Engelbert Humperdincks Märchen-Oper Hänsel und Gretel

Inszenierung von 1969 erfreut auch heute noch Groß und Klein

Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald

So viele Kinder wie hier sieht man selten vor einer Opern-Aufführung. Neben vielen Kindern mit Eltern sind auch zwei fünfte Klassen von einem Bischöflichen Mädchengymnasium in Essen hergekommen. „Wir haben Hänsel und Gretel im Musikunterricht besprochen“, erzählte eine Lehrerin. „Als wir dann gefragt haben, wer mit nach Duisburg in die Oper will, waren fast alle begeistert dabei.“

Die Märchenoper Hänsel und Gretel ist DIE klassische „Einsteiger-Oper“ für die Opern-Freunde von morgen. Die Deutsche Oper am Rhein hat diese Inszenierung seit 1969 im Programm: Ein Dauerbrenner, die – wie alle Jahre wieder in der Vorweihnachtszeit – die Wiederaufnahme ins Programm feierte und ein altersgemischtes Publikum vom Vorschul- bis ins hohe Alter begeisterte. Dass die Hexe beim großen Applaus im Abspann auch mit den Buh-Rufen der jüngeren Zuschauer bedacht wurde, spricht für (und nicht gegen) die Qualität ihrer Präsentation ;-).

Die böse Hexe ist im Ofen verbrannt

Bei der Einführung im Opernfoyer (immer eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführung) gab Wilfried Schmerbach, Dramaturg der Deutschen Oper am Rhein, einen Überblick über das Leben des Komponisten Engelbert Humperdinck (1854 – 1921), das musikalische Leben zu seiner Zeit, die von Richard Wagner dominiert wurde, und die Entstehung des Stückes. Es war zuerst 1890 als Weihnachtsspiel entstanden, mit Kompositionen von Humperdinck und Texten seiner Schwester Adelheid Wette, und im Familienkreis aufgeführt worden. Nach seiner Ausarbeitung zur Oper wurde Hänsel und Gretel 1893 im Weimarer Hoftheater uraufgeführt. Wie sehr Humperdinck sein Stück für Kinder – und zunächst waren dies ja die eigenen bzw. die Kinder in seiner Familie – umgearbeitet hat, zeigt die Tatsache, dass seine „Mutter“ nicht die böse Stiefmutter aus Grimms’ Märchen ist, sondern eine, die ihre Kinder liebt und ihnen in den Wald folgt, als sie vom Erdbeeren sammeln nicht zurück kommen.

Die hervorragend aufgelegten Duisburger Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Ralf Lange glänzten ebenso mit ihrem Können die Akteure auf der Bühne – die Kinder der Ballettschule Ines Correia, der Düsseldorfer Mädchen- und Jungenchor und die die Solisten – „Hänsel“ Katarzyna Kuncio, „Gretel“ Romana Noack (beide „Kinder“ sind angelegt als Frauenrollen), „Mutter“ Renée Morloc, „Vater“ Oleg Bryjak, die „Hexe“ Florian Simson (Hexen waren zur Zeit der Entstehung des Stücks traditionell Männerrollen) sowie Aïsha Tümmler als Sandmännchen (für den Schlaf) und als Taumännchen (für das Erwachen).

Eine Sitznachbarin von mir ist selber mit der Oper aufgewachsen: „Meine Eltern haben schon seit Jahrzehnten ein Opern-Abo“, erzählte sie. „Meine Töchter (6 und 11) waren beide das erste Mal mit drei Jahren in der Oper: die Kleine im Ballett Schwanensee, die Große in der Zauberflöte.“ Heute sind ihr Patenkind (9) und die Freundin (11) der Tochter mit dabei: Beide zum ersten Mal – und beide mit leuchtenden Augen! Diese Begeisterung für Oper und Gesangstheater kann man in Kindern wecken: Im Elternhaus, wenn sie dort gelebt wird, oder von engagierten Lehrern in der Schule. Ein „Erstbesuch“ in jungen Jahren will gut vorbereitet sein, lohnt aber! Keinesfalls sollte man sein Kind nur um des „Erlebens der höheren Kultur“ ins Theater oder in die Oper schleppen. Übergestülpte Kulturbeflissenheit kann echte Begeisterung nicht ersetzen – oder schlimmstenfalls im Keim sogar ersticken!

Hänsel und Gretel ist in weiteren Aufführungen in Duisburg zu erleben am: 22., 25., 28. und 30. Dezember, Vorstellungsbeginn ist 18 Uhr (Sa, Fr) bzw. 18.30 Uhr (Di, So). Mit dem „Gestiefelten Kater“ (Wiederaufführung am 7. Dezember, weitere Termine sind der 10., 11., 17. und 27. Dezember, jeweils um 11 Uhr bzw. beim letzten Termin um 18 Uhr) und der „Prinzessin auf der Erbse“ (Premiere 12. Januar und 18 Uhr, weitere Termine sind der 15., 16. und 17. Januar, 4. und 6. Februar, jeweils um 11 Uhr) hat die Deutsche Oper am Rhein in Duisburg zwei weitere Stücke auf dem Programm, die gerade für die kleinen Einsteiger in die Welt der Oper interessant sein könnten. Die 11-Uhr-Vorstellungen bieten sich besonders an für Exkursionen in der Schule.

Karten gibt es im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 – 7 (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr) oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Tickets für Hänsel und Gretel (2-stündig) kosten zwischen 16,10 und 56,00 Euro, der „Gestiefelte Kater“ und die „Prinzessin auf der Erbe“ (beide ca. 1-stündig) kosten jeweils 18,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2012 Petra Grünendahl (Text),
Fotos: Frank Heller, Hergenrath (Belgien), für die Deutsche Oper am Rhein

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5 Antworten zu Engelbert Humperdincks Märchen-Oper Hänsel und Gretel

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