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Loveparade-Gedenkstätte: „Wir wollen den Dialog!“

Alter Güterbahnhof, provisorische Gedenkstätte am unteren Ende der Rampe zur Karl-Lehr-Straße, Foto: Petra Grünendahl

Alter Güterbahnhof, provisorische Gedenkstätte am unteren Ende der Rampe zur Karl-Lehr-Straße, Foto: Petra Grünendahl

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Loveparade Selbsthilfe erläuterte Wünsche der Betroffenen

“Wir hatten am Samstag, nach den gescheiterten Gesprächen, mit der Stadt vereinbart, die Ergebnisse gemeinsam zu kommunizieren“, erklärte Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins Loveparade Selbsthilfe, im Pressegespräch, dass er zusammen mit Lothar Evers für den Arbeitskreis Gedenken führte. „Aber schon am Samstag war klar, dass die Stadt die Presse für Montag handverlesen eingeladen hatte“, ergänzte Evers.
Nachdem es keine gemeinsame Kommunikation der Gesprächsergebnisse gegeben hatte, aber alle anderen Beteiligten bereits ihre Sicht der Dinge kommuniziert hatten, sah sich auch Loveparade Selbsthilfe in der Pflicht, ihre Standpunkte deutlich zu machen. „Der Rat hat in seinem Bebauungsplan-Beschluss (B-Plan) vom 4. Juli einen Dialog gefordert, aber der hat noch nicht stattgefunden“, so Evers. „Wir wollen den Dialog fortsetzen, einen Konsens finden“, bekräftigte Hagemann.

Geplatzt waren die Gespräche am vergangenen Samstag schon nach den Eingangsstatements von Klaus-Peter Mogendorf (Vater eines Verstorbenen), Jörn Teich (Opfer) und Lothar Evers. Nach wenigen eigenen Worten verließ Krieger den Verhandlungsort, ohne auf die Wünsche aus den drei Statements einzugehen. Beleidigende Äußerungen gegen Krieger stritten Evers und Hagemann unisono ab. Es sei aber auch zu keinem Dialog gekommen, den sie nach wie vor fordern.

Zwei Punkte sind für den Bauantrag von Krieger für die Betroffenen noch nicht einvernehmlich geklärt: das Stellwerkhäuschen, dessen Verbleib manche Betroffene fordern, sowie die Breite der Gedenkstätte am unteren Rand (also zur Straße hin). „Als noch ein unterirdischer Gedenkraum zur Debatte stand, da waren dort acht Meter vorgesehen. Und jetzt sollen nur noch sieben Meter möglich sein?“ Verschiedene Änderungen der Baupläne hatte es seitdem gegeben, die Wünsche der Betroffenen berücksichtigten. Dann kam die Verabschiedung des B-Plans am 4. Juli: 650 Quadratmeter Gedenkstätte, eingezeichnet auf dem Plan waren zudem zehn Meter Breite am südlichen Ende. Seit dem Beschluss hatte es dann aber keine direkten Gespräche mehr zwischen Krieger bzw. seiner Firma Kriegerbau und den Betroffenen gegeben. Der im Ratsbeschluss geforderte Dialog blieb aus. Die abgebrochenen Gespräche vom Samstag sehen die Betroffenen aber dennoch nicht als Ende aller Gespräche: „Wir hoffen weiter auf einen Kompromiss mit dem Investor, sonst wären wir nicht hier“, betonten Hagemann und Evers. „Wir suchen den direkten Kontakt zu Kurt Krieger und Sören Link, um einen Konsens zu finden.“

Die Grünfläche hat unten eine Tiefe von vier Metern. Die rote Mappe auf dem Boden liegt bei sieben Metern, Jürgen Hagemann steht bei zehn Metern Breite am unteren Ende der Rampe.

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Demonstration des „Raumes“ an der Rampe
Die zehn Meter, die für das untere Ende gewünscht werden, müssten ja nicht komplett nach oben (zum Himmel) offen sein: „Den Radweg oben könnte man auf einer zweiten Ebene anlegen. Die sechs Meter Wandhöhe geben das her, ohne dass Menschen hier unten die Decke auf den Kopf fällt“, erklärte Evers bei der Begutachtung der Rampe. Hagemann demonstrierte derweil den Unterschied, der auch ohne Wände deutlich wird: Zehn Meter wirken deutlich luftiger. Die Relation von Höhe und Breite ist mit Wandhöhe 6 Meter mal 10 Meter stimmiger als mit 6 mal 7 Metern! Zumal die heute offene Fläche über der Straße wegfällt, was dann nicht nur von Ost und West, sondern auch vom Süden lange Schatten auf die Gedenkstätte wirft.
Bislang kommen Besucher der Gedenkstätte von unten, aus der Unterführung, auf die Rampe. Zukünftig soll der Zugang von oben, vom Gelände erfolgen. Was sich von unten, mit der Verbreiterung nach oben hin, großzügig anhört, ist von oben gesehen, hinunter in einen sich verengenden Raum, schon für normale Menschen „ungemütlich“. Wie müssen sich dann erst Traumatisierte fühlen, wenn sie in die Verengung kommen. Die Argumentation der Betroffenen-Vertreter ist leicht nachzuvollziehen.

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Ein Kostenargument für den Radweg auf einer zweiten, oberen Ebene lässt Lothar Evers auch nicht gelten: „Es kostet Millionen, die offenen Stellen der Karl-Lehr-Straße einschließlich Bürgersteige zu überdeckeln.“ Zur Gedenkstätte hin lässt dort nach der Überdeckelung von Straße und Bürgersteig lediglich das Stück der Gedenkstätte Licht in den Tunnel (die Unterführung): zur Tunnelwand hin ein 1,70 Meter breites Glaselement, daneben steht eine Stützmauer von 1,30 Meter Breite und dann kommt der offene Zugang zur Gedenkstätte von der Karl-Lehr-Straße mit einer Breite von 4 Metern (7 Meter wären der Wunsch der Betroffenen). Wenn man weiß, dass schon heute auch manch ein Autofahrer (!) nur ungern durch die Unterführung fährt: Das wird nicht besser, wenn noch mehr „natürliche Lichtblicke“ verschwinden.

Evers kritisiert B-Plan als „zu unkonkret“
Auf dem B-Plan, den der Stadtrat am 4. Juli abgesegnet hatte, sind zehn Meter eingezeichnet als Breite für die Gedenkstätte. Diese zehn Meter sind aber nirgends beziffert, lediglich die 650 Quadratmeter Gesamtfläche. „Der B-Plan ist zu unpräzise!“ Die Menschen, die sich bei Loveparade Selbsthilfe engagiert haben, fühlen sich über den Tisch gezogen. Manch einer derer, die aus dem Ausland angereist waren, wollen nie wieder nach Duisburg oder sogar nach Deutschland kommen, so sehr habe sie das Scheitern der Gespräche getroffen, erzählte Hagemann.

Dass das Stellwerkhäuschen oben auf dem Gelände nicht zu erhalten ist, ist mittlerweile akzeptiert. Eine Landmarkt (Stele) anstelle des Stellwerkhäuschens war der Loveparade Selbsthilfe noch Ende Juni in Gesprächen mit Dr. Peter Greulich zugesichert worden. Die fehlte dann aber schon auf dem B-Plan. „Die hat aber jetzt keine Priorität, obwohl sie als markante Stelle vielen Betroffenen wichtig ist“, sagte Hagemann. „Die könnte man später nachträglich an der Seitenwand der Rampe installieren. Für die Finanzierung hätten wir Sponsoren.“ Priorität hat die Breite des Gedenkortes am unteren Ende der Rampe: „Was hier zugeschüttet wird, ist verloren. Hier müssen wir jetzt über ausreichend Platz reden!“

Interessengruppen torpedieren weitere Gespräche
Problematisch für berechtigte Anliegen der Loveparade Selbsthilfe e. V. ist die Tatsache, dass hier in Duisburg dubiose Interessengruppen, die bei der Gestaltung der Gedenkstätte mitmischen wollen, Kurt Krieger auf ihren Internet-Plattformen ganz massiv und unter der Gürtellinie angreifen. Damit schaden sie dem Verein Loveparade Selbsthilfe, der wirklich die Interessen von Betroffenen vertritt. Es ist nicht zu erwarten, dass Kurt Krieger von Berlin aus die Personen – schon gar nicht die, die ihn angreifen – den Interessengruppen zuordnen kann. Und gefallen lassen wird er sich diese Angriffe auch nicht. Hier wären klare Worte und eine deutliche Distanzierung der Loveparade Selbsthilfe e. V. von jenen Interessengruppen nötig, wenn man mit Krieger noch ernsthafte Gespräche führen will. Diese Möglichkeit ist leider in dem Pressegespräch vertan worden!

© 2012 Petra Grünendahl (Text und Fotos, soweit keine Luftaufnahmen), Luftaufnahmen: Hans Blossey, Montage: Loveparade Selbsthilfe

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