Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage 2015 für Engagement in der Flüchtlingshilfe

Preisträgerinnen sind Stimme und Gesicht der Schutzsuchenden: Regina Scheurer und Cornelia Spitzlei
Von Petra Grünendahl

Werden geehrt für ihr beispielhaftes Engagement in der Flüchtlingshilfe in Duisburg (v.l.): Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg). Foto: Petra Grünendahl.

Werden geehrt für ihr beispielhaftes Engagement in der Flüchtlingshilfe in Duisburg (v.l.): Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg). Foto: Petra Grünendahl.

„Als man mich 1989 im Vorstellungsgespräch fragte, warum ich bei der Diakonie anfangen wollte, habe ich gesagt, dass ich mich für politisch Verfolgte und bedrohte Menschen einsetzen wolle“, erzählte Scheurer. Sie blickt ebenso wie ihre Co-Preisträgerin Cornelia Spitzlei auf über 25 Jahre in der Hilfe für Flüchtlinge und Asylsuchende zurück. „Mit der faktischen Abschaffung des Asylrechts 1993 ist unsere Arbeit schwieriger geworden“, sagte Preisträgerin Regina Scheurer in ihrer Dankesrede. „Seitdem ist es ein Problem, Verfolgten einen Aufenthaltstitel zu besorgen.“ Asyl bekommt laut Grundgesetz nur gewährt, wer mit dem Flugzeug aus seinem Heimatland nach Deutschland einreist. Andere Schutzsuchende werden bestenfalls geduldet. Dennoch versuchen die beiden Preisträgerinnen, in jedem Einzelfall pragmatisch das Machbare für Schutzsuchende herauszuholen.

Oberbürgermeister Sören Link, Angelika Wagner (Vorsitzende DGB Niederrhein), Pfarrer Armin Schneider (Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage), Preisträgerin Regina Scheurer, Rainer Bischoff MdL, Preisträgerin Cornelia Spitzlei, Laudator Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland). Foto: Petra Grünendahl.

Oberbürgermeister Sören Link, Angelika Wagner (Vorsitzende DGB Niederrhein), Pfarrer Armin Schneider (Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage), Preisträgerin Regina Scheurer, Rainer Bischoff MdL, Preisträgerin Cornelia Spitzlei, Laudator Manfred Rekowski (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland). Foto: Petra Grünendahl.

Zum 14. Mal verlieh das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage den „Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage“ im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde im Innenhafen. „Die Probleme im Vorfeld der Einrichtung eines Landesasyls im ehemaligen St.-Barbara-Hospital in Neumühl haben uns veranlasst, in diesem Jahr jemanden zu ehren, der sich langjährig für Flüchtlinge und Asylbewerber einsetzt“, erklärte Angelika Wagner, DGB-Vorsitzende in Duisburg und Geschäftsführerin des Bündnisses. „Dass viele Vorschläge eingereicht wurden, heißt zwar, dass wir viele aussortieren mussten. Aber es zeigt auch, dass wir viele engagierte Menschen in Duisburg haben.“ Diese Ehrung sei stellvertretend für alle, die sich hier engagieren, so Laudator Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg, links) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg, rechts). Im Hintergrund: Armin Schneider und Angelika Wagner. Foto: Petra Grünendahl.

Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg, links) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg, rechts). Im Hintergrund: Armin Schneider und Angelika Wagner. Foto: Petra Grünendahl.

Beide Preisträgerinnen sind seit über 25 Jahren in der Flüchtlingshilfe tätig: die eine beim Diakonischen Werk Duisburg, die andere beim Deutschen Roten Kreuz – und beide über ein berufliches Maß weit hinaus: „Sie sind Stimme und Gesicht als Anwältinnen für Schutzsuchende“, so Wagner. „Sie kümmern sich in beispielhafter Weise um Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt und ausgegrenzt wurden.“ Sie kümmern sich im Team mit eigenen Mitarbeitern und Ansprechpartnern zum Beispiel beim kommunalen Einrichtungen darum, dass Flüchtlinge die Hilfe bekommen, die sie brauchen und ihre rechtlichen, sozialen und medizinischen Bedürfnisse erfüllt werden. Wer aus Kriegsgebieten kommt, ist häufig traumatisiert. Es gibt Ansprechpartner bei unterschiedlichsten Stellen, die für Flüchtlinge zuständig sind. Hier helfen Scheurer und Spitzlei mit Fachkenntnissen, aber auch Empathie und Einfühlungsvermögen, in einer Bürokratie, die wenig Rücksicht darauf nimmt, ob Hilfesuchende beispielsweise der Landessprache mächtig sein.

Verdrängen und Vergessen löst Probleme nicht

Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg, links) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg, rechts). Foto: Petra Grünendahl.

Die Preisträgerinnen Cornelia Spitzlei (Deutsches Rotes Kreuz Duisburg, links) und Regina Scheurer (Diakonischen Werk Duisburg, rechts). Foto: Petra Grünendahl.

„Wer gegen Menschen hetzt, Schutzlose verfolgt und ausgrenzt, verteidigt nicht das christliche Abendland“, bezog Laudator Rekowski wie andere Redner auch Stellung gegen Hetze und Fremdenfeindlichkeit. „Es ist gut, dass wir gleich am Anfang hier in Duisburg ein Zeichen gesetzt haben“, so Sören Link zur Demonstration auf dem König-Heinrich-Platz in der letzten Woche. „Wir sind dafür verantwortlich, dass es nicht wieder passiert! Das Gefährliche am Wolf im Schafspelz ist nicht der Wolf: Wir müssen ihm den Schafspelz runterreißen und dem Wolf entgegentreten“, forderte der Oberbürgermeister. Willkommenskultur lebe von Menschen, die sich engagieren, so Rekowski. „Wir müssen uns gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Ausgrenzung wehren“, erklärte Pfarrer Armin Schneider, Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage, das ein solches Engagement mit diesem Preis ehrt.

Gute Tradition an einem Tag des Gedenkens

Die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller gaben der Veranstaltung einen angemessenen und würdigen Rahmen. Foto: Petra Grünendahl.

Die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller gaben der Veranstaltung einen angemessenen und würdigen Rahmen. Foto: Petra Grünendahl.

Der „Preis für Toleranz und Zivilcourage“ wird jährlich am Holocaust-Gedenktag (Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945) verliehen. Traditionell findet diese Preisverleihung bei der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen im Innenhafen statt. Ebenfalls Tradition hat mittlerweile die Gestaltung des musikalischen Rahmenprogramms durch die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller. Musikalisch anspruchsvoll und vielfältig gaben sie der Veranstaltung eine würdigen Rahmen.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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