Videoarbeit der finnischen Künstlerin erstmals auf monumentaler LED-Wand: Neuer Hingucker im Kantpark
Als „Horizonale“ präsentiert Eija-Liisa Ahtila (* 1959) eine Fichte ihre Videoinstallation. Im Original ist sie gute 45 Meter hoch. Mit Hilfe eines Hubwagens hat Ahtila sechs Videosequenzen gedreht, die in verschiedenen Höhen die Bewegungen der Fichte eingefangen haben. Diese Videosequenzen hat die Finnin in einen einzigen Film zusammengeschnitten, der die Fichte in ihrer Gesamtheit abbildet: in ihrem Umfeld inklusive einer Tonspur mit zwitschernden Vögeln. Der Beobachter meint fast, auch ein Rascheln der Zweige zu hören. Die sechs Videosequenzen wurden nicht gleichzeitig gedreht, sondern mit einer Kamera nacheinander von einem jeweils höheren Standpunkt: Daraus entstehen spannende Brüche auf der Leinwand, die Fragmentierung ist gewollt. Der Betrachter ist nah dran und sieht den Baum als Ganzes, aber ohne die perspektivische Verzerrung, die ein Standpunkt am Boden bietet. Im Rahmen der Ausstellungsserie „Sculpture 21st“, die das Lehmbruck Museum anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums im monatlichen Wechsel präsentiert, eröffnet Samstag, am 11. Oktober, das filmische Portrait einer Fichte. In Duisburg wird dieses Werk nun erstmals auf einer LED-Wand gezeigt. Die gut 50 Quadratmeter große Wand (3,8 x 12 Meter) mit insgesamt 408.960 LEDs in 60 Modulen wiegt mit Trägerkonstruktion und Lautsprechern gute 3 Tonnen: Technologie als Gestaltungsmittel der Skulptur. Das Werk ist nicht statisch: es bewegt sich kontinuierlich. Der Wind spielt mit den Zweigen, der Baum wiegt sich. Ein kleines Kind oben links auf der Leinwand macht dem Betrachter die Dimensionen der Darstellung deutlich.Die sich in den Kantpark durch die riesige Glasfront öffnende Nordhalle ist prädestiniert für ein solches Werk: Von der Rotbuche im Kantpark hat man den besten Blick auf das monumentale Portrait. Nur von hier aus erfasst man auf einen Blick „das Ganze“. Die räumliche Annäherung offenbart mehr und mehr die Details der Arbeit. Wer sich in die Glashalle begibt, erfährt die dritte Dimension der Installation: die Akustik. Dort sind die Bewegungen der Fichte zu erkennen, die Fragmente der Videosequenzen. Hier erfasst man dann auch den Baum als Größendimension, auch wenn die 12 Meter breite Wand immer noch erheblich kleiner ist, als der originale Baum, der mit seinen knapp 45 Meter Höhe irgendwo in Finnland seht. Wer ganz dicht an die Projektionswand herantritt, kann die vielen roten, grünen und blauen LEDs im Detail ebenso erkennen wie die Übergänge der gestapelten LED-Module. Hier ist das Bild dann vollständig in der Technik aufgegangen. Mit der Entfernung vom Objekt kommt dann wieder die Darstellung der Fichte zum Vorschein. Eine faszinierende Verbindung von Natur und Technik.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Weitere Informationen gibt es unter tickets@lehmbruckmuseum.de, Telefon 0203 / 283-2195 oder auf www.lehmbruckmuseum.de.
(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70%), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug. Kostenfreie Angebote können bei der Kulturloge Ruhr angefragt werden. Das Duisburger Büro der Kulturloge Ruhr ist bei der Bürgerstiftung Duisburg angesiedelt.
© 2014 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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