Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve

Gute Konjunkturlage, aber Infrastrukturprobleme schaden dem Standort
Von Petra Grünendahl

Infrastrukturprobleme: Marode Brücken im Raum Duisburg. Grafik: Niederrheinische IHK.

Infrastrukturprobleme: Marode Brücken im Raum Duisburg. Grafik: Niederrheinische IHK.

„Auch wenn die wirtschaftliche Lage in der Region im Moment gut bewertet wird, so drücken uns Unternehmer doch Sorgen, was die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes angeht“, erklärte Burkhard Landers, Unternehmer aus Wesel und Präsident der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve. Die A40-Rheinbrücke ist ein Nadelöhr, das bis zur Fertigstellung einer neuen Brücke die Wirtschaft mindestens zehn Jahre ausbremsen dürfte: „Pro Woche entsteht durch die Sperrung für Lkw pro Fahrtrichtung ein volkswirtschaftlicher Schaden von 3,5 Mio. Euro“, präsentierte Landers das Ergebnis von IHK-Berechnungen. Mehrkosten entstehen durch längere Wege nicht nur für Sprit, sondern auch für Lkw-Maut. Vom Zeitverlust mal ganz zu schweigen. Betroffen ist der Güterverkehr vom Niederrhein, von Holland oder Belgien ins Ruhrgebiet. Bis ein Neubau steht, wird die alte Brücke immer wieder wegen Reparaturarbeiten nur eingeschränkt nutzbar sein – mit entsprechendem Schaden für den Wirtschaftsstandort. Der Neubau müsse ebenso konsequent vorangetrieben werden wie der Erhalt von Infrastruktur, auf die die Region als Logistikstandort angewiesen sein, so Landers.

Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve (v.l.): IHK-Pressesprecher Alfred Kilian, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und IHK-Präsident Burkhard Landers. Foto: Petra Grünendahl.

Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve (v.l.): IHK-Pressesprecher Alfred Kilian, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und IHK-Präsident Burkhard Landers. Foto: Petra Grünendahl.

Zusammen mit dem Geschäftsbericht „Profile“ stellte die Niederrheinische IHK zu Duisburg auch ihre Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2015 vor. Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger präsentierte die Ergebnisse im Detail. Die Lage gilt als gleichbleibend gut, der Konjunkturklimaindex ist sogar leicht von 110 auf 115 gestiegen: Der niedrige Ölpreis, der schwache Euro und historisch niedrige Zinsen befeuern Konjunktur und Zukunftserwartungen. Insbesondere Exportaussichten sind aber getrübt von der ungewissen Situation Griechenlands, der Ukrainekrise und den damit verbundenen Sanktionen gegen Russland sowie einem Exporteinbruch in China im ersten Quartal. Angaben von über 300 Unternehmen aller Branchen mit rund 50.000 Beschäftigten waren in die Umfrage-Ergebnisse eingeflossen. Neben der maroden Infrastruktur sind es aber auch die hohen Preise für Industriestrom, der den Betrieben der Region in einem internationalen Wettbewerbsumfeld zu schaffen macht. Der industrielle Energieverbrauch im Niederrheinischen Kammerbezirk beträgt 29 Prozent des Verbrauchs im ganzen Land NRW, was unterstreicht, wie energieintensiv manche der hiesigen Industriezweige sind.

Stahlstandort Duisburg durch Investitionen gestärkt

Autobahnschild als Teil einer Image-Kampagne für die Region. Foto: Petra Grünendahl.

Autobahnschild als Teil einer Image-Kampagne für die Region. Foto: Petra Grünendahl.

„Auch wenn in Europa in der Stahlproduktion Überkapazitäten bestehen, so sind wir doch am Standort Duisburg gut aufgestellt“, bilanzierte Stefan Dietzfelbinger. Alle Stahlproduzenten vor Ort – ThyssenKrupp Steel Europe, HKM und Arcelor Mittal – haben in den letzten Jahren Millionen von Euro in ihre Anlagen und deren Modernisierung investiert und ihre Geschäft für die Zukunft in Position gebracht. Das spreche eine deutliche Sprache gegen die Aufgabe des Standortes, so Dietzfelbinger. Als Stahlstandort hat Duisburg mit seinen hochmodernen Anlagen auf jeden Fall gute Karten.

Initiative „Heimat Shoppen“ – Innenstädte stärken

Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve (v.l.): IHK-Pressesprecher Alfred Kilian, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und IHK-Präsident Burkhard Landers. Foto: Petra Grünendahl.

Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK Duisburg – Wesel – Kleve (v.l.): IHK-Pressesprecher Alfred Kilian, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und IHK-Präsident Burkhard Landers. Foto: Petra Grünendahl.

„Wer attraktive Innenstädte haben will, muss dort den Handel und die Gastronomie stärken“, begründete Hauptgeschäftsführer Dietzfelbinger die Initiative der Niederrheinischen IHK, Werbegemeinschaften und Händlerorganisationen in den Innenstädten des Einzugsgebiets mit einer Werbeplattform zu unterstützen. Zwei Aktionstage sind vorgesehen, am 11. und 12. September, an denen Händler gezielt bei ihren Kunden für den Standort werben sollen. „Wir bieten nur die Plattform, jetzt müssen die Händler und Werbegemeinschaften aktiv werden“, erklärte Michael Rüscher, IHK-Geschäftsführer für den Bereich Handel, Dienstleistungen, Mittelstand, Außenwirtschaft. Die Innenstädte gefährden nicht nur der Online-Handel, sondern auch Ansiedlungen von Shopping-Centern an der Peripherie, Möbelhäuser mit großen „innenstadtrelevanten“ Randsortimenten sowie geplante Factory Outlet Center (FOC), die alle Kaufkraft aus den bestehenden Zentren abziehen. Das erschwert Neuansiedlungen und die Beseitigung von Leerständen. Gerade gewachsene Innenstädte gelte es zu erhalten und zu stärken, so Dietzfelbinger. Die beiden Aktionstage unter der Dachmarke „Heimat shoppen“ können aber nur ein Anfang sein, den der Handel vor Ort dann kontinuierlich mit eigenen Aktionen mit Leben füllen muss.

© 2015 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
Infografik: Niederrheinische IHK

Dieser Beitrag wurde unter Duisburg, Wirtschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen