzt?

Das haben Trumps Wähler nun zu erwarten: Milliardär und Unternehmer Marc Cuban auf Twitter. Foto: Screenshot (Twitter).
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Die Inflation bewegt sich zum Ende von Joe Bidens Amtszeit auf Normalniveau. Das insgesamt immer noch hohe Preisniveau ist mehr den Handelunternehmen geschuldet, die auf Kosten der Verbraucher Rekordgewinne einfahren. Ansonsten brummt die Wirtschaft: Das Wachstum des Bruttosozialprodukts (BSP) liegt bei 3 Prozent – über dem Niveau in Trumps erster Amtszeit vor Corona. Trump erbt (wie zuvor schon von Barack Obama) eine florierende Wirtschaft. Die zu erwartenden steigenden Preise und Brüche in essentiellen Wirtschaftszweigen (insbesondere Tourismus, Pflege, Lebensmittelverarbeitung und Landwirtschaft), die sinkendes BSP und weitere Preissteigerungen zur Folge haben, gehen dann auf Trumps Konto. Erste Unternehmen kündigen jetzt schon Preissteigerungen an wegen der zu erwartenden Zölle. Gegenzölle und der Verlust von Geschäft (Export) für die amerikanische Wirtschaft sind da noch gar nicht eingepreist.
„Soon the people who care so much about him will realize, that he doesn’t care about them“, kommentierte Comedian Jimmy Kimmel„I don’t care about you. I just want your vote!”, hatte Trump im Wahlkampf verkündet. Es ist zu vermuten, dass die Trump-Wähler gar nicht wissen, worauf sie sich mit ihm einlassen, weil sie größtenteils politisch „uninformiert“ sind und seine populärsten Wahlkampfparolen gar nicht verstanden haben. Viel soll in den Tagen vor der Wahl gegoogelt worden sein, ob Joe Biden noch im Rennen ist. Oder nach der Wahl, ob man seine Stimme noch ändern könne. Das spricht nicht für eine interessierte und vor allem nicht für eine informierte Wählerschaft, die die Basis für eine solide Demokratie ist. Das einzig Gute sei, dass er 2028 nicht noch einmal kandidieren könne, sagte Kimmel. Falls Trump nicht sein Versprechen wahrmacht: „Wenn ihr jetzt mich wählt, dann braucht ihr nie wieder zu wählen!“ Dass Donald Trump die Verfassung oder Teile davon abschaffen will, war ebenfalls bereits häufiger (auch schon in seiner ersten Amtszeit) von ihm zu hören.
Amerikas Versprechen und die Zukunft
Wie viele andere auch warnt MSNBC-Host Rachel Maddow vor den Folgen der Wahl. Was für die Zukunft der Demokratie in den USA nötig ist, hat sie in einem Kommentar zur Wahl zusammengefasst (sehr interessanter Beitrag in Englisch):
*) Die ganz normale Gesundheitsversorgung zum Beispiel bei Bauchhöhlen-Schwangerschaften oder Fehlgeburten (eine so genannte Ausschabung) gilt in den USA rechtlich als „Abtreibung“. Hier wird in Staaten mit Abreibungsverbot erst behandelt, wenn die Ärzte der Meinung sind, die werdende Mutter stirbt. Viele Schwangere überleben das nicht oder sind nach einem viel zu späten Eingriff in einem anderen Staat dann unfruchtbar, weil die Fortpflanzungsorgane dauerhaft geschädigt sind. Auch nicht lebensfähige Föten müssen jetzt in vielen Bundesstaaten ausgetragen werden, wo Eltern ihre Neugeborenen dann kurz nach der Geburt elendiglich verrecken sehen.
© 2024 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Lawrence Jackson (1), Screenshots (MSNBC/Youtube, Twitter), Facebook
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