Loveparade-Gedenkstätte: „Wir wollen den Dialog!“

Loveparade Selbsthilfe erläuterte Wünsche der Betroffenen

“Wir hatten am Samstag, nach den gescheiterten Gesprächen, mit der Stadt vereinbart, die Ergebnisse gemeinsam zu kommunizieren“, erklärte Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins Loveparade Selbsthilfe, im Pressegespräch, dass er zusammen mit Lothar Evers für den Arbeitskreis Gedenken führte. „Aber schon am Samstag war klar, dass die Stadt die Presse für Montag handverlesen eingeladen hatte“, ergänzte Evers.
Nachdem es keine gemeinsame Kommunikation der Gesprächsergebnisse gegeben hatte, aber alle anderen Beteiligten bereits ihre Sicht der Dinge kommuniziert hatten, sah sich auch Loveparade Selbsthilfe in der Pflicht, ihre Standpunkte deutlich zu machen. „Der Rat hat in seinem Bebauungsplan-Beschluss (B-Plan) vom 4. Juli einen Dialog gefordert, aber der hat noch nicht stattgefunden“, so Evers. „Wir wollen den Dialog fortsetzen, einen Konsens finden“, bekräftigte Hagemann.

Geplatzt waren die Gespräche am vergangenen Samstag schon nach den Eingangsstatements von Klaus-Peter Mogendorf (Vater eines Verstorbenen), Jörn Teich (Opfer) und Lothar Evers. Nach wenigen eigenen Worten verließ Krieger den Verhandlungsort, ohne auf die Wünsche aus den drei Statements einzugehen. Beleidigende Äußerungen gegen Krieger stritten Evers und Hagemann unisono ab. Es sei aber auch zu keinem Dialog gekommen, den sie nach wie vor fordern.

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Zwei Punkte sind für den Bauantrag von Krieger für die Betroffenen noch nicht einvernehmlich geklärt: das Stellwerkhäuschen, dessen Verbleib manche Betroffene fordern, sowie die Breite der Gedenkstätte am unteren Rand (also zur Straße hin). „Als noch ein unterirdischer Gedenkraum zur Debatte stand, da waren dort acht Meter vorgesehen. Und jetzt sollen nur noch sieben Meter möglich sein?“ Verschiedene Änderungen der Baupläne hatte es seitdem gegeben, die Wünsche der Betroffenen berücksichtigten. Dann kam die Verabschiedung des B-Plans am 4. Juli: 650 Quadratmeter Gedenkstätte, eingezeichnet auf dem Plan waren zudem zehn Meter Breite am südlichen Ende. Seit dem Beschluss hatte es dann aber keine direkten Gespräche mehr zwischen Krieger bzw. seiner Firma Kriegerbau und den Betroffenen gegeben. Der im Ratsbeschluss geforderte Dialog blieb aus. Die abgebrochenen Gespräche vom Samstag sehen die Betroffenen aber dennoch nicht als Ende aller Gespräche: „Wir hoffen weiter auf einen Kompromiss mit dem Investor, sonst wären wir nicht hier“, betonten Hagemann und Evers. „Wir suchen den direkten Kontakt zu Kurt Krieger und Sören Link, um einen Konsens zu finden.“

Gedenkstätte für die Loveparade-Katastrophe

Die Grünfläche hat unten eine Tiefe von vier Metern. Die rote Mappe auf dem Boden liegt bei sieben Metern, Jürgen Hagemann steht bei zehn Metern Breite am unteren Ende der Rampe.

Demonstration des „Raumes“ an der Rampe
Die zehn Meter, die für das untere Ende gewünscht werden, müssten ja nicht komplett nach oben (zum Himmel) offen sein: „Den Radweg oben könnte man auf einer zweiten Ebene anlegen. Die sechs Meter Wandhöhe geben das her, ohne dass Menschen hier unten die Decke auf den Kopf fällt“, erklärte Evers bei der Begutachtung der Rampe. Hagemann demonstrierte derweil den Unterschied, der auch ohne Wände deutlich wird: Zehn Meter wirken deutlich luftiger. Die Relation von Höhe und Breite ist mit Wandhöhe 6 Meter mal 10 Meter stimmiger als mit 6 mal 7 Metern! Zumal die heute offene Fläche über der Straße wegfällt, was dann nicht nur von Ost und West, sondern auch vom Süden lange Schatten auf die Gedenkstätte wirft.
Bislang kommen Besucher der Gedenkstätte von unten, aus der Unterführung, auf die Rampe. Zukünftig soll der Zugang von oben, vom Gelände erfolgen. Was sich von unten, mit der Verbreiterung nach oben hin, großzügig anhört, ist von oben gesehen, hinunter in einen sich verengenden Raum, schon für normale Menschen „ungemütlich“. Wie müssen sich dann erst Traumatisierte fühlen, wenn sie in die Verengung kommen. Die Argumentation der Betroffenen-Vertreter ist leicht nachzuvollziehen.

Ein Kostenargument für den Radweg auf einer zweiten, oberen Ebene lässt Lothar Evers auch nicht gelten: „Es kostet Millionen, die offenen Stellen der Karl-Lehr-Straße einschließlich Bürgersteige zu überdeckeln.“ Zur Gedenkstätte hin lässt dort nach der Überdeckelung von Straße und Bürgersteig lediglich das Stück der Gedenkstätte Licht in den Tunnel (die Unterführung): zur Tunnelwand hin ein 1,70 Meter breites Glaselement, daneben steht eine Stützmauer von 1,30 Meter Breite und dann kommt der offene Zugang zur Gedenkstätte von der Karl-Lehr-Straße mit einer Breite von 4 Metern (7 Meter wären der Wunsch der Betroffenen). Wenn man weiß, dass schon heute auch manch ein Autofahrer (!) nur ungern durch die Unterführung fährt: Das wird nicht besser, wenn noch mehr „natürliche Lichtblicke“ verschwinden.

Evers kritisiert B-Plan als „zu unkonkret“
Auf dem B-Plan, den der Stadtrat am 4. Juli abgesegnet hatte, sind zehn Meter eingezeichnet als Breite für die Gedenkstätte. Diese zehn Meter sind aber nirgends beziffert, lediglich die 650 Quadratmeter Gesamtfläche. „Der B-Plan ist zu unpräzise!“ Die Menschen, die sich bei Loveparade Selbsthilfe engagiert haben, fühlen sich über den Tisch gezogen. Manch einer derer, die aus dem Ausland angereist waren, wollen nie wieder nach Duisburg oder sogar nach Deutschland kommen, so sehr habe sie das Scheitern der Gespräche getroffen, erzählte Hagemann.

Dass das Stellwerkhäuschen oben auf dem Gelände nicht zu erhalten ist, ist mittlerweile akzeptiert. Eine Landmarkt (Stele) anstelle des Stellwerkhäuschens war der Loveparade Selbsthilfe noch Ende Juni in Gesprächen mit Dr. Peter Greulich zugesichert worden. Die fehlte dann aber schon auf dem B-Plan. „Die hat aber jetzt keine Priorität, obwohl sie als markante Stelle vielen Betroffenen wichtig ist“, sagte Hagemann. „Die könnte man später nachträglich an der Seitenwand der Rampe installieren. Für die Finanzierung hätten wir Sponsoren.“ Priorität hat die Breite des Gedenkortes am unteren Ende der Rampe: „Was hier zugeschüttet wird, ist verloren. Hier müssen wir jetzt über ausreichend Platz reden!“

Interessengruppen torpedieren weitere Gespräche
Problematisch für berechtigte Anliegen der Loveparade Selbsthilfe e. V. ist die Tatsache, dass hier in Duisburg dubiose Interessengruppen, die bei der Gestaltung der Gedenkstätte mitmischen wollen, Kurt Krieger auf ihren Internet-Plattformen ganz massiv und unter der Gürtellinie angreifen. Damit schaden sie dem Verein Loveparade Selbsthilfe, der wirklich die Interessen von Betroffenen vertritt. Es ist nicht zu erwarten, dass Kurt Krieger von Berlin aus die Personen – schon gar nicht die, die ihn angreifen – den Interessengruppen zuordnen kann. Und gefallen lassen wird er sich diese Angriffe auch nicht. Hier wären klare Worte und eine deutliche Distanzierung der Loveparade Selbsthilfe e. V. von jenen Interessengruppen nötig, wenn man mit Krieger noch ernsthafte Gespräche führen will. Diese Möglichkeit ist leider in dem Pressegespräch vertan worden!

© 2012 Petra Grünendahl (Text und Fotos, soweit keine Luftaufnahmen), Luftaufnahmen: Hans Blossey, Montage: Loveparade Selbsthilfe

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7 Antworten zu Loveparade-Gedenkstätte: „Wir wollen den Dialog!“

  1. Jürgen Rohn sagt:

    Auch wenn ich mit dem jetzigen Entwurf von Kurt Krieger leben kann und weitere Abänderungen für nicht notwendig halte: Dieser Artikel beinhaltet sauber recherchiert und in guter Diktion den Sachverhalt.

  2. Ich muss einen Punkt in meinem Artikel oben korrigierten. Ich hatte Lothar Evers an der Stelle falsch verstanden. Danke, Lothar, für den Hinweis!

    Die handverlesene Einladung an die Presse wurde erst am Montag bekannt. Erst dann entschied sich Loveparade Selbsthilfe, selber zu einer Pressekonferenz einzuladen.

  3. Jürgen Rohn sagt:

    Ist das der Lothar, der einem Jason große Sachlichkeit bescheinigte? Einem Blogger, der einen Investor mit „Blutgeld“ und Bestechung verleumdete? Wenn Gespräche scheitern, dann eben wegen dieser „Sachlichkeit“!

  4. marioernst sagt:

    Ich bescheinige dem „Führer“ des Vereins Selbsthilfe eine ausgeprägte narzistische Ader.
    Ich zitiere Jörn und er hat damit gar nicht so unrecht:

    Sören hat Krieger in münchen gesagt 7 meter dann sind wir durch . er wurde unter falschen Voraussetzungen nach Duisburg eingeladen . einladen? lol damit hat die Stadt eh ihre Problem . auch wenn viele ihn sehr nett fanden denke ich ist die zeit da ihn in die hässliche Fratze zu schauen die er als ob hat . am 24.7.2012 hat er auch uns einen Loveparade beauftragten versprochen und wusste sogar ein namen ………. tja und gemerkt wo er ist nirgends. bei herr krieger macht er zusagen obwohl er betonnt gegen uns nur moderieren zu wollen . für mich steht fest er hat uns verarscht und mit seinen freundlichen auftreten geblendet . unter herr Sauerland und gräulich hatten wir immer die Möglichkeit von Hilfe an der Rampe . Sören interessiert es Nichtmals regelmäßig den müll abzuholen und hatte sogar nach den jahrestag dort das licht ausschalten lassen . es steht an den tag nicht den rat zu darüber zu urteilen . die einzigen die das genehmigen ist Thum ( der zukünftige Stadtdirektor ) und Sören. Aber was verlang man von einen jäger gesteuerten Soldaten namens Sören Link und da liegt die Betonung auf Link .

  5. Jürgen Rohn sagt:

    Irgendwann muss in Duisburg das unwürdige Feilschen bei der Lopa Gedenkstätte um jeden Meter aufhören. Ein Unternehmer muss nicht so hüpfen, wie selbsternannte Interessenvertreter gerne hätten. Machtspielchen sind unangebracht. Wir haben noch mehr rausgeholt, kommt her und lobt uns. Ist das etwa die Motivation eines Kleinkriegs mit Kurt Krieger?

    Es grenzt schon fast an Erpressung, über die Medien Druck ausüben zu wollen, wenn Verhandlungen ihr Ende finden. Überzeugen geht anders. Vielleicht könnten ja doch noch Gespräche geführt werden, wenn man sich von den Kräften distanziert, die von Bestechung schreiben und noch übleren Dingen. Stattdessen werden die, die so was in die Welt setzen, anerkannt wegen angeblich großer Sachlichkeit.

    Das kann und das wird nicht funktionieren, mehr rauszuschinden bei so viel galliger Unsachlichkeit. Genug ist genug. Lasst die Bagger ihre Arbeit tun, gebt grünes Licht im Rat für den Weg in die Zukunft. Anteilnahme ist überall, wo man sie zulässt. Mit dem Zollstock lässt sie sich nicht messen.

  6. rolf karling sagt:

    manchmal wäre schnauze halten von vorteil, besonders für rohn, den ahnungslosen!

  7. Jürgen Rohn sagt:

    Lieber Rolf Karling, welche Vorteile meinen Sie denn, wenn ich die „Schnauze“ halte? Hört dann der Terror gegen mich und meine Freundin Petra auf, ja? Werden dann die Verleumdungen gegen uns beendet? Herr Karling, auf dieses „Entgegenkommen“ bin ich nicht angewiesen. Einen Rohn kann man nicht kleinkriegen. Einen schönen Tag noch. Glück ab.

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