Oper am Rhein: Furiose Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Un ballo in maschera“ begeisterte im Theater Duisburg

Maskenball: Das Spiel der Leidenschaften
um Freund und Feind

Von Petra Grünendahl

Renato Anckarström (Boris Statsenko) beschuldigt seine Frau Amelia (Barbara Haveman) der Untreue. Foto: Matthias Jung.

Renato Anckarström (Boris Statsenko) beschuldigt seine Frau Amelia (Barbara Haveman) der Untreue. Foto: Matthias Jung.

Die Wahrsagerin Ulrica (Ramona Zaharia) sagt König Gustavo (Najmiddin Mavlyanov) den baldigen Tod voraus, von der Hand dessen, der ihm als nächstes die Hand schüttelt. Als dies sein treuester Freund Renato Anckarström (Sebastian Catana) ist, sieht der König Ulrica als Schwindlerin enttarnt. Gustavo stellt allerdings, von Renato unbemerkt, dessen Frau Amelia (Barbara Haveman) nach. Amelia wehrt seine Nachstellungen jedoch ab, obwohl auch sie den König liebt. Renato ist unterdessen Verschwörern auf der Spur, die den König ermorden wollen, und ahnt nicht. Als Renato den vermeintlichen Betrug entdeckt, sinnt er auf Rache und schließt sich den Verschwörern an. Auf dem Maskenball im Schloss erfüllt sich das Schicksal. Zu spät erkennt Renato die Unschuld seiner Frau.

Amelia (Barbara Haveman) mit Gustavo (Zoran Todorovich) auf dem Maskenball. Foto: Matthias Jung.

Amelia (Barbara Haveman) mit Gustavo (Zoran Todorovich) auf dem Maskenball. Foto: Matthias Jung.

Der „Maskenball“ (Un ballo in maschera) von Giuseppe Verdi (1813 – 1901) vereint Komödie und Drama in drei Akten. Das Libretto stammt von Antonio Somma, dem „Hausschreiber“ der neapolitanischen Oper, wo das Stück eigentlich hätte uraufgeführt werden sollen. Die Uraufführung fand dann allerdings 1859 im Teatro Apollo in Rom statt. Die Oper basiert auf Eugène Scribes Drama „Gustav III. ou le bal masqué“. Die Inszenierung des norwegischen Regisseurs Stein Winge, die an der Rheinoper gespielt wird, orientiert sich an der Urfassung von Verdis Oper, die in Stockholm 1792 spielt. Die Zensur hatte – in Neapel wie in Rom – eine Verlegung des Handlungsortes gefordert: nach Boston, Massachusetts. Gesungen wird in italienischer Sprache, deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung. Im Theater Duisburg wurde der Klassiker kurz vor Abschluss der Spielzeit nun vor einem restlos begeisterten Publikum wieder aufgeführt. Der Opernabend dauert zweieindreiviertel Stunden (inklusive einer Pause).

König Gustavo (r., Zoran Todorovich) und sein Diener Oscar (l., Heidi Elisabeth Meier), Herrenchor. Foto: Matthias Jung.

König Gustavo (r., Zoran Todorovich) und sein Diener Oscar (l., Heidi Elisabeth Meier), Herrenchor. Foto: Matthias Jung.

Renato Anckarström (Boris Statsenko) versucht von Gustavos Diener Oscar (Heidi Elisabeth Meier) zu erfahren, welches Kostüm der König trägt. Foto: Matthias Jung.

Renato Anckarström (Boris Statsenko) versucht von Gustavos Diener Oscar (Heidi Elisabeth Meier) zu erfahren, welches Kostüm der König trägt. Foto: Matthias Jung.

Großartig agierende Solisten spielen nicht nur: sie leben das Stück, atmen Leidenschaft, Komik und Tragik. Sie ernteten immer wieder Szenenapplaus für ihre brillante Vorstellung. Der Wechsel von Komik und Tragik kennzeichnet das Stück, das für Verdi in Schritt in die Zukunft der Oper war. Entsprechend wechseln sich fröhliche und dramatische Musikstücke ab. Neben den prächtigen Soli oder Duetten – fantastisch das Liebesduett von Gustavo und Amelia im zweiten Akt – glänzt Verdis Oper auch mit großartigen Chorszenen, die Chor und Extrachor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Christoph Kurig meisterhaft intonierten. Brillant agierte auch Elena Sancho Pereg in ihrer etwas doppeldeutigen Rolle als Königsdiener Oscar. Opern-Kapellmeister Lukas Beikircher dirigierte glänzend aufgelegte Duisburger Philharmoniker, die die Vielfalt von Verdis Komposition erklingen ließen. Das rundete einen hochklassigen Opernabend ab, den das Publikum zu Recht mit seinem begeisterten Schlussapplaus belohnte.

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Donnerstag | 18. Juni 2015 | 19:30 Uhr,
Sonntag | 21. Juni 2015 | 15:00 Uhr.

Renato Anckarström (Boris Statsenko) mit den Verschwörern Ribbing (Daniel Djambazian) und Horn (Günes Gürle), Herrenchor. Foto: Matthias Jung.

Renato Anckarström (Boris Statsenko) mit den Verschwörern Ribbing (Daniel Djambazian) und Horn (Günes Gürle), Herrenchor. Foto: Matthias Jung.

Ulrica (Renée Morloc) sagt die Zukunft und Gustavo den nahen Tod voraus. Der Damenchor im Hintergrund. Foto: Matthias Jung.

Ulrica (Renée Morloc) sagt die Zukunft und Gustavo den nahen Tod voraus. Der Damenchor im Hintergrund. Foto: Matthias Jung.

Karten gibt es im Opernshop, der sich zur Zeit im Theater Duisburg in der Kassenhalle befindet (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr), oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Theaterkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten wegen der Überlänge zwischen 18,10 und 62,80 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2015 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Matthias Jung, Köln / Deutsche Oper am Rhein

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