Neues Buch von der Zeitzeugenbörse Duisburg: Archivbilder Meiderich

Von ländlichen Anfängen bis zur Industrialisierung, die Meiderich wachsen ließ
Von Petra Grünendahl

Auch wenn Meiderich erst nach der Trennung von Ruhrort 1874 eine eigenständige Bürgermeisterei wurde und 1894 die Stadtrechte bekam, geht die Besiedlung von Meiderich bis vor das Jahr 874 zurück, als Meiderich erstmals in der Urkunde des Gerresheimer Klosters erwähnt wurde. Nur elf Jahre dauerte die Selbstständigkeit der Stadt Meiderich, die dann 1905 zusammen mit Ruhrort nach Duisburg eingemeindet wurde. Viele Jahrhunderte lang war Meiderich ländlich geprägt, auch wenn zum Beispiel der größte Teil der Ruhrorter Häfen auf Meidericher Gebiet lag. Verstärkte Ansiedlungen von Industriebetrieben seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließen Meiderich an Bedeutung und Einwohnern gewinnen.

Foto: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag.

Foto: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag.

Mit dem Buch „Duisburg-Meiderich“ aus der Reihe „Archivbilder“ legte die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. nun schon ihr zehntes Buch in Zusammenarbeit mit dem Erfurter Sutton Verlag vor. Das Autorenteam um Harald Molder hat die Bilder in neun Kapitel sortiert, um thematische Schwerpunkte setzen zu können. Von den „Bäuerlichen Anfängen“ und „Alten Ansichten“ arbeiteten sie sich über „Firmen und Geschäfte“ sowie „Hafen, Zechen und Industrie“ bis ins tägliche Leben – mit „Gaststätten und Kneipen“ sowie „Kirchen und Schulen“ oder „Einrichtungen und Institutionen“ – vor, um die Bilderschau mit Geselligkeit, „Vereinen und Vereinigungen“, Ereignissen und Begebenheiten aus dem Leben der Meidericher abzurunden.

Erste Kirche in Meiderich schon 874 urkundlich erwähnt
In Bild und Wort lassen die Autoren die Geschichte Meiderichs Revue passieren. Die heutige Evangelische Kirche beispielsweise, die wohl aus dem Jahr 1487 datiert, steht auf den Fundamenten der früheren Kirche, die Gegenstand der Urkunde von 874 ist. Eine katholische Kirche wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Zuwanderung von Arbeitern katholischen Glaubens aus Polen wieder begründet. St. Michael an der Von-der-Mark-Straße stammt aus diesem Jahrzehnt, das direkt nebenan erbaute St.-Elisabeth-Hospital wurde längst abgerissen. Einige einstmals bedeutende Gebäude wie das Haus Hagen, das Meidericher Rathaus, die Zeche Westend, Schloss Meiderich oder der Schlachthof sind mehr oder weniger lange Vergangenheit.

Ihre Geschichte ist hier aber festgehalten. Anblicke, die alte Meidericher noch kennen dürften, und jüngere Meidericher nur durch historische Bildbände erkunden können.
Historische Fotos spiegeln auch Alltag und Vereinsleben. So liegen die Wurzeln des heutigen MSV Duisburg e. V. in Meiderich. Lange Traditionen haben auch das Schützenwesen oder der Karneval: Schützenzug, Elferrat oder die Tanzgarde wurden schon vor vielen Jahrzehnten gerne im Bild festgehalten. Die Aufnahmen zeigen aber auch die Bedeutung der Fotografie in ihrer Frühzeit: Abgelichtet wurden Belegschaften oder Gästerunden von Gaststätten, Tante-Emma-Läden oder zum Beispiel Brauereien (drei Brauereien gab es um 1875 in Meiderich, verraten die Autoren) herausgeputzt oder sogar im Sonntagsstaat. Alles perfekt arrangiert, unbemerkt konnte der Fotograf sein Werk nicht verrichten: Wenn er mit dem großen Kasten kam, schmiss man sich in Schale. Der Aufwand war für beide Seiten groß, so dass die wenigen Fotos bleibende Werte waren. Schnappschüsse sind eine Erfindung der Neuzeit, als die Kameras handlicher wurden.

Zum neu Entdecken und Wiederentdecken
zzb_duisburg-meiderich_finalDas Buch „Duisburg-Meiderich“ ist wie alle Werke der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. im Erfurter Sutton Verlag erschienen. Auf 124 Seiten findet der Leser 160 bislang unveröffentlichte Abbildungen. Hochinformative Texte ordnen die Bilder ein und beschreiben die Ansichten und ihre Entwicklung bis heute. Die historischen Aufnahmen und Postkarten sind zum Teil über 100 Jahre alt, bis hin zum Kampf um die Eigenständigkeit und die Eingemeindung nach Duisburg. Abbildungen und Textinformationen stammen von Frank Bocek, Rainer Bongart, Harald Moder, Heinz Pischke und Reinhold Stausberg von der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. sowie von Bodo Gröters (Duisburg-Meidericher Schützenverein von 1895), Steffen Ranisch (MCV Meiderich von 1979) und Herbert Strahl. Zugriff hatten die Autoren auch auf die umfangreiche Sammlung, die Dr. Peter Cinka zu seinen Lebzeiten zur Meidericher Geschichte angelegt hatte. Das reich bebilderte Buch mit festem Einband ist in der Reihe „Archivbilder“ erschienen und kostet 19,99 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-95400-424-9).

Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.
Die Zeitzeugenbörse Duisburg wurde von Harald Molder ins Leben berufen. Unter seinem Vorsitz ist sie 2007 auch ins Vereinsregister der Stadt eingetragen worden. Seither vernetzen sich engagierte Heimatforscher, um Duisburger Stadtgeschichte auch in Ausstellungen, Vorträgen und Büchern erlebbar zu machen.

Zur vollständigen Liste der bisherigen Publikationen der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. im Sutton Verlag geht es hier im Menüpunkt „Bücher“.

© 2014 Petra Grünendahl
Fotos: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag

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